MKL1888:Getreideproduktion und Getreidehandel

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Getreideproduktion und Getreidehandel“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 19 (Supplement, 1892), Seite 382392
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Getreideproduktion und Getreidehandel. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 19, Seite 382–392. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Getreideproduktion_und_Getreidehandel (Version vom 10.05.2024)

[382] Getreideproduktion und Getreidehandel.[WS 1] In den letzten Jahren hat die Produktion von Getreide, insbesondere von den zur menschlichen Nahrung dienenden Arten desselben, eine sehr bedeutende Erweiterung und zugleich eine Verschiebung erhalten. Viele der ehedem mehr als genügend für ihre Bedürfnisse produzierenden Staaten unsers Erdteils sind durch das starke Anwachsen ihrer Bevölkerung, noch mehr aber durch den gesteigerten individuellen Verbrauch aus Produktionsgebieten Konsumtionsgebiete geworden. Und wenn auch noch immer in normalen Jahren der europäische Osten ganz gewaltige Massen von Getreide aller Art auf den Weltmarkt zu bringen im stande ist, so tritt doch schon jetzt die nordamerikanische Union als gefährliche Konkurrentin, aber auch als notwendige Ergänzerin des uns mangelnden Bedarfs an Brotfrüchten auf, so daß der Schwerpunkt der Getreideproduktion bereits überseeisch zu suchen ist. Und an diesen mächtigsten Faktor im internationalen Getreidehandel reiht sich bereits eine ganze Anzahl andrer, welche, wie Indien und Australien, schon deswegen als besonders hervorragend auftreten, weil ihre Erntezeiten und damit ihr Erscheinen auf dem europäischen Markt in andre Jahreszeiten fallen, als die abweichenden klimatischen Verhältnisse unsers Erdteils und Nordamerikas sie diesen vorgezeichnet haben. Ein sehr großer Fehlbetrag in Europa trat 1891 ein. Nach der Berechnung englischer Statistiker bedarf unser Erdteil wöchentlich einen Zuschuß von 900,000 Quarters (zu 2,91 hl) Weizen. Thatsächlich wurden aber nach dem 1. Aug. 1891 bis in die Mitte des September hinein nach Westeuropa aus Amerika, Indien und Rußland wöchentlich 1,125,000 Quarters eingeführt, und auch von Roggen kamen ansehnliche Mengen von Amerika, aus den Donauländern, besonders aus Bulgarien und der Türkei. Vor allem aber ist es die Leistungsfähigkeit der amerikanischen Ernte gewesen, welche, jeder frühern Erfahrung spottend, in den 5 Wochen nach dem 1. Sept. 1891 von beiden Küsten nicht weniger als 2,791,000 Quarters gegen 302,000 Quarters im Vorjahr, also den neunfachen Betrag, nach Europa entsandte.

1) Getreideausfuhrländer.

[Vereinigte Staaten.] Die mit Weizen, Mais und Hafer, den drei Hauptkörnerfrüchten der Union, bebauten Flächen haben sich in den letzten Jahren wenig verändert, 1890 gegen die nächsten Vorjahre sogar nicht unwesentlich vermindert. Es waren 1890 bestellt mit Weizen 14,434,862, mit Mais 28,788,305, mit Hafer 10,572,540 Hektar. Die Ernten betrugen in Millionen Bushels (36,35 Lit.):

  Weizen Mais Hafer
1888 415,87  1987,79 701,73
1889 490,56 2112,89 751,52
1890 399,26 1489,97 523,62

Für 1891 wird die Ernte von Weizen auf 545, die von Mais auf 2027 Mill. Bushels veranschlagt. In den 10 Jahren 1870–79 betrug die Weizenfläche 10,074,966 Hektar, die durchschnittliche Weizenproduktion 312,152,728 Bushels und der Durchschnittspreis 104,9 Cents; in den 11 Jahren 1880–90 war dagegen die Weizenfläche 14,868,307 Hektar, die durchschnittliche Weizenproduktion 445,110,508 Bushels und der Durchschnittspreis 82,8 Cents. Nach den Berechnungen des landwirtschaftlichen Departements befanden sich in den Händen der Farmer 1. März 1890: 156 Mill. und 1. März 1891: 112 Mill. Bushels, in Getreidespeichern 1. März 1890: 29 Mill. und 1. März 1891: 23 Mill. Bushels. Es wird angenommen, daß die Vereinigten Staaten nach der jetzigen Bevölkerungszahl 299 Mill. Bushels Weizen konsumieren (42/3 Bushels pro Kopf) und daß 53 Mill. Bushels zur Aussaat erforderlich sind. Von der Maisernte waren 1890 infolge schlechter Qualität 20,5 Proz. nicht verkäuflich und mußten als Viehfutter Verwendung finden. Die Ausfuhr von Weizen und Weizenmehl (1 Faß Mehl 31/2 Bushels gleichgestellt) betrug in dem Jahrzehnt 1880–90: 1,266,157,086 Bushels oder 446,168,434 hl, so daß sich die mittlere Jahresausfuhr auf nahezu 127 Mill. Bushels oder auf über 44,5 Mill. hl berechnet. Die durchschnittliche Jahresernte betrug 450 Mill. Bushels oder 158,570,000 hl. Es sind also 28,2 Proz. der gesamten Weizenernte zur Ausfuhr gelangt. Das Verhältnis der Ausfuhr zur Ernte erreichte den höchsten je erlangten Stand 1880/81, als 37,4 Proz. der ausnehmend reichen Ernte zur Ausfuhr kamen. Der Export betrug von Weizen und Weizenmehl 1888/89: 88, 1889/90 109 und 1890/91: 106 Mill. Bushels, von Mais 1888/89: 69, 1889/90: 102 und 1890/91: 31 Mill. Bushels. Der Gesamtwert der Ausfuhr aller Brotstoffe erreichte 1879/80 die hohe Ziffer von 288 Mill. Doll., sank danach aber gewaltig und hob sich erst 1889/90 wieder auf 154,9 Mill. Doll. Davon kamen auf

  1888/89 1889/90
Weizen 41652701 Dollar 45275906 Dollar
Weizenmehl 45296485   57036168  
Mais 32982277   42658015  
Roggen 158917   1279814  
Hafer 245562   4510055  

Die Weizen- und Weizenmehlausfuhr geht in der Hauptsache nach England (71,648,469 Bushels), dann nach Frankreich (3,847,779 Bushels), das aber früher [383] wiederholt sehr viel bedeutendere Mengen einführte, nach den Niederlanden, Belgien, Italien, Deutschland, Britisch-Nordamerika, Mexiko, Zentral- und Südamerika, Westindien. Deutschland importiert fast nur Mais (1889/90 für 4,824,991 Doll.). Der große Konkurrent der Vereinigten Staaten auf dem Weltmarkt, Rußland, wird seit Ende der 70er Jahre immer mehr zurückgedrängt. Mit Ende des Jahres 1891 dürfte der Siegeslauf des amerikanischen Getreides in Europa, der sich stetig von West nach Ost vollzieht, um ein starkes Stück weiter gekommen sein. Insbesondere wird Deutschland, das im Durchschnitt der Jahre 1883–87 aus Rußland 65,3 Proz. seiner Getreide-Einfuhr empfing (s. unten), sich immer mehr dem überseeischen, insbesondere dem amerikanischen Getreide zuwenden.

[Rußland.] Nachdem 1890 eine gute Mittelernte stattgefunden hatte, wurde das Land 1891 in sehr vielen Gouvernements von einer entschiedenen Mißernte heimgesucht, nur in den westlichen und Weichselgouvernements trat dank den reichlichen Niederschlägen eine bessere Ernte ein. Selbst in den sonst so fruchtbaren östlichen und südöstlichen Schwarzerdegouvernements war die Mißernte eine vollständige. Nachdem schon die Ernte des Wintergetreides eine schlechte gewesen war, ging unter dem Einfluß anhaltender hartnäckiger Dürre und der Glut trockener Winde sowie vollständigen Regenmangels auch das Sommergetreide fast gänzlich verloren, so daß stellenweise nicht einmal die Aussaat wiedergewonnen wurde. Nach den vorläufigen Abschätzungen beträgt das Ergebnis der russischen Roggenernte 76–77 Proz. desjenigen Betrags, den die Roggenernte im Durchschnitt der vorausgegangenen 8 Jahre ergeben hat. Nach den letzten amtlichen Erhebungen von 1881 entfielen von der Getreideanbaufläche auf

Weizen 11686015 Hektar
Roggen 26083095
Hafer 14085118
Gerste 5040214
Mais 607369
Spelz 376105

Mit Hinzurechnung von 4,004,000 Hektar für Buchweizen und 2,658,000 Hektar für Hirse kommen auf den gesamten Getreidebau 64,510,889 Hektar. Im J. 1890 hatte Rußland im ganzen eine gute Mittelernte, die Ernte von 1891 aber blieb mit ihrem Gesamtertrag von 473,400,000 hl selbst hinter der kleinsten Ernte der letzten 11 Jahre, hinter 1885, mit 494,418,000 hl noch zurück, von der größten im J. 1888 mit 664,406,000 hl ganz zu schweigen. Es betrugen die Ernteerträge in Hektolitern:

  Mittlere Ernte
für 5 Jahre
1885–89
1890 1891
Winterweizen 25200000 32185000 21000000
Sommerweizen 59000000 47365000 40400000
Roggen 237400000 253466000 180200000
Gerste 52400000 61856000 46600000
Hafer 190600000 203397000 146600000

