Hoff’scher (sic!) Malzextract

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Textdaten
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Autor: Paul Niemeyer
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Titel: Hoff’scher (sic!) Malzextract
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 49, S. 784
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1861
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Beilage zu Nr. 18 des XI. Jahrganges der „Oesterreichischen Zeitschrift für praktische Heilkunde“: Das A. E. Müller’sche Malz-Extrakt ist echtes Malz-Extrakt, was ist „sogenanntes Hoff’sches Malz-Extrakt“?, 11.1865, S. 386 ff. MDZ München
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[784] Hoff’scher (sic!) Malz-Extract; vis cerevisia (sic!). – Ueber dieses neueste Product afterärztlicher Industrie ist den Lesern der Gartenlaube ein unbestochenes ärztlichen Urtheil vielleicht willkommen. Schon die eben angedeuteten Fehler der Aufschrift, im genus (Extract ist Neutrum) und in der Declination (es muß heißen cerevisiae) verrathen die Hand des Pfuschers. Ref. hat das Gebräu natürlich selbst gekostet und darin ein sehr dunkeles, dickliches, stark schäumendes, bitter-süßlich schmeckendes, bald nachher aufblähendes Getränk erkannt, welches von Seiten des Geschmackes unter den Frauen und auch unter Männern, die das Weichliche lieben, manchen Liebhaber finden mag. Ref. selbst zieht das gewöhnliche Hausbier bei weitem, vor und ist der Ansicht, daß das Hoff’sche Fabricat vor diesem nur den außergewöhnlich hohen Preis (eine kleine Flasche = 5 Sgr.) voraus hat. Auch in gesundheitlicher Beziehung wird durch das Bier, welches wir uns durch Verdünnen mit Wasser und nochmaliges Gähren in Flaschen selbst herstellen, ganz dasselbe erreicht; aber auch den Hoff’schen Wundertrank kann sich jeder selbst bereiten: die „Pharmaceutische Centralhalle“ constatirt, daß derselbe in Wirklichkeit kein Malz-Extract sei, sondern nur dunkles Braunbier mit einem Aufguß von Dreiblatt und Faulbaumrinde. Die chemische Analyse ergab unter 100 Theilen 3 Theile Weingeist, beinahe 92 Theile Wasser, fast ein Theil eines bittern Extracts mit der Farbe von Faulbaumrinde und 41/2 Theile Malzpulver, Malzgummi. „Wenn man“ – heißt es daselbst – „1 Loth Faulbaumrinde und 2 Quäntchen Dreiblatt durch 1/4 Quart Braunbier ausziehen läßt, und nachher 3/4 Quart Bier zugießt, so hat man dasselbe für 21/2 Sgr., was als Geheimmittel 221/2 Sgr. kostet.“ Es braucht kaum bemerkt zu werden, daß jene lobenden Atteste und selbst jene Audienzen des „menschenfreundlichen“ Erfinders bei Kaisern und Königen das schlichte Urtheil nicht beirren können; in medicinischen Dingen sind gekrönte Häupter ebenfalls nur schwache Menschenkinder! –

Die obige wie die früheren Kritiken der Art haben nur den Zweck, das Urtheil, welches sich der gesunde Menschenverstand eines jeden Unbefangenen über solche Reclame Artikel von vornherein selbst gebildet hat, in sachlichem Sinne zu substantiiren. Die Erklärungen, mit welchen zuweilen Seitens der Betroffenen geantwortet wird, können so lange nicht berücksichtigt werden, als sie, anstatt durch Thatsachen und wissenschaftliche Gründe zu widerlegen, uns blos zu überschreien suchen, welcher Triumph ihnen gern belassen wird. Bezüglich der sogenannten haartreibenden Mittel z. B. steht es ein für alle Male wissenschaftlich fest, – sie mögen nun diesen oder jenen Stoff enthalten oder nicht, – daß sie auf den Haarwuchs keinen Einfluß üben. Ist die Drüse, in welcher jedes einzelne Haar keimt, noch erhalten, so wachsen sie ganz von selbst wieder; ist aber diese Drüse geschwunden – wie meist bei den sogenannten „Platten“, – so bleibt der Kopf kahl trotz aller Geheimmittel! –

Dr.P. Niemeyer.