Nachrichten und Notizen (DZfG Bd. 11)

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Autor: Ludwig Quidde u. a.
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Titel: Nachrichten und Notizen
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aus: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Bd. 11 (1894), S. 186–226; 369–394.
Herausgeber: Ludwig Quidde
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Erscheinungsdatum: 1894
Verlag: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr
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Erscheinungsort: Freiburg i. B. und Leipzig
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[186]
Nachrichten und Notizen.

Versammlung Deutscher Historiker in Leipzig. Der erste Deutsche Historikertag voriges Jahr in München war ein Wagniss gewesen, das nach mancherlei Fährlichkeiten noch einen befriedigenden Ausgang nahm und zur Fortsetzung des Unternehmens aufforderte; die zweite Versammlung trat dieses Jahr unter sehr viel günstigeren Umständen von vorn herein als ein voller und grosser Erfolg ins Leben, und ihr Verlauf hat, alles in allem genommen, diesen Erfolg verstärkt. Man ist mit der Gewissheit geschieden, dass weitere Historikertage folgen müssen; die jüngste unserer wissenschaftlichen Wanderversammlungen, die zuerst vielfach als ein Kind der Laune, als Schöpfung eines flüchtigen Münchener Einfalls angesehen worden sein mag, hat ihre Existenzfähigkeit und ihre Existenzberechtigung erwiesen, sowohl durch den Besuch, wie auch die Verhandlungen und die Ansätze zu weiterer Thätigkeit, die in den Beschlüssen liegen. Man verdankt das glückliche Ergebniss zum grossen Theil der Thätigkeit des Leipziger Comités, bestehend aus den Herren Professor Lamprecht, Professor Arndt und Dr. Baldamus. Die vorbereitenden Massregeln, die Veranstaltungen auf dem Tage selbst und die Leitung der Verhandlungen haben im allgemeinen alle Theilnehmer zu warmem Dank verpflichtet. Ueber Dinge, an denen Manche Anstoss genommen haben, den Uebergang von der Münchener Ungebundenheit zu einem mehr officiellen Auftreten und die Einmischung einiger politischer oder halbpolitischer Accente habe ich mich an anderer Stelle (Frankfurter Zeitung Nr. 122) so rückhaltlos und eingehend ausgesprochen, dass ich hier darüber ganz hinweggehe. Nur das Eine sei noch nachgetragen, dass mehrfach eine, wie man sagte, „pangermanische“ Richtung hervortrat, die ja offenbar mit dem Charakter der Deutschen Geschichtswissenschaft Berührungspunkte hat, und dass nach einer Auffassung, die ich als Chronist des Tages wiedergeben möchte, ohne sie theilen oder in ihr eine Correctur meiner Bemerkungen erblicken zu können, auch die von mir kritisirten Huldigungsacte, soweit sie überhaupt politischen Charakter gehabt hätten, ein Ausdruck dieser pangermanischen Richtung gewesen sein sollen. – Auf Einiges, was mit der Organisation zusammenhängt, komme ich am Schlusse zurück.

[1

I. Der Besuch der Versammlung, der in München die Ziffer 107 erreichte, hat sich in Leipzig auf mehr als das Dreifache gehoben, und (was noch wichtiger ist) er vertheilt sich weit gleichmässiger auf ganz Deutschland. [187] Die Zurückhaltung der Norddeutschen Universitäten, die sich im vorigen Jahr so stark bemerkbar machte, ist zum guten Theil, wenn auch noch nicht völlig, überwunden. Auf Grund der corrigirten officiellen Präsenzliste ist hier eine Statistik über den Besuch aufgestellt, die vielleicht von Interesse sein dürfte.

Leipzig Kgr. Sachsen Prov. Sachsen u. Thüringen Uebriges Nord-deutsch-land Süd-deutsch-land Oester-reich Schweiz Belgien Summa
1. Hochschullehrer 36  1  9  21  9  6  1  2  85 
2. Archivare und Bibliothekare 4  3  9  7  3  26 
3. Mitarbeiter wis-senschaftlicher Unternehmungen; Privatgelehrte 12  5  1  9  4  31 
Summa 1–3 52  9  19  37  16  6  1  2  142 
4. Gymnasiallehrer etc. 28  24  42  27  7  2  130 
5. Ohne Berufs-angabe, ver-muthlich meist zu 4. anzureihen 8  5  2  4  19 
Summa 4–5 36  29  44  31  7  2  149 
6. Studirende 27  1  28 
7. Nichthistoriker, Journalisten, Verlagsbuchhändler etc. 17  2  19 
Summa 6–7 44  3  47 
Summa überhaupt 132  38  63  71  23  8  1  2  338 


Erläuternd bemerke ich nur: Dass die Summe der Besucher 338 von der Schlussnummer der Präsenzliste 371 so stark abweicht, erklärt sich daraus, dass in der Präsenzliste erstens angemeldete Theilnehmer, die nicht erschienen sind, und zweitens doppelt aufgeführte Namen zu streichen waren.

[2

II. Die Stellung der alten Geschichte im gelehrten Unterricht war das erste Thema der Verhandlungen. Man knüpfte damit an die Erörterungen des ersten Historikertages an. Dort hatten bekanntlich [188] die Kernfragen des Geschichtsunterrichtes auf Gymnasien und verwandten Anstalten zur Discussion gestanden. Bei Bestimmung des Unterrichtszieles im Verhältniss zu den Aufgaben des öffentlichen Lebens waren die Gegensätze heftig auf einander geplatzt; man hatte schliesslich in einer sehr entschiedenen Form, deren besondere Schärfe aber, wie anerkannt werden muss, nur durch Zufälligkeiten veranlasst war, jede Art von politisch-tendenziöser Verwerthung des Unterrichts abgelehnt und sich dafür ausgesprochen, dass derselbe nur historische Bildung zu geben habe. Von der Bedeutung der alten Geschichte war in diesem Zusammenhang auch mehrfach die Rede gewesen, und diese Frage war nun dieses mal speciell herausgegriffen worden. Sie ist für sich allein ja wichtig genug und hängt mit einer Reihe von anderen Problemen zusammen; aber sie gab doch nicht zu so scharf ausgeprägten Gegnerschaften Veranlassung. Die Verhandlungen verliefen deshalb ruhiger, es fehlten die beinahe dramatischen Momente, aber auch die verwirrenden Complicationen. Referenten waren die drei Directoren O. Jäger aus Köln, E. Hannak aus Wien u. O. Kämmel aus Dresden. In der Hauptsache, in der Anerkennung des Werthes der alten Geschichte und in dem Zugeständniss, dass in den letzten Schuljahren für die neuere Geschichte ausreichend Raum bleiben müsse, stimmten die drei Referenten und mit ihnen die meisten Redner überein, so dass die beiden Thesen, die diese beiden Gedanken aussprechen, so gut wie einstimmig zur Annahme gelangten; unter dieser glatten Oberfläche aber sind doch, wie man sehen wird, mancherlei recht tiefgreifende Gegensätze verborgen.

[3

Um den Werth der alten Geschichte zu bezeichnen, einigte man sich auf die These des dritten Referenten, Director Kämmel, zu deren Gunsten Dir. Jäger und Dir. Hannak ihre entsprechenden Sätze zurückgezogen hatten. Die einstimmig angenommene These lautet: Da eine wirkliche Quellenlectüre im Gymnasium in einiger Ausdehnung nur auf dem Gebiete des Alterthums möglich ist, wo alle Lectüre im weiteren Sinne diesen Charakter trägt, und da ferner die Geschichte der Griechen und Römer nicht nur an sich eine der wichtigsten Partien der allgemeinen Geschichte und die Voraussetzung für das Verständniss unsrer eignen bildet, sondern auch ein in sich völlig abgeschlossenes und verhältnissmässig leicht übersichtliches Ganze darstellt, so muss der Unterricht in der alten Geschichte die Grundlage aller weiteren historischen Kenntniss und Bildung bleiben.

[4

Trotz dieser Einmüthigkeit bei der Abstimmung über die Kämmel’sche These gingen natürlich die Meinungen darüber, wie hoch der Unterrichtswerth der alten Geschichte, besds. im Vergleich zu dem der neueren, zu bemessen sei, ziemlich weit aus einander. Das zeigte sich hauptsächlich an drei Punkten. Ziemlich einmüthig war man zwar darin, dass die 3 Jahre des 2. Curses im neuen Preussischen Lehrplan zu knapp bemessen seien (eine Frage, auf die wir noch zurückkommen); aber die Einen machten dabei namentlich die Rücksicht auf die alte Geschichte geltend, für die man mit 1 Jahr nicht reiche; die Andern dagegen sprachen nur von Mittelalter und Neuzeit, für die 2 Jahre zu wenig seien. Zweitens legten die Einen besonderen Werth darauf, dass die alte Geschichte den Schülern in einem reiferen Alter vorgeführt werde, und wollten desshalb den Unterricht [189] in Geschichte überhaupt oder wenigstens den zweiten Cursus nicht zu früh beginnen lassen, während die Andern, zumal die Vertreter des Sächsischen Lehrplans (vgl. DZG 9, 163 Nr. 28), den Beginn der beiden Curse weiter zurückzuschieben geneigt waren, um für den histor. Unterricht im ganzen, besds. für die Neuzeit, mehr Spielraum zu gewinnen. Drittens endlich machten sich verschiedene Auffassungen in der Art und Weise geltend, wie man den Werth der alten Geschichte zu erläutern suchte.

[5

In ihren Ausführungen über dieses Thema fassten sich die Redner meist ziemlich kurz; es wird ja auch schwer sein, etwas Neues darüber beizubringen. Hervorgehoben wurden für den propädeutischen Werth (ähnlich wie in der angenommenen These) die Einfachheit der Verhältnisse und die Abgeschlossenheit der Entwicklung, die grössere Unbefangenheit für die Behandlung auch der schwierigen politischen und socialen Fragen: es sprächen weniger Herzenstöne mit, wie Dir. Hannak meinte. Doch blieb dieser Vorzug der alten Geschichte oder wenigstens die damit zusammenhängende Zurückhaltung für das Gebiet der neueren Geschichte nicht ganz unangefochten. Besonders Dr. Vogt (aus Augsburg) war es, der einer zu grossen Aengstlichkeit in diesem Punkte entgegentrat. Auf der Oberstufe sei man doch nicht in einer Kleinkinderschule, man habe es vielmehr mit heranwachsenden Jünglingen zu thun, die zur Theilnahme am Streit der Meinungen angeleitet werden sollten; das in echt historischer Weise am modernen Stoffe zu thun, sei eine der schönsten Aufgaben des Lehrers, gründliche Kenntniss in neuerer Geschichte der wichtigste Bestandtheil in der historischen Bildung des Gymnasiasten.

[6

Daneben kamen bei Erörterung des specifischen Werthes der alten Geschichte noch zwei Gesichtspunkte zur Geltung, zunächst die Beachtung der Quellenlectüre. Dir. Jäger betonte, dass der Gymnssialunterricht dazu führen solle, die Wahrheit selbst zu finden, der Schüler sei im Unterricht theils receptiv, theils productiv, im Geschichtsunterricht aber wesentlich ersteres; nur in alter Geschichte sei in Folge der Beziehungen zur classischen Lectüre in grösserem Maasse die Möglichkeit gegeben, den Schüler sich productiv bethätigen zu lassen. Auch in der angenommenen These ist ja dieser Gesichtspunkt angedeutet; doch hatte gerade der Antragsteller Dir. Kämmel auch darauf hingewiesen, dass die Möglichkeit der Quellenlectüre, allerdings im geringeren Maasse, auch für neuere Geschichte vorhanden sei.

[7

Endlich wurde der Werth der alten Geschichte durch Dir. Hannak auch nach der Richtung der Willens- und Gesinnungserziehung zu bestimmen gesucht; gegenüber dem übermässigen Individualismus der Germanen sollte die alte Geschichte den alles beherrschenden Staatsgedanken darbieten. Es klang damit leise das Hauptthema des vorigen Historikertages an. Dir. Kämmel machte unter dem Beifall der Versammlung seine Bedenken gegen diese Verwerthung des Geschichtsunterrichtes geltend: die Consequenz sei, dass bei politischen Umwälzungen eine andere Tendenz vorgeschrieben werde.

[8

Von specielleren Fragen des Lehrplans und der Lehrmethode hielt man sich begreiflicherweise im allgemeinen fern; auch den Umfang, [190] in dem die alte Geschichte zu lehren sei, suchte man nicht gleichmässig genau abzugrenzen, sondern im wesentlichen nur nach zwei Richtungen hin zu bestimmen: gegenüber der altorientalischen Geschichte und gegenüber der Griechischen Kunst. Zu den Ausdehnungsbestrebungen, die sich in beiden Punkten geltend machten, nahm die Versammlung das eine mal eine entschieden ablehnende, das andere mal eine ziemlich entgegenkommende Haltung ein.

[9

Was zunächst die Meinungsverschiedenheit über die Behandlung der altorientalischen Geschichte anlangte, so wollte der 2. Referent, Dir. Hannak, ihr eine gewisse selbständige Bedeutung zuerkannt wissen und beantragte in diesem Sinne die These: „Ein Cursus der altorientalischen Geschichte, bei dem die Cultur dieser Völker besonders hervorgehoben wird, ist auf beiden Stufen des Gymnasialunterrichts der Geschichte der classischen Völker vorauszuschicken“. Schon der 1. Referent, Dir. Jäger, vertrat dagegen die Meinung, dass die Orientalische Geschichte möglichst einzuschränken sei, und Dir. Kämmel hatte in diesem Sinne der Hannak’schen These eine andere entgegengestellt: „Die Geschichte der altorientalischen Völker ist nur insoweit, und zwar in enger Verbindung mit der Griechischen Geschichte, zu behandeln, als sie die Gestaltung des Persischen Reiches vorbereitet hat“. Etwa in dem Umfange, wie bei Herodot, meinte Dir. Kämmel, sei der Orient zu berücksichtigen. In ähnlichem Sinne sprachen sich die meisten Redner aus. Dir. Hannak gab schliesslich seine These selbst auf, und die These Dir. Kämmel’s gelangte fast einstimmig zur Annahme.

[10

Die zweite Streitfrage war, wie weit die Culturgeschichte und insbesondere die Griechische Kunst im Rahmen der alten Geschichte eine besondere Pflege finden könne. Dir. Hannak hatte folgende These vorgeschlagen: „Die ästhetische Erziehung fordert, dass auch die Leistungen der Griechen auf dem Gebiete der bildenden Künste an der Hand geeigneter Anschauungsmittel als wichtiger Bestandtheil der Culturgeschichte der Jugend vorgeführt und der hierin vorwaltende Sagenstoff auf beiden Stufen des Gymnasiums berücksichtigt werde“. In der Debatte traten Meinungsverschiedenheiten darüber hervor, in welchem Umfang und in welcher Art die Kunstentwicklung zu beachten sei. Im allgemeinen schien die Ansicht vorzuherrschen, dass man sich auf eine eingehende und gesonderte Behandlung der Kunst-G. nicht einlassen dürfe und die künstlerischen Schöpfungen nur im nächsten Zusammenhange mit der allgemeinen Geschichte vorführen könne. Sehr lebhaft trat für eine mehr methodische Beachtung der Griechischen Kunst Prof. Herrlich (aus Berlin) ein. (Gewisse typische Erscheinungen, die Gipfelpunkte der Entwicklung wollte er näher behandelt haben; für Anschauungsmittel müsse mehr geschehen. Eine Anregung, auch die Römische Kunst zu erwähnen, wurde abgewiesen. Beanstandet wurde in der Hannak’schen These die Bezugnahme auf ästhetische Erziehung, und Dr. Liesegang (aus Berlin) gab deshalb der These eine neue Form, die der Referent acceptirte. Besonderen Widerstand aber fand die Hineinziehung der Sagen in diesen Zusammenhang; man stimmte deshalb über zwei Theile der These besonders ab. Der Anfang wurde gegen einige Stimmen angenommen, der Schluss mit etwa Zweidrittelmehrheit abgelehnt. Die angenommene [191] These lautete demnach folgendermassen: „Die Leistungen der Griechen auf dem Gebiete der bildenden Künste sollen an der Hand geeigneter Anschauungsmittel als wichtiger Bestandtheil der Culturgeschichte der Jugend vorgeführt werden“.

[11

Das Thema des Verhältnisses zwischen Sage und Geschichte, das in der ursprünglichen These Dir. Hannak’s mit berührt war, wurde in den Erörterungen und auch sonst mehrfach behandelt. Dir. Jäger schied scharf zwischen beiden Gebieten: Sage sei eben nicht Geschichte, sondern Dichtung, Erzählung der Sagen dürfe nicht als Anfang der Geschichtsdarstellung gelten, – gehöre vielmehr in den Deutschen Unterricht; andere Redner dagegen nahmen sich des Sagenstoffes als eines Bestandtheiles des historischen Unterrichtes an, wobei es auch nicht ohne das Missverständniss abging, als ob Dir. Jäger die Sagen aus dem Unterricht überhaupt verbannen wollte, während er nur didaktisch scharf hatte trennen wollen. Der Gesichtspunkt scheint mir im Interesse historischer Bildung von wesentlicher Bedeutung zu sein, der rechte Gegensatz zu der vor einiger Zeit aufgetauchten barocken Idee, die Geschichte, auch die neuere, grundsätzlich der Jugend in sagenhafter Gestalt, wie einen Mythus vorzuführen.

[12

Wie gegenüber dem Gebiet der Sage, so vertrat Dir. Jäger auch gegenüber der vielfach, besonders für die Unterstufe, vorgeschlagenen biographischen Behandlung der Geschichte in sehr dankenswerther Weise eine strengere wissenschaftliche Auffassung: Die Geschichte dürfe nicht in Biographien aufgelöst werden (es ist ja einleuchtend, dass dadurch eine falsche Vorstellung von der geschichtlichen Entwicklung hervorgerufen werden würde), dagegen sei der biographische Gesichtspunkt sehr zweckmässig als Leitmotiv für Repetitionen zu verwenden; auch die selbständig reproducirende Thätigkeit der Schüler werde dabei besonders angeregt werden.

[13

Einen weit grösseren Raum als diese Einzelfragen des eigentlich historischen Unterrichts nahm in der Erörterung das Verhältniss zu dem Unterricht in den classischen Sprachen ein. Erst an diesem Punkte kam recht eigentlich die in der Versammlung vorherrschende Tendenz zu Gunsten der alten humanistischen Bildung zum Ausdruck. Für Viele war anscheinend nicht die Stellung und Gestaltung des Geschichtsunterrichtes die Hauptsache, sondern die Jäger’sche These, die sich im Interesse des Geschichtsunterrichtes gegen eine übermässige Einschränkung des Unterrichtes in den classischen Sprachen erklärte. Sie lautete: Die Schmälerung des Lateinischen und Griechischen Unterrichts über eine gewisse Grenze hinaus [schwächt den historischen Sinn] und schädigt also mittelbar auch den Unterricht in vaterländischer und „neuerer“ Geschichte. In dem Preussischen Gymmasiallehrplan von 1892 erscheint diese Grenze überschritten.

[14

Dir. Jäger hatte sich bereit erklärt den Schlusssatz fallen zu lassen; dem wurde aber von anderer Seite entschieden widersprochen, und in der That gibt ja erst dieser Schlusssatz der These ihre eigentliche Bedeutung, während sie ohne ihn zu einer recht unbestimmten, ziemlich farblosen Betrachtung wird. Die meisten Redner, so besonders Oberlehrer Klatt (aus [192] Berlin), traten für den Jäger’schen Standpunkt ein. Freilich machte sich auch Widerspruch geltend, z. Th. von dem Gesichtspunkt aus, dass es noch nicht an der Zeit sei, über den kaum ins Leben getretenen Lehrplan zu urtheilen (so Prov.-Schulrath Dr. Kramer aus Magdeburg). Im letzten Moment vor der Abstimmung wurde von Prof. Stieve (München) das Bedenken aufgeworfen, dass diese These doch eine Frage enthalte, die wir als Historiker zu beurtheilen nicht competent seien; er beantragte deshalb die These selbst gar nicht zur Abstimmung zu bringen. Ein grosser Theil der Versammlung hatte wohl schon lange die Empfindung, die ja auch im vorigen Jahre gelegentlich zum Ausdruck gekommen war, dass wir in Gefahr seien, unserer Historikerversammlung den Anstrich einer Philologenversammlung zu geben, und gerade für die vorliegende Frage schien Prof. Stieve’s Competenzbedenken Vielen berechtigt; es vereinigte daher eine sehr starke Minderheit auf sich, aber allerdings nur eine Minderheit. Mit 81 gegen 77 Stimmen erklärte man die These zur Abstimmung bringen zu wollen, und mit sehr starker Mehrheit nahm man sie dann wirklich an; nur wurden mit 88 gegen 70 Stimmen die oben eingeklammerten Worte geändert; statt „schwächt den historischen Sinn“ heisst es in der angenommenen These „erschwert den Unterricht in der alten Geschichte“.

[15

Nur gestreift wurde die für den Unterricht wichtige Frage der Vorbildung der Lehrer für alte Geschichte. Dir. Jäger hatte gleich einleitend seine Skepsis gegen tiefgreifende „Reformen“ des Gymnasiallehrplans ausgesprochen und das Heil vielmehr darin gesehen, dass die Ausbildung der Lehrer im Geiste der fortschreitenden Wissenschaft erfolge. Dir. Hannak ging kurz auf die Verhältnisse in Oesterreich ein, wo die Philologen zu sehr überbürdet seien, um guten geschichtlichen Unterricht zu geben, die Fachlehrer für Geschichte und Geographie aber meist in Mittelalter und Neuzeit oder in Geographie specieller bewandert seien, während nur ein kleiner Theil sich mit alter Geschichte beschäftigt habe; doch sei jetzt für Beachtung des Faches in Vorlesungen und Prüfung gesorgt. Es tauchte in der Debatte auch flüchtig der Gegensatz auf, dass manche sich geneigt zeigten, die alte Geschichte in möglichst naher Verbindung mit den classischen Sprachen zu halten und sie deshalb den classischen Philologen zu überlassen (auch in die gleich folgende These spielt die Frage etwas mit hinein), während Andere Werth darauf legten, dass sie von geschulten Historikern gelehrt werde. Zu einer eingehenden Behandlung und zu einem Austrag dieser und verwandter Fragen der Vorbildung kam es nicht.

[16

Die Frage der Stellung der alten Geschichte im Unterricht liess sich, wie man schon gesehen haben wird, natürlich nicht behandeln, ohne das Gegengewicht an der Wage, die Bedeutung eines intensiveren Betriebs der neueren Geschichte, in’s Auge zu fassen. Damit beschäftigte sich eine von Dir. Kämmel vorgeschlagene These, die mit leichten Aenderungen in folgender Fassung angenommen wurde: Auf der obersten Stufe des Gymnasialunterrichtes muss im systematischen Betriebe die alte Geschichte hinter der neueren, insbesondere der Deutschen, zurücktreten, der hier die planmässigen Stunden in der Hauptsache zu widmen sind; die vertiefende [193] Betrachtung der alten Geschichte ist im wesentlichen der Classikerlectüre zuzuweisen.