Dazu kommen noch Mais, Hirse und Buchweizen, welche 1891 sich auf 9,6, bez. 12,6 und 12,4 Mill. hl beliefen. Da die Erzeugungskosten niedrig und zugleich die Überschüsse in der Regel sehr bedeutend sind, der innere Konsum aber ein verhältnismäßig geringer ist, so stehen gewöhnlich bedeutende Überschüsse für den Export zur Verfügung, welche bei Eintritt schlechter Ernten und infolge der amerikanischen Konkurrenz vorübergehend eingeschränkt wurden, indes bald ihre frühere Höhe wieder erreichten. Der Gesamtexportwert von Getreide betrug 1889: 375,401,000 Rubel und 1890: 338,512,000 Rubel, das Gewicht 1889: 465,480,000 Pud oder 771/2 Mill. Ztr. und 1890: 416,799,000 Pud oder 69,4 Mill. Ztr. Am Gesamtexport nahmen die Hauptgetreidesorten teil wie folgt in Tausenden Pud (zu 16,38 kg):

  1889 1890
Weizen 190388 181909
Roggen 84288 76907
Gerste 65765 60669
Hafer 70142 51881
Mais 26898 20611
Weizenmehl 3420 2841
Roggenmehl 3470 2615
Kleie 12214 10601

Trotz der schlechten Ernte war 1891 die Ausfuhr eine sehr bedeutende. Am 15. Aug. 1891 wurde ein Ausfuhrverbot für Roggen, Roggenmehl und Kleie erlassen. Bis zu diesem Datum waren seit 1. Jan. 1891 ausgeführt: 63,667,000 Pud, dagegen 1890 und 1889 bis 21. Sept. nur 53,446,000, bez. 37,700,000 Pud. Zu diesem Ausfuhrverbot trat 2. Nov. 1891 ein weiteres auf alles andre Getreide, ausgenommen Weizen, und auf Mehl, Malz, Grütze, Teig und gebackenes Brot sich erstreckendes, endlich Ende November auch ein solches für Weizen. Die Kornmassen, welche vom 28. Juli 1891 bis zum letzten Ausfuhrverbot ins Ausland gingen, werden berechnet auf Weizen 65, Roggen 22,4, Gerste 20,7, Hafer 10,3 Mill. Pud. Nun berechnete man November 1891 die Getreidevorräte nach Abzug des nötigen Saatkorns und jener ausgeführten Mengen an Weizen auf 114,6, Roggen auf 582,6, Gerste auf 117,7, Hafer auf 274,7 Mill. Pud. Da man den Verbrauch zu Nahrungszwecken der auf 90 Mill. geschätzten Bevölkerung der 50 russischen Gouvernements (ohne Polen) auf jährlich 776 Mill. Pud anschlägt, so genügen die gesamten Vorräte an Weizen und Roggen nicht, es müßten noch 98 Mill. Pud Gerste hinzugezogen werden, so daß 19 Mill. Pud Gerste und der Hafervorrat zur Befriedigung andrer Bedürfnisse übrigbleiben würden. Das sich herausstellende Defizit wird aber um so drückender, als die Verkehrsmittel und die Organisation der Hilfsleistung für die Notleidenden sehr viel zu wünschen übrig lassen, so daß, während die frühern Kornkammern Rußlands, die Schwarzerdegouvernements, thatsächlich die bitterste Not litten, auf den Eisenbahnstationen das Getreide aus Mangel an genügenden Transportmitteln zu Grunde gehen mußte.

Roggen bildet in Rußland das Hauptnahrungsmittel, es wird daher verhältnismäßig weit weniger davon ausgeführt als von Weizen. Während die Hauptabnehmer für Roggen Deutschland, Großbritannien und Holland sind, geht der Weizen in erster Linie nach England, dann nach Frankreich und Deutschland, Mehl dagegen nach der Türkei, Schweden und Norwegen. 1889 gingen nach England 21,8, Deutschland 5,7 Frankreich 5,4, Italien 4,5, Holland 2,5 Mill. hl. Die gesamte Ausfuhr von Weizen betrug:

1889: 3467,6 Mill. Kilogr. im Werte von 220,4 Mill. Rubel Papier
1890: 2948,4 185,5

Einen wie bedeutenden Anteil die Weizenausfuhr am gesamten Cerealienexport hat, erhellt daraus, daß von den Exporten von Getreide, Mehl und Kleie, welche 1888: 441, 1889: 375 und 1890: 3381/2 Mill. Rubel betrugen, auf Weizen allein entfielen 1888 230, 1889: 200 und 1890: 185 Mill. Rubel. Der Anteil Deutschlands an dieser Ausfuhr betrug (in Mark):

  1889 1890
Weizen 43264000  57561000
Roggen 99977000 83117000
Hafer 28156000 20265000
Gerste 36892000 41433000

[384] Die wichtigsten Exportgrenzen sind für Weizen die Häfen des Schwarzen und Asowschen Meeres, für Roggen und Hafer jene der Ostsee. Die Ausfuhr über die letztern und über die Landesgrenzen hat durch den Ausbau der Eisenbahnen und die Erniedrigung der Frachtsätze sehr an Bedeutung gewonnen.

[Österreich-Ungarn.] Nach den amtlichen Erhebungen betrugen 1884 die Ernteflächen in Hektar:

  Österreich Ungarn
Weizen 1107081 2751020
Roggen 1980059 1104585
Gerste 1074688 995354
Hafer 1834398 994652
Mais 354390 1855633
Zusammen: 6350616 7701244

Der durchschnittliche Ernteertrag für die 5 Jahre 1885–89 wird berechnet in Tausenden Hektoliter:

  Österreich Ungarn Monarchie
Weizen und Spelz 16098 40422 56520
Roggen und Halbfrucht 27926 18905 46831
Gerste 18423 16494 34947
Hafer 36367 20717 57084
Mais 6502 33740 40242

Die Ernte Österreichs allein betrug in Tausenden Hektoliter:

  1890 1891
Weizen 15528 14474
Roggen 28418 24582
Gerste 19188 19178
Hafer 36731 38556
Mais 6774 6743

Im Vergleich mit dem Durchschnitt ergab Weizen 1890 in fast allen Ländern einen Überschuß von 13–59 Proz., in Böhmen stellte sich ein Minus von 8, in Salzburg von 29 Proz. heraus. Roggen lieferte ein Mehr bis zu 40 Proz., aber in Böhmen, Salzburg und Tirol ein Minus. Gerste zeigte ein Mehr von 25, Hafer von 18–30 Proz. Der Getreidehandel der Monarchie war in den beiden letzten nachgewiesenen Jahren in metr. Zentnern:

  Einfuhr Ausfuhr
1889 1890 1889 1890
Weizen 17993 40841 2559318 2323520
Roggen 36561 133510
Gerste 57665 131722 3219212 3463627
Hafer 250793 367902 302234 108864
Mais 471325 955148 487197 136517

Dazu kommt noch eine Ausfuhr von Mahlprodukten (1889: 1,768,737 und 1890: 1,377,737 Ztr.) und von Malz (1889: 1,324,768 und 1890: 1,214,698 Ztr.). 1891 betrug die Einfuhr von Getreide, Hülsenfrüchten und Mehl 1,879,774, die Ausfuhr 9,826,981 Ztr. Die Ausfuhr Ungarns an Cerealien betrug 1890:

Mehl 4468182 Zentner = 60,92 Mill. Gulden
Weizen 7413742 = 56,66
Gerste 3810134 = 28,14
Mais 1801968 = 10,20
Roggen 1788357 = 12,72

[Britisch-Indien.] Für dieses Gebiet kommt neben dem wichtigsten Nahrungsmittel Reis nur Weizen in Betracht, dessen Anbau unter Anregung der Regierung anfangs schnell zunahm, seit einer Reihe von Jahren aber stationär geblieben, in dem letzten Jahre sogar zurückgegangen ist, während die mit Reis bebaute Fläche sehr bedeutend zunahm und auch bei den andern Getreidearten ein starker Arealzuwachs stattfand. Man hat nun in jüngster Zeit die Befürchtung ausgedrückt, daß ein angeblich immer steigender Export die einheimische Bevölkerung der Gefahr einer Hungersnot aussetzen könne. Wie unbegründet aber diese Befürchtung ist, zeigen die nachfolgenden Zahlen, aus denen hervorgeht, daß trotz der Zunahme des mit Brotfrüchten bestellten Areals, wobei auch eine durch immer weiter sich ausdehnende Bewässerung erhöhte Produktivität des Bodens in Rechnung zu stellen ist, die Ausfuhr sich keineswegs in bedenklicher Weise erhöht hat, sogar, was Weizen anlangt, gegen frühere Jahre stark zurückgegangen ist:

  Reis Weizen Andres Getreide
Mill.
Hektar
Ausfuhr
Mill. Ztr.
Mill.
Hektar
Ausfuhr
Mill. Ztr.
Mill.
Hektar
Ausfuhr
Mill. Ztr.
1886/87 9,4 26,9 7,3 22,2 0,67 1,9
1887/88 9,7 28,5 7,9 13,5 1,01 2,5
1888/89 10,1 23,1 7,6 17,6 0,66 1,7
1889/90 10,5 27,1 7,4 13,8 0,71 1,4
1890/91 11,1 34,5 7,4 14,3 1,33 2,5

Während dieser Periode wuchs die mit Brotfrüchten bestellte Bodenfläche von 44,834,160 auf 50,203,347 Hektar, die Ausfuhr aller Brotfrüchte dagegen von 39,217,087 auf 51,161,583 Ztr. Daß aus solcher Vermehrung der Ausfuhr keine Besorgnisse für die Ernährung der Bevölkerung Indiens entstehen dürfen, hat O’Conor kürzlich nachgewiesen. Für Europa kommt vornehmlich die indische Weizenausfuhr in Betracht. Man nimmt an, daß die indischen Weizenfelder durchschnittlich eine Ernte von 7 Mill. Ton. liefern. Thatsächlich erreichte der Ertrag 1889/90: 6,123,000 und 1890/91: 6,842,000 T. Vergleicht man die Gesamtweizenausfuhr Indiens für die Jahre 1875/76–1890/91, so ergeben sich folgende Resultate im Durchschnitt der Jahre:

