Geschichte von Kloster Heilsbronn/Der 17. Abt Friedrich von Hirschlach

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Der 17. Abt Friedrich von Hirschlach[1] (1345–50)

regierte fünf Jahre lang, von 1345 bis 22. August 1350. Er war, wie bereits oben bemerkt wurde, zuverlässig der Sohn bäuerlicher, nicht adeliger Eltern in Hirschlach. Vor seiner Erwählung zum Abt war er Prior. Die bei seiner Elektion und Benediktion erwachsenen Kosten sind in der Mönchsrechnung verausgabt. Während seiner Regierung starb der Kaiser Ludwig der Bayer, und zwar am 10. Oktober 1347, nachdem er zwei Monate zuvor vom Burggrafen Albrecht dem Schönen nach Heilsbronn geführt worden war. Unser Abt verlor durch den Tod Ludwigs einen großen Gönner; allein Ludwigs Gegner und Nachfolger, Karl IV., war ihm nicht minder gewogen. Ludwig starb im Oktober, und schon in den ersten Novembertagen kam Karl nach Heilsbronn. Während seiner Anwesenheit daselbst bat ihn, seinen [120] Schirmherrn, unser Abt um Bestellung eines stellvertretenden Schirmherrn, da das Kloster wieder, wie immer, hier und da über Mein und Dein zu kämpfen hatte. Nach Nürnberg zurückgekehrt, behändigte der Kaiser Karl am 6. November 1347 dem Abt eine Urkunde, laut welcher er den Burggrafen Johann II. und Albrecht dem Schönen befahl, das Kloster zu schirmen, „so lang er (der Kaiser) oder sie (Abt und Konvent) es wollten.“ Ferner hatte der Abt den Kaiser gebeten, die Errungenschaften in Nördlingen und in der Umgegend von Windsheim zu bestätigen. Auch dieser Bitte entsprach der Kaiser, fertigte aber das Bestätigungsdiplom nicht mehr in Nürnberg aus, sondern in Straßburg, am Samstag nach Lucia (13. Dez.) 1347.

In dieser Weise suchte unser Abt das bereits Errungene zu sichern und zu erhalten. Durch ihn wurde aber der Klosterbesitz auch vielfach erweitert, theils in Gegenden, wo das Kloster bereits begütert war, wie im II. Bd. berichtet werden wird, namentlich bei den Orten Sommerhausen, Iphofen, Einersdorf, Neustetten, Poppenreuth, Merkendorf, Nördlingen, Nähermemmingen und Ober-Scheckenbach; theils in einer Gegend, wo die 15 ersten Äbte noch nichts acquirirt hatten, nämlich im Bisthum Regensburg. Die Acquisitionen der 15 ersten Äbte lagen in den Bisthümern Eichstätt, Würzburg, Bamberg und Augsburg. Im Bisthum Regensburg machte die erste Acquisition der 16. Abt Gammesfelder durch die Erwerbung des Patronats von Bernau, wie Bd. II bei diesem Orte ausführlich berichtet werden wird. Er erhielt dieses Patronat von dem bayerischen Herzog Ludwig, Kurfürst von Brandenburg, welcher dem Kloster Heilsbronn sehr gewogen war. Ebenso gewogen waren dem Kloster auch andere Herzoge von Bayern, darunter der Kaiser Ludwig der Bayer, und von ihnen erhielt das Kloster zu dem Patronate von Bernau auch noch die Patronate von Hirschau, Kelheim und Kirchtumbach, worüber Folgendes zu berichten ist:

Ruprecht der Ältere und Ruprecht der Jüngere, Herzoge von Bayern und Pfalzgrafen am Rhein, schenkten 1346 [121] unserem Abt und seinem Kloster das Patronat von Hirschau, wie im II. Bd. eingehend berichtet werden wird. Der Abt ließ sich die Schenkung vom Bischof Friedrich zu Regensburg und vom Papst Clemens VI. bestätigen.

