MKL1888:Dreschmaschine

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Dreschmaschine“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 5 (1886), Seite 138141
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Dreschmaschine. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 138–141. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Dreschmaschine (Version vom 07.05.2024)

[138] Dreschmaschine (hierzu Tafel „Dreschmaschinen“), Maschine zum Gewinnen der Körner aus den Cerealien, Klee, Luzerne, Gras, Erbsen, Bohnen, Buchweizen, Raps, Rübsen, Lupinen etc. Man unterscheidet je nach der Betriebskraft Hand-, Göpel- und Dampfdreschmaschinen; nach der allgemeinen Anordnung einfache und kombinierte, von denen erstere nur den Dreschapparat, letztere auch noch Strohschüttler zum Abführen des Strohs sowie Reinigungs- und Separationsvorrichtungen besitzen. Ferner unterscheidet man Lang- und Breitdreschmaschinen; erstere sind derart angeordnet, daß das Getreide rechtwinkelig zur Trommelachse, mit den Ähren voran, letztere derart, daß das Getreide nahezu parallel der Trommel eingelegt wird. Diese Einteilung ist übrigens in neuester Zeit wenig üblich, besonders da sie sich vielfach mit der Einteilung nach der Konstruktion des wichtigsten arbeitenden Teils, der Dreschtrommel, deckt. Danach kann man die sämtlichen Dreschmaschinen in Stiftendreschmaschinen und Schlagleistendreschmaschinen einteilen. Hinsichtlich der letzterwähnten Gruppierung ist zu bemerken, daß diese Konstruktionen die einzigen sind, welche sich für den Dreschprozeß geeignet erwiesen haben; alle Versuche, anstatt dieser Arbeitsorgane der D. andre Konstruktionen einzuführen, z. B. Walzen oder alternierend nach Art des Dreschflegels bewegte Schläger, sind (bis jetzt wenigstens)

Fig. 1.
Stiftendreschmaschine.

gescheitert. Bei der Stiftendreschmaschine (Textfig. 1) ist eine hölzerne oder eiserne cylindrische Walze a, die Trommel, mit einer Anzahl schräg oder spiralförmig gestellter Stifte armiert, welche bei der Umdrehung durch ähnliche, an einer festen Platte, dem Dreschkorb b, angebrachte Stifte hindurchgreifen. Das zu dreschende Getreide wird von den Stiften erfaßt, durch den Zwischenraum derselben mit denjenigen des Korbes hindurchgeführt und hier ausgestreift. Der Korb kann beliebig nahe zu der Trommel eingestellt werden, so daß hierdurch die Einwirkung des arbeitenden Teils auf die zu dreschende Frucht nach Bedürfnis verstärkt werden kann. Bei d wird das Getreide in den Dreschapparat eingegeben, während dasselbe bei g austritt. Die Schlagleistendreschmaschine (Textfig. 2) besitzt als arbeitenden Teil ebenfalls eine cylindrische Trommel d, welche sich mit hoher Umfangsgeschwindigkeit (800–1100 Touren in der Minute) dreht. Dieselbe ist mit einer Anzahl von Stäben,

[Ξ]

Dreschmaschinen.
Fig. 1. Einfache Stiftendreschmaschine mit Göpel.
Fig. 2. Transportable Göpeldreschmaschine mit Strohschüttlern.
Fig. 3. Transportable Göpeldreschmaschine mit einfacher Reinigung.
Fig. 4. Kleine transportable Dampfdreschmaschine.

[139] den sogen. Schlagleisten e, bekleidet, die parallel der Achse am Umfang der Trommel angebracht sind. Der Dreschkorb, welcher dieselbe zum Teil umgibt, besteht ebenfalls aus einer Anzahl von Leisten, welche rostartig zusammengefügt und an ihrer innern Fläche mit eisernen Schienen bekleidet sind. Derselbe kann mittels einer Stellvorrichtung fg in angemessener Entfernung von der Trommel eingestellt werden, um für die verschiedensten Fruchtarten in gleicher Weise wirksam zu sein. a ist die Antriebswelle der Dreschmaschine, welche mittels eines Vorgeleges die Trommelwelle betreibt; das ausgedroschene Stroh tritt bei m aus der Maschine, während die Körner durch den gitterartigen Korb hindurchtreten. Der Einleger steht auf dem Brett l.

