Meine Täubchen

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Textdaten
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Autor: Eduard Graf Reichenbach
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Titel: Meine Täubchen
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aus: Die Gartenlaube, Heft 31, S. 524–526
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1879
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Meine Täubchen.
Von Eduard Graf Reichenbach.


Nach langer kalter Regenzeit hat sich der Himmel eines Nachts geklärt, die Frühe zieht die dünn gewordene Wolkendecke vollends vom Himmel, und endlich erhebt sich wieder einmal hell und warm die Sonne über den Horizont. Wie Millionen Brillanten erglitzern die Tropfen an den Zweigen, aus denen der kreischende Lärm und der schwirrende Flügelschlag der Spatzen, wohl auch der Flötenton einer Amsel oder das Gezwitscher einer Grasmücke hervorklingt. Auf dem dampfenden Dache aber tummelt sich eine Taubenschaar in lang entbehrter Freiheit und Fröhlichkeit. Laut schallt das Girren und Rucksen der stattlichen Täuber, und mit klatschendem Flügelschlage steigen die Pärchen auf zum Reigen in die klare blaue Luft.

Gestern saßen sie noch mit aufgebauschtem Gefieder eng an einander gerückt trübselig da und wurden nur regsam, wenn sie Futter erhielten – heute aber ist mit der Alles belebenden Wärme und reineren Luft die Liebe wieder bei ihnen eingekehrt, und die unsagbare Lust, welche sie bringt, läßt die Vögel vor dem Auge ihres Pflegers herrliche Bilder entfalten. Wenn da im glänzenden Aether seine Tümmler sich „tummeln“, seine Purzler „werfen“, seine Klätscher mit den Flügeln „klatschen“, vor ihm auf dem Dach die Kröpfer „blasen“, die Trommler „trommeln“ und die zierlichen Mövchen kosen – so geht ihm wohl das Herz auf vor Entzücken. Wie an jedem Morgen, tritt er auch heute mit dem Futtermaß hinaus, aber sein lockendes Pfeifen findet kaum Beachtung. Wohl kommen einige jüngere Täubchen herbei, namentlich die gezähmten Lieblinge, um ihre Leckerbissen zu empfangen, aber sie werden von den sogleich folgenden Täubern so arg bedrängt, daß es ihnen kaum gelingt, einige Körner aufzupicken. Hier und da ein solches haschend, trippelt das Täubchen voran, während der Täuber die Gattin fortwährend kopfnickend verfolgt und wohl hin und wieder tüchtig bei dem Schopfe packt. Man nennt dies das „Treiben“. Und der futterstreuende Pfleger ist keineswegs verdrießlich über die mangelnde Abnahme, welche seine Körner finden – er ist eben Züchter und weiß, daß dies zärtliche Spiel ihm die Belohnung für alle die Mühwaltung und die nicht unerheblichen Kosten verbürgt, welche die Erhaltung des Taubenflugs durch das ganze Jahr erfordert.

Freilich, so ganz nach Wunsch würde die Ehestandsabschließung seiner Pfleglinge nicht vor sich gehen, wenn er sich mit dem bloßen Beobachten begnügen wollte. Da ist beispielsweise jenes zierliche, doch unscheinbar gefärbte Täubchen, schwarz-grau mit weißen Spießen (die äußersten Spitzen der Schwingen), welches so furchtsam um sich blickt, trotzdem aber einer der kühnsten und gewandtesten Purzler und deshalb für den Liebhaber von überaus hohem Werth ist: es besitzt eine Tugend, welche in den Augen ihres Besitzers ein arger Fehler ist. Alle Bemühungen, ihr in Freiheit einen Täuber von gleichen Vorzügen anzupaaren, sind stets an ihrem Eigensinn gescheitert. Ihr gefiel nun einmal jener Täuber mit tiefrothem Käppchen, gleichem Schwanz und schneeweißem Körper viel besser – allein er ist nicht von guter Abstammung, und das arme Täubchen mußte daher, mit einem andern zusammen eingesperrt, den schönsten Theil des Frühlings im Verpaarungskäfig zubringen. Dieses sogenannte Verpaaren ist aber keineswegs leicht. So besitze ich ein Pärchen ebenfalls von solchen farbenköpfigen Tauben oder „Geköpften“, wie sie gewöhnlich geheißen werden, von denen das Männchen ein Schwarz- und das Weibchen ein Gelbkopf ist. Lange Jahre bewohnen dieselben das Taubenhaus, und stets haben sie sich wirklich als ein Muster von ehelicher Liebe und Treue gezeigt. Vielmals wurde der Versuch gemacht, sie aus einander zu bringen und jedes mit einem gleichfarbigen anderen Ehegespons zusammen zu geben, aber es half nichts. Selbst nach monatelanger Verpaarungshaft warfen sie unsere Maßnahmen über den Haufen und fanden sich immer wieder zusammen. Es blieb also nichts weiter übrig, als sie gewähren zu lassen. Wie bei den meisten Vögeln, so währt dann auch hier die Ehe für’s ganze Leben.

