MKL1888:Farce

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Farce“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 47
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Farce. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 47. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Farce (Version vom 11.03.2024)

[47] Farce (franz., spr. farsse), eine Art dramatischer Zwischenspiele, welche sich auf dem Gebiet der niedrigsten Komik bewegt, aber auch in ihrer burlesk derben Form eine tiefere Bedeutung haben kann. Der Ursprung der F. ist auf die Gesellschaft der Clercs de la Bázoche in Paris zurückzuführen. Als die Moralitäten aus den Mysterien hervorgegangen waren, trennte sich bei der genannten Gesellschaft das weltliche von dem religiösen Element, das in jenen vermischt lag, und es entstanden aus dem erstern die Farcen, kleine Stücke, die auf lebhafte, derb komische Weise die gewöhnlichen Laster des Geizes, der Betrügerei, der Ausschweifung etc. dem Gelächter preisgaben (s. Bazoche). Man hatte Farces joyeuses, histrioniques, fabuleuses, morales, récréatives, facétieuses etc.; auch später wurde die F. noch vielfach gepflegt. Vgl. Mabille, Choix de farces etc. des XV. et XVI. siècles (Par. 1875); Picot und Nyrop, Recueil de farces françaises (das. 1880). Am reichsten an Dichtungen dieser Art (farsas) war das spanische Theater, wo sie zuerst von dem portugiesischen Dichter Gil Vicente (gest. 1557) eingeführt wurden; Meisterstücke dieses Genres voll Geist und lebensfrischen Humors lieferte Cervantes in seinen „Entremeses“. Das englische Theater gibt allen kleinern Lustspielen, die nicht auf den Namen einer Komödie Anspruch machen können, den Namen F., der eigentlichen F. aber den Namen Burleske.