MKL1888:Walnußbaum

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Walnußbaum“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 16 (1890), Seite 370371
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Walnußbaum. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 370–371. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Walnu%C3%9Fbaum (Version vom 03.10.2023)

[370] Walnußbaum (Juglans L.), Gattung aus der Familie der Juglandeen, Bäume, deren Mark in den Zweigen fächerig erscheint, mit meist nackten Endknospen, wechselständigen, unpaarig gefiederten, aromatischen Blättern, monözischen Blüten, von denen [371] die männlichen in seitenständigen Kätzchen an vorjährigen Zweigen stehen, die weiblichen an diesjährigen Zweigen zu 1–3 endständig vereinigt sind; die Steinfrucht besitzt eine zweiklappige Steinschale und einen gelappten Samen. Sieben oder acht Arten in Nordamerika, Mexiko, Bolivia, Jamaica und Asien. Der edle W. (welsche Nuß, J. regia L.), ein 12–25 m hoher Baum mit verhältnismäßig kurzem Stamm und schöner, weit ausgebreiteter Krone, 5–9 länglichen, ganzrandigen oder schwach gezahnten Fiederblättchen und meist eiförmiger, auf dem Scheitel kurz gespitzter, grüner, weiß punktierter, endlich schwarzer Frucht, stammt wohl aus Persien und vielleicht aus dem Hochland Zentralasiens, kam aber früh über Kleinasien nach Griechenland und wird jetzt in mehreren Varietäten, namentlich im badischen Oberland, in der Schweiz und Südtirol, in Savoyen und Piemont, auf Bergen und in der Ebene, in Gärten und als Alleebaum kultiviert. Er geht in Westeuropa bis 56, im O. bis 52° nördl. Br., in den nördlichen Schweizer Alpen bis 800, in den südlichen bis 1100 m. Er wird durch Samen fortgepflanzt, wächst sehr schnell und erreicht ein Alter von mehr als 100 Jahren. Das Holz junger Bäume ist nicht brauchbar; später aber wird es hart, zäh und elastisch, und das Kernholz nimmt eine schwarzbraune, gewässerte und marmorierte Farbe an. Es ist fein, etwas glänzend, leicht spaltbar, im Trocknen sehr dauerhaft und als Nutzholz, namentlich zu Möbeln und Gewehrschäften, sehr gesucht und wird, da die europäischen Anpflanzungen nicht mehr ausreichen, aus den Wäldern der persischen Provinz Gilan bezogen. Die Blätter sind offizinell und werden namentlich gegen Skrofulose benutzt; in der Technik dienen sie, wie auch die grünen Fruchtschalen, zum Färben, namentlich des Holzes. Waschen mit einer Abkochung der Blätter schützt Pferde vor Mücken und Stechfliegen. Die Fruchtschalen dienen auch zum Haarfärben. Unreife Walnüsse werden eingemacht und zur Bereitung eines Likörs benutzt; die reifen werden gegessen, auch preßt man aus den Kernen fettes Öl. Im Handel sind am häufigsten die gewöhnlichen Walnüsse (die kleinsten als Kriebelnüsse), außerdem die hartschaligen Schlegelnüsse von 6,5 cm Länge und 2,6 cm Durchmesser, die weichschaligen Pferdenüsse, deren Schalen zu kleinen Etuis etc. verarbeitet werden (daher noix á bijoux), und die Meisennüsse mit sehr zerbrechlicher Schale. Der Butternußbaum (J. nigra L.), ein 20–30 m hoher Baum mit zwölf- und mehr paarigen, eirund lanzettförmigen, gezahnten, unterseits fein weichhaarigen Fiederblättchen, runder, glatter Nuß mit vier Scheidewänden und nicht buchtigem Kern, wächst im östlichen Nordamerika und in Texas und liefert vortreffliches Nutzholz, auch genießbare Früchte. Bei uns wird er als Zierbaum angepflanzt. Ebenso der Ölnußbaum (J. cinerea L.), ein hoher Baum mit zwölf- und mehr paarigen, länglich lanzettförmigen, gezahnten, oben u. unten behaarten Blättchen, mit klebrigen Haaren besetzten jungen Zweigen und Blattstielen und länglichen, zugespitzten, sehr rauhen u. grubigen Nüssen mit nicht buchtigem, scharf und ölig schmeckendem Kern. Er wächst in Kanada, in den östlichen und mittlern Staaten Nordamerikas und liefert treffliches Nutzholz. In Massachusetts bohrt man den Stamm an und verarbeitet den ausfließenden Saft auf Zucker. Die Rinde wird als abführendes Mittel benutzt.