MKL1888:Schiffbruch

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Schiffbruch“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 462
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Schiffbruch. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 462. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Schiffbruch (Version vom 09.11.2022)

[462] Schiffbruch, im engern Sinn der Verlust eines Schiffs, veranlaßt durch Aufstoßen desselben gegen Felsen und Zertrümmerung durch die Wellen; im weitern Sinn jeder größere Schiffsunfall. Vom eigentlichen S., dem Scheitern, unterscheidet man das Stranden, wobei das Schiff in zu flachem Wasser auf den Grund geraten ist und nicht wieder flott gemacht werden kann, aber nicht gänzlich zerschlagen ist. Ursachen des Schiffbruchs sind: Unkenntnis der Gegend, Irrtum über die Position des Schiffs, Unkenntnis der Kompaßkorrektionen oder der Strömungen des Meers, auch Unvorsichtigkeit, namentlich Unterlassen des Lotens. Bei Sturm kann S. eintreten, sobald das Schiff nicht mehr in der Gewalt der Besatzung ist. Zur Verhütung des Scheiterns und Strandens dienen die Seezeichen, Leuchtfeuer, Nebel-, Not-, Lotsen- und Sturmwarnungssignale. S. kann auch herbeigeführt werden durch Zusammenstoß zweier Schiffe auf See, eine Folge von Unaufmerksamkeit oder falschem Manöver beim Ausweichen, bei mangelhafter Führung der für die Nacht vorgeschriebenen Lichter (ein grünes am Steuerbord, ein rotes am Backbord, bei Dampfern über beiden ein weißes), durch Farbenblindheit einer mit dem Ausguck oder der augenblicklichen Führung des Schiffs betrauten Person oder endlich bei Nebel ohne jegliches Verschulden. Zur Vermeidung von Zusammenstößen sind internationale Regeln vereinbart worden. Zum S. im weitern Sinn muß auch das Verbrennen eines Schiffs und das Leckspringen auf offener See gerechnet werden. Letzteres kann erfolgen bei einem Sturm, wenn die Verbände des Schiffs zu sehr angestrengt werden, bei zu starkem Anziehen der Wanten oder beim Durchrosten einer unter dem Wasser gelegenen Platte eiserner Schiffe. Diese Ereignisse sind die gefährlichsten, weil meist keine Hilfe in der Nähe ist. Verschollene Schiffe sind wohl oft auf solche Weise zu Grunde gegangen. Die Zahl der Schiffsunfälle ist wesentlich von der Witterung abhängig. So wurden an der deutschen Küste 1886: 162 Unfälle gezählt, welche 226 Schiffe betrafen, 1887 aber infolge der Frühjahrs- und Herbststürme 261 Unfälle, welche 321 Schiffe betrafen. Total verloren gingen 75 Schiffe gegen 36 (bei 56 Kollisionen) im Vorjahr. Menschenleben gingen 24 verloren. Im ganzen (also auf allen Meeren) verlor die deutsche Marine 1887 mehr als 156 Schiffe gegen 144 im Vorjahr, und zwar sind 63 gestrandet, 32 durch schwere Beschädigungen verloren gegangen, 24 gesunken, 13 verschollen, 10 durch Kollisionen verunglückt und 2 verbrannt. Dabei fanden 148 Personen (nur 3 Passagiere) den Tod. Ein Todesfall entfiel auf 268 Seeleute. Vgl. Folleville, Tragédies de la mer (4. Aufl., Par. 1888); Trousset, Histoire des grands naufrages (das. 1880).