1875/76–1879/80 3132200 Zentner
1880/81–1884/85 13666500
1885/86–1889/90 17654000
1890/91 14352000

Im Durchschnitt der Jahre 1863–66 betrug der Geldwert der Ausfuhr erst 961,273 Rupien, erreichte aber in fortwährendem Steigen 1887 den Wert von 86,259,856 Rupien und betrug 1890: 57,926,147 Rupien. Hauptabnehmer indischen Weizens ist England, in frühern Jahren war auch Italien ein starker Konsument (1887: 9,729,636 Bushels). Der Weizenexport betrug in Rupien nach:

  1889/90 1890/91
Großbritannien 32289847 34421149
Belgien 9469814 8164704
Frankreich 5435265 6404526
Italien 1805318 1853061
Ägypten 6901443 8611128

Der Rest entfällt auf die Niederlande, Arabien, Spanien u. a. Die Gesamtausfuhr erreichte 1889/90 ein Gewicht von 13,799,244 Ztr. im Werte von 57,930,770 Rupien, 1890/91 von 14,332,555 Ztr. im Werte von 60,472,010 Rupien. In den letzten Jahren hat die Ausfuhr von Mehl einen großen Aufschwung genommen, dieselbe hatte einen Wert 1889/90 von 2,837,671 und 1890/91 von 2,732,588 Rupien. Infolge des verspäteten Auftretens des Monsuns und des fast allgemeinen Mangels an Regen in Indien und der daraus möglichen Gefahr einer allgemeinen oder selbst nur partiellen Hungersnot wurde die Frage eines Ausfuhrverbotes von Weizen Anfang 1891 in der Presse wie in Regierungskreisen ernst erörtert. Doch ergab sich bald, daß die gehegten Befürchtungen grundlos seien, und daß die Ausfuhr selbst beträchtlicher Mengen von Weizen keinen Anlaß zu Besorgnissen geben könne.

[385] [Türkei.] Eine Statistik[WS 2] der Ein- und Ausfuhr landwirtschaftlicher Erzeugnisse ist bei der Unvollständigkeit des Quellenmaterials nur mit Vorbehalt aufzustellen. Gleichwohl wird der Auslandsverkehr in den 48 wichtigsten Häfen des Reiches ein annäherndes Bild des Handelsverkehrs der Türkei an landwirtschaftlichen Erzeugnissen liefern können. Während 1889 die Einfuhr von Getreide einen Wert von 15,839,997 Mk. erreichte, wobei Weizen mit 10,853,294 und Gerste mit 3,102,576 Mk. die Hauptrolle spielten, bezifferte sich die Ausfuhr auf 78,115,890 Mk., darunter als Hauptposten:

Weizen 30419268 Mark
Gerste 24008771
Mais 5525051
Hafer 3716070
Sorghum 3229931
Roggen 1481848

Dazu kommen noch Mehl und andre Erzeugnisse der Mühlenindustrie im Betrage von 1,140,518 Mk. Das türkische Zollgebiet, dessen Durchschnittsernte 19,6 Mill. Ton. an Getreide, Hülsenfrüchten, Ölsaaten, Sämereien und Reis im Werte von 846,171,200 Mk. beträgt, verbraucht hiervon für Aussaat und Unterhalt von Menschen und Vieh 16,670,000 T. im Werte von 719,677,240 Mk. Somit bleiben für die Ausfuhr übrig 2,930,000 T. im Werte von 294,172,000 Mk., während in einem guten Jahre, wie 1889, thatsächlich nur 954,806 T. im Werte von 113,703,422 Mk. ausgeführt wurden. Die Erklärung findet sich darin, daß aus Gegenden, welche 350 km von der Küste entfernt sind, eine Ausfuhr von Getreide wegen der Höhe der Transportkosten nicht mehr stattfinden kann. Hier würde also der Bau von Eisenbahnen sehr segensreich eingreifen.

[Rumänien.] Der Getreidebau ist hier ein so bedeutender Faktor im wirtschaftlichen Leben des Landes, daß von seinen Erträgen die Existenzbedingungen der gesamten Bevölkerung abhängen, macht doch die Getreideausfuhr ihrem Werte nach nahezu sechs Siebentel der Gesamtausfuhr aus. Nach den Erhebungen von 1886 waren 4,255,106 Hektar der Kultur von Cerealien gewidmet, welche einen Ertrag von 53,637,979 hl ergaben, verteilt auf die einzelnen Feldfrüchte wie folgt:

Weizen 1129685 Hektar 20819580 Hektoliter
Roggen 237420 2681994
Gerste 608814 6580284
Spelz 267 2132
Buchweizen 4799 19588
Mais 1845605 17157905
Hafer 235585 6012978
Hirse 125098 363518

Für den Weizenbau ist das Land vorzüglich geeignet, das Gewicht des Kornes erreicht zuweilen 78–80 kg pro Hektoliter. Die vornehmste Nahrung der ländlichen Bevölkerung besteht indes in Mais. Der Weizenbau nimmt erstaunlich schnell zu, von 1889 bis 1890 um 25 Proz. und dementsprechend auch der Ertrag. Da der Inlandkonsum unverändert blieb, so ergab sich für 1890 ein Ausfuhrquantum von 10 Mill. hl gegen 7 Mill. hl im Vorjahr. Bei Roggen, Gerste und Hafer ergab sich 1890 nur eine Mittelernte, die Maisernte dagegen war eine sehr schlechte. Die Weizenproduktion betrug 1890: 21,75 Mill. hl. Die Ausfuhrwerte betrugen 1890:

Weizen 9344000 Mark
Mais 33832000
Roggen 20096000
Gerste 14840000
Mehl 3960000 Mark.

Die hauptsächlichsten Konsumenten der rumänischen Überschüsse sind in erster Linie England und Frankreich, dann die Schweiz, Italien, Belgien und Deutschland. Frankreich bezieht jährlich bedeutende Mengen von Mais. Die seit 1886 eingetretene Sperre der österreichisch-ungarischen Grenze gegen rumänische Bodenprodukte hat eine wachsende Mühlenindustrie ins Leben gerufen, welche allein über die Häfen an der untern Donau 90,701 Ztr. ausführte.

[Serbien.] Die Ernte von 1889 betrug: Weizen 1,9, Roggen 0,6, Gerste 1,1, Hafer 0,8, Mais 3,8 Mill. hl. Die von 1890 war recht ergiebig, die von Gerste und Roggen über Mittel, die von Weizen in manchen Kreisen sogar sehr gut, die Haferernte zwar schwach, aber dafür die Maisernte eine gute. Demzufolge hat sich auch die Ausfuhr fast aller Getreidesorten gegen die Vorjahre sehr bedeutend erhöht. Die Getreidehandelsbilanz stellte sich 1890 wie folgt:

  Einfuhr Ausfuhr
Weizen 25690 Zentner 635611 Zentner
Roggen 54400 80986
Mais 130 61542
Gerste 26658 54310
Hafer 20271 86247

Das Gros des ausgeführten Getreides nimmt seinen Weg über Österreich-Ungarn, nur kleinere Posten gehen über Saloniki nach Holland oder über Antwerpen rheinaufwärts nach Deutschland. Im Mehlhandel ist Serbien immer noch passiv, wenngleich in geringem Betrage.

Bulgarien, von dessen (1888) 3,154,375 Einw. nicht weniger als 2,211,547 Ackerbauer sind, von dessen Gesamtflächeninhalt Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und Mais 711,800 (1889: 774,900) Hektar in Anspruch nehmen, und wo der Getreidebau weitaus den ersten Platz unter den Erwerbsquellen der Bewohner ausmacht, erzeugt sehr bedeutende und wachsende Mengen von Getreide, welche starke Überschüsse zur Ausfuhr ergeben. Von der Gesamtausfuhr entfallen nicht weniger als 82,4 Proz. auf Produkte des Ackerbaues, welche von der Einfuhr nur 18,7 Proz. beanspruchen. Nach amtlichen Ermittelungen betrug die Ernte in Doppelzentnern:

  1889 1890
Weizen 9387610 3130829
Roggen 2107987 1603057
Gerste 2464124 2245227
Hafer 1365771 906006
Mais 4828104 2154145

Mit Hinzurechnung von Mischkorn und Spelz wurden 1890: 4,743,528 Doppelzentner oder 28 Proz. weniger als im Vorjahr geerntet. Daher mußte auch die Ausfuhr eine geringere sein. Während 1889 für 62,798,086 Lëi Körnerfrüchte, Malz und Hülsenfruchte ausgeführt wurden, betrug 1890 die Ausfuhr nur 54,348,576 Lëi. Ebenso ging die Ausfuhr von Mehl und Mehlprodukten von 655,840 auf 371,033 Lëi zurück. Hauptabnehmer sind Großbritannien (1890: 1,579,646 Doppelzentner), Frankreich (1,408,164 Doppelzentner) und in absteigender Folge die Türkei, Österreich-Ungarn, Holland, Italien etc.

Der nicht unbedeutende Getreidehandel Bosniens und der Herzegowina erscheint seit 1880 in dem Österreich-Ungarns inbegriffen. Die deutschen amtlichen Handelsberichte geben für 1890 die Einfuhr von Mehl auf 1,400,000 Mk., von Mais und Hafer auf 250,000 Mk., dagegen die Ausfuhr von Getreide und Sämereien auf 1,800,000 Mk. an. Die Ausfuhr geht fast ganz über die ungarische Grenze.

