Melpomene/Band 1/050 Bei dem Grabe eines Mannes, der am Magenschluß starb

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aus: Melpomene
Seite: Band 1, S. 181–183
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[181]

50. Bei dem Grabe eines Mannes, der am Magenschluß starb.

Melod VIII.

1. Endlich ruht von seinen Leiden
Unser Bruder hier im Grab,
Die ihm bis zu seinem Scheiden
Gottes Hand zu dulden gab.

2. Schon seit einem halben Jahre
Fehlte ihm des Wohlseyns Lust,
[182] Und seit diesem jede wahre
Freude seiner kranken Brust.

3. Zwar, er brauchte Medizinen,
Nach des Christen heil’ger Pflicht,
Welche oft zu helfen schienen,
Aber ach! sie halfen nicht.

4. Täglich ward das Übel schlimmer,
Täglich grösser seine Qual,
Endlich schwand der lezte Schimmer
Von der Hoffnung mildem Strahl

5. Dem schon ganz verdorbnen Magen
Fehlte die Verdauungskraft,
Konnte also nichts mehr tragen,
Was ihm gäbe Nahrungssaft.

6. Unter namenlosen Schmerzen
Zehrte er allmählig ab,
Während er jedoch von Herzen
Gottes Willen sich ergab.

7. Endlich hatte Gott Genügen
An des Leidenden Geduld,
Er ließ ihn vom Tod besiegen,
Und erließ ihm seine Schuld.

8. Denn er suchte noch bei Zeiten,
Nach des weisen Christen Pflicht,
Sich durch Buße zu bereiten
Auf das kommende Gericht.

9. Dieses also läßt uns hoffen,
Daß an seinem Grabesrand
[183] Ihn ein gutes Loos getroffen,
Und er sich beseligt fand.

10. Laßt uns also noch bei Zeiten
Unsre Sündenschuld bereun,
Uns zum Tode vorbereiten,
Da wir uns der Tugend weihn.

11. Dann wird uns in jenem Leben
Gott an seinem Gnadenthron
Namenlose Freuden geben
Zum verdienten Tugendlohn.