Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen: August Friedrich Ernst Langbein

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Ernst Moritz Arndt Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen (1918) von Adolf Hantzsch
August Friedrich Ernst Langbein
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Wikipedia: August Friedrich Ernst Langbein
  Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

[133] Nr. 143. Langbein, August Friedrich Ernst, 1757–1835, war ein fruchtbarer und seinerzeit so beliebter Schriftsteller, daß manche seiner Berufsgenossen ihre Werke unter seinem Namen veröffentlichten. Im nahen Radeberg geboren, besuchte er von 1772–1777 die Fürstenschule in Meißen, studierte dann vier Jahre in Leipzig die Rechtswissenschaft, worauf er von 1781 in Großenhain als Gerichtsschreiber tätig war. Nunmehr siedelte er nach Dresden über, und nachdem er hier ein Jahr als Rechtsanwalt gewirkt hatte, erhielt er beim Geh. Archiv eine Anstellung als Kanzlist. Weil er schließlich erkannte, daß er hier auf Beförderung nicht rechnen könne, begab er sich im Jahre 1800 nach Berlin, wo er nun auch dauernd seinen Wohnsitz gehabt hat. Zwei Jahrzehnte lebte er dort, ohne dienstlich tätig zu sein, dann übernahm er das Amt eines Zensors der schönwissenschaftlichen Schriften, das ihm aber noch Zeit ließ, sich seinen bereits in Dresden begonnenen schriftstellerischen Arbeiten auch weiterhin eifrig zu widmen. [134] In unserer Stadt schrieb L. die 1792 veröffentlichten zwei Bände „Schwänke“, Erzählungen echt komischen Inhaltes, die ihm zahlreiche Freunde erwarben und schon 1795 die zweite Auflage erlebten. Nach Kläbe hatte er 1787 ein Lustspiel „Liebhaber wie sie sind und wie sie sein sollen“, und im nächsten Jahre nicht nur ein zweites „Die Totenerscheinung“, sondern auch zwei Sammlungen Gedichte veröffentlicht. Von seinen komischen Romanen erzielte „Thomas Kellerwurm“ (1806) den meisten Erfolg. Wie fleißig Langbein als Schriftsteller gewesen ist, beweist der Umstand, daß die von 1835–1837 erschienene Gesamtausgabe seiner Schriften 30 Bände umfaßte.

Von den Wohnungen, die L. während seines 15jährigen Aufenthaltes in Dresden innegehabt hat, sind zwei nachweisbar. Zuerst, vielleicht schon von 1785 an, befand sich sein Heim in dem sogenannten Ratsmalzhause Breite Gasse Nr. 55, zuletzt, bis zu seinem Abbruche, Breite Straße 7 (O.-Nr. 475). Auf dem Raume dieses Gebäudes und seiner vier Nachbarhäuser, die teils durch Feuer vernichtet, teils später abgebrochen wurden, steht das in den Jahren 1898 und 1899 errichtete große Geschäftshaus für die Güntz-Stiftung, der Druckerei und der Schriftleitung des Dresdner Anzeigers. – Wahrscheinlich im Jahre 1798 bezog L. eine Wohnung im Hause Schloßgasse Nr. 335, jetzt Schloßstraße 10 (O.-Nr. 775).