[Kanada.] Obschon die Bedeutung dieses Gebietes für den Welthandel in neuester Zeit von der benachbarten amerikanischen Union zurückgedrängt wird, so ist dasselbe immer bedeutend genug. Der Hauptausfuhrartikel bleibt noch immer Getreide, und dieser [386] Verkehr ist, seitdem Seeschiffe bis weit hinein ins Land gehen und die Schienenwege immer weiter hineinreichen, im fortwährenden Steigen. Über die Anbauflächen der verschiedenen Getreidearten liegen keine Daten vor, über die Ernten nur die von 1881. Die Ernte dieses Jahres betrug in Hektolitern:

Weizen 10727658
Roggen 737422
Gerste 5753197
Hafer 23010515
Mais 3173823
Andres Getreide 3256216

Seitdem hat sich die Getreideproduktion aber verdoppelt. Namentlich hat der Getreidebau in Ontario u. Manitoba an Bedeutung gewonnen. Man kann den Jahresertrag gegenwärtig auf mindestens 20 Mill. hl Weizen, 11/2 Mill. hl Roggen, 10 Mill. hl Gerste, 36 Mill. hl Hafer und 7 Mill. hl Mais veranschlagen. Aus Montreal, dem Hauptverschiffungshafen, wurden 1890 ausgeführt: Weizen 868,724, Mais 1,922,012, Hafer 81,000, Roggen 96,344 hl. Im Vorjahr war die Ausfuhr eine erheblich stärkere gewesen. In dem letzten nachgewiesenen Jahre 1890 betrug der Wert der Ausfuhr in Pfund Sterling:

Gerste und Roggen 1328341
Mais 450228
Hafer 417906
Weizen 358553
Mehl 158112
Erbsen 297825

[Algerien.] Hier nimmt der Getreidebau sehr bedeutend zu und mit ihm auch der Ertrag, wenn die Saaten nicht durch Heuschreckenplagen geschädigt werden; 1889 betrug der dadurch bewirkte Ausfall 4,135,716 Frank. Anbau und Getreideernte waren 1890:

Weizen 1113309 Hektar 5246052 Zentner
Gerste 1361292 8263633
Hafer 53694 293655
Mais, Roggen u. a. 46263 267376

Die Ausfuhr bezifferte sich auf: 1,069,180 Ztr. Weizen für 26,729,500 Fr., 679,556 Ztr. Gerste für 10,193,340 Fr. und 199,497 Ztr. Hafer für 3,574,946 Fr., also zusammen für 40,497,786 Fr. Diesen Ausfuhrmengen von Getreide steht eine bedeutende Mehreinfuhr von Mehl (1890: 10,160,895 Ztr. im Werte von 2,887,911 Fr.) gegenüber.

[Ägypten.] Das Schwergewicht der gesamten Bodenproduktion entfällt seit längerer Zeit auf Baumwolle und Zucker, wogegen der Getreidebau immer mehr zurücktritt. Obschon der Weizenbau 20 Proz. des gesamten Kulturbodens und 75 Proz. des Winteranbaues in Anspruch nimmt, so hat er doch seine frühere Wichtigkeit eingebüßt und deckt nur einen geringen Teil des Landesbedarfs. Daher werden gewaltige Mengen von russischem Getreide und Mehl eingeführt. Doch ist die Ausfuhr nach Belgien und Frankreich für Stärke und Spiritusfabrikation noch immer sehr bedeutend. Die Gesamtausfuhr von Weizen betrug 1889: 334,952, von Bohnen 669,369 Mk.

[Chile.] Zur Zeit der Entdeckung der kalifornischen Goldfelder wurde Chile zur Kornkammer dieses Goldlandes, und der chilenische Ackerbau nahm schnell große Dimensionen an. Schon nach zwei Jahren überstieg der Wert der Getreideausfuhr dorthin den Betrag von 10 Mill. Mk. Und als einige Jahre später Kalifornien durch die eigne Bodenkultur sich unabhängig machte, da eröffnete sich in den Goldfeldern Australiens ein neues Absatzgebiet, wohin Chile 1856 für 12,6 Mill. Mk. Körnerfrüchte ausführte. Dieses Absatzgebiet ist mit andern längst verloren gegangen; heute behauptet chilenischer Weizen nur noch den englischen Markt neben dem von Peru, Ecuador und Bolivia. Die Weizenproduktion Chiles betrug nach dem Berichte der chilenischen Ackerbaugesellschaft:

  Anbaufläche Ernte
1870: 270980 Hektar 5484750 Hektoliter
1880: 297127 6013872
1885: 292979 5929909

Die Ausfuhr von Weizen betrug 1888: 4,548,729 Pesos, wobei England mit 3,538,905 Pesos beteiligt war. Die früher auch nach Deutschland gerichtete Ausfuhr hat aufgehört. Die Gesamtausfuhr von Weizen, Mehl, Gerste (1888: 773,477 Pesos, meist nach England), Mais, Bohnen und Erbsen betrug 1888: 5,558,000 und 1889: 3,300,000 Pesos. Über die gesamte Getreideproduktion gibt nachfolgende amtliche Zusammenstellung Aufschluß, welche die Aussaat von 1882 und die Ernte von 1883 umfaßt:

  Aussaat Ernte Prozentsatz der Ernte
zur Aussaat
Liter Liter
Weißer Weizen 62729213 442564435 7 : 1
Gelber Weizen 14723737 92191647 6 : 1
Gerste 9485560 84524718 9 : 1
Mais 1979991 29996643 15 : 1
Bohnen 3648614 27850468 8 : 1

Argentinien, welches erst seit 1877 in die Reihe der Getreideausfuhrländer getreten ist, hat seine Ausfuhr in ungeahnter Weise gesteigert. Dieselbe betrug 1890: 326,186 Ton. Weizen, 707,282 T. Mais und 12,018 T. Mehl, alles in keinem der frühern Jahre auch nur annähernd erreichte Ziffern. Der Verkaufswert des ausgeführten Weizens betrug 9,785,572, der des Maises 14,145,639 Pesos. Die Weizenausfuhr für 1891 versprach um den vierten Teil größer, die von Mais dagegen bedeutend geringer zu sein als 1890.

[Australien.] Die Anbauflächen und damit die Erträge nehmen hier stetig, wenn auch nicht in so schneller Weise, als man anfänglich glaubte, zu. Auch wurden die Erträge durch die auf dem Australkontinent periodisch auftretenden Dürren wiederholt stark geschmälert. Nach den Ermittelungen für 1889/90 waren unter Kultur in

Victoria 1050905 Hektar
Neusüdwales 465790
Queensland 108829
Südaustralien 1145951
Westaustralien 47133
Tasmania 195342
Neuseeland 624242

Die bei weitem wichtigste Frucht ist Weizen; derselbe nimmt 1,548,138 Hektar, d. h. 2/5 der ganzen Anbaufläche, in Anspruch und kommt für den internationalen Handel allein in Betracht. Die Produktion, welche sich in der Hauptsache auf Südaustralien, Victoria und Neuseeland beschränkt, hat in den letzten Jahren sehr geschwankt. Größere Erntemengen liefern außerdem Hafer und Mais, welcher fast ausschließlich in den nördlichen Kolonien, Neusüdwales und Queensland, angebaut wird. Im Erntejahr 1889/90 betrug die Produktion in Hektolitern:

  Weizen Hafer Gerste Mais
Victoria 4798288 2257946 772452 142816
Neusüdwales 2628132 217332 45240 2141930
Queensland 53732 5824 10652 697220
Südaustralien 5830943 52576 98736
Westaustralien 198895 16600 37228 480
Tasmania 302655 459572 42229
Neuseeland 3379402 5469432 537129 108112

Außer einem sehr bedeutenden interkolonialen Verkehr, welcher auch wachsende Mengen von Weizenmehl in sich schließt, richtet sich die Ausfuhr von australischem Weizen und Weizenmehl vornehmlich [387] nach England. Der Handel mit andern Getreidearten ist fast nur interkolonialer Natur, doch empfängt Australien auch Gerste von England und Amerika, letzteres beteiligt sich auch an der Versorgung von Queensland u. a. mit Getreide. Die Ausfuhrwerte betrugen 1889 in Pfund Sterling:

  Mehl Weizen Hafer Andres
Neusüdwales 201014 29460 27839 58733
Victoria 319038 84064 2758 22880
Südaustralien 691777 236898 535 28030
Neuseeland 489728 360086 85778
2) Getreideeinfuhrländer.

[Deutsches Reich.] Über Anbauverhältnisse, Menge und Wert der Ernten bestanden bis 1878 nur Schätzungen, welche einen Vergleich nicht gestatteten. Danach wurden nach genau vorgezeichneten Formularen die Ernten so festgestellt, daß die landwirtschaftlichen Bodenbenutzungsarten alle 5 Jahre kontrolliert, Durchschnittserträge aber nach dem Gewicht jährlich erhoben und aus diesen beiden Faktoren die wirklichen Ernteergebnisse jährlich berechnet werden. Nach der im Juli 1891 veröffentlichten Statistik des Deutschen Reiches betrug:

  Erntefläche
1890
Hektar
Erntemenge in Tonnen
Durchschnitt
1880–89
1890
Weizen 1960276 2483577 2831011
Roggen 5820222 5714571 5867931
Gerste 1664188 2186508 2283432
Hafer 3904020 4287758 4913544
Spelz und Emmer 366845 432498 492970
Buchweizen 194576 126256 109702

Die durchschnittlichen Erntemengen der betreffenden 10 Jahre waren bei allen Getreidegattungen wesentlich niedriger als die des Jahres 1890, wenngleich die Jahre 1882, 1886 und 1887 höhere Roggenernten aufweisen. In den einzelnen deutschen Staaten betrugen die Ernten 1890 in Tonnen:

