MKL1888:Pflanzenkonservierung

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Pflanzenkonservierung“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 18 (Supplement, 1891), Seite 706707
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Pflanzenkonservierung. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 18, Seite 706–707. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Pflanzenkonservierung (Version vom 08.04.2024)

[706] Pflanzenkonservierung, Zubereitung von Pflanzen und Pflanzenteilen für Herbarien, Museen u. dgl. Hauptgesichtspunkte bei der P. sind Erhaltung der charakteristischen Teile in leicht erkennbarer Form und Sicherstellung der Pflanzen gegen Verderben. Die einfachste, älteste Form der P. besteht im Trocknen der Pflanzen zwischen ungeleimtem Papier unter gelindem Drucke. Geleimtes Papier ist zu verwerfen, da es die aus den Pflanzen beim Trocknen austretende Feuchtigkeit nur schwer und in geringem Grade aufsaugt. Der Druck wurde früher durch Schraubenpressen ausgeübt. Dieselben sind aber wegen des ungleichmäßigen Druckes während des Trockenprozesses [707] und auch wegen des geringen Luftzutrittes weniger empfehlenswert als Rahmen aus starkem Bandeisen, welche mit Drahtgitter überzogen sind und durch Ketten geschlossen werden (Auerswaldsche Pressen). Das Trocknen wird beschleunigt durch Zwischenlagen von 10–20 Bogen trocknen, womöglich heißen Fließpapiers. Wird künstliche Warme beim Trocknen verwendet, so darf dieselbe nicht zu hoch sein, da sich die Pflanzen sonst bräunen und brüchig werden. Viele Pflanzenfarben verschwinden beim Trocknen oder verwandeln sich in Braun bis Schwarz. Dem wird vorgebeugt, indem man die Pflanzen mit schwefliger Säure bleicht. Während des Trockenprozesses kehren dann die Farben in ursprünglicher Frische zurück. Die Anwendung schwefliger Säure empfiehlt sich auch bei fleischigen Pflanzen, da dieselben dann sehr schnell trocknen. Man benutzt bei diesen auch siedendes Wasser, doch mit weniger Erfolg. Vorteilhafter ist noch ein leichtes Austreten der Pflanzen zwischen zwei steifen Pappdeckeln, wobei die Epidermis Risse bekommt, durch welche der Pflanzensaft schnell entweichen kann. Zwiebeln, Knollen etc. werden ausgeschält und außerdem Quer- und Längsschnittscheiben derselben getrocknet. Dem Abwerfen der Nadeln mancher Koniferen wird erfolgreich durch mehrstündiges Kochen der frischen Zweige vorgebeugt. Noch besser läßt man die Zweige etwas abwelken, benetzt sie dann mit Wasser, legt sie einige Stunden in reines Glycerin und trocknet. Glycerin empfiehlt sich auch für aufspringende Trockenfrüchte, z. B. Hülsen der Leguminosen, welche sich darin schließen und geschmeidig werden. Fleischige Früchte werden unter Luftabschluß in gesättigter Kochsalzlösung, in Alkohol, schwefliger Säure oder Wickersheimerscher Salzlösung aufbewahrt. Auch die Einbettung in flüssiges Paraffin ist zu empfehlen. Es eignet sich aber nicht jede dieser Flüssigkeiten für jedes Objekt. Kompositenfruchtstände werden vor der Reife gesammelt, mit einem Hölzchen auf einem Brettchen befestigt und dann unter Glasglocken aufbewahrt, wo sie sich vollständig ausbreiten. Große zarte Blüten kann man in ihrer natürlichen Form und Farbe erhalten, wenn man sie in feinem Sande, der mit etwas geschmolzenem Paraffin getränkt ist, in hoher Wärme schnell trocknet. Auch durch Eintauchen derselben in geschmolzenes Paraffin, welches sich beim Erkalten als dünner, durchsichtiger Überzug über die Blüte lagert, erhält man Form und Farbe. Hierauf beruht im wesentlichen die Herstellung der Semperviva-Pflanzen des Handels. Dieselben müssen aber unter Glas kühl aufbewahrt werden, da das Paraffin leicht Sprünge bekommt, durch welche Fäulnisbakterien eindringen. Pilze werden konserviert, indem man Längsschnitte anfertigt und aufklebt (Herpells Methode), oder indem man sie in Wickersheimerscher Salzlösung oder in flüssigem Paraffin aufhebt. Zu letzterm Verfahren werden sie zunächst in 5proz. Lösung von unterschwefligsaurem Kalk gelegt, dann in ausgekochtem Wasser abgewaschen, in 1proz. Sublimatlösung sterilisiert und in flüssiges Paraffin eingetaucht. Sporenpräparate von Hutpilzen fertigt man in der Weise an, daß man den Hut abschneidet, auf mit Schellack getränktes Papier legt und einige Tage unter einer Glasglocke liegen läßt. Darauf hebt man den Hut vorsichtig ab, erwärmt das Papier ein wenig über einer schwachen Flamme bis zum Schmelzen des Schellacks und läßt es erkalten. Algen werden in eine Schüssel voll Wasser gethan, wo sie sich ausbreiten. Dann bringt man unter dieselben ein entsprechend großes Blatt Papier und hebt dieses mit der Pflanze vorsichtig aus dem Wasser, so daß die Alge ausgebreitet auf dem Papier zurückbleibt. Zarte Algen werden in kleinen Reagenzgläsern in absolutem Alkohol aufbewahrt. Auf Reisen in feuchten Tropenländern werden die Pflanzen zwischen Fließpapier gelegt, die gefüllten Bogen fest zusammengeschnürt, die Bündel zu je drei in Zinkkasten geschoben und mit Alkohol (Rum, Arrak) gründlich durchfeuchtet. Es genügt etwa ein Drittel des Volumens des Kastens. Die Kasten werden dann fest zugelötet. Alle getrockneten Pflanzen werden durch Eintauchen in 2–3proz. Sublimatlösung gegen Schimmel, Fäulnis und Insektenfraß geschützt. Schwefelkohlenstoff, Petroleum, Naphthalin etc. wirken nur vorübergehend.