Trotzdem ist es mit der Taubentreue solch eigen Ding, und ich vermag in dieser Hinsicht ein bezeichnendes Vorkommniß zu erzählen. Das erwähnte treue Pärchen war vom Beginn der Liebhaberei an in unserem Besitz; die beiden Tauben verkehrten fast nur mit einander; sie flogen viel allein, hatten ihren bevorzugten Platz im Schlage und waren so zahm, daß sie dem Pfleger jederzeit auf die Hand kamen und sich ruhig greifen ließen. Der sehr geräumige, wie eine Stube eingerichtete Taubenschlag erhielt seine Beleuchtung durch zwei große Fenster, welche dicht über den auf das Dach hinausgehenden Flugbrettern angebracht waren; daneben konnte man aus einem Erkerchen bequem beobachten. Das Pärchen war in der Brut begriffen, und die Jungen hatten soeben die Eierschalen durchbrochen. Bekanntlich löst der Täuber alltäglich für einige Stunden seine Taube im Brüten ab, und wenn er dann wieder frei wird, stürzt er mit lautem Girren hinaus und giebt seine Freude in Flugkünsten zu erkennen. Einst, da er sich so ergötzte, setzte sich auf den Schlag ein zartes Täubchen, trippelte hin und her, putzte sich und ordnete hier und da ein Federchen – sodaß man es wohl mit einem koketten Fräulein vergleichen durfte. Und nun spielte sich eine Scene ab, welche wohl einen Beitrag zur Kenntniß des Seelenlebens der Thiere geben könnte und die ich schildern will, ohne sie im geringsten auszuschmücken.

Der alte Täuber girrte das Täubchen an, und bald wurde ein flüchtiger Liebesbund geschlossen – da stürzt plötzlich pfeilschnell die alte Täubin aus dem inneren Schlage hervor, mit Gewalt gegen das Glasfenster, ein Fehlstoß, welchen sie bei sonstiger Gemüthsruhe nie gethan hätte, und dann fällt sie mit Schnabel- und Flügelschlägen, nicht über die Nebenbuhlerin, sondern über den untreuen Gatten her und bearbeitet ihn, solange ihre Kräfte ausreichen. Der Täuber ließ sich die Züchtigung ruhig gefallen und rückte langsam bis an die Kante des Flugbretts. Endlich, fast herabgestoßen, schwang er sich in die Luft empor, stieg mit kräftigem Flügelschlage bis zu bedeutender Höhe, in weiten mächtigen Bogen den Aether durchmessend. Seine Ehehälfte aber blieb ruhig sitzen, mit tief eingezogenem Kopfe – und wenn Tauben weinen könnten, so weinte sie gewiß bitterlich. Das währte sehr lange, sodaß ich bereits fürchtete, die noch fast ganz nackten Jungen würden erstarren und zu Grunde gehen. Endlich erhob sie sich, machte kurz Kehrt und trippelte in den Schlag zu den Jungen zurück.

Auch das Leben in dauernder Einehe bei den Tauben erleidet Ausnahmen. Ich selbst hatte Gelegenheit, eine Art „Graf von Gleichen“ unter den Tauben zu beobachten, einen jungen kräftigen Täuber, welcher mit zwei Täubinnen in friedlichster Ehe zusammenlebt. Alle drei haben ein Nest bezogen; die Weibchen legen gemeinschaftlich ihre Eier; alle drei brüten abwechselnd und füttern die ausgekommenen Jungen.

Daß ein außerordentlicher Reiz in dem intimen Verkehr mit diesen anmuthigen Geschöpfen, in der Pflege derselben wie in der aufmerksamen Betrachtung ihres Lebens liegt, wird jeder Taubenliebhaber empfinden und bestätigen. Das Vergnügen, welches die schärfere Beobachtung jedes Stückchens Natur gewährt, trifft hier, wie bei der Stubenvogelzucht, mit der Freude am Besitz und mit dem geheimnißvollen Hochgefühl zusammen, die Entwickelung thierischen Lebens bis zu einem gewissen Grade nach seinem Willen lenken zu können. Dies und der nicht zu unterschätzende materielle Nutzen hat denn auch von Alters her zusammengewirkt, um der Taubenzucht zahlreiche Freunde zu gewinnen.