[17

Zu dieser These wurde noch ein Amendement von Prof. Prutz beantragt, nämlich ausdrücklich das Jahr 1871 als Grenze für den Unterricht namhaft zu machen. Das Amendement, für das auch noch Dr. Vogt sprach, wurde abgelehnt mit etwa 65 gegen 50 Stimmen; – aber ich hoffe nicht willkürlich zu interpretiren, sondern nur zu erläutern, wenn ich hinzufüge, dass sich damit die Versammlung keineswegs dafür ausgesprochen hat, auch die Zeit von 1871 bis zur Gegenwart ausführlich zu behandeln. Man hielt nur nicht für nöthig, sich darüber in der These zu äussern. Dir. Jäger z. B. sprach sich gelegentlich für das Jahr 1871 als Abschluss aus, bekämpfte aber das Amendement mit einer Motivirung, deren Voraussetzung gewiss zutreffend ist: Es bleibe thatsächlich doch keine Zeit für die Jahre nach 1871, der Lehrer werde froh sein, wenn er bis 1871 gelangen und dann noch einen knappen Ueberblick geben könne; deshalb sei die Bestimmung, bis 1888 zu gehen, unschädlich.

[18

Diese Kämmel’sche These, die die überwiegende Bedeutung der neueren Geschichte für die Oberstufe ausspricht, hatte zuerst einen Zwischensatz, der für Mittelalter und Neuzeit zusammen 3 volle Jahre verlangte. Der Satz wurde gestrichen, aber, wenn ich die hier etwas verwirrten Verhandlungen recht verstanden habe, nicht etwa, weil man die Forderung an sich ablehnen wollte, sondern weil die Formulirung mit dem schwankenden Begriff „Oberstufe“ und mit dem unklaren Verhältniss zum Preussischen Lehrplan, endlich mit der stylistisch unglücklichen Einzwängung in eine Parenthese Bedenken erweckte.

[19

Eine Frage, die sich durch die ganzen Verhandlungen hinzog, war die, ob und wie man sich mit der Vertheilung der beiden Curse im neuen Preussischen Lehrplan abfinden könne, der erste Cursus ist dort bekanntlich um 1 Jahr bis Untersecunda ausgedehnt und dadurch der zweite Cursus auf die letzten 3 Jahre, Obersecunda und Prima, eingeschränkt. Der Referent Dir. Jäger bedauerte die Einengung des zweiten Curses, meinte aber, man könne sich in ihn fügen, wenn die 3 Stunden in Obersecunda unverkürzt für alte Geschichte (also ohne Geographie) verwandt würden, wenn zweitens die verschiedenen Perioden je nach ihrer Bedeutung verschieden und besonders die sogen. Dämmerzeiten, ohne ganz übergangen zu werden, verkürzt behandelt würden, und wenn drittens der Lateinische Unterricht mindestens den früheren Spielraum wieder erhalte. Sehr kräftig wurde dagegen von anderer Seite betont, dass die 3 Jahre für den zweiten Cursus, der für die historische Bildung der Gymnasialschüler entscheidend sei, nicht genügten; die Einen machten besonders geltend, dass bei den mit Recht erhöhten Forderungen an die Behandlung der neueren Geschichte die 2 Jahre für Mittelalter und Neuzeit nicht ausreichten, und wenn es gestattet ist, einen Eindruck wiederzugeben, der sich auf kein ausdrückliches Votum berufen kann, so schien es mir, dass dieses Bedenken in der Versammlung am stärksten vertreten war (es kam in dem Referat Dir. Kämmel’s und in einer kurzen Rede Dr. Vogt’s aus Augsburg sehr entschieden zum Ausdruck); den Anderen (so z. B. Prof. Martens aus [194] Elberfeld) erweckte die Einschränkung der alten Geschichte auf das eine Jahr Obersecunda – wenn auch mit vermehrter Stundenzahl (3 statt 2) – das hauptsächlichste Bedenken. Principiell für die Aenderung des neuen Lehrplans trat nur der inzwischen ganz plötzlich verstorbene Dir. Martens aus Elbing ein, da durch ihn Raum für den ersten Cursus gewonnen werde; im zweiten Cursus zeigte er sich dann nicht abgeneigt, der alten Geschichte noch ein Vierteljahr abzunehmen. Von allen anderen Rednern wurde die vorgenommene Verschiebung nur als eine leider vorhandene Zwangslage behandelt, mit der man sich, so gut es gehen wolle, – obgleich es eigentlich nicht recht gehe – abzufinden habe. Schon im Referate Dir. Kämmel’s kam es zur deutlichen Aussprache, dass der Abschluss mit Untersecunda nicht aus dem Leben der Schule hervorgegangen, sondern ihr aus praktischen Gründen aufgedrungen sei. Die Gründe liegen ja bekanntlich darin, dass für die zahlreichen Schüler, die das Gymnasium nicht ganz durchmachen, sondern mit der Berechtigung zum Einjährigen-Dienst aus Untersecunda abgehen, ein Abschluss gewonnen werden soll. Damit für diese Schüler zuletzt neueste und nicht Griechische Geschichte behandelt werde, hat man den ersten Cursus bis Untersecunda ausgedehnt und den zweiten Cursus trotz Steigerung der ihm gestellten Aufgaben auf 3 Jahre eingeengt.

[20

Da die Debatte wiederholt auf das Missliche dieses Zustandes zurückkam, versuchte ein Antrag Quidde’s, die Beschwerde über diesen Hauptübelstand zu formuliren und auf die Abhilfe hinzuweisen. Der Antrag lautete: „Die Versammlung spricht den Wunsch aus, dass im Interesse der gedeihlichen Gestaltung des Unterrichtes in der alten Geschichte wie des gesammten Gymnasialunterrichtes überhaupt der Einschnitt nach Untersecunda wegfalle und das damit zusammenhängende Berechtigungswesen von Grund aus reformirt werde“. Mit Recht wurde eingewendet, dass dieser Antrag über das Ziel hinausschiesse, da er eine Meinung über eine sehr complicirte Frage äussere, in die viele andere Fragen ausser der des Geschichtsunterrichtes hereinspielten. Der Antrag kam am ersten Tage nicht zur Abstimmung und wurde, um jenem Bedenken Rechnung zu tragen, neu formulirt: „Die Versammlung hegt das Bedenken, dass bei einer nur 3jährigen Dauer des zweiten Cursus entweder die alte Geschichte oder die neuere Geschichte zu kurz kommen werden, sie ist der Meinung, dass es desshalb im Interesse des Geschichtsunterrichtes liegt, keinen Einschnitt nach Untersecunda zu machen, und dass dieser Gesichtspunkt bei künftiger Neuordnung des Berechtigungswesens berücksichtigt werden sollte“. Aber auch in dieser Fassung (und jetzt, wie mir noch immer scheinen will, mit Unrecht), stiess er auf das einmal wach gerufene Competenzbedenken, und daneben machten sich Opportunitätsbedenken geltend: man werde doch nichts erreichen und werde nur unnütz anstossen. Prof. Prutz als Vertreter derer, die die Competenz bezweifelten, stellte den Antrag, in Anerkennung der „Richtigkeit“ der Anregung (was nachher in „Wichtigkeit“ verändert wurde) zur Tagesordnung überzugehen, und so beschloss die Versammlung mit sehr grosser Mehrheit (ich schätze 80–100 gegen etwas über 30 Stimmen).

[21

[195] III. Die landesgeschichtlichen Studien bildeten das zweite grosse Thema der Tagesordnung. Vorbereitet wurde die Debatte schon am ersten Nachmittag, nachdem man die Abstimmungen über die Unterrichtsthesen erledigt hatte, durch einen fesselnden Vortrag Professor Schmoller’s über den Preussischen Beamtenstaat des 16.–18. Jahrhunderts. Auf den Inhalt hier näher einzugehen, müssen wir uns versagen. Der Vortrag bot die Quintessenz der langjährigen Studien des Redners auf seinem eigensten Arbeitsgebiete und berührt sich, wenn ich nicht irre, inhaltlich besonders nahe mit der Einleitung zu den eben ausgegebenen Bänden der Acta Borussica.

[22

Der Vormittag des zweiten Tages begann dann mit Referaten für die einzelnen Landestheile. Das Thema lautete genauer: Stand und Bedeutung der landesgeschichtlichen Studien, insbesondere die Arbeitsgebiete der landesgeschichtlichen Publicationsgesellschaften. Nicht weniger als sechs Referenten waren gewonnen, damit aber doch noch nicht alle Landschaften des Reiches gleichmässig vertreten, selbst wenn man den Ausdruck „Publicationsgesellschaften“ in ziemlich engem Sinne versteht. Es berichteten Professor v. Zwiedineck-Südenhorst für Steiermark, Geh.-Rath v. Weech für Baden, Dr. Hansen für die Rheinlande, Prof. Markgraf für Schlesien, Prof. Prutz für Ost- und Westpreussen, Archivrath Jacobs für die Provinz Sachsen. In dieser Zeitschrift ist über die Arbeiten der verschiedenen Histor. Commissionen, Gesellschaften und Vereine so regelmässig und ausführlich berichtet worden, dass es in den allermeisten Punkten eine Wiederholung sein würde, wenn wir auf den Inhalt der Referate im einzelnen eingehen wollten. Ueber die Steiermärkische Commission ist Nachrr. ’92, 369 und ’93, 87–89 berichtet, über die Badische Commission zuletzt ’93, 468–75, über die Rheinische Gesellschaft zuletzt ’93, 75–86; über den Schlesischen Verein ’90, 26. ’91, 207, über den Ost- und Westpreussischen Geschichtsverein zuletzt ’91, 206, über die Sächsische Commission zuletzt ’93, 250–57. Wo diese Berichte, die sich in der Regel ganz vorzugsweise auf die neuesten Unternehmungen jeder Gesellschaft beziehen, nicht genügen, um ein Bild im ganzen zu geben, werden wir später darauf zurückkommen. An dieser Stelle scheint es besser, davon abzusehen und nur einige allgemeine Gesichtspunkte hervorzuheben.

[23

Im Hinblick auf die neuere Entwicklung der Deutschen Landesgeschichtsforschung war es entschieden ein glücklicher Griff des Comités, das Thema zur Debatte zu stellen. Für die streng wissenschaftlichen Arbeiten in Deutscher Geschichte stand Jahrzehnte lang die Reichsgeschichte des früheren Mittelalters, d. h. vom 10. bis 13. Jahrhundert durchaus im Vordergrund; dieses Verhältniss hat sich in doppelter Hinsicht jetzt verschoben, spätere Zeiten werden von der fachmännischen Forschung mehr beachtet, und neben die politische Geschichte und die Reichs-Verfassungsgeschichte sind Wirthschafts-, territoriale Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte getreten. Beide Verschiebungen, die der Perioden und die der Materien, haben dazu geführt, der Territorial- und Localforschung grössere Bedeutung zu geben, und zugleich haben sie auf die Aufgaben eingewirkt, die die landes- und ortsgeschichtlichen Gesellschaften [196] sich selbst zu stellen haben. Den Mittelpunkt der wirklich ernsten Thätigkeit in den Localvereinen bildete Jahrzehnte lang die Herausgabe eines Urkundenbuches der Provinz, der Stadt oder des Stiftes. Diese Urkundenbücher konnten im wesentlichen nach denselben Grundsätzen bis in das 14. Jahrhundert hinein geführt werden. Daneben wurde für spätere Zeiten mehr zufällig und ohne feste Grundsätze bald eine chronikalische Quelle oder ein Briefwechsel publicirt, bald ein biographisches Lebensbild entworfen, bald ein Griff in das Culturleben gethan, eine Mittheilung über wirthschaftliche Verhältnisse oder dergleichen mehr als vereinzelte Curiosität denn als Glied einer wissenschaftlichen Forschung dargeboten. Das ist nun anders geworden: die alte Aufgabe der Urkundenbücher bis in’s 14. Jahrhundert ist zwar nicht überall schon gelöst, aber es drängt sich doch neben sie die neue Doppelaufgabe: für die späteren Zeiten und für das Gebiet der Culturgeschichte systematisch vorzugehen. Der z. Th. reichere, z. Th. auch ganz andersartige Stoff verlangt natürlich auch andere Publicationsgrundsätze.

[24

Im allgemeinen wird man für die neuere Entwicklung, wie sie uns auch in den Leipziger Berichten entgegentrat, als charakteristisch bezeichnen dürfen, dass folgende Aufgaben der Landesgeschichtsforschung mehr in den Vordergrund getreten sind: 1. umfassendere Quellenpublicationen für den Ausgang des Mittelalters und neuere Geschichte, 2. Anfänge zu einer systematischen Bearbeitung der localen Verfassungs-, Wirthschafts- und besonders Verwaltungsgeschichte, 3. systematische Verzeichnung der Kunstdenkmäler nach localen Gesichtspunkten, 4. Anfänge zu einer systematischen kartographischen Aufnahme der landesgeschichtlichen Forschungsergebnisse, 5. vielleicht auch einleitende Schritte für die systematische Sammlung der Volksüberlieferung in Sitte, Brauch, Lied und Wort und für systematische Forschungen zur Sittengeschichte. Diese Aufzählung beansprucht nicht erschöpfend zu sein, sie will nur den allgemeinen Eindruck ungefähr andeuten. Natürlich treten die charakteristischen Erscheinungen auch nicht überall gleich stark hervor, am deutlichsten sind die meisten in neueren Organisationen zu beobachten. Auch läuft, wie ohne weiteres zuzugeben ist, manche Modethorheit mit unter; man hängt sich gern mit einer schwungvollen Geste das wirthschaftsgeschichtliche Mäntelchen um, wo man sich früher begnügte, auf die wirthschaftlichen Beziehungen anspruchslos hinzuweisen; aber alles in allem genommen handelt es sich nicht um eine Mode, sondern um die ernsthafte und ganz natürliche Entwicklung der historischen Forschung.

[25

Eine natürliche Folge der zunehmenden Bedeutung der Landesgeschichtsforschung ist eine Entwicklung der Organisation. Man sieht leicht ein, dass der Zusammenhang zwischen den Fachgelehrten und den Organisationen, die der Localforschung gewidmet sind, ein engerer werden muss. Die strenge Fachwissenschaft hat ein lebhaftes Interesse an der Localforschung, ordnet sich selbst zum Theil in ihre Reihen ein und gibt ihr neue Anregungen. Aus diesen Verhältnissen ist das Bedürfniss erwachsen, entweder die schon bestehenden Organisationen auszubauen oder völlige Neuschöpfungen zu versuchen. Im allgemeinen geht der Zug der [197] Entwicklung dahin, für grössere Gebiete leistungsfähigere historische Commissionen oder Vereine zu schaffen, die selbst aber sehr verschiedenartig organisirt sind und ihr Verhältniss zur Localforschung in verschiedener Weise regeln.

[26

Die Gesellschaften, über die in Leipzig berichtet wurde, repräsentiren sehr verschiedene Typen der Organisation: es sind zum Theil staatlich eingesetzte Commissionen, wie in Steiermark, Baden und Sachsen, zum Theil freiere Gesellschaften oder Vereine, die allerdings fast überall von Staat, Provinz oder Gemeinde unterstützt werden, so in den Rheinlanden, in Schlesien, Ost- und Westpreussen. – Das Problem, die finanziell leistungsfähigen Bevölkerungselemente in der Provinz für die historischen Arbeiten zu interessiren, haben zwei dieser Gesellschaften in interessanter Weise angefasst. Die Steiermärkische Commission bietet für Zahlung eines grösseren dauernden Beitrags und für Oeffnung der altadeligen Familienarchive Gegenleistungen: die Abfassung von Geschichten der betr. Familien. Es ist ein interessantes, aber auch etwas bedenkliches Experiment, auf dessen Ausgang man gespannt sein darf. Die Rheinische Gesellschaft hat ebenfalls eine in Deutschland, so viel ich sehe, neue Form der Organisation mit Erfolg versucht, indem sie, ohne Gegenleistungen zu versprechen, die begüterten Geschichtsfreunde, den Adel wie das Bürgerthum der Provinz, zur Bethätigung ihres Mäcenatenthums einlud und diese „Patrone“ der Gesellschaft auch äusserlich von den eigentlichen wissenschaftlich thätigen „Mitgliedern“ trennte. Die Mitglieder aber können sich nicht einfach anmelden, sondern werden gewählt und zahlen keinen Beitrag. Gelegentlich ist in dieser Zeitschrift auf die ähnliche Organisation einer auswärtigen Gesellschaft hingewiesen (s. ’93, 275) und ich möchte glauben, dass sich das Muster mutatis mutandis auch auf minder wohlhabende Gebiete, als es die Rheinprovinz ist, anwenden liesse.

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Wichtiger aber scheint für viele Gegenden noch das Verhältniss der grösseren „Publikationsinstitute“ zu den Localvereinen und Localforschern. Einige dieser Gesellschaften stehen ganz für sich, andere haben eine organische Verbindung mit den übrigen in ihrem Gebiete bestehenden mehr localen Geschichtsvereinen gesucht, – so die Sächsische Commission, deren Beispiel in manchen Landschaften gewiss nachgeahmt werden könnte, oder auch die weit jüngere Württembergische Commission, über deren Thätigkeit leider nicht berichtet wurde. Eine gewisse Verwandtschaft damit haben Einrichtungen, wie die zuerst in Baden systematisch durchgeführte Bestellung von einigen Commissionsmitgliedern zu Delegirten für grössere Bezirke und Gewinnung von „Pflegern“, die diesen Delegirten unterstellt sind und die Durchforschung, Ordnung und Verzeichnung der Archive und Registraturen der Gemeinden, Pfarreien, Körperschaften, Privaten übernehmen. Der springende Punkt dabei ist, wie mir scheint, eine fruchtbare Verbindung zwischen Fachleuten und Dilettanten, die durch die ganze, oben flüchtig charakterisirte Entwicklung gefordert wird und thatsächlich auch vieler Orten erfolgt ist. Mehr als früher nehmen jetzt die grossen Gesellschaften die Hochschullehrer für die Landesgeschichtsforschung in Anspruch, und die kleineren [198] Vereine finden in den fachmännisch geschulten Historikern des Lehrerstandes eine kräftige Stütze, aber wichtiger als Universitäten und Schulen sind die Archive als Krystallisationspunkte der Landes- und Ortsgeschichte. Auf ihre nahe Verbindung mit den Gesellschaften kommt für gedeihliche Arbeit das meiste an.

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Während nun diese Dinge sich in den einzelnen Landschaften noch im vollen Fluss befinden, taucht doch zugleich auch schon das Bedürfniss nach einer Verbindung zwischen den verschiedenen Organisationen auf. Eine solche Verbindung würde etwa drei Aufgaben zu dienen haben: 1. der Einleitung von gemeinsamen Unternehmungen, 2. der Abgrenzung von concurrirenden Projecten, 3. der Verständigung über innere und äussere Gleichmässigkeit verwandter Arbeiten. An diesem Punkte ist nun von dem Historikertage eine Anregung ausgegangen, die möglicher Weise fruchtbar werden kann. Man hat folgende Resolution einstimmig angenommen: Die Versammlung erklärt es als dringend erwünscht, dass im Zusammenhang mit den künftigen Historikertagen Conferenzen von Vertretern der landesgeschichtlichen Publicationsinstitute zur Berathung gemeinsamer Angelegenheiten stattfinden. In der Debatte, an der sich u. a. Prof. Grünhagen, Archivrath Döbner und Archivrath Ermisch betheiligten, war lediglich der unbestimmte und unschöne Ausdruck „Publicationsinstitute“ beanstandet worden. Es gelang aber nicht, ihn durch einen besseren zu ersetzen.

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Wird der Gedanke ausgeführt und geht auch sonst die Entwicklung, die wir angedeutet haben, ihren Gang weiter, so würde sich für die landesgeschichtliche Forschung eine ganz natürliche dreistufige Gliederung ergeben: für ganz Deutschland eine lose Genossenschaft der grösseren „Publicationsinstitute“, für die einzelnen Territorien, die in etwa 15 bis 20 landschaftlichen Gruppen zusammenzufassen wären, leistungsfähige, streng wissenschaftlich geleitete Organisationen, die z. Th. schon bestehen, z. Th. mit Anpassung an örtliche Verhältnisse aus den vorhandenen Anfängen weiter auszugestalten wären, innerhalb der Landschaften aber drittens noch Vereine, die vor allem das locale geschichtliche Interesse zu pflegen hätten, z. Th. auch zu selbständigen grossen Unternehmungen befähigt sein würden, in der Regel sich aber zu gegenseitigem Nutzen an die grössere Organisation anlehnen müssten.

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Damit würde freilich, so viel ich sehe, für die jetzt schon existirende Verbindung der Deutschen Geschichtsvereine, den Gesammtverein in seiner heutigen Gestalt mit seinen jährlichen Versammlungen, die Daseinsberechtigung recht zweifelhaft werden. Aber das dürfte kein Unglück sein; denn wir müssen es uns doch gestehen: die wissenschaftlichen Berührungspunkte zwischen einem Localverein in Württemberg und einem in Brandenburg sind recht geringfügig, wirklich lebendige Gemeinschaft kann jeder Verein nur mit der Localforschung der nächsten Nachbargebiete und der Provinzialforschung des eigenen Territoriums haben. Und bei aller Hochachtung vor der Thätigkeit unserer localen Geschichtsvereine wird man es auch nicht leugnen können, dass sich der Gesammtverein zur Lösung oder Förderung grösserer gemeinsamer Aufgaben der Landesgeschichtsforschung, wie sie die Leipziger Anregung in’s Auge fasst, nicht [199] recht befähigt erwiesen hat, z. Th. weil sich die eigentlichen Fachleute (von wenigen rühmlichen Ausnahmen abgesehen) zu sehr fern hielten, z. Th. weil anderseits auch die kleinsten Vereine direct vertreten waren, und dadurch schon die halbdilettantischen Kräfte überwogen, die im kleinen Kreise sehr am Platze sind, denen für grössere Aufgaben aber doch die rechte Schulung und die rechten Gesichtspunkte fehlen. Dem etwa noch verbleibenden Bedürfniss nach directen Beziehungen zwischen den Localvereinen und Localforschern könnte der Gesammtverein durch Versammlungen in grösseren Zwischenräumen entsprechen.

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Das Thema der Landesgeschichtsforschung wurde am dritten Versammlungstage in einer besonderen Form noch einmal aufgenommen. Dr. Sieglin, Bibliothekscustos in Leipzig, entwickelte den Plan einer neuen Bearbeitung des grossen Spruner-Mencke’schen Historischen Atlas. Die Abtheilung Alterthum ist bekanntlich schon im Erscheinen begriffen. Für das Mittelalter, dem eine sehr viel grössere Zahl von Blättern als in der letzten Auflage eingeräumt ist, erbat Dr. Sieglin die Unterstützung der Fachgenossen. Besonders die Aufgaben, welche die politische Kartographie Deutschlands im Mittelalter an den Bearbeiter stellt, sind zum grossen Theil nur auf dem Boden der Localforschung zu lösen. Die wirksame Unterstützung dieses grossen Kartenwerkes ist deshalb der Landesgeschichtsforschung und jedem einzelnen Fachgenossen dringend zu empfehlen. Allem Anschein nach werden mündliche Anregung und persönliche Anknüpfung hier in der That zu einem Zusammenarbeiten führen, das in schriftlichem Verkehr und ohne Historikertag nicht zu erzielen gewesen wäre.

