MKL1888:Mannhardt

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Mannhardt“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Mannhardt“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 11 (1888), Seite 195196
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: Wilhelm Mannhardt
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Mannhardt. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 195–196. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Mannhardt (Version vom 28.11.2023)

[195] Mannhardt, 1) Johann, Mechaniker, geb. 1798 zu Tegernsee, diente anfänglich als Geißbube, erlernte dann aber die Uhrmacherei und entwickelte ein bedeutendes Talent für Mechanik. Er baute 1826 für den Turm zu Egern eine Uhr mit einem Triebwerk von ganz abweichender Konstruktion, siedelte 1844 nach München über, konstruierte eine neue Plombiermaschine und Ölmühle sowie die eisernen Oberlichtdachstühle für die Pinakothek; auch baute er Bohr-, Hobel- und Räderschneidmaschinen, Drehbänke, Torfpressen, Hechelmaschinen, Kraftstühle etc., welche, wie seine Werkzeuge, verbesserten Schraubstöcke etc., weite Verbreitung fanden. Namentlich aber bildete er den Uhrenbau weiter aus und lieferte Turmuhren für fast alle europäischen Staaten und Amerika. Seine freie Hemmung bewährte sich vorzüglich, und für den Rathausturm in Berlin baute er ein Werk mit freier Pendelbewegung und nur zwei Rädern. Auch stellte er eine Uhr her, die zugleich mit der Schärfe eines Thermometers arbeitet und schon bei 2° Temperaturunterschied den 100. Teil einer Linie als Schwingungsdifferenz abzulesen gestattet. Seine Verbesserungen bezeichnen den Beginn einer neuen Periode für genaue Zeitmessung. Er starb 25. Aug. 1878 in München.

2) Wilhelm, Forscher auf dem Gebiet der germanischen Mythologie, geb. 26. März 1831 zu Friedrichstadt in Schleswig, Sohn eines mennonitischen Predigers, siedelte 1836 mit seinen Eltern nach Danzig über, faßte frühzeitig Neigung zur Wunderwelt der germanischen Sagen, studierte 1851–54 in Berlin und Tübingen und übernahm dann 1855, nach Berlin übersiedelnd, die Herausgabe der „Zeitschrift [196] für deutsche Mythologie und Sittenkunde“. Nachdem er sich 1858 als Privatdozent in Berlin habilitiert, veröffentlichte er: „Germanische Mythen, Forschungen“ (Berl. 1858); das populäre Werk „Die Götter der deutschen und nordischen Völker“ (das. 1860) und „Weihnachtsblüten in Sitte und Sage“ (das. 1864). Aus Gesundheitsrücksichten zog er sich 1863 nach Danzig zurück und widmete sich hier nach Abfassung einer größern Denkschrift: „Die Wehrfreiheit der altpreußischen Mennoniten“ (Marienb. 1863), gänzlich dem Plan, zur Grundlegung des streng wissenschaftlichen Aufbaues zunächst der germanischen Mythologie ein Urkundenbuch der Volksüberlieferung ins Leben zu rufen. Als Proben und Beiläufer dieses Unternehmens erschienen: „Roggenwolf und Roggenhund“ (Danz. 1865, 2. Aufl. 1866); „Korndämonen“ (Berl. 1868); „Lasitii de diis Somagitorum libellus“ (Mitau 1868); „Wald- und Feldkulte“ (Berl. 1875–77, 2 Bde.); „Klytia“ (das. 1876) u. a. M. starb 26. Dez. 1880 in Danzig. Nach seinem Tod erschienen: „Gedichte“ (Danz. 1881, mit Biographie) und „Mythologische Forschungen“ (hrsg. von Patzig, Straßb. 1884).