Während bei der Stiftendreschmaschine die Körner aus den Ähren ausgestreift werden, findet bei den Maschinen mit Schlagleisten ein Ausreiben und Ausschlagen statt. Die Schlagleisten sind an dem Umfang gerippt, so daß sie eine erhebliche Reibung verursachen; überdies erfolgt bei der hohen Geschwindigkeit eine kräftige Schlagwirkung. Die Leistung stellt sich nach neuern Erfahrungen bei dem Stiftensystem höher als bei dem Schlagleistensystem pro Arbeitseinheit,

Fig. 2.
Schlagleistendreschmaschine.

und dies ist die Ursache, daß erstere immer mehr an Verbreitung gewinnen. Nur für sehr hohe Leistungen, wie sie von den kombinierten Dampfdreschmaschinen verlangt werden, ist das Schlagleistensystem das empfehlenswertere, da man die Trommeln in erheblicher Breite herstellen kann, was bei dem Stiftensystem nicht zweckmäßig ist.

Die einfache Dreschmaschine enthält nur die Trommel mit dem Korb sowie das aus zwei Zahnrädern von verschiedener Größe bestehende Vorgelege, mittels dessen der erstern die erforderliche hohe Umdrehungsgeschwindigkeit erteilt wird. Die Konstruktion des Vorgeleges richtet sich nach der Betriebskraft; bei Hand- und Göpeldreschmaschinen werden zumeist Zahnräder, in seltenen Fällen Friktionsscheiben, d. h. glatte Scheiben, welche sich lediglich durch die Reibung an der Berührungsstelle in Bewegung setzen, angewendet, bei der Dampfdreschmaschine gewöhnlich eine Riementransmission. Sehr empfehlenswert ist eine Kombination des Dreschapparats mit Strohschüttlern, d. h. Apparaten, welche zur selbstthätigen Abführung des ausgedroschenen Strohs aus der Maschine dienen, auch bei Göpelbetrieb, weil man hierdurch die Garantie erhält, daß die bei dem Dreschprozeß noch lose in den Ähren bleibenden Körner oder die durch die Dreschtrommel mit dem Stroh weggeschleuderten für den Erdrusch gewonnen werden. Der Apparat wird bei allen kombinierten Dreschmaschinen angewendet und gibt die Garantie für Vermeidung aller Verluste, die sonst eintreten würden. Die Konstruktion der Strohschüttler ist eine mannigfaltige; jedoch wendet man in neuerer Zeit fast allgemein schwingende Laden an, während eine früher sehr beliebte Anordnung, bestehend aus einem System aufeinander folgender Walzen, welche, mit gekrümmten Zähnen besetzt, sich langsam umdrehen und das Stroh aus der Maschine führen, neuerdings nur noch selten angewendet wird. Unter den Strohschüttlern befindet sich stets ein siebartiger Boden, welcher die abgetrennten Körner hindurchfallen läßt, so daß sich dieselben mit dem Dreschgut vereinigen können.

Die beliebteste Einteilung der Dreschmaschinen ist die oben erwähnte nach der Betriebskraft; danach hätten wir 1) die Handdreschmaschinen, zu deren Betrieb in der Regel zwei Arbeiter verwendet werden; außerdem sind noch 3–5 Arbeiter zum Herbeischaffen des Getreides und Abführen des Strohs erforderlich. Die Leistung beträgt pro Tag etwa 2500–3000 kg Weizengarben, ist also keine sehr erhebliche. Obwohl vom theoretischen Standpunkt der Handbetrieb für die Dreschmaschine zweifellos zu verwerfen ist, so hat derselbe doch in neuerer Zeit bei dem Kleingrundbesitz viele Anerkennung in der Praxis gefunden. Eine weit größere Bedeutung besitzen 2) die Göpeldreschmaschinen, welche, durch animalische Betriebskraft in Bewegung gesetzt, in Bezug auf gute Leistung im Verhältnis zu der vorhandenen Betriebskraft und auf Billigkeit der Arbeit den Anforderungen der Praxis entsprechen. Die Göpeldreschmaschine ist entweder eine einfache Dreschmaschine, oder sie wird, was in jedem Fall zweckmäßig erscheint, mit Strohschüttlern kombiniert oder endlich auch mit Reinigungsapparaten versehen. Letztere Kombination ist in neuester Zeit bei kräftigern Göpeldreschmaschinen sehr üblich; die betreffenden Maschinen, sogen. Putzdreschmaschinen, werden auf Rädern montiert und mit dem Göpel transportiert. In der Regel erfolgt die Bewegungsübertragung von diesem auf die Dreschmaschine durch eine Kuppelungsstange, welche dicht am Boden geht und von den Tieren bei ihrem Rundgang überschritten werden muß. Diesem System (s. Tafel, Fig. 1), welches in England und Deutschland sehr viele Verbreitung gefunden hat, steht das französische System (s. Tafel, Fig. 3) gegenüber, bei welchem die Bewegungsübertragung vom Göpel auf die Dreschmaschine durch einen über zwei Scheiben laufenden endlosen Riemen bewirkt wird. Letzterer muß selbstverständlich so hoch geführt werden, daß die Zugtiere unter ihm hinwegschreiten können. Hierdurch erhält diese Konstruktion nicht die Stabilität und Sicherheit wie die erstere, gewährt aber den Vorzug, daß bei etwanigen plötzlichen Widerständen keine Brüche, sondern nur ein Gleiten, bez. Herunterfallen des Riemens stattfindet. Tafelfig. 2 zeigt eine in neuerer Zeit sehr übliche Methode der Transmission bei Göpeldreschmaschinen, welche gewissermaßen die Vorzüge der beiden ersterwähnten Übertragungen vereinigt, ohne deren Nachteile zu besitzen. Die Göpeldreschmaschinen werden in außerordentlich mannigfaltiger Konstruktion hergestellt. Ihre Leistung richtet sich wesentlich nach der Geschicklichkeit des Einlegers; im allgemeinen läßt sich behaupten, daß bei gehöriger Stärke der Betriebskraft und richtiger Einstellung des Korbes eine Dreschmaschine so viel leistet, wie eingelegt werden kann. Als ungefähr richtig mögen folgende Angaben gelten: Zweipferdige Göpeldreschmaschine: tägliche Leistung 25–32 hl Getreide, 10–15 Schock; zur Bedienung erforderlich 6–8 Arbeiter; [140]