In demselben Jahre 1346 war der Kaiser Ludwig in Heilsbronn – sein vorletzter Besuch daselbst. Der Bursarius verrechnete bei dieser Gelegenheit eine Baarausgabe von 470 Talenten. Der Kaiser kam mit großem Gefolge (cum magistro curiae, pincernis, camerariis, cocis, histrionibus), mit der Kaiserin, mit Söhnen und Herzogen. Letztere waren wahrscheinlich die ebengenannten Pfalzgrafen und Herzoge von Bayern. Im darauffolgenden Jahre 1347 war der Kaiser zum letzten Male, und zwar nur wenige Wochen vor seinem Tode, in Heilsbronn. (Über sein Verhältniß zu Heilsbronn siehe Beitr. S. 66–69.) Während dieser seiner letzten Anwesenheit wurde er von unserem Abte um Überlassung des Pfarrpatronats von Kelheim gebeten. Der Kaiser entsprach dieser Bitte, stellte aber die Schenkungsurkunde nicht in Heilsbronn, sondern am 21. Juli 1347 in Feuchtwangen aus. Die Schenkung wurde im Jahre 1370 vom Sohne des Kaisers, und 1400 von seinem Enkel bestätigt. Unser Abt, welcher i. J. 1347 die Bursariusrechnung stellte, verrechnete für die Ausstellung des kaiserlichen Schenkungsbriefes 63 Talente, dann speziell für den Kaiser für lateinischen Wein (vinum latinum) 30 Talente, dann die Ausgaben für das sehr zahlreiche kaiserliche Gefolge. Der Mitanwesenheit der Kaiserin geschieht in diesem Jahre keine Erwähnung, wohl aber eines Herzogs von Sachsen, wahrscheinlich Johann von Sachsen-Lauenburg. In Folge dieser kostspieligen Einlagerungen schloß unser Abt seine Rechnung mit einem Defizit von 432 Talenten 40 dl. ab. Um dieses zu decken, wurde von den Klosterunterthanen in den Probsteien Altmühl (Merkendorf) und Zenn (Neuhof) eine Steuer von 693 Talenten 15 dl. erhoben. Mehreres über Kelheim im II. Bd.

Zu diesen Acquisitionen in Hirschau und Kelheim kam durch unsern Abt eine dritte im Bisthum Regensburg: das Patronat von Kirchtumbach (Beitr. S. 70), ein Geschenk des Pfalzgrafen [122] und Herzogs Rudolf von Bayern, dessen Schenkungsurkunde im II. Bd. bei Kirchtumbach näher besprochen werden wird. Die der Urkunde beigeschriebenen 11 Zeugen (Kuno de Riffenberg, burggravius in Cuba, Holbo Kistel de Durnkauir, Rupertus Stör, Ech. Kemnater, magister camerae nostrae, Eckardus Resche, pincerna, Arnoldus de Engas, Eberhardus de Durnstein, milites Dietricus de Wildenstein junior vicedominus Babariae, Henricus de Steinlingen armigeri, Wolffhardus Wolffensteiner et Johannes notarii nostri) waren wohl insgesammt Vasallen des Pfalzgrafen und mit ihm eben in Heilsbronn. Ihre Namen erinnern an manche Burg und Burgruine in der Rheinpfalz und am Rhein. Mit dem Ritter Kraft von Lentersheim in Muhr gerieth der Abt 1347 in Prozeß über einen Wasserfluß des Nesselbaches bei Dürrnhof.