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Auch der Vortrag, der am Nachmittage des zweiten Versammlungstages zur Vorbereitung des Ausfluges nach Meissen gehalten wurde, darf in diesem Zusammenhang erwähnt werden. Reg.-Rath Dr. v. Seidlitz sprach über die spätgothische Kunst im Königreich Sachsen. Zwar ging der Redner schliesslich zu allgemeinen, vom landschaftlichen Boden losgelösten Betrachtungen über, aber durchaus im Vordergrund stand, schon durch die besondere Beziehung zu den Meissener Denkmälern, das Interesse an der territorialen Kunstentwicklung. Auch ein Aufsatz der „Festgabe“ zeigt gerade an einem Problem der Meissener Baugeschichte, wie die kunsthistorische Forschung in die landesgeschichtlichen Arbeiten eingreift.

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IV. Grundsätze für die Herausgabe von Actenstücken zur neueren Geschichte sollten am dritten Tage den Hauptgegenstand der Verhandlungen bilden. Das Thema war im vorigen Jahre durch Dr. Pribram angeregt worden, und das Leipziger Comité hat sich ein entschiedenes Verdienst erworben, als es dieser Anregung folgte. Das Thema steht zu dem vorhergehenden in einem gewissen inneren Zusammenhang. Dieselbe Entwicklung, die die Landesgeschichtsforschung in den Vordergrund des Interesses geschoben hat, führt auch dazu, dass umfassende wissenschaftliche Quellenpublicationen aus neuerer Geschichte eine immer bedeutendere Stelle in der historischen Gesammtliteratur einnehmen und dass das Bedürfniss nach Verständigung immer dringender wird, da gleichzeitig an so vielen verschiedenen Stellen verschieden vorgebildete Kräfte sich an ähnliche [200] Aufgaben machen. Für das frühere Mittelalter sind ja in vielen Dingen die „Monumenta Germaniae“ massgebend geworden, auch für das spätere Mittelalter hat sich ein Typus der Urkundenedition entwickelt, der, soweit es sich um Deutsche Texte handelt, stark beeinflusst ist, einerseits durch Weizsäcker’s Editionsregeln in den Deutschen Reichstagsacten, andererseits durch die Hansischen Quellenwerke. Für die neuere Zeit liegen die Verhältnisse wieder anders und es fehlt noch sehr an Klärung und Verständigung. Statt der Vielzahl von Berichterstattern, die das zweite Thema erfordert hatte, gab es hierbei nur einen einzigen Referenten: Prof. F. Stieve aus München. Sein Vortrag war im wesentlichen eine durch Beispiele belebte Erläuterung seiner Thesen, wobei dem trockenen Thema auch humoristische Seiten abgewonnen wurden. Statt dem Gange des Vortrags zu folgen, theilen wir zunächst die Thesen, wie sie gedruckt vorlagen, mit und schliessen nachher noch einige Ergänzungen an.

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Die Stieve’schen Thesen.

I. Nur die ihrem ganzen Wortlaute nach wichtigen Actenstücke sind vollständig zu drucken; in der Regel sind Auszüge mitzutheilen; für minder wichtige Stoffe genügen Darstellungen, denen Actenstücke als Beilagen, wichtigere Urkundenstellen und Nachweise als Anmerkungen und Nebenergebnisse der Actenforschung als Anhänge beigefügt werden können.

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II. Die Auszüge sollen nicht nur die in einem Actenstücke behandelten Gegenstände bezeichnen, sondern dasselbe seinem ganzen Inhalte nach darzustellen suchen.

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III. Eigenhändige Briefe und Tagebücher bedeutender Persönlichkeiten sind, falls ihr Inhalt bemerkenswerth, im Wortlaute zu veröffentlichen.

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IV. Der Herausgeber soll den gesammten auf seinen Gegenstand bezüglichen Stoff zu sammeln und auszubeuten trachten.

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V. Er soll die gesammte einschlägige Literatur heranzuziehen bemüht sein.

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VI. Bei Auszügen von Briefen ist die directe Redeweise der Vorlage (Wir theilen Dir mit u. s. w.) beizubehalten.

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VII. Für die Schreibweise wortgetreu mitzutheilender Deutscher Actenstücke und -Stellen haben folgende Regeln zu gelten: a) Grosse Anfangsbuchstaben werden nur verwendet beim Beginn eines Satzes oder Eigennamens, bei den Siglen für Anrede- und Titelformeln (E. Dt., I. Ht., aber I. fl. Gn.) und bei den in Briefen auf den angeredeten bezüglichen Fürwörtern (E. kgl. W. haben uns in Ihrem Schreiben). b) Die Siglen für Titel und Anrede werden in der Weise gebildet, dass von dem dazu gehörigen Fürwort der erste, vom Titel selbst der erste und letzte Buchstabe gesetzt werden (E. Mt.). Ausnahmen bilden E. W. für E. Würde und Würden und E. L. für E. Lieb und Liebden. Bei Titeln, welche den gleichen Anfangsbuchstaben besitzen, wird die Regel für den höchsten angewendet, für die anderen aber die zur Vermeidung von Verwechslungen nöthige Zahl der ersten Buchstaben nebst dem letzten gebraucht (E. Ht. = Heiligkeit, E. Hoht. = Hoheit, E. Hrlt. = Herrlichkeit). In fremden modernen Sprachen wird ebenso verfahren; wenn aber der letzte Buchstabe des Titels ein Vocal ist, wird auch der vorletzte zugezogen (V. M, V. Md., Y. Mty, V. M). Im Lateinischen genügt für den Nominativ der Anfangsbuchstabe; in den anderen Fällen wird die betreffende Casusendung zugefügt (S. S. = Sua Sanctitas;. S. Stis = Suae Sanctitatis). Verwechslungen wird überall wie im Deutschen vorgebeugt (S. = Sanctitas, Ser. = Serenitas), Adjectiva wie unterthänig, gnädig, gnädigst, allergnädigster, illustrissimus, santissimo u. s. w. werden entsprechend den Titeln abgekürzt (utg., gn., gnst, agnster, illmus, sme), wenn man es nicht vorzieht, die nicht einen Titel ausdrückenden, blosse Canzleiphrasen [201] bildenden wie gnädigst ganz wegzulassen. c) Die Schreibweise der Vorlagen kann bei eigenhändigen Briefen hervorragender Persönlichkeiten beibehalten werden. Im übrigen wird sie nach folgenden Regeln vereinfacht: Es wird nichts zugesetzt und es wird an den Vocalen nichts geändert; dagegen wird jeder unserer Schreibweise nicht entsprechende Consonant weggelassen, wenn er nicht die Aussprache beeinflusst; wo v oder w für u stehen, wird dieses gesetzt und umgekehrt; für y tritt ausser in Eigennamen und Wörtern Griechischen Ursprunges immer i ein; Eigennamen werden stets der Vorlage gemäss geschrieben, wenn nicht eine bestimmte Schreibweise zweifellos gesichert ist.

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VII. Actenstücke aus fremden Sprachen sind abgesehen von der Verwendung grosser Anfangsbuchstaben genau nach der Vorlage wiederzugeben.

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IX. Actenveröffentlichungen sind in Lateinischen Letten zu drucken. Für ß ist ſs zu drucken.

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X. Als Format der Veröffentlichungen ist Octav zu wählen.

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XI. Der Inhalt der Actenstücke ist durch kurze Angaben an ihrem Kopfe oder durch gesperrten Druck bezeichnender Wörter in ihnen leicht ersichtlich zu machen. In der Mitte des oberen Randes jeder Seite ist die Jahreszahl, in dessen der Seitenzahl entgegengesetzter Ecke die Nummer, am äusseren Rande neben der ersten Zeile der Monat und Tag des mitgetheilten Actenstückes anzugeben. Der Ausstellungsort gehört an den Schluss jedes Stückes, wo auch das Datum ausführlich zu geben ist.

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XII. Anmerkungen sind nicht an den Schluss, sondern unter die betreffende Seite des Actenstückes zu setzen.

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XIII. Ein der Zeitfolge nach geordnetes Verzeichniss der mitgetheilten Actenstücke der Sammlung beizugeben, erscheint überflüssig.

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XIV. Unerlässlich ist ein alle in der Sammlung vorkommenden Namen und Gegenstände enthaltendes, in möglichst kleine Gruppen getheiltes, alphabetisches Register, und ein solches ist bei mehrbändigen Sammlungen jedem Bande sofort bei der Veröffentlichung beizugeben.

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Zu diesen gedruckt vorgelegten Thesen gab Prof. Stieve selbst, z. Th. auf Grund ihm zugegangener Anregungen noch einige Nachträge: 1. die Interpunction sei zu modernisiren, soweit es das Verständniss erfordere; 2. offenbare Schreibfehler seien einfach zu corrigiren; 3. Zusätze des Editors seien in eckige Klammern, die Einschaltungen des Originals in runde Klammern zu setzen; 4. Auslassungen des Editors seien durch Punkte, Lücken durch gebrochene Linien zu bezeichnen; 5.[WS 1] der Fundort sei anzugeben, auch zu sagen, ob Original oder Copie oder Concept, – bei Concepten unter Umständen der Verfasser zu nennen.

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Diese Vorschriften werden eher ergänzungsbedürftig als im einzelnen anfechtbar sein. Doch mögen ein paar Einwendungen gleich an dieser Stelle hinzugefügt werden. Die zunächst sehr einleuchtende Vorschrift unter VI hat das Bedenkliche, dass durch die directe Rede der Schein unveränderter Wiedergabe entsteht, während die von indirecter Rede befürchtete Unklarheit, die Referent so drastisch durch ein Beispiel belegte, bei sorgsamer Bezeichnung der Persönlichkeiten nicht einzutreten braucht. Ich möchte glauben, dass das Verfahren nur für gewisse Acten zu empfehlen ist. – Die Verwerfung des chronologischen Verzeichnisses unter XIII ist als allgemeine Regel zu beanstanden; denn ob ein solches Verzeichniss angebracht ist, hängt von der Anlage der Sammlung ab. – Die Vorschrift (Nachträge 2), offenbare Schreibfehler einfach zu corrigiren, hat ihre Gefahren; man müsste daneben zum mindesten eine Warnungstafel für Leichtsinnige errichten.

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[202] Eine Debatte über die Stieve’schen Thesen fand nicht statt, da es an Zeit zu einer gründlichen Erörterung fehlte und man sich unter diesen Umständen von einem anderen Wege mehr Nutzen versprach. Man forderte die Theilnehmer der Versammlung auf, Einwendungen und Zusätze schriftlich an Prof. Stieve gelangen zu lassen, damit dieser mit Benutzung dieses Materials seine Thesen revidire und sie in dieser veränderten Gestalt den Fachgenossen zur Kritik vorlege. Es wird wohl besonders darauf ankommen, die Vorschläge des Referenten, die natürlich vorzugsweise seinem eigenen Arbeitsgebiete entnommen und den ihm am nächstliegenden Aufgaben (der Edition von polit. Acten aus dem Anfang des 17. Jh.) angepasst sind, durch Erfahrungen aus anderen Perioden, und aus andersartigem Material, z. B. Verwaltungsacten, zu ergänzen. Auf der nächsten Versammlung hofft man auf diese Weise zu einer Formulirung zu gelangen, die nicht auf der immer einseitigen Erfahrung eines Einzelnen beruht, sondern die verschiedensten Bedürfnisse berücksichtigt. Zugleich würde eine solche Arbeit den Vorzug haben, dass sie gestützt auf die Autorität des Historikertages und vielleicht auch der vorher erwähnten Publicationsgesellschaften, sich eher Geltung verschaffen könnte. So hat der Historikertag hier in der That in einer für Fachleute recht wichtigen Frage eine Anregung gegeben, die alle Aussicht hat, zu einem praktischen Ergebniss zu führen, und die zugleich ebenso wie die Resolution in Sachen der Landesgeschichte weiteren Versammlungen bestimmte Aufgaben stellt.

[51

V. Organisationsfragen. Man hat in Leipzig auch Fürsorge für die Fortführung der Versammlungen getroffen und auf Antrag Prof. v. Zwiedineck-Südenhorst’s einen geschäftsführenden Ausschuss eingesetzt. Zu Mitgliedern desselben wurden gewählt: Prof. Arndt, Dr. Baldamus, Prof. Lamprecht, Prof. Marcks und Prof. Wachsmuth, sämmtlich in Leipzig, Dr. Hansen in Köln, Prof. Prutz in Königsberg, Prof. Stieve in München, Geh.-R. v. Weech in Karlsruhe, Prof. v. Zwiedineck in Graz. – Aufgabe und Organisation des Ausschusses wurden nach Vorschlag des Antragstellers wie folgt bestimmt.

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I. Die zweite Versammlung Deutscher Historiker bestellt durch Wahl einen geschäftsführenden Ausschuss von zehn Mitgliedern, der die Aufgabe erhält: 1. Die Beschlüsse der Versammlung mit einer Darstellung des Verlaufes der Debatten in geeigneter Weise zu veröffentlichen; 2. Ort und Zeit der nächsten Versammlung, jedoch mit Berücksichtigung der in der Versammlung selbst gegebenen Anregungen, zu bestimmen und die Bildung eines Localcomitees am gewählten Versammlungsorte zu veranlassen; 3. das Programm des demnächstigen Historikertages zu berathen und festzusetzen; 4. einen Fonds aus Beiträgen der Fachgenossen und Theilnehmer zu schaffen, aus welchem die Kosten künftiger Versammlungen oder andere Ausgaben, die der Historikertag veranlasst, gedeckt werden können.

[53

II. Der Sitz und die Leitung des geschäftsführenden Ausschusses, von dessen Mitgliedern die Hälfte für diesmal in Leipzig wohnhaft sein muss, befindet sich bis zur Eröffnung der nächsten Versammlung in Leipzig. Seine Konstituirung findet sofort nach der Wahl statt. Der Verkehr zwischen der Leitung und den auswärtigen Mitgliedern des Ausschusses wird in der Regel schriftlich geführt, doch wird von den letzteren erwartet, dass sie in dringenden Fällen, jedenfalls aber einmal im Jahre, einer allgemeinen Versammlung [203] des Ausschusses anwohnen. Das Mandat des Ausschusses erlischt mit der Eröffnung der nächsten Versammlung, die – sofern kein Gegenantrag beschlossen wird – einen neuen geschäftsführenden Ausschuss einzusetzen hat.

[54

Man kann, auch wenn man für’s Organisiren eingenommen ist, den Ausschuss an sich für ziemlich überflüssig halten und ein wechselndes kleines Localcomité vorziehen. Diesesmal aber war ein Anlass zu einem solchen Beschlusse wohl gegeben; denn über Zeit und Ort der nächsten Versammlung liess sich nicht gut eine feste Entscheidung treffen. Als Zeitpunkt nahm man zwar gleich die Osterzeit des nächsten Jahres in Aussicht, aber die Ortsfrage machte Schwierigkeiten. Man wäre wohl am liebsten nach Berlin gegangen, wie besonders Prof. Heigel aus München befürwortete, aber dem standen Bedenken im Wege. So stark auch Berlin in der Leipziger Präsenzliste vertreten war (ich zähle 32 Namen), und obschon (wie erwähnt) kein Geringerer als Schmoller einen der Vorträge übernommen hatte, zeigte sich doch gerade unter jenen Vertretern des Faches, auf die es bei Veranstaltung des Tages in Berlin in erster Linie mit angekommen wäre, zu wenig Neigung, die Versammlung dorthin zu ziehen. Man musste also den Gedanken vorläufig aufgeben, und nun wurde Marburg vorgeschlagen. Dagegen machten sich äussere Bedenken geltend, eine feste Zusage konnte nicht gegeben werden, aber es tauchte auch kein anderer Vorschlag auf. Der Ausschuss erhielt also die Directive, dass die Versammlung in erster Linie Marburg für nächste Ostern ausersehen habe und hat im übrigen laut Artikel I, 2 freie Hand.

[55

Dass man schon nächstes Jahr wieder zusammenkommen will, spricht am deutlichsten für den Anklang, den die Versammlung gefunden hat. Der Beschluss empfiehlt sich wohl auch, um die Einrichtung sich erst einbürgern und die begonnenen Arbeiten nicht stocken zu lassen. Auf die Dauer aber dürfte man doch gut thun, auf die ursprüngliche Münchener Idee grösserer Zeitintervallen zurückzukommen, um Uebersättigung zu vermeiden. Marburg empfiehlt sich durch manche Vortheile; man geht damit nach Preussen und in das Herz Westdeutschlands, kommt besonders auch den Rheinischen Universitäten nahe, die sich bisher etwas zurückgehalten haben. Ausserdem dürften die Verhältnisse der kleinen Universitätsstadt für den ganzen Charakter des Tages nicht ungünstig sein.

[56

Ueber die Entwicklung des Historikertages nach der Richtung des officiellen Versammlungswesens hin habe ich mich, wie schon erwähnt, an einer andern Stelle mit Hervorhebung der politischen Momente geäussert. Wenn ich mir nun hier, wo allein die wissenschaftlichen Interessen zu Wort kommen sollen, noch einige Bemerkungen über damit zusammenhängende Dinge gestatte, so werde ich gewiss dem Vorurtheil begegnen, dass sich darin ein politischer Gegensatz geltend mache. Ich wage es trotzdem, auf einiges hinzuweisen, da mündliche Bemerkungen und Zuschriften aus verschiedensten Kreisen mich darin bestärkt haben, dass an der Frage ein Interesse haftet, das mit politischem Parteistandpunkt nichts zu thun hat. Hoffentlich schadet die Person in diesem Fall nicht der Sache. In Leipzig war es ja gewiss sehr schön, auch noch [204] frei und ungezwungen, aber die Ansätze zum leidigen officiellen Versammlungstypus waren doch vorhanden. Gehen wir in der Richtung noch einige Schritte weiter, so ist es bald mit harmloser Ungezwungenheit vorbei; und die Hochfluth des äusserlichen Ceremoniells, der Rücksichten und der Festlichkeiten verschlingen das einfache Beisammensein von Fachgenossen, das als Charakter der Versammlung gedacht war. Es gibt ja genug Congresse, auf denen die Heroen des Faches das Ganze im Banne scheuer Ehrfurcht halten, und eine gewisse Förmlichkeit zwischen den Theilnehmern erster Classe und denen zweiten und dritten Grades unsichtbare aber wirksame Schranken zieht. Der Historikertag wird hoffentlich nie in diesem Fahrwasser steuern wollen.

[57

Mit dieser Frage hängt eine andere auf das engste zusammen: die der Unabhängigkeit nach aussen. Da man in München den Fehler gemacht hatte, nicht durch Beiträge für einen kleinen Fonds zu sorgen, hat das Leipziger Comité sich an die Staatsregierung um Bewilligung von Geldmitteln gewandt. Die Staatsregierung ist in freundlichster Weise darauf eingegangen, und auf dieser finanziellen Grundlage hat dann alles so schön arrangirt werden können. Gewiss hat dieser Umstand die diesmaligen Verhandlungen an keiner einzigen Stelle auch nur im mindesten beeinflusst; trotzdem aber – ist das Verhältniss ein missliches und könnte jeden Augenblick bedenklich werden. Das angenommene Organisationsstatut sieht ja auch Beiträge von Fachgenossen und Theilnehmern als einzige Finanzquelle vor, und daran sollte man, so meinen Viele, festhalten, auch wenn man sich dann etwas bescheidener einrichten muss.

[58

Möglichst einfache Einrichtungen dürften überhaupt eine Vorbedingung für wirkliches Prosperiren der Versammlungen sein. Bei so vielen Congressen sucht man es ja leider an jedem Ort den Vorgängern zuvorzuthun, und man macht die Veranstaltung damit für das Ortscomité zu einer drückenden Last – drückend durch Arbeit und Geldaufwand. Sowohl was geboten, wie das was an Beiträgen etc. gefordert wird, steht auf vielen Versammlungen nicht im rechten Verhältniss zur wirthschaftlichen Stellung des Deutschen Gelehrten und nicht im Einklang mit einer prunklosen, auf die Sache und auf ideale Dinge gerichteten Wirksamkeit. In Leipzig war der Beitrag der Theilnehmer allerdings noch sehr bescheiden (man hatte ja die Subvention der Regierung), und es wäre ungerecht, von luxuriösen Veranstaltungen zu sprechen. Wir erhielten eine sehr schöne Festgabe, bestehend aus Aufsätzen von Docenten der Leipziger Universität, und eine andere, ein Doppelheft des Neuen Archivs für Sächsische Geschichte, gewidmet von Regierung und Sächsischem[WS 2] Alterthumsverein, man sorgte sehr reichlich für Drucksachen, die zu den Verhandlungen gehörten, bot uns auf dem schönen Ausflug nach Meissen einige besondere Genüsse, u. a. Beleuchtung des Schlosses, und beschränkte sich sonst auf eine einzige officielle Festlichkeit. Das ist alles nicht übertrieben, aber doch mehr als in München. Das Beste von Allem, eine „Festgabe“ im Leipziger Styl, wird z. B. jeder Fachgenosse dankbar zu schätzen wissen; und doch wird man wünschen dürfen, dass sie sich lieber nicht zur stehenden Einrichtung [205] entwickelt. Man würde sie nicht immer ohne innere und äussere Noth und Mühe darbieten können.

[59

Zwei besondere Fragen der Organisation, die unter den Theilnehmern mehrfach besprochen wurden, seien noch erwähnt. Man hat dieses mal den Ausflug an den Schluss des Tages gelegt und das Ziel, so lockend es war, zu weit gesteckt. Niemand konnte das mehr bedauern als wir, die wir in Meissen beisammen waren. Wir selbst hatten den Vortheil von unserer geringen Zahl, aber den Meissener Herren, unter denen sich besonders Dir. Lohse und Prof. Flathe um uns bemühten, hätten wir zahlreicheren Besuch, den fehlenden Fachgenossen aber allen die Betheiligung gewünscht. Legt man den Ausflug an den Schluss, so geht auch der Vortheil verloren, dass er eine ganz besonders gute Gelegenheit zu persönlicher Annäherung bietet, die doch bei all’ solchen Versammlungen sehr wesentlich, für Viele geradezu die Hauptsache ist. Ein kleiner Ausflug gehört, so wurde vielfach bemerkt, an den Nachmittag des ersten oder zweiten Tages.