Die Liebhaberei für die Tauben erstreckt sich nach verschiedenen Richtungen und hat ihre ganz besonderen Gebiete. Als die bekannteste, wenigstens als die früher in den weitesten Kreisen verbreitete ist die für Flug- oder sogenannte Jagetauben anzusehen. Der Natur- und Thierfreund kann sich allerdings kaum einen schöneren Anblick denken, als einen recht vielköpfigen Flug von Tauben, welche sich kreisend hoch in der klaren Luft tummeln. Der Besitzer hat sie sämmtlich bis auf die brütenden Täubchen und noch nicht flüggen Jungen aus dem Schlage hinausgejagt, und von eine Bodenluke oder auch vom Dache selber aus scheucht er sie vermittelst einer langen Stange, an welcher ein Lappen fahnenartig hängt, fortwährend zurück, sodaß sie wohl stundenlang fliegen müssen. Während der ganze Schwarm kreist, führen die einzelnen ihre besonderen Künste im Ueberschlagen, Werfen und Purzeln aus und werden im Rundfluge immer wieder aufgenommen. Diese Liebhaberei wurde früher [526] mit unglaublichem Eifer und nicht selten mit großen Opfern an Zeit und Geld betrieben. Sie war vorzugsweise in größeren Städten, so besonders in Leipzig, Berlin und Köln heimisch. Mit ihr Hand in Hand ging dann auch oft genug Taubenfang und Räuberei. Man benutzte die in jedem Schlage vorhandenen überzähligen Täuber, um vermittelst derselben Täubinnen und mit diesen zusammen zugleich auch andere Tauben anzulocken.

Eine andere, mehr harmlose Neigung ist die für die sogenannten Farbentauben, deren Pflege sich bereits zu einer Art von Wissenschaft entwickelt hat. Schon die allergewöhnlichsten Taubenschwärme auf dem Hofe des behäbigen Gutsbesitzers, Pächters oder Bauern zeigen eine bunte Mannigfaltigkeit in Farben und Zeichnungen. Da giebt es Hohlflügel, Flechttauben, Feuertauben, Eistauben, Lerchentauben, Schuppentauben u. dergl. m., die man im Allgemeinen als Feldtauben oder Feldflieger bezeichnet, soweit sie glatte Köpfe haben, aber Haustauben nennt, sobald sie „gehäubt“ oder „getollt“ sind und „Latschen“, das heißt befiederte Füße, haben. Sie stammen alle von der eigentlichen Feld- und Landtaube ab, welche einfarbig blau ist, mit breiten, schwarzen Binden über die Flügel, und zwar meistens aus deren Mischung mit edlen Rassen. Als die eigentlichen Farbentauben werden solche mit gewissen bevorzugten Zeichnungen betrachtet. Hierher gehören Starhals-, Schweizer-, Pfaffen-, Mönch-, Masken-, Elster-, Storch-, Schwalben-, Muschel- und Schildtaube, Bläßchen, Weißkopf, Mohrenkopf und andere. Man kann es nicht leugnen, daß in dieser Fülle vielfältiger, eigenartiger Erscheinungen für den Züchter ein eigenthümlicher Reiz liegt, zumal wenn es ihm gelingt, die Farben- und Zeichnungsspielarten in reinster Form zu erzielen.

Ein ungleich bedeutungsvolleres Gebiet hat aber der Züchter der Rassetauben. Bei ihm handelt es sich nicht allein um die absonderlichen regelmäßigen Farben und Zeichnungen, sondern um ganz besondere Merkmale des Körperbaues. Nehmen wir ein Lehrbuch in die Hand (als das kürzeste und beste ist „Die Arten der Haustaube“ von G. Prütz und dann als ein größeres umfassenderes das illustrirte „Handbuch der Federviehzucht“ von Dr. Baldamus zu empfehlen), so finden wir diese Tauben in fünf Gruppen: Trommeltauben, Tümmler, Kropftauben, Hühnertauben und Pfau-, Locken- nebst Mövchentauben beschrieben, innerhalb derselben aber giebt es gegen sechszig verschiedene Rassen und Spielarten. Es ist hier ja nicht möglich, auf die Unterscheidungsmerkmale der russischen, bucharischen und altenburger Trommeltauben, der deutschen und englischen Tümmler, Nönnchen und Ringschläger, der zierlichen ägyptischen, chinesischen und deutschen Mövchen, der zahlreichen Kröpfer, türkischen oder orientalischen und spanischen Tauben oder gar der Brieftauben, als Mischlinge aus vielen Rassen zusammen, näher einzugehen. Die Liebhaber, welche sich weiter belehren wollen, seien auf die genannten Bücher, sowie auf Dr. Karl Ruß’ „Die Brieftaube“ verwiesen.

