MKL1888:Fußkuß

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Fußkuß“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 803
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Fußkuß. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 803. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Fu%C3%9Fku%C3%9F (Version vom 02.04.2023)

[803] Fußkuß, im Orient Zeichen der Ehrfurcht und Huldigung, gewöhnlich mit der Anbetung (s. d.) verbunden. Im Abendland führten ihn erst die spätern römischen Kaiser ein, und in der alten christlichen Kirche wurden durch ihn die Bischöfe geehrt, wenn sie vornehme Personen, die zur Kirche gehen wollten, am Eingang in einer mit dem Kreuz bezeichneten Fußbekleidung erwarteten. Seit dem 8. Jahrh. verlangten ihn die Päpste als Zeichen der Unterwerfung der weltlichen unter die geistliche Macht, und seit Gregor VII. ward er als Ehrenbezeigung von allen gefordert, die den Päpsten ihre Aufwartung machten. Noch jetzt küßt man bei Audienzen ein Kreuzeszeichen auf den Pantoffeln des heiligen Vaters; regierende Fürsten und Protestanten sind jedoch davon dispensiert. Sehr gebräuchlich ist der den Heiligenbildern gewidmete F. in katholischen Ländern. In Spanien ist das Füßeküssen (besar los piés) die Höflichkeitsformel, deren man sich bisher brieflich und mündlich gegen Frauen und vor alters auch gegen Könige und Granden (s. d.) bediente.