[60

Endlich wurde nicht officiell, aber im Privatgespräch in Leipzig mehrfach die Frage der Sectionenbildung erörtert. Dass man daran dachte, erklärt sich in erster Linie daraus, dass die Unterrichtsfragen in München und in Leipzig eine so grosse Rolle gespielt haben, während sich viele Fachleute, und gerade die, die ausschliesslich als Historiker thätig sind, dafür wenig interessiren. Deshalb hörte man wohl: man möge künftig die Schulmänner und halben Philologen eine philologisch-pädagogische Section bilden lassen; von dort aus könnten sie ihre ausgereiften Anträge an’s Plenum bringen. Der Vorschlag hat zunächst etwas Bestechendes, und doch möchte ich glauben, dass man es besser bei den blossen Plenarversammlungen ohne Sectionstheilung lässt. Unser Fach ist doch nicht so zersplittert, die Zahl der Theilnehmer wird nie so riesig werden, dass wir nicht zusammen tagen könnten. Auf die Versammlungen gehören im allgemeinen nur Erörterungen, die uns Alle – von individueller Abneigung Einzelner abgesehen – interessiren können; wir sollten nicht die Absonderung, sondern den Zusammenschluss und die Wechselwirkung der verschiedenartigen Elemente auf diesen Versammlungen zu fördern suchen. Als regelmässige Einrichtung zum mindesten scheint mir die Sectionsbildung für die Historikertage nicht empfehlenswerth. Es würde entweder eine künstliche Ueberlastung mit mühsam zusammengesuchtem Berathungsstoff oder ein Ueberwuchern des Specialistenthums dabei herauskommen. Etwas anderes ist es ja, wenn man für bestimmte einzelne Fragen ausnahmsweise einmal auseinander geht, z. B. gleichzeitig eine rein pädagogische Frage und eine rein technische Editionsangelegenheit in getrennten Versammlungen behandelt. Von solchen besonderen Gelegenheiten aber abgesehen, bleiben wir zusammen und lassen wir uns ebenso wenig durch die täuschende Aussicht auf Vervollkommnung der Organisation wie durch ausserhalb unseres Faches liegende Interessen zur Sections- und Sectenbildung treiben!

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[206] Monumenta Germaniae historica. Die 20. Plenarversammlung der Centraldirection fand vom 5.–7. April in Berlin statt. Verhindert waren an der Theilnahme die Herren Bresslau, v. Rockinger, Scheffer-Boichorst. Anwesend waren die Herren Brunner, Dümmler, v. Hegel, Holder-Egger, Maassen, Mühlbacher, Mommsen, v. Sybel, Wattenbach und zum ersten male Herr Weiland (Mitglied seit 1893). Ausgeschieden aus der Centraldirection ist Herr v. Sickel. – Im Laufe des Verwaltungsjahres 1893/94 sind 7 Bände ausgegeben worden und zwar in der Abtheilung Auctores antiquissimi: Cassiodori Variae; in der Abth. Scriptores: Lamperti Hersfeld. opera; in der Abth. Leges: 1. Capitularia. reg. Francorum II, 2; 2. Constitutiones et acta publica imperatorum et regum I; in der Abth. Diplomata: Urkk. d. Dt. Könige u. Kaiser II, 2: Urkk. Otto’s III; in der Abth. Epistolae: Epistolae II, 1: Gregorii I Registri lib. VIII–IX; von dem Neuen Archiv Bd. XIX. – Unter der Presse befinden sich 1 Folioband, 7 Quartbände, 2 Octavbände.

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Die Sammlung der Auctores antiquissimi wird nun bald abgeschlossen vorliegen. Die Variae Cassiodors, schon z. Z. der vorjährigen Plenarversammlung druckfertig und nur wegen des noch nicht vollendeten Index verborum nicht unter die Presse gegeben, sind inzwischen mit diesem Index und 3 Anhängen (I: Epistolae Theodoricianae variae; II: Acta synodorum habit. Romae 499, 501, 502; III: Cassiodori orationum reliquiae) als XII. Band der Auct. antiquiss. erschienen. Index und Anhänge hat Dr. L. Traube bearbeitet. – Zum 2. Band der Chronica minora fehlen nur noch wenige Bogen; auch der 3. Band (Chroniken des Beda, Gildas, Nennius) ist bereits unter der Presse. Mit ihm wird voraussichtlich diese Reihe abschliessen.

[63

In der Abth. Scriptores [Quartserie] ist die interessante Publication von B. Krusch über die Merowing. Heiligenleben soweit vorbereitet, dass der Druck des 1. Bandes im Herbst d. J. beginnen kann. Es hat sich allerdings der fast durchweg jüngere, Karolingische Ursprung dieser angeblich zeitgenössischen Quellen herausgestellt, ein Ergebniss, das immerhin für die Wissenschaft von hohem Werthe ist. Sehr zu statten kam dem Werke das Entgegenkommen der Französ. Regierung und Herrn Delisle’s bei der Bewilligung zur Benutzung der erforderlichen Handschriften.

[64

Zum 3. Band der Schriften zum Investiturstreit wurden die Vorarbeiten weitergeführt, namentlich hat Dr. J. R. Dieterich zum sogen. Honorius v. Autun Handschriftenvergleichungen vorgenommen.

[65

Der zum 1. Band der Deutschen Chroniken angekündigte Nachtragsband soll in diesem Sommer zum Druck gelangen und das Annolied, hrsg. von M. Rödiger, die Silvesterlegende, hrsg. von Kraus bringen. Enikel’s Fürstenbuch wird im Spätherbst druckfertig sein und mit dem Landbuch und den Registern den 3. Band abschliessen. Einen weiteren Band sollen Oesterreichische und Baierische Chroniken des 13. u. 14. Jhs. ausfüllen. Die Bearbeitung hat Prof. Seemüller übernommen. Eine Reise nach München und Wien, der im Herbste eine zweite folgen soll, diente zur vorläufigen Sichtung des noch wenig geordneten, aber, soweit bis jetzt ersichtlich, recht reichhaltigen Stoffes. Endlich ist als Ergänzung zu den [207] Chroniken, jedoch als selbständige Sammlung, eine Ausgabe der politischen Sprüche und Lieder in Dt. Sprache bis 1500 geplant, die Prof. G. Röthe in Göttingen mit Hilfe Dr. H. Meyer’s zu veranstalten gedenkt.

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In der von Prof. O. Holder-Egger geleiteten Folioserie der Scriptores ist der 30. Folioband wieder in Angriff genommen worden; er wird ausser den grossen Thüring. Chroniken des 13. Jhs. u. a. namentlich auch die neu entdeckte Vita Paulinae Sigeboto’s und bisher unbekannte Annalen von St. Afra u. Ulrich in Augsburg nebst anderen Nachträgen bringen. Mit der Vorbereitung zum 31. (im Quartformat) erscheinenden Bande [Italienische Chroniken des 12.–13. Jhs.] ist Dr. H. Simonsfeld noch beschäftigt, der erst neuerdings eine zweite Reise zu diesem Behufe nach Oberitalien unternommen hat.

[67

In der Sammlung der Handausgaben hat Prof. O. Holder-Egger die Sonderausgabe von Lamperti Hersfeld. opera vollendet. Sie bringt auch die Vita Lulli, Auszüge aus der Hersfelder Kloster-G. und die Weissenburger Annalen. Auch das Neue Archiv enthält Abhandlungen zu Lampert. – Die Annales Einhardi und Laurissenses, hrsg. von F. Kurze, können im kommenden Winter gedruckt werden. Weitere Vorarbeiten sind im Gange für eine Handausgabe der Erfurter Annalen und für das sogen. Chronicon Ottenburanum.

[68

In der Abth. Leges ist die Handausgabe der Leges Visigothorum soeben vollendet worden. Für die grosse Ausgabe sind zunächst noch weitere handschriftliche Studien, vor allem in Paris, nothwendig. Von V. Krause’s Capitularien ist vom 2. Band das 2. Heft erschienen. Darin ist der eigentliche Text zu Ende geführt. Gedruckt sind auch bereits die Anhänge, Walahfrid’s Büchlein de exordiis et incrementis rerum ecclesiasticarum und Hincmar’s De ordine palatii, doch wird das 3. (Schluss-)heft vor dem Winter nicht fertig werden, da es auch das Register für beide Bände und eine ausführliche Einleitung bringen soll. Hincmar’s Schrift wird auch in einer Sonderausgabe erscheinen. – Der 1. Band der Reichsgesetze, hrsg. v. L. Weiland, ist nunmehr veröffentlicht; er reicht von Konrad I. bis auf Heinrich VII. (1197). Der dürftige Stoff der Gesetze ist nach dem Vorbilde von Pertz vielfach durch andere, namentlich urkundliche Aufzeichnungen ergänzt worden, insbesondere haben auch die Synoden eingehende Berücksichtigung erfahren. An dem 2. Band, der bis 1273 reichen soll, wird bereits eifrig gedruckt und für die folgenden Bände ist Dr. J. Schwalm thätig, der das weit zerstreute Material auf 2 Reisen noch vervollständigen will. – Dr. Hübner hat die Regesten der Gerichtsurkunden in einem 2. Heft zu Ende geführt.

[69

In der Abth. Diplomata ist nun die 2. Abth. des 2. Bandes, die Urkk. Otto’s III. und beachtenswerthe Nachträge, dann die Register enthaltend, erschienen. Hofrath v. Sickel hat hiermit seiner langjährigen Thätigkeit für die Mon. Germ. einen rühmlichen Abschluss gegeben. Die Herren W. Erben und M. Tangl haben ihm, namentlich bei den durch seine Uebersiedlung nach Rom entstandenen Hemmnissen, ihre Hilfe geliehen.

[70

Der Druck der Urkunden Heinrich’s II. (u. Arduin’s) wird im kommenden Herbst beginnen. H. Bresslau hat zur Förderung der Publication [208] wiederholte Reisen nach Nordfrankreich, Oberitalien und Oesterreich unternommen.

[71

Für die Ausgabe der Karolingerurkunden ist in Wien Prof. Mühlbacher mit Dr. E. Tangl zur Sichtung des Dt. Materials thätig. Was nicht versendbar war, wird Prof. Mühlbacher auf einer Reise aufsuchen. In Frankreich ist Dr. A. Dopsch mit der systematischen Durchmusterung der grossen handschriftlichen Urkundensammlungen des 16.–18. Jhs. der Pariser Nationalbibliothek beschäftigt und hat schon eine Reihe glücklicher Funde gemacht. Auch Nancy und Chaumont hat er schon besucht. Seine Thätigkeit in Paris wird jedoch sicher noch Monate erfordern. Die Frage, ob und inwieweit die Urkunden der Westfränkischen Karolinger von 840 an in die Publication einbezogen werden sollen, blieb in Erwartung der in Frankreich geplanten Ausgabe derselben vorläufig unentschieden.

[72

In der Abth. der Epistolae ist das 8. u. 9. Buch des Registrum Gregorii als 1. Heft des 2. Bandes ausgegeben worden. Der Schluss darf im Winter erwartet werden. Mit dem Druck des 4. Bandes der Epistolae konnte auch schon begonnen werden. Der Band, der 1895 sicher zu erwarten ist, wird zu zwei Dritteln durch Alchvin ausgefüllt. – Schon in wenigen Wochen wird der 3. (Schluss-)band der Regesta pontificum saec. XIII. fertig vorliegen. Die ihm beigegebenen Register hat Dr. Hampe angefertigt.

[73

In der Abth. Antiquitates wird das noch fehlende Register des 2. Bandes der Necrologia Germaniae, von Prof. S. Herzberg-Fränkel bearbeitet, bis Ende des Jahres erscheinen. – Dr. L. Traube bereitet mit Hilfe Dr. Neff’s ein letztes Heft zum 3. Band der Poetae Carolini vor, worin Johannes Scotus und Milo von St. Amand abgedruckt werden sollen. Ausserdem werden Nachträge und Register erscheinen. Ein 4. Band soll die Poetae Carolini abschliessen.

[74

Das Neue Archiv, die unentbehrliche Ergänzung zu den Mon. Germ., hat im 19. Bande eine etwas gefälligere Ausstattung erhalten.

[75

Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde. Die 13. Jahres-Versammlung fand am 10. März in Köln statt. Das Vermögen der Gesellschaft beträgt über 79 000 M. An Stelle des am 1. April 1893 nach Hannover versetzten Landgerichtsdir. A. Ratjen wurde Stadtarchivar J. Hansen zum 1. Vorsitzenden, an dessen Statt Geh.-R. M. Ritter zun 2. Vorsitzenden gewählt. Schatzmeister wurde Dr. jur. G. Malinckrodt, dessen Stellvertreter der bisherige Schatzmeister Kommerzien-R. E. vom Rath. Landgerichtsdir. A. Ratjen wurde zum Ehrenmitglied des Vorstands ernannt. – Die Commission für die Denkmälerstatistik der Rheinprovinz verlor durch den Tod den Baumeister Heinr. Wiethase zu Köln. – Seit der 12. Jahres-Versammlung wurden ausgegeben: Kölnische Künstler in alter und neuer Zeit, nach Johann Jakob Merlo neu bearb. etc., hrsg. von Ed. Firmenich-Richartz und H. Keussen, 2.–6. Lfg.; Acten zur Gesch. der. Verfg. und Verwaltg. der Stadt Köln im 14. u. 15. Jh, bearb. von W. Stein, 1. Bd.; Kunstdenkmäler Bd. II, Heft 3: Stadt u. Kreis Essen; Bd. III, Heft 1: Stadt u. Kreis Düsseldorf, beide bearb. von P. Clemen. – Ueber den Stand der wissenschaftlichen Unternehmungen besagt der JB das Folgende.

[76

[209] Zur Gesammtgeschichte der Rheinprovinz. Für die Ausgabe der älteren Rhein. Urkunden bearbeitete Prof. Menzel im Jahre 1893 die Urkk. des Klosters Werden a. d. Ruhr und des Marienstiftes in Aachen; auch die Bearbeitung der Urkunden der Klöster St. Maximin, Echternach, Stablo, Prüm und des Erzstiftes Trier wurde fortgesetzt. Nach Vergleichung von noch etwa 60 an verschiedenen Orten zerstreuten Urkunden ist die ganze Sammlung, die Zeit von 314–1000 umfassend, abgeschlossen. Spätestens zu Anfang nächsten Jahres wird der Druck beginnen.

[77

Die Arbeiten für den 1. Bd. der Rheinischen Weisthümer mussten wegen Kränklichkeit des Prof. Lörsch und wegen Mangels einer Hilfskraft ruhen. – Für die Ausgabe der Rhein. Urbare, die von Prof. Lamprecht geleitet wird, bearbeitete Dr. Hilliger in Leipzig die Stadt-Kölnischen Urbare (St. Aposteln, St. Pantaleon, St. Cäcilien und Kloster Weiher, Gross St. Martin u. St. Ursula sind fast vollendet), Herr Kelleter in Köln die Urbare der Stadt-Aachener Grundherrschaften (die Arbeiten für das Krönungsstift werden in diesem Jahre abgeschlossen werden können), Dr. Helmolt in Leipzig die Urbare der grossen ländlichen Grundherrschaften (die Arbeiten für die ältere Ueberlieferung des Klosters Werden bis zum Ende des 13. Jhs. sind fast abgeschlossen) und Dr. Bahrdt in Göttingen die Urbare der kleinen und minder wichtigen ländlichen Grundherrschaften (die abschliessende Bearbeitung des gesammelten Materials wird aufgeschoben, bis beurtheilt werden kann, wie weit es die Lücken der Tradition der grossen Grundherrschaften wirksam zu ergänzen vermag). An Stelle des Dr. Helmolt tritt zu Ostern Dr. Kötzschke I, bisher Gymnasiallehrer in Dresden.

[78

Für die Herausgabe der Quellen zur ältesten Geschichte des Jesuitenordens in den Rheinlanden (1543–1582), die unter Leitung Dr. Hansens steht, wurden 1893 die periodischen Berichte der Kölner Jesuitenniederlassung bis zum J. 1582 und ein guter Theil der Correspondenzen von P. Leonhard Kessel u. P. Johannes Rhetius a. d. JJ. 1543–1570 bearbeitet. Die Gesichtspunkte, die der aus dem reichhaltigen Material zu treffenden Auswahl zu Grunde liegen, sind einmal der Antheil, der dem Kölner Collegium an der inneren Entwicklung des Ordens zukam, auf der anderen Seite die Wirksamkeit des Kölner Collegiums in religiöser und pädagogischer Beziehung. Ergänzende Forschungen fanden statt in der Stadtbibl. zu Trier, in der Gymn.-Bibl. zu Koblenz und in der Kempisschen Bibliothek zu Kendenich. Die Veröffentlichung des Materials wird voraussichtlich 1894 erfolgen können.

[79

Von dem Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz liegt die Karte von 1789, die die polit. und administrative Eintheilung der Rheinprovinz zur Anschauung bringt, in der Bearbeitung von Dr. W. Fabricius in Darmstadt in 7 Blättern theils in Reindruck theils in der Zeichnung vor. Vor ihrer Ausgabe soll jedoch eine Nachprüfung durch die Staatsarchive in Düsseldorf und Koblenz sowie durch berufene Localforscher stattfinden. Die Bearbeitung der Karte für 1818 bat Herr Schulteis aus Gesundheitsrücksichten vorläufig zurückstellen müssen. [Die Uebersichtskarte der Rheinprovinz unter Französ. Herrschaft 1813 u. Bll. I, II u. VI der Karte von 1789 sind soeben erschienen] – Von der Denkmälerstatistik werden im [210] Laufe des Jahres Heft 2 u. 3 des 3. Bds. und Heft 1 des 4. Bds. im Druck erscheinen; für Heft 2 u. 3 des 4. Bds. und für den 5. Bd. sind die Vorarbeiten in rüstigem Fortschritt begriffen.

[80

Neu beschlossen sind die Ausgabe eines Katalogs der im Rheinlande entstandenen Incunabeln, den Dr. E. Voullième in Bonn bearbeiten wird, und eine Sammlung von Urkunden und Acten zur Geschichte des Handels und der Industrie in Rheinland und Westfalen, die von Prof. E. Gothein in Angriff genommen wird.

[81

Zur Geschichte von Jülich-Cleve-Berg. Von den Jülich-Bergischen Landtagsacten, die unter Leitung des Prof. Ritter stehen, ist der 1. Bd. im Druck und soll im laufenden Jahre zu Ende geführt werden. Die Einleitung, eine Geschichte der Landtage vom Beginn des 15. Jhs. bis 1537 enthaltend, liegt in 10 oder, mit Actenbeilagen, in 15 Druckbogen vor. Die Ausgabe der Acten selbst, mit December 1537 beginnend, wird 25–30 Bogen stark sein. – Die Bearbeitung der 2. Serie hat unter Leitung von Geh.-Rath Harless Dr. Küch in Düsseldorf übernommen. Die Arbeiten haben sich bisher auf die Zeit von 1615–1624 erstreckt.

[82

Für die von Geh.-Rath Ritter geleitete Ausgabe der Acten der Jülich-Clevischen Politik Kurbrandenburgs 1610–1640 wurde zunächst der Zeitraum von 1610 Sept. bis 1614 Nov. in Angriff genommen. Geh.-Rath Ritter legte für Berlin, Dresden und Düsseldorf Verzeichnisse des dort vorhandenen Materials an, an Hand deren Dr. Löwe die Arbeit des Excerpirens und Abschreibens begonnen hat.

[83

Zur Geschichte von Kurköln. Für die 1. Abth. der von Prof. Menzel bearbeiteten erzbischöfl.-Kölnischen Regesten bis zum Jahre 1099 ist die Sammlung abgeschlossen. – Für die 2. Abth. (1099–1304) wurde von Dr. R. Knipping, für die 3. Abth. (1304–1414) von Dr. M. Müller die Sammlung des Materials fortgesetzt. – Die 4. Abth. (1414–1508), die den Schluss des ganzen Werkes bilden soll, wird in diesem Jahre durch einen weiteren Hilfsarbeiter in Angriff genommen werden.

[84

Zur Geschichte der Stadt Köln. Von den Kölner Schreinskarten befindet sich der Schluss des 2. Bandes unter der Presse. Der Herausgeber, Dr. Höniger, hofft im Laufe des Jahres die Publication abzuschliessen. – Die Stockung in der Ausgabe der Zunfturkunden der Stadt Köln konnte auch jetzt noch nicht beseitigt werden. – Den Beginn des Druckes des 2. Bds. der Acten zur Geschichte der Verfassung und Verwaltung der Stadt Köln im 14. u. 15. Jh. hat Dr. Stein in Giessen in nahe Aussicht gestellt.

[85

Von dem 2. Bande der älteren Matrikeln der Universität Köln liegt die Namenliste bis 1510 in Abschrift vor; es ist zu wünschen, dass die Abschrift der Matrikel bis 1559 bis zum nächsten Jahre fertig gestellt werden kann; dagegen dürfte die Erläuterung noch geraume Zeit in Anspruch nehmen. – Von dem Merlo’schen Werk „Kölnische Künstler in alter und neuer Zeit“ hat Dr. Lehrs in Dresden den Schlussabschnitt über die ungenannten Monogrammisten eingesandt, womit das ganze Manuscript druckfertig geworden ist.

[86

[211] Zur Geschichte der Stadt Aachen. Von den Aachener Stadtrechnungen sind die ältesten Stücke des 14. Jhs. im Text hergestellt worden. Ausserdem wurden einige neu aufgefundene Rechnungen des 14. u. 15. Jhs. von Stadtarchivar Pick abgeschrieben.

[87

Die Württembergische Commission für Landesgeschichte (s. ’92 Nachrr. Nr. 267–270) hat am 22. December 1893 ihre dritte Sitzung in Stuttgart abgehalten. Anwesend waren Minister v. Sarwey, Ministerialreferent v. Silcher und sämmtliche Mitglieder der Commission mit Ausnahme von Archivdirektor v. Schlossberger, Archivrath v. Alberti und Prof. v. Kugler, die durch Krankheit verhindert sind. Ausgeschieden sind seit der letzten Sitzung vom Juni 1892 Prof. L. Mayer und Landgerichtsrath a. D. H. Bazing durch Tod, Hofmarschall E. v. Hayn wegen Erkrankung. An Bazing’s Stelle trat als Vertreter des Ulmer Vereins für Kunst und Alterthum dessen neuer Vorstand Präsident Schad v. Mittelbiberach, an Stelle v. Hayn’s als Delegirter für den Württemb. Alterth.-Verein dessen zweiter Vorstand Prof. J. Hartmann. Letzterer erstattete als geschäftsführendes Mitglied der Commission den Bericht.

[88

Veröffentlicht wurden seit 3. Juni 1892: 1. Württemb. Vierteljahrshefte N. F. ’92, 3 u. 4. ’93, 1–3; 2. Hügelgräber auf der Schwäbischen Alb, untersucht und beschrieben von J. v. Föhr und L. Mayer; 3. Funde antiker Münzen im Kgr. Württemberg, zusammengestellt von W. Nestle; 4. Geschichte des Feldzugs 1814 gegen Frankreich unter bes. Berücksichtigung der Antheilnahme der Kgl. Württemb. Truppen, von Fr. v. Hiller. – Aus Mitteln der Commission gefördert wurden folgende zwei Schriften: 1. Die Anfänge des Theolog. Stipendiums („Stifts“) in Tübingen unter Hzg. Ulrich 1536–1550, von O. Schmoller; 2. Schuld oder Unschuld des Templerordens, von Jul. Gmelin.

[89

Im Druck befinden sich von den unter Prof. D. Schäfer’s Leitung stehenden „Württembergischen Geschichtsquellen“ Bd. 1: Haller G.-Qn., bearb. von Prof. Kolb, und Bd. 2: 1. Württembergisches im Lorscher Codex, in den Weissenburger und Fuldaer Traditionen, bearb. von G. Bossert; 2. Württembergisches aus Römischen Archiven, bearb. von A.-Assessor Eug. Schneider und Dr. K. Kaser.