  Weizen Roggen Gerste Hafer
Preußen 1502429 3906666 1041559 2920749
Bayern 489535 782330 549311 638487
Sachsen 100140 284239 48111 311592
Württemberg 46676 48802 139776 176746
Baden 57683 54696 88677 77520
Hessen 70264 109966 99153 77161
Mecklenburg-Schwerin 82010 236047 34789 203873
Sachsen-Weimar 29000 34989 37048 43092
Mecklenburg-Strelitz 19024 37148 7415 31601
Oldenburg 9224 67218 15181 46509
Braunschweig 59367 73036 21639 71641
Sachsen-Meiningen 10626 19107 3903 20792
Sachsen-Altenburg 12331 27258 15255 87846
Sachsen-Koburg-Gotha 13322 13626 16798 18786
Anhalt 32055 40943 45062 30403
Schwarzb.-Sondersh. 8565 7039 7304 10747
Schwarzburg-Rudolst. 4780 8608 5946 5741
Waldeck 5373 12061 728 14239
Reuß ältere Linie 400 5398 2267 4744
Reuß jüngere Linie 3296 8739 4493 9538
Schaumburg-Lippe 3613 9195 1197 4998
Lippe 8798 22530 3801 17962
Lübeck 1734 4110 672 4526
Bremen 408 2688 532 2444
Hamburg 1887 4208 161 5549
Elsaß-Lothringen 258476 47283 87246 136258
Deutsches Reich: 2831016 5867930 2278024 4973544

Dazu kommt noch der fast ausschließlich in Süddeutschland (Württemberg, Baden, Bayern, Hessen, Hohenzollern, Elsaß-Lothringen) gebaute Spelz (492,970 Ton.) und der vorzugsweise in Norddeutschland gebaute Buchweizen (109,702 T.). Die durchschnittliche Ernte von eigentlichem Brotgetreide (Roggen, Weizen und Spelz) betrug demnach für die letzten Jahre 8,630,646 T., für 1890 ergab sich eine solche von 9,198,812 T. Nach den amtlichen Ermittelungen wird die Ernte von 1891 für Roggen auf 6,302,863, für Weizen auf 3,347,714 T., also auf sehr erheblich mehr als eine Durchschnittsernte geschätzt. Allerdings stellt sich in der Regel heraus, daß die im Februar vorzunehmenden endgültigen Ermittelungen in ihren Resultaten gegen die Oktoberschätzungen einigermaßen zurückbleiben.

Für Preußen ergaben diese Ermittelungen folgende Resultate: Die Anbaufläche betrug bei Weizen 1,080,113, bei Roggen 4,050,451, bei Sommergerste 863,767, bei Hafer 2,586,150 Hektar. Die gemeindeweise im Februar erfolgenden Ermittelungen über die Ernte ergaben im Mittel der letzten 11 Jahre bei Weizen 84, bei Roggen 75,1, bei Gerste 79,4, bei Hafer 75,9 Proz. der Ermittelungen des vorhergegangenen Oktobers. Für die beiden letzten Jahre waren die thatsächlichen und voraussichtlichen Ergebnisse die folgenden in Doppelzentnern:

  Oktober-Ermittelung Endgültiger Ertrag
1890 1891 1890 1891
Weizen 17523007 17574879 14780473 15024288
Roggen 50369634 43448077 39066660 32629506
Sommergerste 13269736 13696366 10171375 10874915
Hafer 38522370 37273116 29207487 28290295

Danach stellte sich in der Gesamternte für 1891 bei Roggen und Hafer ein Ausfall heraus, ein Mehrertrag dagegen bei Weizen und Sommergerste. Doch sind diese Ergebnisse sehr ungleich auf die einzelnen Provinzen des preußischen Staates verteilt. Für dieselben ergibt sich nach den Oktober-Ermittelungen folgendes Resultat in Hektolitern:

  Weizen Roggen Sommer­gerste Hafer
Ostpreußen 146364 389093 116454 360956
Westpreußen 131924 259649 91854 178147
Brandenburg 84383 650087 106632 277891
Pommern 85585 328480 81780 289215
Posen 137228 499222 97977 155174
Schlesien 291425 419532 247573 554561
Sachsen 344042 508666 342425 401126
Schleswig-Holstein 92924 229831 101362 272196
Hannover 134851 501443 36324 359704
Westfalen 92900 229943 29957 227311
Hessen-Nassau 71012 136640 51473 219699
Rheinland 142821 191022 58011 423918
Hohenzollern 2029 1200 7815 7414

Es ergibt sich danach bei sämtlichen Früchten eine durchgängig bessere Ernte als im Vorjahr für Brandenburg, ferner bei Weizen und Roggen ein noch bemerkenswert höherer Ertrag für Posen und Schleswig-Holstein. Erhebliche Ausfälle erscheinen dagegen in diesen Früchten besonders für Schlesien, Westfalen, Hessen-Nassau und Rheinland.

Die im Deutschen Reiche gewonnenen Brotfrüchte genügen schon seit geraumer Zeit zur Deckung des Bedarfs der Bevölkerung auch in den günstigsten Jahren nicht mehr. Dieselbe verbrauchte nach Lexis („Die Wirkung der Getreidezölle“, Tübing. 1889) an eigentlichem Brotgetreide (Weizen, Spelz und Roggen) nach Abzug des Saatgutes zum individuellen Nahrungsbedarf pro Kopf in Kilogrammen:

[388]

  Roggen Weizen Mühlenfabrikate Zusammen
1879–82: 145,9 69,6 0,5 216,0
1883–86: 141,9 71,1 1,5 217,5

Juraschek berechnet dagegen den durchschnittlichen Verbrauch weit niedriger, für 1889/90 auf nur 162,35 kg, wovon 23,82 kg, d. h. 14,67 Proz., auf die Einfuhr entfallen sollen, während Engel den Prozentsatz der Einfuhr 1884 auf 18,5 Proz. berechnete, bei einem jährlichen Verbrauch von 187,57 kg. Hierbei sind natürlich alle Altersklassen inbegriffen; für Soldaten sind die vorgeschriebenen Rationen: 280 kg Brot, 18,3 kg Mehl ohne Hülsenfrüchte und Reis, die wir hier nicht in Betracht ziehen können.

Der Getreidehandel ist in den letzten Jahren fast ausschließlich Einfuhrhandel geworden. Während 1882/83 noch ausgeführt wurden: 19,221 Ton. Roggen, 145,987 T. Weizen, 100,315 T. Gerste, 46,513 T. Hafer, gelangten 1890/91 nur noch 64 T. Roggen, 1005 T. Weizen, 7060 T. Gerste und 433 T. Hafer zur Ausfuhr. Dagegen hat die Einfuhr sehr bedeutende Dimensionen angenommen. Sie erreichte 1884/85 mit 842,122 T. Roggen, 780,671 T. Weizen, 583,683 T. Gerste und 293,406 T. Hafer die höchsten bisher vorgekommenen Ziffern und belief sich 1890/91 auf 527,989 T. Roggen, 517,668 T. Weizen, 750,788 T. Gerste und 137,641 T. Hafer. Der Geldwert des Getreidehandels bezifferte sich in den Jahren 1880–89 im Durchschnitt in der Einfuhr auf 309,19, in der Ausfuhr auf 56,87 Mill. Mk. Dagegen betrug 1890 die Einfuhr von Getreide, Malz, Mehl etc. 441,560,000, die Ausfuhr nur 36,294,000 Mk. Hauptposten der Einfuhr:

Weizen 104149000 Mark
Roggen 98693000
Gerste 98009000
Mais 54408000
Hafer 21787000
Reis 18918000

Dazu kommen noch geringere Beträge für Malz, Mehl u. a., während eine nicht unbeträchtliche Ausfuhr von Mehl (21,498,000 Mk.), Gerste u. a. stattfindet. Die Mehreinfuhr ist eine von Jahr zu Jahr in gewaltigem Umfang zunehmende. Die danach zum Verbrauch stehenden Mengen sind sehr bedeutende. Rechnet man nach Settegast als Aussaatquantum pro Hektar für Winter- und Sommeraussaat bei Roggen 170, bei Gerste 150, bei Hafer 160 kg und bei Weizen für Winteraussaat 170, für Sommeraussaat 184 kg, so ergibt sich für 1890/91 in Tonnen:

  Roggen Weizen Gerste Hafer
Gesamtmenge 6395856 3347674 3027674 5050752
Aussaatmenge 990069 335732 250665 625691
Bleibt zum Verbrauch 5405787 3011942 2776495 4425061

Da die Ernte von 1891 weit geringer ausgefallen ist als die von 1890, so ist die Einfuhr natürlich noch eine weit bedeutendere gewesen, und dies trotz der ganz außerordentlich gestiegenen Brotpreise. Wenn die Juni-Durchschnittspreise 1887 pro 1000 kg Roggen 125,30, für Roggenmehl 17,55 Mk. pro Zentner betrugen, so stiegen dieselben bis 1891 auf 212,04, bez. 28,83 Mk., so daß die Weizenpreise erheblich überholt wurden. Die bedeutendste Bezugsquelle ist immer Rußland gewesen, das 1891 von einer Einfuhr von 9,067,610 Ztr. Weizen allein 5,162,397 Ztr. lieferte, von 8,423,225 Ztr. Roggen 6,201,844 Ztr., von 1,036,608 Ztr. Hafer 1,036,608 Ztr., von 7,260,701 Ztr. Gerste 2,949,986 Ztr., während Österreich-Ungarn und die Vereinigten Staaten weit weniger hervortreten. Sonst sind als Getreideeinfuhrländer nur noch Belgien und die Niederlande von größerer Bedeutung, doch sind dieselben nur als Durchgangsländer für überseeische Provenienzen zu betrachten, da auch ihr Getreidehandel passiv ist. Die Zölle auf Getreide, Hülsenfrüchte und Malz, welche 1836–65 zwischen 1000 (1854 und 1855) und 1,446,000 Mk. (1851) schwankten und während dieser Periode vom gesamten Eingangszollertrag 0,2–2,1 Proz., auf den Kopf zwischen 0,5 und 4,8 Mk. ausmachten, 1866–79 ganz in Wegfall kamen und 1880 wieder eingeführt wurden, stiegen von da ab bis 1890 von 14,455,000 auf 111,440,000 Mk., der auf sie fallende Prozentsatz vom Eingangszollertrag von 8,7 auf 28,2 Proz. und der Betrag pro Kopf von 32,4 auf 225,5 Mk. Da der Zoll pro Tonne für Weizen und Roggen 50, für Hafer 40, für Gerste 221/2 und für Mais 20 Mk. betrug, so erreichte der Zoll von der Mehreinfuhr 1889/90 folgende Summen: Es wurden an Zoll entrichtet für

