MKL1888:Silēnos

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Silēnos“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 975
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Silēnos. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 975. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Sil%C4%93nos (Version vom 28.12.2022)

[975]

Silenos mit dem Bakchosknaben (Rom, Vatikan).

Silēnos (Seilenos), ein ursprünglich der kleinasiatischen Sage angehöriger Wald- und Quelldämon mit der Gabe der Weissagung, wurde dann von den Griechen als Sohn des Hermes oder des Pan und einer Nymphe und als ältester der Satyrn mit Dionysos in Verbindung gebracht und galt für den Erzieher des Gottes, den er zur Erfindung des Weinbaues und der Bienenzucht angehalten haben soll, und für seinen steten Begleiter. Er nahm mit demselben am Kampf gegen die Giganten Anteil, tötete den Enkelados und erschreckte die Feinde durch das ihnen unbekannte Geschrei seines Esels so, daß sie flohen. Die spätern Dichter schildern den S. als burlesken, jovialen Alten unter mittlerer Größe, gewöhnlich fett, glatzköpfig und stumpfnasig. Er ist mit der fernsten Vergangenheit und Zukunft bekannt und läßt, wenn er trunken und schlafend mit Blumenketten gefesselt wird, sich zum Singen und Weissagen nötigen. Eine Spezies desselben ist der ganz behaarte Papposilenos. Wie alle entsprechenden Wesen, erscheint S. sehr oft in der Mehrzahl. Die Attribute des S. sind der Epheukranz, der Weinschlauch und der Thyrsosstab, auch zuweilen der Panther. In den Kunstwerken erscheint er teils auf den Weinschlauch gestützt, teils schlafend, teils in bakchischer Ausgelassenheit. Antike Nachbildungen einer berühmten Darstellung des S. mit dem Bakchosknaben in den Armen, finden sich in der Glyptothek zu München, im Louvre und im Vatikan (vgl. die Abbildung).