Fugger und der verschwenderische Herzog von Liegnitz

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Textdaten
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Autor: E. R.
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Titel: Fugger und der verschwenderische Herzog von Liegnitz
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 44, S. 731
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1884
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[731] Fugger und der verschwenderische Herzog von Liegnitz. Herzog Heinrich XI. von Liegnitz, der in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts lebte, war ein wunderlicher Herr. Nach seiner verunglückten polnischen Königsfahrt, die ihm 24,000 Thaler gekostet hatte, spielte Herzog Heinrich von Liegnitz einige Jahre die Rolle eines Krippenreiters im heiligen römischen Reiche. Er versuchte bei allen Reichsfürsten und Reichsstädten zu borgen und sich auf die thörichtste Weise Credit zu verschaffen, und glaubte damit zu imponiren, daß er allenthalben mit einem Dutzend Paukenschläger und Trompeter, die ihn begleiteten, seinen Einzug hielt. Gewöhnlich bekam er auch ein Geschenk, oft wurde er aber auch mit Versprechungen abgespeist. Bei diesem fahrenden Leben blieb der Herzog lustig und guter Dinge und ließ den Muth nicht sinken. „Es war Seiner Fürstlichen Gnaden und unser Thun nur dieses,“ schreibt sein Hofmarschall und Reisegenosse, der originelle Hans von Schweinichen, „daß wir spazieren gingen in die Kirchen, Zeug- und Provianthäuser, uns nach schönen Jungfrauen umsahen, soffen, spielten und guter Dinge waren.“ In Nürnberg wollte der Herzog, wie Schweinichen des Weiteren berichtet, vom Stadtrathe 4000 Gulden borgen, die ihm aber abgeschlagen wurden; man gab ihm jedoch 100 Gulden und einen Gaul zum Geschenke. Mit herbem Spotte behandelte ihn der reiche Fugger in Augsburg.

Er zeigte dem geldarmen Fürsten aus grausamer Eitelkeit seine zahlreichen Kleinodien, einen Schatz, den er selbst auf eine Million taxirte, schloß einen Kasten auf, worin 200,000 Gulden lagen, führte ihn auf ein Thürmlein, welches von der Spitze an bis auf die Hälfte herunter mit lauter guten Thalern gedeckt war, und spannte dadurch Heinrich’s Verlangen nach Geld auf’s Höchste. Aber als der Herzog den freundlichen Geldmann um ein Darlehn von 4000 Thalern ansprach, wurde ihm seine Bitte höflich abgelehnt. Einen Tag später erbarmte sich Fugger Heinrich’s jedoch und schenkte ihm 200 Kronen, einen Becher und ein Roß mit einer schwarzen Sammetdecke. Darauf ersuchte Heinrich den Magistrat von Augsburg um ein Darlehn von 4000 Thalern, erhielt von diesem aber nur 1000 Gulden und ein Pferd. Da dies Geschenk indessen zur Bezahlung seiner in Augsburg gemachten Schulden nicht auslangte, versetzte der fahrende Herzog sein silbernes Tafelservice für 800 Thaler und gab dafür den Vornehmsten der Stadt einen Abschiedsschmaus. In Köln, wo er mit zehn blasenden Trompetern einzog, ließ der Gastwirth Beschlag auf seine Habe legen, während Heinrich den großen Gedanken faßte, die Königin Elisabeth von England zu heirathen und Hans von Schweinichen nach London zu senden, wogegen sich letzterer jedoch energisch wehrte. E. R.