[90

Die Bibliographie der Württemberg. Geschichte, die Oberstudienrath W. v. Heyd mit Unterstützung des Candidaten O. Leibius bearbeitet, sollte in diesem Frühjahr dem Druck übergeben werden. – Die Correspondenz Herzog Ulrich’s, mit der unter Prof. v. Kugler’s Leitung Dr. C. A. Fetzer beschäftigt ist, wird voraussichtlich 1895 druckfertig sein. – Eine Sammlung und Bearbeitung der Historischen Volkslieder aus Württemberg bereitet Prof. K. Steiff vor.

[91

Als eine neue Aufgabe ist die Förderung der Herausgabe Württembergischer Urkunden ins Auge gefasst, und zwar 1. durch Mitarbeit am Württemb. Urkundenbuche Bd. 7 ff. und 2. durch Herausgabe von Urkundenbüchern für die Neuwürttemb. Gebiete (Reichsstädte, Abteien, Ritterorden, Vorderösterreich) von 1268 bis ins 16. Jh. unter Leitung von Prof. D. Schäfer.

[92

[212] Die Arbeiten der Kreispfleger und Pfleger sind überall im Gang. An die Stelle des verstorbenen Kreispflegers im fünften Bezirk Landgerichtsrath H. Bazing ist Pfarrer G. Bossert getreten. Ein Verzeichniss sämmtlicher Pfleger und kurze Nachrichten über ihre Arbeiten sind in den „Mittheilungen der Württemb. Commission für Landesgeschichte“, Stuttgart 1893, bekannt gegeben.

[93

Berliner Akademie. Die letzten Berichte über die historischen Unternehmungen der Ak. s. in den SBBerlAk ’94 Nr. IV v. 25. Jan. Die Arbeiten sind im regelmässigen ruhigen Fortgang begriffen. Unsern letzten Bericht findet man Nachrr. ’93, 59–62; seitdem sind Bände der Inschriften-Werke, der Polit. Correspondenz und der Acta Borussica erschienen, s. unsere Bibliogr. ’94, 230 a; b; 231 und künftig in III, 4 u. III, 5. Ueber das der Akademie unterstellte Histor. Institut in Rom und das daraus erwachsene Unternehmen des Repertorium Germanicum haben wir noch besonders ’93 Nachrr. 489–90 berichtet. Aus dem kaiserl. Dispositionsfonds ist für das Repertorium die bedeutende Summe von 60 000 M. bewilligt worden.

[94

Ein Verein für Baierische Volkskunde und Mundartenforschung ist seit Mitte Mai in Bildung begriffen. Ein in der Tagespresse veröffentlichter Aufruf zur Sammlung von Volksüberlieferungen ist unterzeichnet von Univ.-Prof. Dr. O. Brenner und den Lehrern Jak. Beyhl u. J. Schmidkontz in Würzburg, den Reallehrern A. Englert u. V. Loesl in München. Die gen. Herren haben auch die Bildung und vorläufige Leitung des Vereins in die Hand genommen. Der Verein soll vor allem sammeln, später publiciren. Der Jahresbeitrag ist auf 1 M. festgesetzt.

[95

Englische Gesellschaften. Im vorigen Jahre ist eine Jewish Historical Society of England gegründet worden. Dieselbe sammelt und veröffentlicht die histor. Urkunden der Juden im Britischen Reiche, und wird ihre literar. Thätigkeit hauptsächlich auf Editionen richten. Ihre Transactions sollen ungedruckte Documente aller Perioden, aber auch Untersuchungen enthalten. Der Jahresbeitrag ist auf 10 sh. 6 d. festgesetzt. – Behufs gründlicher Erforschung der Britischen Familienarchive ist eine Gesellschaft in London unter der Aegide des Prinzen von Wales in Bildung begriffen. Die fraglichen Archive sind als eine reiche Fundgrube für G. der Gentry und des Adels aber auch für die G. der allgemeinen Politik in der Neuzeit von Bedeutung. – Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, dass die Historial Manuscripts Commission ihren 13. Report publicirte, der sich besds. mit der Handschriftensammlung des Earl of Lonsdale in Lowther Castle beschäftigt (wichtig besds. für die Zeiten Karl’s I. und der George).

[96

Archive, Bibliotheken und Museen. Der Berliner Magistratsbibliothek ist vor einiger Zeit eine reiche Sammlung von Büchern, Broschüren und Flugblättern zur G. der revolutionären Bewegung in Deutschland aus dem Nachlasse Dr. G. Friedländer’s zugefallen. – Das Göttinger Städtische Archiv wird auf Anregung Archivraths [213] Döbner im Auftrage des Magistrats durch Dr. Priesack geordnet. Die Urkunden gehen bis 1229 zurück. – Ueber Missstände im Archiv zu Sevilla vgl. einen Artikel in der Köln. Ztg. ’94 Nr. 128.

[97

Für das Niederländische Reichsarchiv im Haag, dessen jetzige Unterkunft in Bezug auf Raum und Feuersicherheit durchaus ungenügend ist, soll ein neues Gebäude errichtet werden. Die erste Baurate von 100 000 fl. ist bewilligt; aber man hat, nachdem ein anderer Vorschlag der Regierung verworfen war, dafür den Garten hinter dem heutigen Gebäude ausersehen, eine Wahl, die auf lebhaften Widerspruch der interessirten Forscher und Vereine gestossen ist, besds. wegen der verbleibenden Feuersgefahr. Diesem Bedenken würde eventuell durch Expropriationen abzuhelfen sein. Die Entscheidung steht noch aus. Wenn das neue Gebäude einmal fertiggestellt sein wird, so sollen auch Archivalien aus der Zeit nach 1814 (etwa bis 1830, oder 1848?) aus den Ministerien in das Reichsarchiv überführt werden.

[98

Die Verhältnisse des Germanischen Museums in Nürnberg sind nun glücklich geordnet worden. Das Reich, Baiern und die Stadt Nürnberg haben sich geeinigt, künftig die Verwaltungskosten im Betrage von 82 500 M. zu tragen und auch für eine etwaige Ueberschreitung dieses Bedarfs bis zur Summe von 99 000 M. aufzukommen. Die erhöhten Beiträge sind im Reichstag, Baierischen Landtag und Nürnberger Gemeindecolleg bewilligt worden. Die Vermehrung der Sammlungen geschieht wie bisher aus freiwilligen Beiträgen. Der Verwaltungsausschuss wählt den Director, der aber von der Baierischen Regierung bestätigt werden muss. In der Versammlung des Verwaltungsausschusses um Pfingsten ist dieses Reorganisationswerk zum formellen Abschluss gelangt und Dr. v. Bezold zum I. Director gewählt.

[99

Die Vorschriften für die Vorbildung zum Preussischen Archivdienst, die in unserer Notiz über das Marburger hilfswissenschaftliche Seminar angekündigt wurden (s. ’93, 507), sind jetzt veröffentlicht. Eine Bekanntmachuug vom 6. April (s. Reichsanzeiger v. 11. April) zählt die Vorlesungen und Seminarübungen auf, an denen die Archivaspiranten theilgenommen haben müssen, weist auf das hilfswissenschaftliche Seminar in Marburg hin, dessen Besuch aber, wie wir schon mittheilten, nicht obligatorisch ist, und verfügt dann, dass die Zulassung zum Archivdienst von der Ablegung einer Prüfung abhängig ist. Zugleich wird die Prüfungsordnung bekannt gemacht. Wir kommen auf den Gegenstand wohl noch zurück. Die Prüfungscommission besteht aus den Professoren R. Leonhard (als Vorsitzendem), E. Schroeder, A. Naudé, P. Kehr und dem Vorstand des Marburger Archivs, Archivrath Koennecke. Den Ehrenvorsitz führt Exc. v. Sybel.

[100

Zeitschriften und Sammelwerke. Die Göttingischen Gelehrten Anzeigen erscheinen seit Anfang dieses Jahres in verändertem Gewande, als regelmässige Monatshefte von 5–5 ½ Bogen. Der Umfang der einzelnen Besprechung soll fortan in der Regel 1 Bogen nicht überschreiten.

[101

[214] Die früher angekündigte Sammlung Leipziger Dissertationen ist unter dem Titel Leipziger Studien aus dem Gebiete der Geschichte, hrsg. von W. Arndt, K. Lamprecht, E. Marcks bei Duncker u. Humblot in’s Leben getreten. Das erste Heft (von Daenell) s. Bibliogr. Nr. 577.

[102

Ein Bismarck-Jahrbuch soll in der Weise des Goethe-Jahrbuchs von 1895 an unter der Redaction des bekannten Herausgebers der Regesten und Reden Bismarck’s, Dr. Horst Kohl, im Verlage von O. Häring, Berlin, erscheinen. Aufnahme finden ungedruckte Materialien zur G. Bismarck’s und seines Geschlechts, Abhandlungen und Aufsätze über die staatsmänn. Thätigkeit und über die Lebensgeschichte des Fürsten, bibliograph. Notizen über die einschlägige Literatur des Berichtsjahrs, Beiträge zur Bismarck-Ikonographie, chronikal. Mittheilungen zum Leben Bismarck’s und seiner Familie, poetische Erzeugnisse, die ihm gewidmet sind, einschliesslich von Spottgedichten, wenn sie histor. Werth haben, auch eine Chronik der Huldigungsacte etc. Da der 1. Band am 1. April 1895 ausgegeben werden soll, müssen die Beiträge bis zum 31. October d. J. eingereicht sein. Vielleicht ist es das erste Mal, dass ein derartiges Unternehmen an den Namen eines Lebenden geknüpft wird. Ob dabei das Interesse der historischen Forschung oder das des enthusiastischen Cultus überwiegen wird, muss sich natürlich erst zeigen. Der Herausgeber ist bekanntlich ein anerkannt tüchtiger Historiker und zugleich ein sehr warmer Verehrer des Fürsten.

[103

Deutsche Territorialzeitschriften. Die Redaction der Zeitschrift für die Geschichte und Alterthumskunde Ermlands hat nach dem Tode Prof. Bender’s Domcapitular Dr. Frz. Hipler in Frauenburg übernommen. – Seit Anfang ds. J. erscheinen Rheinische Geschichtsblätter, Z. f. G., Sprache und Alterthümer des Mittel- und Niederrheins, hrsg. von C. Koenen und A. Minjion (12 Nrr. im Jahr. Bonn, Hanstein. à Jg. 4 M.). Sie verfolgen eine populäre Tendenz und die Absicht, besonders das Gebiet der sog. Folklore zu pflegen. Der Inhalt zerfällt in drei Abtheilungen: Geschichte; Land- und Volkskunde (Sprache); Kunst und Alterthum. Der Kleinkram von Einzelmittheilungen überwiegt, aber unter den Mitarbeitern sind Historiker von Fach. – Diese Rhein. GBll sind hervorgegangen aus dem ähnlich gearteten Bonner Archiv, das bisher von Dr. F. Hauptmann, jetzt Prof. in Freiburg (Schw.) herausgegeben wurde und es bis zum 5. Bande gebracht hat. – Fundberichte aus Schwaben, umfassend die vorgeschichtl., Röm. und Merowing. Alterthümer, werden seit dem vorigen Jahre vom Württemb. Anthropol. Verein unter Leitung von Prof. Dr. G. Sixt in Stuttgart herausgegeben. Dieselben erscheinen in Jahresheften. Vgl. Bibliogr. Nr. 348.

[104

Die Zeitschrift f. Social- und Wirthschaftsgeschichte, die bisher 3 mal jährlich ausgegeben wurde, soll vom 1. October an als Vierteljahrsschrift erscheinen. Aus der Redaction scheiden C. Grünberg und E. Szanto aus; Herausgeber bleiben St. Bauer und L. M. Hartmann.

[105

An Stelle der im Jahre 1887 nach nur kurzem Bestehen eingegangenen „Blätter für Bayer. Kirchen-G.“ beabsichtigt Prof. Dr. Th. Kolde in Erlangen vom 1. October ab Beiträge zur Bayerischen Kirchengeschichte erscheinen zu lassen. Die „Beiträge“ sollen sich auf die gesammte [215] kirchliche G. der zum heutigen Kgr. Baiern gehörigen Gebiete erstrecken und werden jährlich in 6 Heften von je 3 Bogen ausgegeben werden. Jedes Heft soll enthalten: 1. kleinere Aufsätze, 2. Actenstücke und kleinere Mittheilungen, und 3. eine Bücherschau über neue Bavarica. Der Herausgeber beabsichtigt nach und nach ein nach Gebieten geordnetes Verzeichniss der einschlägigen Literatur mitzutheilen. Der Herausgeber rechnet besonders auf die Betheiligung der Geistlichen bei Verwerthung des in den Pfarr-Archiven und Bibliotheken vorhandenen Materials. Der Preis des Jahrganges beträgt 4 M.

[106

Mit dem Archiv für Geschichte der Philosophie, hrsg. von L. Stein, sind die Philosophischen Monatshefte, hrsg. von P. Natorp, verschmolzen worden. Das Unternehmen wird von den beiden bisherigen Herausgebern gemeinsam unter dem Titel Archiv für Philosophie im Verlag von G. Reimer, Berlin, fortgeführt. Vierteljährlich sollen zwei Hefte erscheinen, das eine der histor., das andere der systemat. Philosophie gewidmet.

[107

Von Euphorion, Zeitschrift f. Lit.-G., hrsg. von A. Sauer, die wir ’93, 514 angezeigt haben, ist das 1. Heft ausgegeben worden. Dasselbe macht einen sehr günstigen Eindruck. Bemerkenswerth ist die Fülle von zum Theil entgegengesetzten methodologischen Auseinandersetzungen an der Spitze des Unternehmens, in einem Vorwort des Herausgebers, einem Bruchstück aus Scherer’s Vorlesungen und zwei offenen Briefen von A. E. Schönbach und O. Harnack.

[108

Quellenschriften zur neueren Deutschen Literatur- und Geistesgeschichte werden von Dr. A. Leitzmann bei Felber in Berlin herausgegeben. Aufnahme sollen Schriften finden, die für die G. der Dt. Lit. u. d. Dt. Geisteslebens seit der Reformationszeit von Bedeutung sind und ursprünglich nicht für die Oeffentlichkeit bestimmt waren, also vorzugsweise Briefe. Im Vordergrunde wird zunächst die classische und romantische Periode unserer Literatur im 18. und 19. Jahrhundert stehen. Der 1. Band bringt Briefe W. v. Humboldt’s an Nicolovius, hrsg. von Rud. Haym, als 2. und 3. sollen noch in diesem Jahre folgen: Briefwechsel zwischen Gleim und Heine, hrsg. von L. Schüddekopf, und Tagebuch W. v. Humboldt’s von 1796, hrsg. von A. Leitzmann. Umfang und Preis der Bände werden verschieden sein.

[109

Das Repertorium für Kunstwissenschaft, dessen weiterer Bestand nach Prof. Janitschek’s Tod einigermaassen zweifelhaft schien, wird erfreulicher Weise von der Verlagshandlung Spemann in Berlin unverändert fortgeführt. Herausgeber sind: H. Thode, Prof. a. d. Univ. Heidelberg und H. v. Tschudi, Directorial-Assistent bei der Gemäldegalerie d. kgl. Museen in Berlin.

[110

Die Herausgabe von Denkmälern Deutscher Tonkunst ist durch eine von der Preuss. Regierung eingesetzte Commission begonnen worden. Die Commission besteht meist aus Mitgliedern der Akademien der Künste und d. Wissenschaften. Die Sammlung soll Werke Deutscher Componisten des 16.–18. Jhs. umfassen, die durch histor. und künstlerische Bedeutung [216] ein Anrecht darauf haben, im Dt. Volke weiter zu leben. Das Unternehmen tritt in’s Leben im Einvernehmen mit der Bach-Gesellschaft, die ihre Aufgabe, die Gesammtausgabe der Werke Joh. Seb. Bach’s, bald gelöst haben wird, und unter Betheiligung der Herausgeber der Schütz- u. Händel-Ausgaben. Ausser Betracht bleiben sonst noch Gluck u. Haydn, da Gesammtausgaben ihrer Werke gesondert zu erwarten sind. Der 1. Bd. bringt Samuel Scheidt’s Tabulatura nova, hrsg. v. M. Seiffert, der 2. Bd. soll die Cantiones sacrae von H. L. Hassler, hrsg. v. H. Gehrmann, umfassen. Es ist im Werke, das Unternehmen aus einem Preussischen in ein allgemein-Deutsches umzugestalten.

[111

Die Revue d’histoire diplomatique bringt seit einiger Zeit ausführlichere Notizen über Deutsche Literatur. Dieselben sind aber durch ein unglaublich nachlässiges Verfahren der Redaction in sehr schlimmer Weise entstellt. Man scheint den Verfasser nicht einmal die erste Correctur lesen zu lassen, oder sich um seine Correcturen nicht zu kümmern. Die Titel der Deutschen Publicationen und die Namen der Autoren sind in einem Grade entstellt, der sonst heutigen Tages in Französischen Zeitschriften nicht mehr vorkommt, hier und da bis zur Unkenntlichkeit, und Anmerkungen mit den bibliogr. Angaben sind an falschen Stellen des Textes angebracht. In Bd. 7 (1893) pag. 618–20 ist die Verwirrung eine ganz tolle, in Bd. 8 pag. 130–42, wo K. Brandi als Verfasser zeichnet, ist eine Besserung eingetreten, die aber noch bei weitem nicht genügt, denn noch immer findet man auf dem Raume weniger Zeilen bei einander eine Zbitschrift, die Redendes Tursten Bismarck, Stockgolm, Einzeldorstellungen von Schalchten etc. etc. Gegen den halb amüsanten, halb ärgerlichen Hexensabbath im 7. Bande ist das freilich gar nichts.

[112

Die neu gegründete Commissione Senese di storia patria hat in ihrer Sitzung vom 29. Jan. die Herausgabe eines Bullettino Senese di storia patria beschlossen zu dem Zwecke, Materialien zu einer vollständigen Geschichte Sienas zu sammeln. Die Einrichtung desselben wird im allgemeinen derjenigen unserer provinziellen Zeitschriften entsprechen; es wird Originalaufsätze und Archivalien darbieten, auch Berichte u. Notizen über die Sammlungen des Seneser Archivs und der Communal- u. Privatarchive bringen, den Schluss werden kleine Mittheilungen u. eine Bibliographie bilden. Der Preis des in vierteljährlichen Heften (zu ca. 80 Seiten) erscheinenden Bandes beträgt 5 Lire.

[113

Der k. Russische Regierungsanzeiger v. 6./18. März 1894 enthält das ausführliche Programm einer neuen Zeitschrift, welche von der k. Russischen Akademie der Wissenschaften unter dem Titel Vizantijskij Vremennik“ („Byzantinische Zeitschrift“) herausgegeben wird. Sie bezweckt, in die Byzantinischen Studien in Russland mehr Einheit und Methode zu bringen und das vielfach an schwer zugänglichen Orten, z. B. in den Publicationen der theologischen Akademie zerstreute Material zu sammeln und allgemein nutzbar zu machen. Inhaltlich sollen besonders die Seiten der Byzantinischen Studien gepflegt werden, welche mit der Russischen Geschichte und Literatur in Zusammenhang stehen. Ausser selbständigen Aufsätzen wird [217] die Zeitschrift auch Besprechungen, bibliographische Notizen und Mittheilungen bringen. Sie erscheint in Russischer Sprache, doch soll für Referate, sowie für wichtigere Originalartikel auch das Neugriechische zugelassen werden. Der Umfang ist auf jährlich 4 Hefte zu 10–12 Druckbogen berechnet; der Preis beträgt in Russland 5 Rubel, im Ausland 12 ½ M. oder 16 Fr. An der Spitze des Unternehmens stehen der Akademiker V. G. Vasiljevskij und der Privatdocent v. Regel in Petersburg. Das erste Heft sollte im April ausgegeben werden.

[114

Die Allgemeine Geschichte in Einzeldarstellungen, herausgegeben von A. Oncken, ist um die Jahreswende zum Abschluss gelangt. Am längsten waren die von G. Droysen und B. Erdmannsdörffer übernommenen Bände rückständig geblieben. An Stelle Droysen’s ist schliesslich G. Winter rasch für das Zeitalter des 30jähr. Krieges eingetreten, während Erdmannsdörffer (vermuthlich auch nicht, ohne schliesslich mehr als ihm lieb sein mochte, eilen zu müssen) sein Werk selbst zu Ende geführt hat. Mit berechtigtem Stolz bemerkt der Herausgeber, dass die „Allgemeine Geschichte“ das erste gross angelegte Sammelwerk histor. Inhalts sei, das überhaupt zur vollständigen Ausführung seines Programms gelange. Es ist ein Koloss geworden, weit hinausgewachsen über den ursprünglich vorgesehenen Umfang. Selbstverständlich vereinigt es ungleiche Bestandtheile in sich: so hervorragende Werke wie z. B. Bezold’s Reformations-G. und Erdmannsdörffer’s preisgekrönte Bände stehen neben schwächeren Leistungen; in Anlage und Behandlungsweise ist vollends keine Gleichmässigkeit vorhanden. Das sind Uebelstände, die mit einem Sammelwerke unvermeidlich verbunden sind. Aber im Ganzen? Das Oncken’sche Unternehmen hat unleugbare Verdienste: es hat zu grossen zusammenfassenden Darstellungen angeregt in einer Zeit, wo der einzelne Forscher sich nur schwer über das Specialistenthum erhob; es hat, wie gesagt, dabei auch zu ausgezeichneten Arbeiten den Anstoss gegeben, die das Minus auf anderen Seiten ausgleichen; und es hat zum ersten male bei uns die Illustration im allergrössesten Maassstabe für populäre histor. Belehrung wissenschaftlich verwerthet. Aber trotzdem: da nun dieses Riesenwerk, das in gewissem Sinne zeitgemäss war, glücklich abgeschlossen ist, können wir den Wunsch nicht unterdrücken, dass der Versuch in dieser Weise so bald nicht wiederholt werde; vielleicht stimmt der Herausgeber, der die Schwierigkeiten und Uebelstände am besten kennen gelernt hat, uns darin bei. Wie möchte man diese „Weltgeschichte“ comprimiren, damit sie als Ganzes auch wirklich gelesen werden kann, und wie sehr möchte man doch zugleich an vielen Punkten die Fugen zwischen den „Einzeldarstellungen“ ausfüllen, damit man in dem Werke auch alles findet, was man in einer so grossen Weltgeschichte zu finden erwarten kann. Wird einmal wieder eine solche in einem ähnlich grossen Maassstabe begonnen, so wird es, stelle ich mir vor, nicht ohne Arbeitstheilung abgeben; aber es werden entweder wenige eng verbundene congeniale Kräfte sein, die sich vereinigen, oder ein das Ganze beherrschender Geist wird dem Werke einheitlichere Gestalt geben, ihm seinen Stempel aufdrücken [218] und freie Hilfskräfte durch die Macht seines Genius in den Dienst seiner Ideen zwingen.