Die Taubenzucht im Allgemeinen ist keineswegs schwierig, und das nur zu vielfach verbreitete Vorurtheil, welches in der Redensart gipfelt: „Wer sein Geld nicht sehen kann liegen, kauf’ sich Tauben, sieht er’s fliegen“, ist haltlos. Dagegen hat die Züchtung guter und reiner Rassetauben allerdings Schwierigkeiten. Gleichwohl hat sich gerade die Liebhaberei für edle Tauben in letzter Zeit in Deutschland staunenswerth verbreitet; man zählt mehrere hundert Vereine, in denen theils ausschließlich Brieftaubenliebhaberei, teils Geflügelliebhaberei im Allgemeinen, größtenteils auch noch mit der Vogelliebhaberei verbunden, gepflegt wird. Alljährlich werden in zahlreichen Städten mehr oder minder großartige Ausstellungen veranstaltet, ferner Taubenwettflüge von den Brieftaubenliebhabervereinen, und bei allen diesen Gelegenheiten werden reichlich Prämien vergeben, die nicht selten von hohem Werth sind. Bei den deutschen Ausstellungen handelt es sich zum größten Theile, ähnlich wie bei den englischen, wenn auch nicht ganz in dem Maße, lediglich um Luxustauben; es giebt Pärchen in den verschiedenen Rassen zum Preise von 15 bis 200 Mark, und auf einer sehr glänzenden Berliner Ausstellung waren unter Anderem bucharische Trommeltauben das Paar für 150 bis 200 Mark, und ägyptische Mövchen das Pärchen für 600 bis 900 Mark vorhanden. Um solche kostbare Vögel zu züchten, bedarf es natürlich gründlicher Kenntnisse, sorgsamster Pflege und unermüdlicher Ausdauer. Da verfolgen die Züchter wohl den Weg, daß sie ihre ganze Sorgfalt nur einer einzigen Rasse zuwenden, in deren Zucht sie dann allerdings Außerordentliches erreichen. So giebt es einen „Pfauentauben-König“, eine „Mövchen-Königin“ u. dergl. m., deren tadellose Thiere auf allen großen Ausstellungen Bewunderung erregen und mit den höchsten Preisen gekrönt werden.

Die Verbreitung dieser Liebhaberei für die Luxustauben verdanken wir zunächst dem Beispiele der Frau Prinzessin Karl von Preußen. Ihr Haushofmeister, Herr W. Meyer, kaufte während der häufigen und weiten Reisen stets die seltensten und schönsten Tauben auf, und so wurden die vorhin genannten köstlichen Rassen, sowie, nebenbei erwähnt, auch die sogenannten holländischen Kanarienvögel, durch ihn zuerst in Deutschland eingeführt. Die Prinzessin hielt immer etwa 300 Paar Tauben und ließ durch Herrn Meyer fleißig die Ausstellungen beschicken. Die erste derartige Tauben- beziehungsweise Geflügelausstellung in Deutschland wurde von Herrn Hofkorbmachermeister Springer in Altenburg schon in den vierziger Jahren veranstaltet, und seitdem hat sich die Liebhaberei reißend schnell verbreitet, namentlich seit durch das Auftreten des Berliner Vereins „Cypria“ mit Dr. Bodinus an der Spitze andere Vereine in wachsender Zahl entstanden und mehr oder minder große Erfolge erzielten. In dem Städtchen Lähn in Schlesien, auch in Liebenthal und einigen anderen, werden seit alter Zeit her alljährliche Taubenmärkte abgehalten, und dem Zuge der neueren Zeit zu folgen, zeigen sich auf denselben unter den wohl dreitausend Paar und darüber vorhandenen Tauben jetzt auch bereits die werthvolleren Rassen zum Preise von hundertzwanzig bis hundertfünfzig Mark für das Paar.

Indessen hat, so scheint es leider, die Taubenliebhaberei ihren Höhepunkt bereits überschritten. Namentlich gilt dies von der Pflege der vorhin erwähnten Flug- und Farbentauben: während dieselben früher recht gesucht waren, behalten sie die Händler jetzt wohl monatelang in den Käfigen. Auf dem Lande, in Guts-, Pfarr- und Bauernhöfen, ferner bei den Ackerwirthen in kleineren Städten sieht man entweder gar keine oder doch nur die allergewöhnlichsten gemeinen Rassen – und doch sollte man bedenken, daß gute edle Tauben einerseits in der Ernährung durchaus nicht kostspieliger sind, und daß sie andererseits doch einen namhaften Ertrag bringen können, neben der Freude und dem Vergnügen, welches sie gewähren. Sollte für den gelangweilten Pensionär in der kleinen Provinzialstadt, dem es meistens an jeder Zerstreuung fehlt, und für unzählige Andere in ähnlichen Verhältnissen Lebende die Liebhaberei für die Tauben – ebenso wie die für einheimische und fremdländische Stubenvögel – nicht eine wahre Wohlthat sein? Sie könnte ihnen über das geisttödtende Einerlei des täglichen Lebens hinweghelfen und ihnen eine anregende und unter Umständen recht einträgliche, in jedem Falle aber harmlose Thätigkeit gewähren.