1564247 Ton. Weizen und Roggen 78112300 Mark
257092 Hafer 10283680
731001 Gerste 14985520
314819 Mais 6296380
Zus.: 2867159 Ton. Getreide 109677880 Mark

[Großbritannien.] Der Anbau von Cerealien nimmt hier mit jedem Jahre ab, ein beachtenswerter Beleg für den gewaltigen Einfluß, welchen der englische Freihandel auf die englische Landwirtschaft in der Richtung einer ständigen Abdrängung derselben vom Getreidebau, ja von der Ackerwirtschaft überhaupt ausübt. Der Bau von Kornfrüchten ging im Vereinigten Königreich von 3,829,700 Hektar 1890 auf 3,777,404 Hektar 1891 zurück, was einen Rückgang von rund 400,000 Hektar gegen die Durchschnittsziffer in 1875–80 bedeutet. Daran ist in der Hauptsache der Weizenbau beteiligt, während Hafer- und Gerstenbau eine kleine Zunahme zeigen.

  Angebaute Fläche in Hektaren Ertrag in Bushels zu 36,35 Liter
1891 1890 1890 1889
Weizen 956897 991471 75993883 75883611
Gerste 920398 917446 80793525 74703755
Hafer 1655116 1649604 171295404 164078736

Diese Mengen reichen nun aber nicht annähernd für die Ernährung der rasch wachsenden Bevölkerung aus, die auch relativ immer mehr konsumiert. Im Durchschnitt der letzten 10 Jahre verbrauchte Großbritannien je 71 Mill. hl Weizen. Davon liefert das eigne Land weniger als die Hälfte, so daß unter den 381/2 Mill. Bewohnern Großbritanniens in Normaljahren 17 Mill. Menschen von dem eignen, dagegen 211/2 Mill. von fremdländischem Brot leben, in Mißjahren das Verhältnis aber noch ungünstiger wird. Im achtjährigen Durchschnitt kamen in Hektolitern auf

  Heimische Produktion Einfuhr Durchschnitt­licher jährl. Verbrauch
1852/53–1859/60 38266000 13521000 51794000
1860/61–1867/68 35625000 23520000 59173000
1868/69–1875/76 33788000 30562000 64349000
1876/77–1883/84 25454000 45932000 71386000
1884/85–1890/91 24716000 50479000 75195000

Wie man sieht, eine beständige Abnahme der heimischen Produktion, während die Einfuhr in noch stärkerm Verhältnis wächst. In den ersten 8 Jahren war die ausländische Weizenmenge nur etwa ein Viertel des verbrauchten Weizens, während in den letzten 7 Jahren rund zwei Drittel ausländischen Ursprunges waren. Die Einfuhr von Brotfrüchten erreichte [389] 1891 die höchsten bisher gekannten Werte. Dieselbe betrug in Pfund Sterling:

Weizen 29448204
Mehl 10184887
Gerste 5941833
Hafer 5175734
Mais 8411763
Andres 4861902

Noch mehr als absolut ist die Einfuhr auch relativ gewachsen, wie nachfolgende Tabelle ausweist. Es kamen von der Einfuhr auf den Kopf der Bevölkerung in englischen Pfunden (1 Pfd. = 453,59 g):

  1869 1879 1889
Weizen 136 194 174
Weizenmehl 19 35 43
Mais und Maismehl 64 118 107
Hafer und Hafermehl 29 46 48
Andres Getreide 41 53 70

England bezieht seine Brotnahrung aus Amerika, Rußland, Indien, Australien, Mitteleuropa, Ägypten und andern Ländern, so daß es nie in die Gefahr einer Hungersnot oder großen Teuerung geraten kann.

[Frankreich.] Gegenwärtig ist mehr als ein Viertel der Oberfläche dem Körnerbau gewidmet, und dabei schreitet die Vermehrung immer fort, was auf die Reben-, bez. Traubenkrankheit zurückzuführen ist, doch vermindern sich Mais, Roggen und Gerste, im letzten Jahr auch Weizen der Fläche nach, nur der Hafer macht Fortschritte. In Verbindung damit steht auch trotz verbesserter Anbaumethode naturgemäß die Abnahme der Erträge. In den drei letzten nachgewiesenen Jahren waren:

  Weizen Roggen
Bebaute Fläche: Hektar Ertrag: Hektoliter Bebaute Fläche: Hektar Ertrag: Hektoliter
1889 7038968 108309771 1599496 23126806
1890 7061789 116915880 1588632 24170317
1891 5819507 81889070 1494714 21152317

Dazu kommt noch Mischfrucht (Weizen und Roggen qemischt), wovon 1890: 4,766,053, 1891: 3,936,992 hl geerntet wurden. Diese Ernten genügen dem heimischen Konsum bei weitem nicht, der hinsichtlich des Weizens allen andern Ländern der Erde voransteht. Man berechnet denselben nach dem Durchschnitt des letzten Jahrzehnts auf 1221/2 Mill. hl, gegenwärtig sogar auf 125–126 Mill. hl oder 2,7 hl auf den Kopf und 9,77 hl auf die Familie. Es sind daher fortdauernd bedeutende Einfuhren nötig. Sie betrugen:

  Weizen Roggen
Zentner Wert in Mill. Frank Zentner Wert in Mill. Frank
1888 11357123 231,9 478453 6,100
1889 11417592 230,4 213936 2,500
1890 10550640 215,5 10483 0,126

Die Hauptbezugsländer für Weizen sind die Vereinigten Staaten von Amerika und Rußland, seit 1881 tritt auch Britisch-Indien als regelmäßige und bedeutende Bezugsquelle für Weizen auf.

[Italien.] Die durchschnittliche Kulturfläche und den Ernteertrag der letzten Jahre berechnet man wie folgt:

Weizen 4736705 Hektar 50919579 Hektol.
Roggen und Gerste 477666 6429384
Hafer 379991 6712136
Mais 1714686 31175363
Reis 232091 9798883

Dieser Durchschnitt wurde aber in den letzten Jahren keineswegs erreicht. Indes trat 1890 nach einer Reihe von mittelmäßigen oder schlechten Ernten eine Besserung ein. Wenn man für ein Dezennium das normale Ergebnis mit 100 annimmt, so stellt sich dasselbe für Weizen, Reis und Hafer nun auf 100, für Mais auf 90, für Roggen auf 80. In den drei letzten Jahren betrug die Ernte in Hektolitern:

  1888 1889 1890
Weizen 38873000 38464000 47203000
Mais 25606000 28918000 28148000
Andre Kornfrüchte 9356000 14515000 ?
Reis 5155000 8428000 7940000
Zusammen: 78990000 90325000

Die Mittelernte hatte 1860–62: 71,303,000, 1870 bis 1874: 105,025,000 und 1879–83: 85,869,000 hl betragen. Der Rückgang der Erträgnisse der letztgenannten Periode ist auf die Einschränkung der Kulturen zurückzuführen, da schon damals die gefährliche Konkurrenz der fremden Getreidesorten hier begonnen hatte. Nach den Berechnungen, welche für einen längern Zeitraum angestellt wurden, ergibt sich als Durchschnittswert des erzeugten Getreides folgender Wert in Millionen Lire:

Weizen 803
Mais 384
Hafer 47
Gerste 47
Roggen 22
Reis 134

1890 sank die Einfuhr von Weizen gegen 1889 von 872,000 auf 664,000 Ton., die der übrigen Kornfrüchte von 243,000 auf 237,000 T., dennoch entspricht diese verminderte Einfuhr noch immer einem in das Ausland gewanderten Kapital von 160 Mill. Lire. Denn so bedeutend an sich auch die Ernten Italiens sind, so reichen sie doch für die Ernährung der Bevölkerung nicht aus, da sie nur eine durchschnittliche Verbrauchsmenge von 1,8 hl Weizen, 0,22 hl Roggen und Gerste und 1,10 hl Mais, also im ganzen, auf Roggenwert reduziert, von nur 3,60 hl Brotfrüchten jährlich decken. Infolgedessen muß Italien regelmäßig mehr Brotfrüchte einführen, als es auf die ausländischen Märkte bringt. Diese Passivität des Handels besteht seit einer langen Reihe von Jahren.

[Schweiz.] Der Handel mit Getreide ist durchaus passiv, und die Zufuhren vom Ausland haben schon seit längerer Zeit eine steigende Tendenz, wobei die verminderte heimische Getreideproduktion und der persönliche Verbrauch ausschlaggebend sind. Die Mehreinfuhr von Cerealien ohne Mehl betrug 1851–1855 durchschnittlich 2,388,560 Ztr., d. h. 103 Pfd. pro Kopf, 1876–80 dagegen 6,507,000 Ztr., d. h. 231 Pfd. pro Kopf, und 1880–84: 6,908,000 Ztr., d. h. 240 Pfd. pro Kopf. Die Getreidezufuhren bezifferten sich 1889 auf 577,436,000 Mk., sie bestehen durchschnittlich zu vier Fünftel aus Weizen, sodann in absteigender Linie aus Hafer, Mais, Gerste, Roggen. Dazu kommen schnell steigende Mengen von Mehl, denen allerdings auch eine wachsende Mehlausfuhr gegenübersteht, welche jedoch ein Fünftel der Einfuhr kaum erreicht. Der größte Teil der Zufuhren von Weizen kam bisher aus Rußland und Ungarn, von Roggen aus Frankreich, von Hafer aus Süddeutschland, Frankreich und Böhmen, von Mais aus Italien, Ungarn und den Donauländern.