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Handbücher. Von Wattenbach’s classischem Werke, den Deutschen Geschichtsquellen im M.-A. ist kürzlich die neue, 6. Auflage mit Bd. II. vollendet worden. – Eine neue 2. Auflage von Leist’s Urkundenlehre ist erschienen, in der mancherlei Einzelheiten nachgetragen und gebessert, die Grundfehler der 1. Auflage aber nicht beseitigt sind. – A. Giry’s Manuel de diplomatique (Paris Hachette, 944 p.) wird in auswärtigen Zeitschriften ausserordentlich gelobt; es hier noch zu besprechen, war leider nicht mehr möglich.

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Preisverleihungen. Der Verdunpreis, für den die Commission H. v. Sybel’s G. d. Gründung d. Dt. Reichs vorgeschlagen hatte, ist nachträglich vom Kaiser Prof. B. Erdmannsdörffer in Heidelberg für seine Deutsche Geschichte von 1648–1740 verliehen worden. Das Werk gehört zu denen, die die Commission in erster Linie in Betracht gezogen hatte; wirklich vorgeschlagen hatte sie aber nur ein einziges, nicht, wie es wohl in den Zeitungen geheissen hat, eine Dreizahl von Werken, so dass die Verleihung also nicht etwa einen Eventualvorschlag der Commission ratificirt, sondern eine durchaus selbständige Entschliessung darstellt.

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Die Académie des inscriptions hat den bedeutendsten Preis über den sie verfügt, den Prix Bordin dieses mal an A. Giry, Prof. an der Ecole des chartes, für sein Manuel de diplomatique verliehen, den Prix de numismatique Duchalais an Maur. Prou.

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Personalien. Akademien etc. Die Göttinger Gesellschaft d. Wiss. hat Prof. M. Lehmann in Göttingen zum ord. und den Kirchenhistoriker Prof. A. Hauck in Leipzig zum corresp. Mitgl. ihrer histor.-phil. Classe gewählt. – Die Académie française hat den Historiker Alb. Sorel an Stelle von H. Taine zum Mitgliede gewählt. – Die Akademie der Wiss. in Bukarest hat Geh.-Rath Prof. F. Dahn in Breslau zu ihrem Ehrenmitgliede ernannt. – Es sind ferner zu corresp. Mitgliedern gewählt worden: Prof. Dr. A. Schultz in Prag von der Akad. d. Wiss. in Krakau, der Englische Historiker Dr. W. Lecky in London von der Acad. des inscrr. et belles-lettres in Paris, und der Lehrer an der Sorbonne Ch. Bémont von der Royal Hist. Society in London.

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Universitäten etc. Als Nachfolger von Prof. Marcks ist der Prof. an der Techn. Hochschule in Dresden Dr. W. Busch nach Freiburg i. Br. berufen worden; die frei gewordene Professur in Dresden hat Priv.-Doc. Dr. F. Gess in Leipzig erhalten. – Priv.-Doc. Dr. A. Pribram in Wien ist zum ao. Prof. der mittleren u. neueren G. daselbst ernannt worden. – Als Nachfolger Bender’s ist der Oberl. am Gymn. zu Rössel Dr. V. Röhrich als ao. Prof. an das Lyceum Hosianum in Braunsberg berufen. – An der Univ. Heidelberg hat sich Dr. K. Neumann für G. u. Kunst-G., an der Univ. Czernowitz Dr. R. F. Kaindl habilitirt.

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Rechts- und Wirthschaftshistoriker: Prof. Dr. O. v. Zallinger in Innsbruck ist zum Prof. für Dt. Recht an der Univ. Wien, ao. Prof. Dr. [219] M. Weber in Berlin zum ord. Prof. d. Nat.-Oekonomie in Freiburg i. Br., Priv.-Doc. Dr. C. Neuburg in München zum ao. Prof. der Staatswiss. an der Univ. Erlangen ernannt worden. – An der Univ. Leipzig hat sich Dr. H. Geffcken für Rechts-G. habilitirt.

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Der Kirchenhistoriker ao. Prof. Dr. O. Ritschl in Kiel ist in gleicher Eigenschaft nach Bonn versetzt worden. – Priv.-Doc. Dr. A. Nürnberger in Breslau hat eine ao. Professur f. K.-G. in der kath.-theol. Facultät daselbst erhalten. – Priv.-Doc. Dr. F. Bosse, dem zeitweilig ein Lehramt an der Univ. Königsberg übertragen war, ist nach Greifswald zurückgekehrt.

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Der Literarhistoriker ao. Prof. an der Techn. Hochschule in Wien Dr. C. J. Schröer ist zum o. Prof. daselbst ernannt worden. – Es haben sich habilitirt: in München Dr. K. Borinski für Lit.-G. und Dr. C. Weymann für class. Philol., in Wien Dr. O. Walzel für neuere Dt. Lit.-Geschichte.

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Der Kunsthistoriker J. Strzygowski, bisher ao. Prof. in Graz, ist zum o. Prof. für neuere Kunst-G. daselbst ernannt worden. – Habilitirt haben sich: an der Univ. München Dr. A. Sandberger, Conservator an der Münch. Staatsbibl., für G. und Theorie der Musik; an der Universität Jena der bisherige Priv.-Doc. an der Univ. Bern Dr. B. Händcke für Kunst-G.

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Ausland. Der Lehramtscandidat Dr. M. Gruschewskij in Kiew ist zum o. Prof. der allg. G. an der Univ. Lemberg ernannt worden. – Der Prof. der Kirchen-G. am St.-Mary College in St. Andrews (Schottland) Dr. A. F. Mitchell hat sein Lehramt niedergelegt.

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Archive. Der Archivar am Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar E. v. d. Hellen legt im Herbst seine Stelle nieder und wird sich in München der literar. Thätigkeit widmen; sein Nachfolger wird Priv.-Doc. Dr. A. Leitzmann in Jena sein. – Stadtarchivar Prof. Ph. Ruppert in Konstanz ist an das Progymnasium in Durlach versetzt worden; die Verwaltung des Stadtarchivs hat Gymn.-Prof. W. Martens übernommen. – Archivrath Dr. B. Anemüller in Rudolstadt ist Krankheits halber auf sein Ansuchen zur Disposition gestellt worden. – Am Geh. Staats-A. in Berlin ist Dr. H. v. Petersdorff als Aspirant eingetreten.

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Am Staats-A. in Wien sind ernannt worden: Staatsarchivar Dr. K. Schrauf zum Sectionsrath, Tit.-Archivar J. Paukert zum Staatsarchivar, Concipist 1. Cl. F. v. Nadherny zum Archivar, und Conceptsaspirant V. Kratochwil zum Concipisten 2. Cl. Dr. M. Vancsa ist beim Finanz-A. in Wien als Conceptspraktikant eingetreten. (So laut MIÖG 15, 192.)

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Bibliotheken. Nach einer Verfügung vom 14. Febr. d. J. haben die Vorsteher der Preuss. Univ.-Bibll. fortan den Titel Director und die Custoden ebenderselben und der Kgl. Bibl. in Berlin den Titel Bibliothekar zu führen. Der Preuss. Cultusminister ist ermächtigt worden, einem Theil der letzteren bis zu einem Drittel der Gesammtzahl den Titel Oberbibliothekar zu verleihen. Demgemäss sind folgende Fachgenossen zu Oberbibliothekaren befördert worden: H. Meisner in Berlin, R. Pietschmann [220] in Göttingen, W. Müldener in Greifswald, M. Perlbach in Halle und A. Wetzel in Kiel. Die Historiker, die als bisherige Custoden den Bibliothekartitel erhalten haben, namhaft zu machen, würde zu weit führen.

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Unser Mitarbeiter Dr. O. Masslow, bisher Hilfsarbeiter in Göttingen, ist als Bibliothekar an die Univ.-Bibl. in Bonn, der Custos an der Landesbibl. in Wiesbaden Dr. W. Focke an die Univ.-Bibl. in Göttingen und der dortige Assistent Dr. A. Schröter als Custos an die Landesbibl. in Wiesbaden versetzt worden. – Der Hilfsarb. an der Univ.-Bibl. in Giessen Dr. C. Ebel ist in die neu errichtete Stelle eines ständigen Assistenten daselbst aufgerückt. – Es sind eingetreten: als Praktikant an der Staats-Bibl. in München Dr. E. Petzet; als Volontäre: an der Univ.-Bibl. in Giessen Dr. P. Schaerffenberg, an der Univ.-Bibl. in Jena Dr. P. Herthum und an der Hofbibl. in Wien J. Mantuani. – Der Volontär an der Univ.-Bibl. in Giessen Dr. R. Andersonn ist aus dieser Stellung ausgeschieden.

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Der verdiente Bibliothekar des Reichstages, Dr. Aug. Potthast, ist in den Ruhestand getreten.

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Zum Prefetto der Bibl. Laurenziana in Florenz ist der langjährige Vorstand der Hss.-Abth. an der Bibl. Nazionale daselbst, Baron B. Podestà, ernannt worden; sein Nachfolger an der letzteren ist der Unterbibl. an der Bibl. Laur. Prof. M. Barbi. – Der Unterbibl. an der Bibl. Naz. in Florenz Dr. A. Capra ist an die Bibl. Naz. in Turin versetzt worden.

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Institute. Als Nachfolger C. Merkel’s ist der Vorstand der Bibl. Casanatense in Rom, J. Giorgi, zum Secretär des Istituto stor. italiano ernannt worden.

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Museen etc. Nachdem Prof. Dr. M. Heyne auf eine vertrauliche Anfrage erklärt hatte, dass er einen Ruf nicht annehmen werde, ist Priv.-Doc. Dr. G. v. Bezold in München zum Director des German. Nat.-Museums in Nürnberg gewählt worden und hat diese Wahl angenommen. – Zu Conservatoren der Kunst- und histor. Denkmäler der Prov. Ostpreussen bezw. Pommern sind der Architekt A. Bötticher in Königsberg und der Direktor des Stadt-Gymn. in Stettin, Prof. H. Lemcke, ernannt worden.

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Schulen. Hilfslehrer Dr. C. F. G. Goltz in Allenstein und Schulamtscandidat Dr. H. Lehmgrübner in Gross-Lichterfelde sind zu Oberlehrern befördert worden. – Lehramtscandidat E. Heisenberg ist als Assistent am humanistischen Gymn. in Landau (Pfalz) angestellt worden. – Dr. K. Ludwig, früher Böhm. Landesstipendiat in Rom, ist seit Herbst 1893 am Realgymn. in Karlsbad als Lehrer der Geschichte thätig.

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Auszeichnungen. H. v. Sybel hat am 24. April sein 50jähr. Prof.-Jubiläum gefeiert und ist bei dieser Gelegenheit zum Wirklichen Geheimen Rath mit dem Prädicat Excellenz ernannt worden. – Dr. M. Steinschneider in Berlin hat den Prof.-Titel erhalten.

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Todesfälle. Deutsche Historiker. Am 17. Mai 1893 in St. Petersburg, Staatsrath Ernst Fr. W. Bonnell, langjähriger Bibliothekar der kaiserl. Bibl., Verf. von Arbeiten zur Baltischen und Russischen G., besds. [221] einer Russ.-Livländ. Chronographie v. 9. Jh. bis 1410 (1862) u. v. Beitrr. zur Alth.-kunde Russlands (1. Bd. 1882; 2. Bd. im Ms. nahezu vollendet). Vgl. den Nekrolog in SBGesGOstseepr. ’93, 64.

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Am 7. Febr. in Strassburg, 60 J. alt, der bekannte Aegyptolog Prof. Dr. Joh. Dümichen, verdient namentlich um Altägypt. Inschriften. Für die Oncken’sche Sammlung hatte er die G. Aegyptens begonnen, aber nicht über eine grosse geograph. Einleitung hinausgeführt, so dass dann Ed. Meyer das Werk vollendet hat. Vgl. den Nekrolog von G. Ebers in AZtg ’94, Nr. 56.

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Am 28. Jan. in Berlin, 76 J. alt, Prof. Dr. Aug. Hirsch, bekannt durch seine bahnbrechenden Arbeiten zur G. der Medicin, von denen wir nur hervorheben das Handbuch der histor.-geogr. Pathologie (2 Bde. Erlangen. 1860–64. 2. Aufl. 3 Bde. Stuttgart. 1881–86), die G. d. Ophthalmologie (1877), das Biogr. Lexicon der hervorragenden Aerzte aller Zeiten und Völker (6 Bde. 1884–8), und endlich die auf jenen Biographien beruhende G. d. medicin. Wissenschaften in Dtld. (für die G. d. Wiss. in Deutschland. 1893.)

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Am 24. Febr. in Bautzen, 60 J. alt, der Domcapitular Michael Hornig, Forscher auf dem Gebiete der Wendischen Sprache und Lit. und Verfasser einer G. des Wendischen Volkes (1884).

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Am 1. März in Weimar, 67 J. alt, der Rechtsanwalt und Lit.-Historiker Dr. Rob. Keil, Verf. mehrerer histor. Beiträge zur Göthe-Literatur und von Arbeiten zur G. d. Dt. Burschenschaft.

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Am 11. April in Tübingen, 84 J. alt, Univ. Bibliothekar a. D. Dr. Karl Klüpfel. Von seinen histor. Publicationen sind hervorzuheben die Urkunden zur G. d. Schwäb. Bundes 1488–1533 (Stuttg. 1846–53). Das Thema hat der Verstorbene im späten Alter noch einmal in einem darstellenden Aufsatze in Raumer’s Taschenbuch wieder aufgenommen. Die G. der Dt. Einheitsbestrebungen hat er 1872 in einem 2bändigen Werke behandelt, nachdem er 1853 schon ein kürzeres Buch über dasselbe Thema veröffentlicht hatte.

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Am 11. Febr. in Leipzig, 70 J. alt, Geh.-R. Prof. Dr. Joh. E. Kuntze. Näher als seine Arbeiten zur Römischen Rechts-G. liegt uns die 1891 erschienene kleine Schrift „Die Dt. Stadtgründungen oder Römerstädte u. Dt. Städte im Mittelalter“, die freilich von der Kritik nicht sehr günstig aufgenommen ist.

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Am 22. Febr. in Athen der Conservator der Inschrr. am Griech. Nat.-Museum Dr. Habbo Gerh. Lolling, einer der tüchtigsten Kenner Hellenischer Landeskunde und verdienter Epigraphiker. Der grösste Theil der im Corpus inscrr. Graeciae septentr. publicirten Inschrr. von Böotien und der Megaris ist von ihm gesammelt worden. – Vgl. den Nekrolog im BerlPhilolWschr 14, 414–16.

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Am 21. April in Elbing, 51 J. alt, Gymn.-Dir. Dr. Rich. Martens, den Fachgenossen in weiten Kreisen bekannt geworden als Referent des vorjährigen Historikertages, wo er, als Andere das Hauptreferat abgelehnt hatten, mit einem gewissen Opfermuth in die Bresche trat und sich dadurch Anspruch auf den Dank auch der Gegner erwarb. Als Repräsentant [222] einer Richtung, die der Mehrzahl der Versammlung nicht sympathisch war, hatte er damals keinen leichten Stand. Seine kurz vorher erschienene Schrift über die Umgestaltung des Geschichtsunterrichts an den Gymnasien gibt ein deutliches Bild von den Anschauungen des Verfassers. Der Münchener Versammlung und unserer Berichterstattung darüber schloss sich dann in dieser Zeitschrift noch eine Polemik an, die den Verstorbenen unsern Lesern näher gebracht haben wird. Als Historiker war M. bis dahin wenig hervorgetreten. Er hatte in Göttingen dem Waitz’schen Seminar angehört, 1868 mit einer Dissertation über die Annales Reinhardsbrunnenses als Quelle für die G. Heinrich’s III. promovirt, später aber von eigentlich historischen Arbeiten wohl nur noch zwei Danziger Programm-Abhandlungen veröffentlicht: Die Absetzung K. August’s II. von Polen (1876; erweitert in ZWestPreussGV Heft 7) und Danzig im Nordischen Kriege (1883). Martens hat noch am diesjährigen Historikertag theilgenommen und ist dann ganz plötzlich am Herzschlage verschieden.

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Am 10. März in Hagenau, 49 J. alt, Gymn.-Dir. Dr. Ed. Moormeister, Verf. von Beitrr. zur G. der Stadt u. Herrschaft Altkirch (1876 u. 1878). Vgl. auch unsere Bibliogr. ’92, 1593.

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Am 4. Juni in Leipzig, 76 J. alt, Geh.-Rath Prof. Dr. Wilhelm Roscher, der berühmte Nat.-Oekonom und Begründer der histor. Methode in der Volkswirthschaftslehre, seit 1848 als Ordinarius an der Univ. Leipzig thätig. Sein Hauptwerk ist das „System der Volkswirthschaft“ (4 Bde.), dessen erster Band vor 2 JJ. in 20. Aufl. erschien. Von seinen übrigen Werken interessiren uns Historiker in erster Linie die „G. der Nat.-Oekonomik in Dtld.“ (2 Bde. München 1874), die „Ansichten der Volkswirthschaft aus d. geschichtl. Standpunkte“ 2 Bde. 3. Aufl. Lpz. 1878) und die „Politik; geschichtl. Naturlehre der Monarchie, Aristokratie und Demokratie“ (vgl. Bibliogr. ’93, 12). Ausserdem seien genannt: De historicae doctrinae apud sophistas maiores vestigiis (Diss. Gött. 1838); Leben, Werk u. Zeitalter des Thukydides (Gött. 1842); G. der älteren Engl. Volkswirthschaftslehre (Lpz. 1851–52); die Dt. Nat.-Oekonomik an d. Grenzscheide des 16. u. 17. Jh. (Lpz. 1862).

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Am 14. April in Rom, 78 J. alt, Graf A. Fr. von Schack, der bekannte Kunstmäcen und Schriftsteller, der auch lit.-historisch vielfach thätig gewesen ist. Am bekanntesten dürfte seine G. der dramatischen Lit. und Kunst in Spanien sein (2. Aufl. 3 Bde. Frankf. 1854; ins Spanische übers. v. E. de Mier. 5 Bde. Madrid 1885–88). Daneben sind zu erwähnen: Poesie u. Kunst der Araber in Spanien und Sicilien (2. Bde. Berl. 1865); G. der Normannen in Sicilien (vgl. DZG 4, 212–4); die englischen Dramatiker vor, neben und nach Shakespeare (Stuttg. 1893); endlich sein anziehendes Memoirenwerk „Ein halbes Jahrhundert“ etc. (s. Bibliogr. ’89, 2670).

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Am 13. Mai in Berlin, 72 J. alt, der ehemalige Preuss. Gesandte bei der Curie Exc. Kurt von Schlözer, wohl ziemlich der Einzige unter unseren Diplomaten, der mit historischen Studien begonnen und auch literarisch auf diesem Gebiet gearbeitet hat. Der Ausgabe eines alten Arabischen Reiseberichts (1846) ist in dem Jahrzehnt von 1849–59 eine ganze Reihe von kleinen darstellenden Arbeiten gefolgt, alle nicht mit dem [223] Rüstzeug schwerer Forschung ausgestattet und nicht von grösserem, bleibenden Werth, aber Zeugnisse einer glücklich leichten Productivität. Sie galten z. Th. der G. des 18. Jahrhunderts, – so Choiseul u. s. Zeit (1849, 2. Aufl. 1857), Chasot (1856) und endlich Friedrich d. Gr. und Katharina (1859), z. Th. der G. d. Dt. Ostseeländer, der Hanse u. d. Dt. Ordens (verschiedene Schriften 1850–53). Diese literar. Thätigkeit hatte noch lebhaft fortgedauert, als Schlözer schon im Ausw. Amt angestellt war (seit 1850), erlosch aber 1859. Erst am Schluss seiner diplomatischen Laufbahn ist Schl. dann den histor. Studien wieder näher getreten, nicht als Forscher oder Schriftsteller (uncontrollirbare Gerüchte wollen zwar von Memoiren wissen), sondern als Förderer der Arbeiten, die in den letzten Jahren sich an die Erschliessung des Vaticanischen Archivs angeschlossen haben. Seinem entschiedenen Eingreifen verdankt man die Gründung des Preussischen Historischen Instituts; und alles, was sich auf geschichtliche Studien in Rom bezog, begleitete er mit lebhaftem, oft wirksam thätigen Interesse. Eine besondere Freude machte es ihm, für die G. seiner Vaterstadt Lübeck Materialien sammeln zu lassen, die man dort brauchen könne; seine Hauptsorge aber galt natürlich seinem Schützling, dem Hist. Institut. Mit allen Genossen des Instituts werden viele andere Deutsche Historiker, die in jenen Jahren in Rom gearbeitet haben, herzlich dankbar seiner gedenken.

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Am 14. Febr. in Marienberg im Vinstgau, 62 J. alt, Bas. Schwitzer O. S. B., Herausgeber der Klosterchronik des Marienberger Priors Goswin (1880) und der Urbare der Stifte Marienberg und Münster etc. (1891 in den Tiroler G.-Qn., s. Bibliogr. ’91, 2304 u. ’92, 450 i).

[149

Am 13. April in Berlin, 52 J. alt, Geh. Reg.-Rath Dr. Phil. Spitta, Prof. der Musik-G. an der Univ., u. a. Verf. der bekannten Biogr. Joh. Seb. Bach’s (2 Bde. 1873–80).

[150

Am 22. April in Lausigk, 69 J. alt, Pastor Th. Stenzel, Numismatiker und Forscher auf dem Gebiete der Anhaltischen Geschichte.

[151

Am 11. März in Züllichau, 50 J. alt, der Prof. am Pädagogium daselbst, Dr. Georg Stöckert. Eine Abhandlung von ihm über den Bildungswerth der Geschichte verzeichnet unsere Bibliographie ’92, 5 u. ’93, 7 e. Andere Arbeiten galten u. a. dem Westfäl. Friedenscongress (1868) und der Verf.-G. von Magdeburg (1888).

[152

Mitte Mai in Münster in W., 77 J. alt, Domcapitular und geistl. Rath Adolph Tibus, Vorsitzender des Westfälischen Alth.-V., Verf. mehrerer Arbeiten zur Gesch. der Kirchen u. Pfarreien von Emmerich und Münster. Vgl. auch unsere Bibliogr. ’91, 1809 u. ’92, 1951 f.

[153

Am 3. Febr. in Mainz, 73 J. alt, Geh. Med.-R. Dr. Carl Wenzel, einer der Begründer des Röm.-German. Centralmuseums in Mainz und seit Lindenschmit’s Tode Mitdirector desselben. – Vgl. den Nekrolog in AZtg ’94, Nr. 65.

[154

Am 6. April in Fulda, 70 J. alt, der Vorstand der dortigen Landesbibl. Ferd. Zwenger, Herausgeber der Zeitschrift „Hessenland“.

[155

Auswärtige Historiker. England: Am 14. Mai in Carisbrooke, 72 J. alt, der Lit.-Historiker Prof. am University-College in London, Henry Morley. Vgl. den Nekrolog im Athenaeum Nr. 3473.

[156

[224] Niederlande: Am 12. Jan. in Hilversum, 79 J. alt, der ehem. Schuldirector Jan ter Gouw, Verf. von cultur-histor. Arbeiten und einer 8bändigen G. von Amsterdam (1879 ff.).

