Malerische Reise von der Oberamtsstadt Aalen nach Heubach, Rosenstein, Gmünd, Rechberg, Hohenstaufen und Kloster Lorch: Schwäbisch Gmünd
[Titel] Malerische Reise von der Oberamtsstadt Aalen nach Heubach, Rosenstein, Gmünd, Rechberg, Hohenstaufen und Kloster Lorch.
für die Besucher dieser klassischen Gegend Mit lithogr. Ansichten von Hohenstaufen, Rechberg, Rosenstein, Gmünd und den Grabmälern der in der Klosterkirche zu Lorch beerdigten Hohenstaufen. Schw. Gmünd, Raach’sche Verlagsbuchhandlung. 1835.
[21] Schwäbisch Gmünd.
Will der Reisende von Heubach aus nach Gmünd, so führt ihn eine gute Landstraße über Ober- und Unter-Böbingen und Hussenhofen durch das blühende Remsthal dahin. Die frequentesten Gasthöfe in Gmünd sind: das Rad, die Krone, der Bären und die drei Mohren. Die Zahl der Einwohner beträgt etwa 6000. Die Zahl der Häuser etwa 1200. Lage. – Gmünd, früher eine freie Reichs-, jetzt würtembergische Oberamtsstadt, liegt in dem anmuthigen und fruchtbaren Thale der Rems, die dasselbe von Osten nach Westen durchströmt. Die Umgebungen der Stadt, nahe und ferne, sind Berge und Wälder mit mannigfach abwechselnden Thälern. Gegen die Nord- und Südseite reichen hohe Hügel nahe an die Stadt, mit Baum- und Gemüsegärten bedeckt, und mit freundlichen Land- und Gartenhäusern übersäet. Entfernter sind die Berge gegen Westen, wo das Thal, von dichten Tannenwäldern eingeschlossen, sich dem Kloster Lorch zukrümmt. – Freier und weiter aber breitet sich das Thal gegen Osten aus, wo die Aussicht auf die nicht gar weit entfernte östliche Alb, namentlich auf Staufen und [23] Rechberg, einen überraschend schönen Anblick gewährt. Das Remsthal selbst ist reich an Wiesen und Gärten, und der beste Standpunkt für die Stadt und Umgegend der benachbarte Straßdorfer Berg. Hier macht der schöne Anblick des ehemaligen Frauenklosters Gotteszell, das gegen Osten sich halb hinter die Stadt versteckt, den Beschauer vergessen, daß es in ein Zuchthaus umgewandelt ist, und gegen Westen nimmt sich die St. Catharinenpflege (Spital), unter vielen Gartenhäusern und Mühlen, besonders gut aus. Der ganze Umkreis ist überdieß mit vielen Dörfern, Weilern und Höfen angefüllt. Die Stadt Gmünd liegt von Göppingen 4, von Schorndorf 5, von Aalen 5, von Hohenrechberg 1 1/2, von Hohenstaufen 2 Stunden entfernt. Hat sich der Wanderer an dem Betrachten der schönen Umgegend ergötzt, so wende er sich zum Inneren der Stadt, von der das Merkwürdigste hier nur kurz berührt ist. 1) Die Pfarrkirche zum heiligen Kreuz und unser lieben Frauen, eine sehr schöne, große, und von Quadern ganz im Geschmacke des 14ten Jahrhunderts (von 1351–1377) gebaute Kirche, deren Gewölbe auf 22 kolossalen Säulen ruht. Sie hatte früher zwei schöne Thürme, die aber leider am Charfreitage 1497 eingefallen, und seitdem nicht wieder aufgebaut worden sind. Die ältere Pfarrkirche war 2) Die St. Johanniskirche mit ihrem schönen, hohen Thurm, in welcher die Benedictiner zu Lorch bis 1297 den Gottesdienst besorgten, von wo an Gmünd erst seinen eigenen Pfarrer bekommen zu haben scheint. Agnes, Herzog Friedrichs von Hohenstaufen Gemahlin, soll diese Kirche, als sie auf dem Platze, wo sie jetzt steht, ihren auf der Jagd [24] verlorenen Ehering wieder fand, haben erbauen lassen. Ein altes Gemälde, das in dieser Kirche aufbewahrt wird, stellt die genannte Begebenheit, so wie auch die Burg Hohenstaufen, wie solche ehedem gewesen, dar. 3) Das Augustinerkloster, 1110 von König Conrad III. gestiftet. – Gegenwärtig die Oberamtei und das Kameralamt. Die Kirche dieses Klosters ist der evangelischen Gemeinde zum Gottesdienste eingeräumt. 4) Das Franziskaner-Kloster, 1208 von einem Walter von Rinderbach gestiftet, ist gegenwärtig das katholische Schullehrer-Seminar mit der Musterschule, und die Kirche desselben ist zur zweiten Stadtpfarrkirche erhoben. 5) Das Dominikaner-Kolster, 1284 erbaut, ist jetzt eine Kaserne. 6) Das Frauenkloster zu St. Ludwig, gestiftet von Anna Hammerstetter, als Seelhaus zur Pflege der Kranken, ist gegenwärtig Schulhaus für deutsche, lateinische und Industrie-Schulen. 7) Der Spital zum heiligen Geiste ist alt, aber reich fundirt. 8) Das städtische Waisenhaus. In diesem ist eine Anzahl bürgerlicher Waisen angebracht, und in jeder Beziehung gut versorgt. Auch ist in diesem schönen Gebäude eine Zeichnungs- Treib- und Graveur-Schule. 9) Das Rathhaus, 1793 erbaut, ist ein sehr schönes Gebäude. 10) Das königliche Taubstummen- und Blinden-Institut, mit einem in dessen Nähe sich befindenden Asyl für erwachsene Blinde. [25] Sehenswerth ist auch die Wallfahrt St. Salvator, ausserhalb der Stadt, rechts, wenn man die Straße nach Lorch gehet. Er hat zwei in einen Felsen eingehauene Kapellen und einen Thurm. Weiteres aus der Chronik der Stadt Gmünd hier anzuführen, gestattet der Raum nicht. |