[Niederlande.] Nach den offiziellen Ermittelungen beanspruchte 1889 das Ackerland 860,186 Hektar, d. h. 26,1 Proz. der Bodenfläche. Davon waren bestellt mit

Weizen 85194 Hektar
Roggen 204018
Wintergerste 30226
Sommergerste 14851
Hafer 115448
Buchweizen 48078
Bohnen 33494
Erbsen 22796

In den mittlern Jahren beträgt die Getreideernte ohne die sehr wichtigen Hülsenfrüchte 12 Mill. hl; 1887 ergab die Ernte von Weizen 2, Roggen 4,85, [390] Gerste 1,5, Hafer 4,27, Buchweizen 0,43 Mill. hl. Die eignen Ernten decken etwa zwei Drittel des Bedarfs, der infolge des Wohlstandes der Bevölkerung ein relativ hoher ist. Die gesamte Getreideeinfuhr bezifferte sich 1889 auf 78 Mill. Mk., doch berechnet man die durchschnittliche Mehreinfuhr von Getreide und Mehl ungleich höher, nämlich auf 89 Mill. Mk.

[Belgien.] In Belgien wird der Anbau von Weizen, Roggen und Gerste von Jahr zu Jahr mehr eingeschränkt, und die Produktionsmengen genügen bereits seit langer Zeit nicht mehr dem Bedarf der schnell wachsenden Bevölkerung. Dabei gehen die Anbauflächen stetig zurück. Nach den letzten Erhebungen waren Anbaufläche und Mittelernte:

Weizen und Spelz 328445 Hektar 7289000 Hektoliter
Roggen 277639 5788000
Gerste 40181 1253000
Hafer 249486 8841000
Halbfrucht 25726 537000
Buchweizen 13184 264000

Danach kann man die durchschnittliche Produktion Belgiens an eigentlichen Brotfrüchten (Weizen und Spelz, Halbfrucht und Roggen) bei einer Mittelernte auf 13,62 Mill. hl berechnen. Zieht man davon für Saatgut 1,177,000 hl, für Brauereien und Brennereien 712,000 hl ab, so bleiben für den Konsum 11,720,000 hl, d. h. 2,12 hl pro Kopf. Da man aber den Verbrauch auf 3 hl pro Kopf schätzen kann, so ergibt sich ein Defizit von 88 Lit. pro Kopf oder 4,857,000 hl für den Staat. Die Ernte von 1890 überstieg den Durchschnitt erheblich; sie betrug in Millionen Hektolitern: Weizen und Spelz 8,8, Roggen 6,9, Gerste 1,5, Hafer 10,7, Halbfrucht 0,6, Buchweizen 2,3. Die Einfuhr von Brotfrüchten ist daher stets sehr bedeutend, allerdings um zum großen Teil wieder nach andern Ländern, insbesondere nach Deutschland, ausgeführt zu werden. Der Getreidehandel zeigte 1890 eine außerordentliche Lebhaftigkeit, nämlich eine Mehreinfuhr gegen 1889 von Weizen für 34,757,000 und von Hafer, Mais und Buchweizen für 10,180,000 Frank und eine Mehrausfuhr von Weizen für 6,389,000 und von Hafer, Mais und Buchweizen für 9,746,000 Fr.

Dänemark ist seit 1883 in Bezug auf Getreide aus der Reihe der Ausfuhr- in die der Einfuhrländer getreten, nicht weil die Produktion sank, sondern weil der Verbrauch der Produktion außerordentlich schnell voraneilte. An Getreide (außer Mais) und Mehl betrug die Mehreinfuhr 1888: 370, 1889: 347 und 1890: 179 Mill. Pfd., der Einfuhrüberschuß an Mais dagegen 1889: 87 und 1890: 292 Mill. Pfd. Mais wird hauptsächlich zur Viehfütterung, in geringern Mengen zur Branntweinbrennerei verwandt.

[Schweden.] Die Ernteerträge von Weizen, Roggen, Mengkorn, Gerste und Hafer haben in den letzten Jahren zwischen 31,7 und 38,5 Mill. hl geschwankt; 1890 wurden geerntet in Millionen Hektolitern:

Weizen 1,40
Roggen 7,80
Mengkorn 3,20
Gerste 5,70
Hafer 25,80
Kartoffeln 12,33

Was den Außenhandel betrifft, so führt Schweden bedeutende Mengen von Weizen und Hafer besonders nach England aus, muß dagegen Roggen und Mehl aus Rußland und Dänemark einführen. 1890 betrug in Hektolitern:

  Einfuhr Ausfuhr
Weizen 904740  1757710
Gerste 8430 200
Roggen 1022610 65410
Weizenmehl 172650 1150
Roggenmehl 114930 16330

[Norwegen.] Die Getreideproduktion ist in allen Jahren so ungenügend, daß jährlich 2,660,000 hl eingeführt werden müssen, d. h. 1,5 hl pro Kopf. Rußland, Dänemark und Deutschland liefern den größten Teil des Bedarfs. Nach den letzten Erhebungen von 1875 wurde die gesamte Ackerfläche auf 277,000 Hektar geschätzt. Davon waren bestellt mit Weizen 2 Proz., Roggen 6,5, Mengkorn 9, Gerste 24,5, Hafer 39,5 Proz. Die Durchschnittsernte betrug 1871–75 für Weizen 97,000, Roggen 346,000, Mengkorn 720,000, Gerste 1,594,000, Hafer 3,225,000 hl, dagegen 1881–85 für Weizen 100,000, Roggen 400,000, Gerste 1,600,000, Hafer 3,100,000, Buchweizen 700,000, für Kartoffeln 7,100,000 hl. Norwegen kann sich nur zu 56 Proz. mit einheimischen Brotfrüchten versorgen und hat im Durchschnitt der letzten Jahre an das Ausland für seinen Getreidebedarf über 39 Mill. Mk. (1890: Einfuhr 37,6 Mill., Ausfuhr 784,000 Mill.) zahlen müssen.

[Finnland.] Die klimatischen Verhältnisse und die Beschaffenheit des Bodens bedingen es, daß nur ein kleiner Teil der Oberfläche für den Ackerbau sich eignet und daß die eigne Bodenproduktion dem Bedarf nicht genügt. Nach den Erhebungen von 1881 betrug die mit Körnerfrüchten bestellte Fläche für die einzelnen Getreidegattungen:

  Erntefläche Ertrag 1888
Weizen 2650 Hektar 17075 Hektoliter
Roggen 264699 4588820
Gerste 110641 2157734
Hafer 150621 5015065

Es macht sich, da diese Erträge nicht genügen, regelmäßig eine bedeutende Zufuhr von Roggen und Mehl (1890 für 16,6 Mill. Mk.) notwendig, während die Ausfuhr von Gerste und Hafer nach England nur 4,2 Mill. Mk. erreichte.

[Spanien.] Nach den 1879 angestellten Erhebungen entfielen auf den Getreidebau 11,242,000, auf Reisfelder 20,894 Hektar. Früher eins der Getreide ausführenden Länder, ist Spanien schon seit einer Reihe von Jahren zu einem entschiedenen Einfuhrlande geworden. Eine Mittelernte schätzt man jetzt auf 119,4 Mill. hl im Werte von 1822,1 Mill. Mk., welche sich wie folgt auf die einzelnen Früchte verteilen:

Weizen 61142000 Hektoliter 1076,6 Mill. Mark
Roggen 11629400 149,8
Gerste 27791800 363,3
Hafer 4481000 35,2
Mais 13173000 179,8
Reis 1212000 17,4

Im J. 1889 betrug die Produktion von Weizen 32,8, Roggen 17,4, Gerste 7,4, Hafer 2,6, Mais 7,8, Kartoffeln 18,3 Mill. hl. Aber auch in den günstigsten Jahren genügt die Produktion nicht dem Bedarf. Durchschnittlich steht einer jährlichen Einfuhr von 33,4 Mill. Mk. eine Ausfuhr von 16,1 Mill. Mk. gegenüber, so daß also Spanien einer Jahreszufuhr von Brotfrüchten im Werte von 17,3 Mill. Mk. bedarf; 1889 bezifferte sich die Einfuhr von Weizen allein auf 35,1 Mill. Mk., wozu noch kleinere Posten von Roggen, Gerste und Weizenmehl kommen.

[Portugal.] Auch dieses Land bedarf fortwährend der Zufuhren, um seinen Bedarf von Brotkorn zu decken, welcher durch die heimische Produktion längst nicht mehr befriedigt wird. Nach zuverlässigen Ermittelungen betrugen Anbaufläche und Mittelernte:

Weizen 260000 Hektar 2766000 Hektoliter
Roggen 270000 2165000
Gerste 7000 540000
Hafer ? 206000
Mais 520000 5400000

[391] Für 1885 (der letzten Schätzung) werden die Erträge angegeben für Weizen auf 2, Roggen 1,8, Gerste 0,6, Hafer 0,4, Mais 5,6, Kartoffeln 2,9 Mill. Mk. Die Zufuhren, namentlich von Nordamerika, bezifferten sich 1890 für Getreide auf 19,3, für Reis auf 36 Mill. Mk. Über die jüngsten Vorgänge im Getreidehandel vgl. Bd. 18, S. 727.