[157

Frankreich etc.: Am 31. März in Paris, 80 J. alt, Aimé Champollion-Figeac, Abth.-Chef für die Depart.-Archive im Ministerium des Innern. Seine literarische Thätigkeit galt besonders Fragen des Archivwesens und der G. der französ. Revolution. – Schon im März 1892 in Épinal, 71 J. alt, der Stadtbibliothekar J. Ch. Chapellier, verdient um die Lothring. Geschichtsforschung. Vgl. den Nekrolog von Ch. Guyot im JlSocArchlLorraine 41, 94–6. – Im Mai in Chaux de Fonds, 78 J. alt. der Prof. der Schweizerischen Gesch. und Archäologie an der Akademie zu Neuchâtel, Dr. Alex. Daguet, Mitbegründer der Société d’hist. de la Suisse romande und Verf. von Arbeiten zur Literar-G. der Französ. Schweiz. Seine G. der Schweizer Eidgenossenschaft ist wiederholt aufgelegt worden. – Am 11. Febr. in Versailles, 78 J. alt, Louis Ét. Dussieux, Prof. der G. an der École spéciale zu Saint-Cyr. Er schrieb u. a. ein 3bändiges Buch über die G. der Armee in Frankreich (1884), und publicirte mit E. Soulié zusammen die Memoiren des Herzogs von Luynes (1860).

[158

Am 13. Dec. 1893 in Waast, 69 J. alt, der ehem. Stadtarchivar von Boulogne, Dan. Haigneré. Von seinen zahlreichen, meist localhistor. Publl. sind die Chartes de St. Bertin hervorzuheben, s. DZG 10, 154. – Am 3. Febr. in Rennes, 75 J. alt, Dr. Fél. Robiou, Prof. an der Faculté de lettres daselbst, Verf. zahlreicher Arbeiten zur alten Geschichte. – Am 13. Jan. in Paris, 67 J. alt, der ehem. Minister und Botschafter Will. H. Waddington, der als Numismatiker und Archäolog genannt zu werden verdient. Vgl. den Nekrolog von E. Babelon in RNum 12, 134–9.

[159

Spanien. Nachträglich erwähnen wir Ant. de Bofarull y Brocá, gest. am 12. Febr. 1892 in Barcelona, 70 J. alt, Verfasser einer 9bändigen G. Cataloniens (1876 ff.), und Prosp. de Bofarull y Mascaro, gest. ebendort am 25. Nov. 1892, 75 J. alt, Vorstand des dortigen Staatsarchivs und Herausgeber mehrerer Bände der Colecc. de docc. del archivo de la corona de Aragon.

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Slavische Länder. Am 14. Dec. 1893 in Posen, 60 J. alt, der Polnische Publicist Edm. Callier, Verf. von Schriften über den Poln. Aufstand von 1863 und von zahlreichen, aber dilettantisch gehaltenen Aufsätzen zur histor. Geographie, besonders des Posener Landes. Vgl. den Nekrolog im Kwart. hist. 8, 382. – Am 12. März in Posen, 80 J. alt, Dr. Graf Aug. Cieszkowski, philos. Schriftsteller, am bekanntesten durch ein nationalökonom. Werk über Credit und Geldumlauf, aber auch Herausgeber von Materialien zur G. der Jagiellonen aus den Venet. Archiven (JbbGesWissPosen, Bd. 15. 16. 19; vgl. DZG 3, 451 Nr. 155 g und Bibliogr. ’93, 523). – Am 25. Febr. in Krakau, 68 J. alt, Jos. Lepkowski, Prof. der Archäologie u. ma. Kunst-G. an dortiger Univ., Verf. zahlr. kunsthist. Schriften und kleinerer Monographien.

[161

Am 13. Febr. in Agram, 65 J. alt, Domherr Dr. Franjo Rački, langjähriger Präsident der südslav. Akademie, hervorragender Forscher auf

[225] dem Gebiete der Slavischen, insbesondere aber der Serbisch-Kroatischen Geschichte. Vgl. den Nekrolog in RH 54, 465. – Am 12. Jan. in Krakau, 53 J. alt, Ant. Ryszard, bedeutender Münzsammler und gelehrter Numismatiker für die Zeit der Piasten und Jagiellonen. Seine Hauptwerke sind die Bibliographie der Poln. Numismatik (1882) und ein Album der Poln. Numismatiker (als Ms. vorhanden). Vgl. den Nekrolog in Kwart. hist. 8, 384–5. – Im Januar in Sofia, 66 J. alt, der Aniquar St. J. Verkovič, Verf. mehrerer Werke zur Cultur-G. der Macedonischen Bulgaren.
[162

Nekrologe (soweit nicht sogleich bei der Todesnachricht erwähnt). J. Bender: F. Hipler in ZGAlthErmland 10, 748–70. – J. v. Döllinger: Bonet-Maury in RInternThéologie 1, 121–7. – P. Du Rieu: E. Bourlier in BullCommHEglWallones 6, 108–10. – H. Janitschek: H. v. Tschudi RepertKunstw 17, 1–7. – Fr. Lentze († 16. Juli 1892): ZVGSoest ’91/92, 172–5. – Aug. Müller: A. Socin in Oriental. Bibliogr. 6, 312–20. – H. Müller-Strübing: H. M.-Str. [Erinnerungsschrift, mit Beitrr. von K. H. Schaible u. Frz. Rühl, hrsg. v. Germ. Athenaeum in London]. Lond., Siegle. 50 p. m. Abb. – Chr. Häutle: L. v. Rockinger in ArchvZ 4, 294–303. – J. B. M. K. Kervyn de Lettenhove: P. Henrard in AnnuaireAcBelgique 60, 249–300. – J. Löwenberg: AZtg ’94, Nr. 37. – O. Mejer: DZK-Recht 4, 4–6. – E. Renan: St. Pawlicki, Leben u. Schrr. E. R.’s. Wien, Leo-Gesellsch. 53 p. – H. Taine: A. de Margerie, H. Taine. Paris, Poussielgue. 486 p. 5 fr. – M. Töppen: K. Lohmeyer in AltpreussMtSchr 31, 148–83. – G. v. Wyss: A. Büchi in HJb 15, 354–69; P. Vaucher in RH 54, 461–5; P. Vaucher, G. de Wyss, simples notes. Genève. 14 p.; F. v. Weech in AZtg ’94, Nr. 78.

[163




Antiquarische Kataloge.
Nach Mittheilungen von W. Koch in Königsberg.

Th. Ackermann, München. Kat. 358: G. d. Studententhums u. d. Universitäten. 450 Nrr. – 368a: Gesch., Geogr. etc. 27 p.

L. Auer, Donauwörth. Kat. 136: Gesch. 1588 Nrr.

J. Baer, Frankfurt a. M. Kat. 323: Architektur u. Kunstgewerbe [Bibl. Lübke]. 1588 Nrr. – 328: G. u. Lit. d. Nat.-Oekonomie. 1220 Nrr.

J. L. Beijers, Utrecht. Kat. 162: Gesch. u. Geogr. 919 Nrr.

E. Freiesleben’s Nachf., Strassburg. Kat. 21: Gesch., Geogr. etc. 1599 Nrr.

Gilhofer u. Ranschburg, Wien. Kat. 43: Oesterr.-Ungarn I. (Allg.; Kriegs-G.) 1665 Nrr.

Ch. Gräger, Halle. Kat. 258: Gesch., Geogr., Geneal., Diplomatik, Biogr. etc. 1629 Nrr.

G. Hess u. Co., München. Kat. 8: Seltene und werthvolle Werke (u. a. Incunabeln, Kupferwerke des 18. Jh., Mss. etc.) 549 Nrr.

K. W. Hiersemann, Leipzig. Kat. 141: Asien (Geogr., Topogr., Ethnogr., Gesch., Kunst). 1664 Nrr.

U. Höpli, Mailand. Cat. 92: Storia d’Italia. 1765 Nrr.

S. Kende, Wien. Antiqu. Büchermarkt ’94, Nr. 6: Städteansichten u. histor. Flugblätter, Städte-G. etc. 1416 Nrr.

H. Kerler, Ulm. Kat. 202: Allg. G. u. Geogr. nebst Hilfswiss. 1594 Nrr. – Kat. 203–205: G. u. Geogr. d. aussereurop. Länder 951; 1373; 1130 Nrr.

W. Köbner, Breslau. Kat. 222: Cultur- u. Sitten-G. etc. 1713 Nrr.

G. Lau, München. Kat. 24: Deutsche G. 851 Nrr.

[226] P. Lehmann, Berlin. Kat. 70: Allg. Welt-G.; Cultur-G.; G. der ausserdt. Staaten. 2336 Nrr.

R. Levi, Stuttgart. Verz. 82: Lit.-G. etc. 1249 Nrr.

L. Liepmannssohn, Berlin. Kat. 106: Werke aus verschiedenen Fächern (Gesch., Politik, Lit. etc.). 1052 Nrr.

List u. Francke, Leipzig. Kat. 253: Dt. Lit. d. 18. u. 19. Jh. 2236 Nrr. – 255: Welt-G. etc. 1091 Nrr. – 258–260: [Nordwest-, Mittel- u. Süd-Deutschland]. 829; 1064; 1077 Nrr.

Nijhoff, Haag. Cat. 248: Pièces hist. curieuses et rares du 16 siècle. 172 Nrr. – 250: Hist. militaire etc. 2225 Nrr.

D. Nutt, London. Cat. 41: Hist. works etc. 1354 Nr.

Otto, Erfurt. Verz. 497: Gesch. 1416 Nrr.

N. P. Pehrsson, Gothenburg. Kat. 1: Welt-G., Biogr. etc. 675 Nrr.

R. L. Prager, Berlin. Kat. 133: Rechts- u. Staatswiss., Gesch. u. Hilfswiss. 1599 Nrr.

G. Priewe, Heringsdorf, Kat. 55: Berolinensia, hauptsächlich 1847–52. 549 Nrr.

F. Raabe’s Nachf., Königsberg. Verz. 97: Gesch., Cultur-G., Geogr. etc. I. 4668 Nrr.

G. Ragoczy (J. Schugt), Freiburg i. Br. Kat. 7: Rechts- u. Staatswiss.; Anhang: Hessische Gesch. 661 Nrr.

K. Ricker, Petersburg. Kat. 1: Gesch., Geogr. u. Hilfswiss. 49 p.

J. A. Stargardt, Berlin. Kat. 196: Schriften üb. den 30jähr. Krieg, Schweden, Polen, Russland etc. 533 Nrr.

F. Teubner, Bonn. Kat. 55: Litt. française. 1422 Nrr.

Trübner, Strassburg. Kat. 64: Geogr. u. G. d. aussereurop. Länder etc. 668 Nrr.

Unflad u. v. Maack, Schweiz. Antiqu., Zürich. Kat. 170: Städteansichten, Chroniken, G., Cultur-G. etc. 1701 Nrr. – 171 u. 172: Helvetica. 1934 Nrr.

K. Th. Völcker, Frankfurt a. M. Verz. 197: Genealogie, Heraldik, Ordens-G. etc., Memoiren, Biogr. etc. 929 Nrr. – 198: Cultur-G. 2083 Nrr.

M. Weg, Leipzig. Kat. 35: Dt. Lit. 1750–1850. 2172 Nrr.

Ad. Weigel, Leipzig. Kat. 15: Gesch. u. Hilfswiss. 1264 Nrr.

A. Würzner, Leipzig. Verz. 134: Gesch. etc. 16 p.

v. Zahn u. Jaensch, Dresden. Kat. 39: Saxonica (Landes- u. Volkskde., Topogr. etc.). 1376 Nrr.




[369] Münchener Historische Commission. Die 35. Plenarversammlung hat am 17., 18. u. 19. Mai stattgefunden. An Stelle des durch Unwohlsein und ärztliches Verbot verhinderten Vorsitzenden, Exc. v. Sybel, leitete der Secretär der Comm., Prof. Cornelius, die Verhandlungen, an denen ausser ihm theilnahmen die ordentl. Mitglieder v. Arneth, v. Bezold, Dümmler, v. Hegel, Heigel, v. Liliencron, Lossen, v. Maurer, Preger, Riezler, v. Rockinger, v. Sickel, Stieve, Wattenbach, Wegele und das ao. Mitglied Quidde. – Seit der letzten Sitzung verlor die Comm. durch den Tod die Mitglieder Prof. Baumgarten und Prof. v. Wyss. – Die Comm. publicirte im abgelaufenen Berichtsjahr: 1. Allgemeine Dt. Biographie, Band 36 und die 1. Lieferg. des 37. Bandes; 2. Deutsche Reichstagsacten, jüngere Reihe, Bd. I: Die Reichstagsacten unter Kaiser Karl V., 1. Bd.; 3. Die Recesse und andere Acten der Hansetage von 1256–1430, Bd. 7; 4. Jahrbücher des Dt. Reichs unter Heinrich IV. und Heinrich V., Bd. 2.

[164

Die Hanserecesse gehen ihrer Vollendung entgegen. Der Herausgeber, Stadtarchivar Koppmann in Rostock, vorübergehend durch Krankheit und andere Arbeiten verhindert, wird binnen kurzem die Arbeiten am 8. Bde. wieder aufnehmen, mit dem das Unternehmen seinen Abschluss erreichen soll.

[165

Die Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Heinrich IV. u. V. werden ohne Unterbrechung von Prof. Meyer v. Knonau fortgesetzt, der jetzt mit dem 3. Bd. beschäftigt ist. Dr. Uhlirz arbeitet fortdauernd an den Jahrbüchern unter Otto II. u. III. Prof. Winkelmann gedenkt mit aller Kraft wieder an die Jahrbücher unter Friedrich II. zu gehen.

[166

Von den Chroniken der Deutschen Städte, unter Leitung des Prof. v. Hegel, ist Bd. 22 (Bd. 4 der Chroniken der Stadt Augsburg, bearb. von Dr. Fr. Roth) im Druck weit vorgeschritten und wird demnächst erscheinen. Der Band enthält die bis 1536 reichende Chronik des Clemens Sender und andere Fortsetzungen der Mühlich’schen Chronik. Der Chronist ist Gegner der Reformation. Auf der entgegengesetzten Seite steht die „Chronica neuer Geschichten“ von 1514–1526, die für den nächstfolgenden Augsburger Band bestimmt ist. – Den Druck des neuen Bandes der Westfälisch-Niederrheinischen Chroniken, der eine Verfassungsgeschichte der Stadt Soest, chronikal. Aufzeichnungen des Stadtraths von Soest und eine Chronik [370] von Duisburg bringen soll, wird Dr. Ilgen voraussichtlich im Herbst beginnen lassen.

[167

Von der Geschichte der Wissenschaften in Deutschland ist zunächst die Geschichte der Geologie von Prof. v. Zittel zu erwarten. Der Geschichte der Physik widmet sich Prof. Karsten, nach langer Krankheit, von neuem mit Eifer. Die Vollendung der Geschichte der Rechtswissenschaften von Prof. Landsberg steht in einigen Jahren in Aussicht.

[168

Von der Allgemeinen Deutschen Biographie sollen im nächsten Etatsjahr ausser den noch fehlenden Lieferungen des 37. Bandes zwei weitere Bände erscheinen. Die Herausgeber, Klosterpropst v. Liliencron u. Geh.- Rath v. Wegele, halten noch 3 weitere Bände und ausserdem 2 Bände Nachträge für erforderlich. Ein Namensverzeichniss aller behandelten Personen ist in Angriff genommen und in raschem Fortgang begriffen.

[169

Für die Reichstagsacten der älteren Serie wurde besonders an der Herstellung des 10. u. 11. Bandes gearbeitet, ohne dass doch die Sorge für den ganzen Umfang des Unternehmens völlig ausser Acht gelassen werden durfte. Eine Reise, die Dr. Beckmann im vorigen Herbst nach Düsseldorf, Köln, Lüttich, Brüssel, Trier, Frankfurt, Mainz, Giessen, Marburg, Darmstadt, Würzburg, Nürnberg machte, bezweckte in einigen Orten zwar allgemeine Orientirung, in den meisten aber Ausfüllung der Lücke, die bei früheren Reisen zwischen den Jahren 1430 u. 1440 geblieben war. In München wurden Materialien aus Wien, Frankfurt, Strassburg, Mainz, Lüttich, Pommersfelden, Würzburg und aus München selbst vorzugsweise unter demselben Gesichtspunkt ausgebeutet, besonders aber an der Herrichtung des Manuscripts für die beiden Bände gearbeitet. Diese sollen die Zeit von Ende 1431–1437 umfassen; nur muss im 10. Band um der Romzugsfrage willen, die in den vorhergehenden Bänden absichtlich bei Seite gelassen worden ist, noch in die Jahre 1426–1431 zurückgegriffen werden. Der 10. Band wird mit der Kaiserkrönung Sigmund’s im Mai 1433 abschliessen. Der Herausgeber, Prof. Quidde, glaubt jedoch die Veröffentlichung nicht beginnen zu dürfen, ehe nicht die auf das Basler Concil bezüglichen Manuscripte der beiden grossen Bibliotheken Westeuropas, der Pariser Nationalbibliothek und des British Museum, geprüft und ausgebeutet sind. Namentlich Paris verspricht nach vorläufiger Recherchirung, die der Güte des Herrn Dr. Dopsch, Mitarbeiters bei den Monumenta Germaniae, zu danken ist, noch manche Lücken auszufüllen. Nach Ausführung beider Arbeiten und daneben noch einer Nachlese in Mailand, Venedig und Florenz, wird der 10. Band, bearb. von Dr. Herre, in den ersten Monaten des nächsten Jahres fertig gestellt werden, ein Jahr später der 11., bearb. von Dr. Beckmann.

[170

Die Reichstagsacten der jüngeren Serie sind nach dem Tode des Prof. von Kluckhohn’s unter die Leitung von Dr. Wrede, der von Anfang an in hervorragender Weise an dem Unternehmen betheiligt gewesen ist, gestellt worden. Ausserdem ist Dr. Bernays, seit dem 1. Januar 1894 von Simancas nach Göttingen zurückgekehrt, vollständig in den Dienst der Reichstagsacten getreten. Vorerst hat Dr. Wrede das Register zu dem [371] 1. Band abgefasst und im August diesen Band erscheinen lassen. Darauf wurde die Redaction des 2. Bandes in Angriff genommen, der die Zeit von der Kaiserwahl bis zum Schluss des Wormser Reichstages umfassen wird. Dr. Bernays wird in einer darstellenden Einleitung die Zeit von der Wahl bis zum Ausschreiben des Reichstags behandeln; daran werden sich die Acten, Präsenzlisten und Correspondenzen schliessen. Bis zum Herbst wird das ganze Manuscript des 2. Bandes druckfertig sein.

[171

Die ältere Pfälzische Abtheilung der Wittelsbacher Correspondenzen erwartet ihren Abschluss und die Beendigung des Druckes des 3. Bandes der Briefe des Pfalzgrafen Johann Casimir nicht schon im Jahr 1895, wie in Aussicht genommen war, sondern erst ein Jahr später, da der Herausgeber, Prof. v. Bezold, durch seine Wahl zum Prorector der Universität Erlangen verhindert war, die Vorarbeiten für den Band zu Ende zu führen.

[172

Für die ältere Baierische Abtheilung der Wittelsbacher Correspondenzen, unter Leitung des Prof. Lossen, sind Dr. Brandi und Dr. Götz fortdauernd thätig gewesen. Dr. Brandi hat seine Vorarbeiten für den 4. Band der Beiträge zur Reichsgeschichte fortgesetzt und mit einem vierwöchigen Aufenthalt in Wien abgeschlossen. Der Druck des 4. Bandes hat begonnen. Gemäss dem im vorigen Jahr festgesetzten Plan wird derselbe die Sammlung v. Druffel’s in dem von diesem den früheren Bänden gegebenen Umfang bis zum Ende des Jahres 1554 führen. Für die Jahre 1555–56 wird sich die Publication auf Briefe und Acten zur Geschichte der Baierischen Politik und des Heidelberger Bundes beschränken und damit dem Unternehmen des Dr. Götz die Hand reichen, der für die Geschichte des Landsberger Bundes (seit 1556) fortgefahren hat, die Münchener und daneben die Nürnberger Archivalien durchzuarbeiten, und nach Beendigung dieser Arbeit die Archive von Augsburg, Innsbruck und Wien zu besuchen gedenkt.

[173

Die jüngere Baierisch-Pfälzische Abtheilung der Wittelsbacher Correspondenzen, die Briefe und Acten zur Geschichte des 30jährigen Krieges, unter Leitung des Prof. Stieve, ist im vergangenen Jahre durch die Ergebnisse, die Dr. Mayr-Deisinger während eines c. 6monatlichen Aufenthalts in Simancas erzielte, und durch den grossherzigen Vertrauensact des Landhofmeisters von Preussen, Burggrafen Richard Friedrich zu Dohna-Schlobitten, der sein Familienarchiv der Commission zur Benutzung in München anvertraut hat, in erfreulicher Weise gefördert worden. Der Druck des 6. Bandes der „Briefe und Acten“, der den Anfang der Jahre 1608–1610 enthält, die Prof. Stieve selbst zu besorgen übernommen hat, ist durch die unerwartete Auffindung der lange vergebens gesuchten Baierischen Acten zum Jülicher Erbstreit und ihre Verarbeitung verzögert worden. Er hat im Februar 1894 begonnen und wird seitdem rasch gefördert. Auch nach Ausscheidung der für den Oesterreichischen Hausstreit gesammelten Papiere werden zwei Bände nicht genügen, sondern Band 6, 7 und 8 den Jahren 1608–1610 gewidmet werden. Der Herausgeber hofft, im kommenden Etatsjahr den 6. Band und den Anfang des 7. gedruckt vorlegen zu können. – Die Zeit, welche nicht von [372] Simancas und den Schlobittner Archivalien in Anspruch genommen war, haben die Mitarbeiter des Prof. Stieve, Dr. Chroust und Dr. Mayr-Deisinger, auf die Fortsetzung ihrer gewohnten Arbeiten, der erste für die Jahre 1611–1618, der andere für die Jahre 1618–1620 verwandt. Dr. Chroust hat sich zunächst im wesentlichen auf die Jahre 1611–1613 beschränkt, für diese die Baierischen, Kurpfälzer und Pfalz-Neuburger und die von Berlin mitgetheilten Ansbacher Acten bearbeitet. Er wird demnächst nach Wien gehen. Dr. Mayr hat die Bearbeitung der Baierischen und Kurpfälzer Acten des Münchener Staatsarchivs fortgesetzt. Prof. Stieve hat, um seinen Mitarbeitern die Wege weiterhin zu ebnen, die Archive zu Coblenz, Düsseldorf, Dresden besucht und dort die Acten aufgezeichnet, deren Mittheilung seiner Zeit erbeten werden soll.

[174

Die Münchener Akademie hat den derzeitigen Mitarbeiter der Histor. Commission Dr. K. Brandi mit der Fortsetzung und Vollendung der Druffel’schen Monumenta Tridentina beauftragt.