In einen Konflikt anderer Art wurde der Abt mit den Burggrafen verwickelt. Der 1332 in Heilsbronn begrabene Burggraf Friedrich IV. schenkte fünf Jahre vor seinem Tode dem Kloster 256 Pfund und 5 Schillinge mit der Bestimmung, daß das Geld rentirend angelegt, die Jahresrente zu Seelenmessen am dereinstigen Todestage des Burggrafen verwendet, bei jedem Todtenamte aber den Mönchen eine Spende gereicht werden sollte. Es ist oben wiederholt erwähnt worden, daß, während man im Burggrafenhause sich wohl sein ließ, die nur wenige Schritte davon wohnenden Mönche von ihren fest an der Ordensregel haltenden Äbten sehr kurz gehalten wurden. Mitleidig bestimmten daher einige Stifter von Seelenmessen ausdrücklich, daß an ihren dereinstigen Jahrtagen den Mönchen bessere Kost gereicht werden müsse. So lautete auch die Bestimmung des Burggrafen. Allein die Söhne des Burggrafen erfuhren, daß die Bestimmung ihres verstorbenen Vaters nicht pünktlich befolgt werde. Sie stellten daher unserem Abt die Alternative: entweder die Bestimmung genau zu befolgen, oder die für das Todtenamt bestimmten Renten an das Nonnenkloster Birkenfeld abzutreten. Der Abt entschied sich für das Erste und erklärte am achten Tage vor Lichtmeß 1348 urkundlich wie folgt: „Wir Bruder Friedrich Abt und die Sammunge [123] zu Halsprunne vergehen offentlich, daß wir haben eingenommen 256 Pfund und 5 Schillinge guter gezalter Haller von dem hochgeb. Herrn Friedrich (IV), etwan (weiland) Burggrafen von Nürnberg, und haben um dieselben Haller gekauft zu Merkendorf und Bischofsbach (Büschelbach) und anderswo an gewisser ewiger Gült, Korn, Haber, Pfennige und Wisöd, die auf 141/2 Pfund truckner Haller geachtet sind. Diese Gült soll unser Unterkellner fürbaß alle Jahr einnehmen und soll uns davon geben zwei Dienst (Spenden) in unsern Reuenter (Refektorium) mit schönem (weißem) Brot, gutem Wein und Fischen von des Herrn Burggrafen wegen, einen an seiner Jarzit (Jahrtag), das ist Potencianentag (10. Mai), den andern an dem andern Tag der Hochzit unseres Herrn Lichenam (Fronleichnam). Wann uns in unserem Reuenter diese Dienst nicht gegeben werden, so sollen dieselben Gülte desselben Jares gen Birkenfeld geantwortet werden und der Pfleger Gewalt haben, um dieselbe Gülte zu pfenten auf den Gütern, da sie auf stehen. Auch soll unser Unterkellner von der Gülte geben alle Jar 1/2 Pfund Haller unserem Custer für Licht, die er an dem Abend und auch früh an der Jarzit zu dem Grab unseres Herrn Burggrafen setzen soll. Und wan (weil) derselbig unser Herr bei seinem lebendigen Leib uns und unserem Kloster viel Treue und Fruntschaft erzeigt hat, davon geloben wir und verbinden uns und unsere Nachkommen mit diesem Brief, zu begehen sein Jarzit fürbaß mit Seelmessen und mit andern gewöhnlichen Gebeten unseres Ordens mit Andacht, die uns Gott verleihet, an dem Abend und auch an dem Morgen an dem Tag, als er von dieser Welt verschied, das ist Potentiona. Darüber zu Urkund haben wir unsere Insiegel an diesen Brief gehangen. Deß sind Zeugen Bruder Berthold Pignot, Prior; Gottfried Büchelberger (nachmals Abt), Oberkellner; Cunrad von dem See, der Unterkellner, und Bruder Heinrich von Lichgartshausen, Mönche unseres Closters und andere ehrbare Leute.“ Die gedachten beiden Insiegel sind das runde des Klosters und das ovale des Abts. Der Eintrag im Vigilienbuche am Tage Potentiana (19. Mai) lautet: Domini Friderici [124] Burggravii pisces 3 talenta, panem 1 talentum, vinum 2 urnas, 3 talenta de bonis in Mirkendorf, in Mittelneschenbach et Breitenbrunne, Missa trium magorum.

Überblicken wir die Errungenschaften unseres Abts, so finden wir, daß während seiner fünfjährigen Regierung und durch ihn auf dem vom Klosterstifter gelegten Grunde konsequent fortgebaut worden ist. Er starb am 22. August 1350. Sein an der Stelle des Kapitols unter dem Schutte vielleicht noch vorhandener Leichenstein war beschriftet: A. D. 1350. 11. Cal. Septembr. in octava assumtionis obiit dominus Fridericus de Hirschlag. 17. abbas halsbrunnensis, cujus anima requiescat in Christo cum pace. Amen. Im Vigilienbuche beim 22. August heißt es: Obiit dominus Fridericus abbas halspr. 17. de Hirslach a. d. 1351 (1350). Praefuit annis quinque. Daß er nicht 1351 gestorben ist, bezeugt der Bursarius, welcher schon in seiner Jahresrechnung von 1350 den Tod des Abts vermeldet und den Nachlaß mit folgenden Worten unter den Einnahmen verzeichnet: De pecunia piae memoriae reverendi domini Friderici abbatis 200 florenos minus 2, qui faciunt pro tunc 158 talenta 48 dl. Gleich darauf, in derselben Jahresrechnung von 1350, verrechnet der Bursarius die bei der Wahl des nachfolgenden Abts Gottfried erwachsenen Ausgaben.

Namen und Bildniß unseres Abts findet man auf einem Gemälde, welches den Heiland lebensgroß, nicht am Kreuz hängend darstellt, sondern vor dem Kreuz stehend. Unterhalb kniet der Abt. Ein fliegendes Band zeigt die Aufschrift: „Apt Friedreich von Hirzlach.“ Das Gemälde wurde zuverlässig bei Lebzeiten des Abts gefertigt, nicht nach seinem Tode; daher fehlt die Angabe des Todestages. Es ist, wenn auch nicht das älteste, doch das zweitälteste unter den in Heilsbronn vorhandenen Gemälden, daher interessant, obgleich unschön. Unten Abschn. XIV, 11 wird es unter den „Votivbildern“ zuerst besprochen werden. Es ist jetzt bei Nr. 41 aufgehängt.


  1. Vgl. Stillfried S. 36.


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