Fig. 3.
Kombinierte Dampfdreschmaschine (Längsschnitt).

[141] Preis 600–750 Mk. Dreipferdige Göpeldreschmaschine: tägliche Leistung 35–45 hl Getreide, 20–30 Schock; zur Bedienung erforderlich 8–10 Arbeiter; Preis 840–900 Mk. Vierpferdige Göpeldreschmaschine: tägliche Leistung 45–55 hl Getreide, 30–40 Schock; zur Bedienung erforderlich 10–12 Arbeiter; Preis 960–1140 Mk. 3) Die Dampfdreschmaschinen, gewöhnlich von einer Lokomobile betrieben (Tafel, Fig. 4), werden in der Regel kombiniert ausgeführt, d. h. sie enthalten außer dem Dreschapparat noch die Strohschüttler und die Vorrichtungen zum Reinigen und Sortieren des Getreides. Zum Behuf bessern Transports werden sie auf einem Fuhrwerk montiert. In dieser Weise ist die Maschine für größere Güter von außerordentlichem Wert; sie fährt mit ihrem Motor, der Lokomobile (s. d.), zu der zu dreschenden Frucht auf freiem Feld oder in der Scheune und bewirkt so unmittelbar die marktfertige Verarbeitung des Getreides. Beim Dreschen im Freien erspart man die Scheunenräume und kann unmittelbar nach dem Schnitte des Getreides den Ausdrusch bewirken. Man gewinnt hierdurch an Zeit und vermeidet die bei wiederholtem Transport unvermeidlichen Verluste. In vielen Gegenden ist es in neuerer Zeit üblich geworden, daß Unternehmer mit Dampfdreschmaschinen von Wirtschaft zu Wirtschaft ziehen, um gegen Lohn den Ausdrusch zu bewirken, oder daß eine Anzahl kleinerer Grundbesitzer zur genossenschaftlichen Erwerbung einer Dampfdreschmaschine zusammentritt.