[Griechenland.] Nach der vor kurzem veröffentlichten amtlichen Statistik beträgt die Getreideproduktion und ihr Wert im Durchschnitt der letzten 5 Jahre:

  Hektar Produktion in Mill. Kilogr. Wert in Mill. Drachmen
Weizen 250000 8,30 54,55
Gerste 90000 2,75 9,50
Hafer 9000 0,58 1,75
Mais 78000 3,90 17,15
Kukuruz 3000 0,12 0,41
Mengkorn 50000 1,20 5,80

Die jährliche Durchschnittsproduktion Griechenlands an den hier in Frage stehenden Feldfrüchten beträgt demnach über 16 Mill. kg, eine Zahl, welche in günstigen Jahren bis über 18 Mill. steigt, in ungünstigen aber bis unter 13 Mill. sinkt. Diese Produktion genügt aber in keinem Jahre, und es bildet in den Einfuhrziffern Griechenlands die Einfuhr von Cerealien eine ständige und nicht wenig ins Gewicht fallende Rubrik. Derselbe betrug 1888: 39,803,426, 1889: 35,360,000 und 1890: 29,183,000 Drachmen (zu 0,80 Mk.). Davon entfielen 1889 auf Rußland 24,312,277, auf die Türkei 10,975,580 Drachmen, der verbleibende geringe Rest auf Rumänien, Österreich, Ungarn, Italien u. a.

Allgemeine Übersicht.

Nach einem Berichte der Wiener Saatenmarktkommission beträgt, wenn man die Zahl 100 als Mittelernte annimmt, die Getreideernte Europas 1891:

  Weizen Roggen Gerste Hafer
Österreich 93 83 109 108
Ungarn 100 71 116 111
Preußen 92 76 100 105
Sachsen 103 93 110 112
Bayern:        
 Franken 100 92 103 103
 Ober- und Niederbayern 78 80 135 130
 Rheinpfalz 75 80 95 140
Hessische Pfalz u. Wetterau 49 75 100 100
Baden 60 65 105 130
Württem­berg Winterweizen 84 85 101 106
Sommerweiz. 98
Mecklenburg 93 85 98 105
Dänemark 100
Schweden und Norwegen 110 100 90 80
Italien 86
Schweiz 100 100 110
Niederlande 77 73 105 115
Belgien 26 45 110 115
Frankreich 64 90 100 115
Großbritannien 95 100 90
Rußland:        
 Podolien 100 60 80 125
 Bessarabien 70 50 90 80
 Polen 82 87 90 90
 Mittelrußland 55 65 95 110
 Cherson und Jekateri­noslaw 90 60 100
 Kurland und Litauen 95 75 100 105
 Nördliches Rußland 45 45 65 65
Rumänien 90 60 60
Serbien 100 95 98 95

Die englische „Evening Corn Trade List“ berechnet, daß die Weizenproduktion der Welt in den letzten Jahren fortwährend gestiegen ist, indem der enorme Überschuß der amerikanischen Ernte den Ausfall der andern Länder so weit überwiegt, daß die Gesamtproduktion 1891 noch um 16 Mill. hl größer war als 1890 und um 22 Mill. hl größer als 1889. Da aber die Roggenernte ein großes Defizit ergab, so wurde die Lage trotzdem keine erquickliche. Überraschend ist das Versagen der europäischen Ernten und das Anwachsen der außereuropäischen. Es stehen sich gegenüber in Millionen Hektoliter:

  1889 1890 1891
Europa 440,1 474,2 400,0
Außereuropa 338,6 300,5 380,9
 Zusammen: 778,7 774,7 780,9
 Verbrauch: 782,2 784,4 789,5
 Defizit: 3,5 9,7 8,6

Somit mußte Europa während dieser drei Jahre von den Überschüssen der Jahre 1887 (4,6 Mill. hl) und 1888 (7,4 Mill. hl) zehren.

Getreideproduktion der wichtigsten Länder 1889.
(In Millionen Hektoliter.)
Europa Weizen und Spelz Rog­gen Gerste Hafer Mais Buch­weizen, Hirse u. a.
Rußland 74,9 207,4 43,5 179,9 4,0 36,1
Deutschland 30,8 73,9 30,8 92,8 2,1
Frankreich 113,8 25,3 17,4 77,1 12,9 5,0
Österreich-Ungarn 66,5 29,3 29,8 45,3 48,9 7,2
Großbritannien 27,5 0,6 27,2 59,6
Italien 38,4 1,4 3,0 6,1 23,9
Spanien 26,7 7,4 17,4 2,6 7,8
Türkei und Bulgarien 24,1 7,1 7,7 3,3 7,5 0,1
Rumänien 15,8 2,5 5,0 1,2 22,5 0,7
Serbien 2,2 0,6 1,1 0,8 3,8 0,4
Schweiz 1,2 0,7 0,3 1,8 2,3
Dänemark 1,5 6,1 7,0 9,4 2,8
Schweden 1,3 7,4 5,0 17,5 2,4
Belgien 6,5 5,3 1,2 10,1 0,8
Niederlande 1,9 4,9 1,8 4,3 0,4
Finnland 0,1 4,6 2,2 5,0 0,2
Portugal 2,9 1,8 0,6 0,3 5,6
Norwegen 0,1 0,4 1,6 3,1 0,7
Griechenland 3,9 0,8 1,1 0,6
Zusammen: 440,1 386,7 203,4 520,2 143,0 61,8
Außereuropäische Länder:            
Vereinigte Staaten 177,8 10,0 22,5 264,8 744,6 4,2
Britisch-Indien 86,0
Kanada 9,1 0,7 10,5 37,4 6,5 1,4
Australien 15,6 1,1 5,4 2,8
Ägypten 2,6 3,3 4,4
Algerien 5,7 10,8 1,2 0,1 0,5
Chile 5,4 2,0 3,0
Argentinien 8,7 25,6
Kleinasien 13,1
Persien 8,7
Syrien 4,3
Kapland 1,6
Zusammen: 338,6 10,7 50,2 308,8 787,0 6,1
Insgesamt: 778,7 397,4 253,6 829,0 930,0 67,9

Ein Vergleich mit einer Reihe vorhergegangener Jahre ergibt, daß der Schwerpunkt der Getreideproduktion sich von Jahr zu Jahr mehr aus Europa zurückzieht, wie denn in Bezug auf Mais der Vorrang ihm längst abgelaufen ist und hinsichtlich der Weizenproduktion es schon in nächster Zeit den überseeischen Ländern wird die erste Stelle einräumen müssen. Von diesen hängt eine Reihe europäischer Staaten, insonderheit Großbritannien, schon seit [392] geraumer Zeit ab. Schon für den Durchschnitt der Jahre 1878–81 berechnete Neumann-Spallart den Gesamtwert der Ernten auf über 27 Milliarden Mk. Und wenn auch die Werte in nachfolgenden Jahren sehr beträchtlich unter diese kolossalen Ziffern heruntergegangen sind, so hat in den letzten Jahren wiederum infolge gewaltig anschwellender überseeischer Erträge bei gleichzeitiger Steigung der Kornpreise diese Summe sich noch weit über jenen gewaltigen Betrag gehoben. Mit dieser zunehmenden Produktion bei nebenhergehendem Anwachsen der zufuhrbedürftigen Volksmassen hat der Getreidehandel einen ungeahnten Aufschwung genommen. Unser genannter Gewährsmann hat berechnet, daß die Gesamtmenge des in den Handelsverkehr gelangenden Brotgetreides 42 Mill. kg im Werte von 5534 Mill. Mk. noch erheblich übersteigt. Die Teilnahme an diesem großartigen Handel ist eine so allgemeine, daß kein Land der Erde davon ausgeschlossen ist. Für den Welthandel kommen insbesondere die nachfolgenden Länder in Betracht:

Welthandel mit Getreide und Mehl 1888.
  Gesamt­menge in Mill. Kgr. Wert in Millionen Mark
Einfuhr Ausfuhr Gesamt­umsatz
Großbritannien 7540 1047,2 [WS 3]114,8 1062,0
Rußland 8640 1,9 796,4 798,3
Vereinigte Staaten 4284 33,7 520,3 554,0
Niederlande 2605 322,7 173,6 496,3
Britisch-Indien 2187 2,5 310,1 312,6
Frankreich 3259 299,8 11,7 311,5
Belgien 2039 237,6 73,8 311,4
Österreich-Ungarn 1316 10,7 269,1 279,8
Deutsches Reich 2066 211,8 34,8 246,6
Rumänien 1647 0,8 166,4 167,2
Italien 799 128,4 10,2 138,6
Australien 802 42,1 85,0 127,1
Kanada 820 30,7 71,5 [WS 4]100,2
Schweiz 465 82,5 1,5 84,0
Spanien 384 55,0 8,2 63,2
Argentinien 351 0,3 58,4 58,7
Schweden 422 30,7 19,9 50,6
Dänemark 414 32,9 17,4 50,3
Bulgarien 430 0,1 38,1 38,2
Europäische Türkei 46 17,1 19,3 36,4
Algerien 213 8,7 27,0 35,7
Norwegen 314 34,6 0,8 35,4
Ägypten 229 6,0 22,4 28,4
Griechenland 149 27,0 0,2 27,2
Japan 231 2,4 23,7 26,1
Portugal 149 23,2 0,8 24,0
Chile 123 22,0 22,0
Finnland 161 12,4 4,5 16,9
Tunis ? 5,8 3,5 9,3
Uruguay 46 0,5 6,6 7,1
Tripolis ? 4,2 4,2
Serbien 94 0,2 8,7 8,9
Zusammen: 42279 2713,5 2820,7 5534,2

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Siehe auch Getreidehandel und -Produktion (Band 7).
  2. Vorlage: Stastitik
  3. Damit die Summen stimmen, müsste dieser Wert 14,8 lauten.
  4. Damit die Summen stimmen, müsste dieser Wert 102,2 lauten.