Man unterscheidet Dampfdreschmaschinen für die marktfertige Reinigung und Sortierung und solche, welche bloß die erste grobe Reinigung von der Spreu bewerkstelligen, die feinern Verunreinigungen dagegen nicht abscheiden. Zu letzterer Arbeit wird alsdann die gewöhnliche Getreidereinigungsmaschine verwendet. Für Verleihanstalten eignet sich nur die erstere Art der Dampfdreschmaschinen, da man von diesen stets eine Fertigstellung der Arbeit verlangt. Um eine Vorstellung von der innern Einrichtung dieser weitverbreiteten Maschinen zu geben, ist in der Textfig. 3 der Durchschnitt einer Dreschmaschine dieses Systems von Clayton u. Shuttleworth in Lincoln (England) dargestellt. Die Maschine hat eine Trommelbreite von 1,37 m und erfordert zum Betrieb eine Lokomobile von acht nominellen Pferdekräften. Die Dreschtrommel a besitzt acht stählerne, gerippte Schlagleisten, welche auf Unterlagen von Eschenholz befestigt sind; der Korb b ist mit den Stellvorrichtungen c versehen. Über der Einlegeöffnung befindet sich eine Sicherheitskappe d, um ein Hineinfallen der Arbeiter in die Dreschöffnung zu verhüten. Eine Spiralfeder erhält dieselbe in ihrer geöffneten Stellung, solange kein stärkerer Druck auf die Kappe oder auf das Speisebrett ausgeübt wird. Letzteres ist in einem Scharnier beweglich und durch Zugstangen mit der Kappe d verbunden. Die Feder wird derartig gespannt, daß ihre Pressung durch einen Überdruck, wie er z. B. durch das Auftreten eines Arbeiters auf das Speisebrett entsteht, überwunden wird, so daß sich die Öffnung sofort verschließt. e ist der vertiefte Stand für den Einleger. Das Stroh gelangt auf die Strohschüttler f, welche durch die Kurbelwelle g in schwingende Bewegung verletzt werden; an ihren Enden sind dieselben durch Gelenkhebel h gestützt. Der Ausdrusch sowie das durch den Boden der Strohschüttler fallende Material gelangen auf den großen Schüttelkasten i, welcher von den hölzernen Hängefedern k getragen und zur Vermeidung von seitlichen Schwankungen auch durch die eschenen Federn l geführt wird. Das gesamte auf i fallende Material tritt bei m in den Siebkasten n der ersten Reinigung, welcher von den Hängefedern o getragen und durch die Federn p geführt wird. i und n werden durch die gemeinschaftliche Kurbelwelle q mittels Lenkerstangen betrieben, und zwar sind die Kurbeln derartig gestellt, daß die Kasten in entgegengesetzter Richtung arbeiten, um die Schwingungen nicht auf die statischen Teile der Maschine zu übertragen. r auswechselbares Reutersieb, s und t Spreusiebe unter der Einwirkung des in dem Ventilator u erzeugten Windes, v verstellbare Klappe zum Zurückhalten der Körner. Ein feines Sieb w läßt die kleinen Unkrautsamen, Sand etc. hindurch, welche Teile seitlich austreten, während die gereinigte Frucht in den Schöpfbecher-Elevator x gelangt und von diesem in den Koppcylinder y geführt wird. Von diesem gelangt die Frucht in die Siebe z der zweiten Reinigung, welche ebenfalls in schwingende Bewegung versetzt werden und zwar unter der Wirkung eines kleinen, zur Seite der Maschine befindlichen Gebläses. Gutes Korn, welches von den Sieben herabgleiten sollte, ohne durch dieselben hindurchzutreten, wird von der Rinne a′ in die erste Reinigung zurückgeleitet. b′ ist eine verstellbare Sortiertrommel, um die vollständig gereinigte Frucht nach der Größe zu sortieren. – Die Leistung dieser Gattung von kombinierten Dreschmaschinen ist eine sehr beträchtliche, vorausgesetzt, daß der Motor hinlänglich kräftig ist und die erforderliche Anzahl von Arbeitern zur prompten Zuführung des Getreides und Abführung des Strohs zur Verfügung steht. Im Durchschnitt kann der Erdrusch der 1,37 m breiten Maschine auf 4000 kg Garben pro Stunde angenommen werden, was bei ziemlich gut schüttendem Weizen einem Körnerertrag von etwa 1100 kg entspricht. Die Leistung der kombinierten Dreschmaschine von 1,52 m Trommelbreite, welche eine Lokomobile von 10 nominellen Pferdekräften zum Betrieb erfordert, stellt sich auf 5000 kg in Garbengewicht pro Stunde. Die Preise dieser beiden Größen betragen 3100, bez. 3600 Mk., ohne Motor.

Man kann wohl mit Sicherheit behaupten, daß die neuern Dreschmaschinen allen Anforderungen der Landwirtschaft genügen, so daß schwerlich erhebliche Verbesserungen derselben in der Zukunft noch zu erwarten stehen. Vgl. Perels, Handbuch des landwirtschaftlichen Maschinenwesens, Bd. 2 (2. Aufl., Jena 1880); Fritz, Handbuch der landwirtschaftlichen Maschinen (Berl. 1880).


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 255
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[255] Dreschmaschine, s. Landwirtschaftliche Maschinen (Bd. 17).