[175

Hansischer Geschichtsverein. Die 23. Jahresversammlung, mit der gleichzeitig, wie üblich, auch die des Vereins für Niederdeutsche Sprachforschung stattfand, wurde vom 14.–16. Mai in Köln abgehalten. Vorträge wurden gehalten von Geh. Justizrath Frensdorff (Göttingen) über die Hansa zu Ausgang des MA., Baurath Stübben über die Kölner Hafenbauten, Prof. Gothein (Bonn) über G. der Rheinschiffahrt, Privatdocent Höniger (Berlin) über die Kölner Gilde, Domcapitular Schnütgen über die Entwicklung der Kölner Kunst.

[176

Von den Hanserecessen nähert sich jetzt auch die von Professor D. Schäfer herausgegebene 3. Abtheilung, die bis 1530 reichen soll, ihrem Abschlusse: der 5. Band (bis 1510) ist im Drucke vollendet.

[177

Für die Fortsetzung des Hansischen Urkundenbuchs hat Dr. Kunze das von ihm übernommene Manuscript für den 4. Band einer gründlichen Neubearbeitung unterzogen, ferner für den 5. Band, der von vornherein ihm allein anvertraut gewesen, eine erfolgreiche Forschungsreise durch die Mittel- und Nordniederländischen Archive ausgeführt. Bis zur nächsten Generalversammlung steht der Abschluss des 4. Bandes in Aussicht. Der Bearbeiter der 3. Abtheilung, Dr. W. Stein, hat das Kölner Material erledigt und daraus unabhängig vom Urkk.-Buch einen Band „Acten zur G. der Verfassung und Verwaltung der Stadt Köln“ publicirt; im Spätsommer 1893 bereiste er die Niederrheinischen Archive, gegenwärtig ist er mit der Durchforschung der Niederländischen Archive beschäftigt.

[178

Der 1. Theil der Hansischen Inventare des 16. Jahrhunderts, die Hanseatica des Kölner Archivs enthaltend, ist wegen der Erkrankung des Bearbeiters Dr. Keussen noch nicht bis zur Drucklegung gediehen; doch wird sie voraussichtlich demnächst beginnen können. – Das Inventar der Hanseatica des 16. Jh. im Braunschweiger Archiv hat Dr. H. Mack vollendet, so dass es sich alsbald anreihen wird; derselbe Bearbeiter ist mit der Fortsetzung bereits in das 1. Viertel des 17. Jh. vorgedrungen. Ueber das Inventar der Hanseatica des 16. Jh. im Danziger Archiv von Dr. E. Damus sowie über die Ausdehnung des Inventarisirungswerkes auf die [373] übrigen Hansearchive wird der Vorstand noch Beschluss zu fassen haben. Es ist das wesentlich mit eine Frage der finanziellen Mittel, worauf wir unten zurückkommen.

[179

In dem zur Ausgabe bereiten 7. Band der Hansischen Geschichtsquellen veröffentlicht Dr. Blümcke in Stettin die Actenstücke der i. J. 1608 nach Moskau abgeordneten Hansischen Gesandtschaft. – Die Hansischen Geschichtsblätter erscheinen in regelmässiger Folge weiter.

[180

Von Interesse dürfte ein Ueberblick über die Finanzen des Vereins sein. Der Kassenabschluss bilancirt mit 27 758 M. 17 Pf. Die Ausgaben für die Publicationen beliefen sich im letzten Jahre auf reichlich 11 000 M. Dazu kommen Verwaltungskosten (einschliesslich der Reisevergütungen für Vorstandsmitglieder) mit nahezu 1600 M. Die Einnahmen aus Beiträgen von Städten und Einzelmitgliedern machten gegen 9700 M. aus, sonstige Einnabmen gegen 700 M. Der Vermögensbestand hat demnach eine Schmälerung um etwa 2250 M. erfahren; er ist von 17 410 M. auf 15 160 M. gesunken. Ein ähnliches Facit weisen schon die letzten 6 Jahre auf. Bis zum J. 1888 war das Vermögen von Jahr zu Jahr bis auf 33 500 M. angewachsen; seitdem haben die Ausgaben stets die Einnahmen überschritten, am stärksten 1892/93. Die Mitgliederzahl ist zurückgegangen, allerdings nicht sehr erheblich (von ihrem Höhepunkt 532 im J. 1885 auf 456 mit je 6 M. Beiträgen, wozu in Köln 16 neue Mitglieder kamen); die Beiträge Deutscher Hansestädte haben sich so ziemlich auf der bisherigen Höhe gehalten (c. 6–7000 M.), die Beiträge von Vereinen sind ein wenig zurückgegangen, erheblicher die Beiträge ausserdeutscher Städte und besonders die ausserordentlichen Zuwendungen; die Ausgaben andererseits sind durch rasche Drucklegung mehrerer Bände bei gleichzeitiger Honorirung mehrerer fest angestellter Mitarbeiter gestiegen. Der Bericht bemerkt demgemäss auch betr. der Inventarisirungsarbeiten, dass die Erweiterung der Thätigkeit des Vereins eine Erweiterung seiner Mittel erforderlich mache. Die dringendsten und wichtigsten Aufgaben des Vereins sind freilich auch gelöst.

[181

Badische Historische Commission. Die 13. Plenarsitzung wurde am 19. u. 20. Oct. in Karleruhe abgehalten. Auch in diesem Jahre führte der Secretär, A.-Dir. v. Weech, den Vorsitz. Ausser ihm nahmen Theil die ord. Mitglieder Baumann, Bücher, Erdmannsdörfer, Krieger, Obser, Schröder, Schulte, Simson, Wagner, Wiegand, die ao. Mitglieder Maurer, Roder und Wille und als Vertreter der Regierung Staatsminister Nokk und Geh.-R. Arnsperger. – Seit der letzten Sitzung ist das ordentl. Mitglied Freiherr Roth v. Schreckenstein gestorben.

[182

Seit der 12. Plenarversammlung sind folgende Veröffentlichungen der Commission erschienen: Fester, Regesten der Markgrafen v. Baden, Lfgn. 4 u. 5; Koch u. Wille, Regesten der Pfalzgrafen am Rhein, Lfgn. 5 u. 6 (Schluss des I. Bd.); Cartellieri, Regesten der Bischöfe v. Konstanz, Bd. II, Lfg. 1; Krieger, Topogr. Wörterb., Abth. 2; Kindler v. Knobloch, Oberbad. Geschlechterbuch, Lfg. 1; Bad. Neuj.-Bll. IV: Baumann, Territorien des Seekreises 1800; endlich Bd. IX der Zeitschrift f. d. G. d. Oberrheins mit [374] Nr. 16 der Mittheilungen. – Von einzelnen Untersuchungen ist Folgendes zu berichten:

[183

Mittelalterliche Quellen, insbes. Regestenwerke. Die Schluss-Lfg. des 1. Bd. der Regesten zur G. der Bischöfe von Konstanz, enthaltend das von Dr. Th. Müller (jetzt in Leipzig) bearbeitete Register, soll zu Beginn des Jahres 1895 ausgegeben werden; von dem durch Dr. A. Cartellieri bearbeiteten 2. Bd. wird im nächsten Jahre eine Lieferung erscheinen. Die Oberleitung dieses Unternehmens hat Professor Schulte in Folge seiner Berufung nach Freiburg abgegeben und A.-Dir. v. Weech wieder übernommen. – Auch von Dr. R. Fester’s Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg werden 1895 2 Lieferungen zur Veröffentlichung gelangen. – In Folge der Ernennung des Dr. P. Albert zum Stadtarchivar in Freiburg ging die Bearbeitung des Registers zum 3. Bd. des Codex dipl. Salernitanus an Dr. H. Isenhart über, welcher es in der nächsten Zeit abschliessen wird.

[184

Quellen zur Rechts- und Wirthschaftsgeschichte. Die Bearbeitung des Stadtrechts von Ueberlingen hat Prof. G. Cohn in Zürich übernommen, ebenso Geh. Hofrath Schröder die Stadtrechte von Wertheim und Wimpfen und ihrer Töchterorte; letzterer stellt 3 Hefte dieser Publication für 1895 in Aussicht. Der für die Herausgabe der Stadtrechte und Weisthümer des Oberrheins bestehenden Commission hat sich als 5. Mitglied A.-Rath Dr. Krieger angeschlossen, der in erster Reihe die im General-Landesarchiv verwahrten Stücke zu verzeichnen gedenkt. – Zur Sammlung von Urkunden und Acten zur G. des Handelsverkehrs zwischen Oberitalien und dem Oberrhein hat Prof. Schulte die schon längere Zeit geplante archivalische Reise nach Mailand und Genua unternommen und von hier eine reiche Ausbeute mitgebracht; eine zweite Reise, die ihn auch noch in andere Städte Oberitaliens führen wird, ist für das nächste Jahr in Aussicht genommen.

[185

Quellenpublicationen zur neueren Geschichte. Das Manuscript des 4. Bd. der Polit. Correspondenz Karl Friedrich’s, hrsg. von Obser, ist druckfertig, so dass in der 1. Hälfte des Jahres 1895 der Ausgabe des Bandes entgegengesehen werden darf. – Im Stift St. Paul im Lavantthal hat v. Weech die Correspondenz des Fürstabtes Martin Gerbert von St. Blasien durchgearbeitet; diese Correspondenzbände werden nach Karlsruhe übersandt werden. Zur Bearbeitung wird Dr. Hauck herangezogen. – Auch die Bearbeitung der Berichte der päpstlichen Nuntien in Wien und Paris aus der Zeit vor dem Ausbruch des Orleanischen Krieges, welche v. Weech im Vaticanischen Archiv abschreiben liess, soll so gefördert werden, dass das druckfertige Manuscript der nächsten Plenarversammlung vorgelegt werden kann.

[186

Bearbeitungen. Prof. Gothein stellt die Vollendung des 2. Bd. der Wirthschaftsgeschichte des Schwarzwaldes im Laufe der nächsten Jahre in Aussicht. Ebenso verspricht Dr. A. Rössger, seine Studie über die Romanische Einwanderung in Baden bestimmt 1895 zu vollenden. – Die Einreichung einer Arbeit über die Bevölkerung [375] der Stadt Heidelberg im 16. Jahrhundert, für welche ein Druckzuschuss erbeten wurde, veranlasste Prof. Bücher zu einem Antrag über die Ausdehnung der statistischen Arbeiten der Commission, der voraussichtlich der nächsten Plenarsitzung vorgelegt werden wird.

[187

Die Vorbereitungen für die Herausgabe der Siegel und Wappen der Badischen Gemeinden haben durch den Wechsel in der Person des Zeichners eine Verzögerung erlitten; als neuer Zeichner ist F. Held eingetreten. – Vom Oberbad. Geschlechterbuch des Oberstlieutenants Kindler v. Knobloch ist Lfg. 2 unter der Presse, Lfgn. 3 u. 4 werden 1895 erscheinen. – Desgleichen befindet sich vom Topogr. Wörterbuch des Grossherzogthums Baden eine Lieferung, die 3., unter der Presse, eine weitere soll 1895 zum Abschluss gebracht werden.

[188

Periodische Publicationen. Von der Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, N. F. redigirt von Prof. Schulte, befindet sich das 1. Heft des 10. Bd. im Druck; diesem Bande soll ein Register über die ersten 10 Bände der N. F. beigegeben werden. – Die Mittheilungen der Commission werden in der bisherigen Weise fortgeführt. – Das Neujahrsblatt für 1895 von Prof. Gothein in Bonn wird die Zustände der Kurpfalz nach dem 30jähr. Krieg behandeln; für 1896 hat Priv.-Doc. Fester in München die Bearbeitung des Neujahrsblattes übernommen und als Thema hierfür die G. des Markgrafen Bernhard I. von Baden gewählt.

[189

Ausserdem wurde beschlossen, die Conferenzen von Vertretern der landesgeschichtlichen Publicationsinstitute, welche künftig in Verbindung mit den Deutschen Historikertagen stattfinden werden, zu beschicken.

[190

Der Gesammtverein der Deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine hat in den Tagen vom 9.–12. Sept. seine 39. Generalversammlung unter mässiger Betheiligung (70–80 Personen) in Eisenach abgehalten. In den öffentlichen Sitzungen sprachen Prof. v. Thudichum (Tübingen) über die Rechtssprache als Hilfsmittel zur Feststellung der ursprünglichen Grenzen der Deutschen Stimme, Superintendent Dr. Marbach (Eisenach) über ein geistliches Spiel von den zehn Jungfrauen, aufgeführt 1322 in Eisenach, Dr. Freiherr v. Thüna (Weimar) über das Preuss. Inf.-Reg. Nr. 40 im 7jähr. Krieg.

[191

In den Sectionssitzungen berichtete ausführlicher Architekt P. Wallé (Berlin) über den gegenwärtigen Stand des Denkmalschutzes in Deutschland, Prof. Dr. Brecher (Berlin) über die bisherigen Arbeiten zur Schaffung historisch-statistischer Grundkarten, Baumeister Jacobi (Homburg) über neuere Aufdeckungen am Limes. Zur Frage der prähistorischen Cultusstätten in Deutschland legte Oberst v. Cohausen einen durch Dr. Florschütz aufgestellten Fragebogen vor, der im Ganzen genehmigt und zur Versendung an die Einzelvereine bestimmt wurde; in gleicher Weise soll für die Untersuchungen über die Mardellen ein Fragebogen bearbeitet werden.

[192

[376] Hinsichtlich der Kirchenbücher wurde die Annahme des früheren Vorkommens derselben sowohl in Süd- und Mitteldeutschland als im Norden durch zahlreiche Beispiele bestätigt und Aufstellung eines Verzeichnisses derselben auf Grund eines durch Dr. Grotefend (Schwerin) und Amtsrichter Krieg (Schlieben) abzufassenden Fragebogens beschlossen.

[193

Die Section für Archivwesen fasste auf Antrag Archivraths Dr. Prümers eine Resolution, welche dahin ging, es solle eine Ausstellung für Archivwesen, etwa in Marburg, geschaffen werden. Der Verwaltungsausschuss wurde zu diesem Behufe mit den einleitenden Schritten bei dem Director der Preuss. Staatsarchive betraut.

[194

Ferner wurde beschlossen, vom 1. Jan. 1895 der Redaction des Correspondenzblattes 450 statt 350 M. Entschädigung zu geben. – Dem Gesammtverein gehören z. Z. 114 Vereine an. – Die nächste Versammlung findet 1895 in Konstanz statt.

[195

Der 2. Kunsthistorische Congress fand unter Betheiligung von ungefähr 90 Fachgenossen am 30. Sept. und 1. Oct. in Köln statt. Ausser den öffentlichen standen auch die zahlreichen Privatsammlungen den Theilnehmern offen. Die Stadt liess als Festgabe die nicht in den Handel gelangte ältere Schrift von Ennen „G. des Kölner Domes“ vertheilen. Ueber die Kunsthistorische Gesellschaft für photographische Publicationen referirte Prof. Schmarsow, über die Gründung eines Kunsthistorischen Instituts in Florenz Prof. M. G. Zimmermann; für letzteres waren 12 500 M. bereits gesammelt. Priv.-Doc. B. Haendcke (Jena) regte eine Erweiterung der bibliographischen Notizen des „Rep. f. Kunstwiss.“ an. Von Vorträgen sind an dieser Stelle zu nennen der von Hofr. Aldenhoven über Meister Wilhelm von Köln und der von Mus.-Dir. Hofstede de Groot über die Utrechter Ausstellung von Werken der dortigen Malerschule. – Der nächste Congress soll 1896 und zwar in Budapest tagen, wo gleichzeitig eine retrospective Ausstellung stattfindet.

[196

Commission royale d’histoire de Belgique. Die Arbeiten der Comm., die in dieser Zeitschrift zuerst Bd. 4, 379 f. aufgezählt wurden, sind in rüstigem Fortgang begriffen. Im Auftrage der Comm. hat A. Cauchie eine Archivreise nach Italien unternommen und über seine Studien vorzugsweise in Römischen Bibliotheken und Archiven einen Bericht erstattet, den unsere Bibliogr. unter ’93, 687 a citirt. Für die Fortsetzung der Arbeiten hat G. Kurth eine Eintheilung des Stoffes in 5 Gruppen vorgeschlagen: I. die noch ungedruckten Chroniken; II. die zahlreichen Urkundensammlungen, die meist noch des Herausgebers harren; III. Acten und Urkk. der alten Gilden; IV. Politische Correspondenzen, und V. Verwaltungsgeschichtl. Acten.

[197

In Rom ist eine Società nazionale per le traduzioni popolari italiane gegründet worden, die eine seit dem 1. Dec. 1893 allmonatlich erscheinende Rivista herausgibt (vgl. ’93, 518) und ausserdem die schon früher begonnene Biblioteca nazionale delle traduzioni popolari ital. unter ihre Fittiche nimmt. Director der Ges. und der beiden [377] literarischen Unternehmungen ist der bekannte Philologe u. Lit.-historiker Angelo de Gubernatis. Der Mitgliederbeitrag ist 12 Lire jährlich, wofür die Rivista geliefert wird. Eine jährliche Festsitzung findet im November statt, andere Sitzungen werden nach Bedürfniss angesetzt, ein Congress soll alle 3 Jahre, in verschiedenen Städten, zuerst 1895 in Rom, abgehalten werden.

[198

Die neuen Vorschriften über die Vorbildung und Prüfung der Preussischen Archivaspiranten sind, wie schon mitgetheilt, im Reichs- und Staatsanzeiger vom 11. April, Nr. 85, publicirt. Dieselben scheinen uns bedeutend freier und zweckmässiger als die im vorletzten Heft besprochenen Bestimmungen für den Bibliothekdienst zu sein. Zwar zählt die „Bekanntmachung“ eine erschreckende Menge von Fächern auf, welche gehört oder belegt werden sollen, aber es handelt sich dabei nur um eine Empfehlung. Als unerlässlich wird nur bezeichnet, dass die Aspiranten mit Erfolg mindestens zwei Semester einem Seminar für die historischen Hilfswissenschaften, zwei Semester einem historischen, ein Semester einem Deutsch-philologischen Seminar als Mitglieder angehört und mindestens ein Semester an Uebungen über Archivkunde theilgenommen haben. Ausserdem wird gefordert das Reifezeugniss eines Deutschen humanistischen Gymnasiums und Abgangszeugniss über sechssemestrige Universitätsstudien. Die Theilnahme an dem Marburger Seminar für Hilfswissenschaften (vgl. unsere Notiz ’93, 507) ist nicht obligatorisch.

[199

Aus der angefügten „Prüfungsordnung“ geht auch hervor, einmal dass Lücken im Studiengang nicht eo ipso von dem Examen ausschliessen (§ 14), dann auch, dass dieses selbst mit Berücksichtigung seines praktischen Zweckes eingerichtet ist. Die beiden wichtigsten einschlägigen Paragraphen lauten wörtlich:

§ 7. Die Prüfung erstreckt sich auf Deutsche, für die neuere Zeit insbesondere Preussische G., auf Deutsche Rechts-G., auf Preussisches Staats- und Verwaltungsrecht und deren G., sowie auf die histor. Hilfswissenschaften, wobei Fragen über die Kenntnisse des Candidaten in der Lateinischen, Mittelhoch- und Mittelniederdeutschen, sowie in der Französischen Sprache anzuschliessen sind. Hat der Candidat an den von dem Staats-Archivar geleiteten Uebungen in der Archivkunde theilgenommen oder unter dessen Leitung bereits im Staats-Archiv praktisch gearbeitet, so hat der letztere am Schluss der Prüfung über die Fortschritte desselben in der Archivkunde zu berichten.

§ 8. Im allgemeinen geht die Aufgabe der Prüfung dahin, nicht so sehr den Besitz eines weitläufigen Memorirstoffes bei dem Candidaten zu erkunden, als sich zu überzeugen, dass er die Sicherheit der wissenschaftlichen Methode, die Gewöhnung an klare Begriffe und einsichtige Anschauung nebst ausreichender Literaturkunde und damit die Fähigkeit zu selbstständigem wissenschaftlichen Weiterlernen erlangt habe.

Wegen fernerer Einzelheiten sei auf die Bestimmungen selbst verwiesen.

[200

Von der in Baiern schon seit 1882 geltenden Prüfungsvorschrift unterscheiden sie sich wesentlich dadurch, dass in Preussen die Prüfung den Abschluss der Universitätsstudien bildet, während sie in Baiern an den Schluss einer mindestens dreijährigen Vorbereitungszeit gelegt ist. Ein [378] Staats- oder Doctorexamen wie in Baiern ist nicht gefordert, während man für den Preussischen Bibliothekdienst jetzt ja diese beiden Examina neben einander vor dem Bibliotheks-Fachexamen absolvirt haben muss.

[201

Archive, Bibliotheken, Museen. Ueber staatliches Archivwesen in den verschiedenen Europ. Ländern ausser Oesterreich hat Frhr. v. Helfert schon vor langer Zeit einen Artikel im 2. Bande der M. d. Oesterr. Archiv-Section veröffentlicht. Vgl. MInstÖG 15, 175, wo man auch über den sonstigen Inhalt des Bandes Auskunft findet. – Ueber einen Theil der bekanntlich im Vatic. Archiv neu aufgestellten Lateranischen Register u. Supplikenregister ist im HJb 15, 252–54 eine Uebersicht gegeben. – Die von uns öfter erwähnte, vor 2 Jahren im Vatican eingerichtete Nachschlagebibliothek ist beschrieben in einer Denkschrift von Mons. Mar. Ugolini, La nuova biblioteca Leonina nel Vaticano (4°, 97 p. mit Plan). – Ueber Hss. etc., die der Stadtbibliothek in Metz aus dem Nachlass des Frh. L. Numa v. Salis zugefallen sind, vgl. JbGesLothrG 5, 270 ff. und CBlBiblw 11, 136. V. Sauerland hat daraus seitdem Venez. Ann. des 12.–13. Jh. publicirt, s. Bibliogr. ’94, 1618 a.

[202

Benützung von Archiven und Bibliotheken. Der Heidelberger Privatdocent Graf Du Moulin-Eckart erwähnt im Vorwort zu seinem Buche über Baiern unter Montgelas (s. Bibliogr. ’94, 2068), dass ihm die Benützung der Acten des Baierischen Staatsarchivs in München nicht gestattet wurde, während er in Berlin und Paris Zutritt fand. Die Darstellung der Baierischen Verhältnisse gründet sich also bei ihm nothgedrungen wesentlich auf Berliner und Pariser Acten. Die trockene Mittheilung ruft eine alte Klage wach, zugleich auch die Erinnerung an die Resolution des Münchener Historikertages zu Gunsten der Oeffnung der Archive bis mindestens 1847 und an die treffliche Begründung, die diese Forderung durch den damaligen Referenten Prof. Heigel gefunden hat. – Nachträglich sei hingewiesen auf einen Erlass vom 5. Dec. 1893 betr. Versendung von Handschriften aus den Bibliotheken der höheren Schulen Preussens (s. CBlBiblw 11, 126 f.).

[203

Ueber die Neueinrichtung des Strassburger Stadtarchivs bringt die Archv. Z. 4, 109–22 einen Bericht des Stadtarchivars Dr. O. Winckelmann. Vom Standpunkt der Archivbenützer hat sich besonders die Aufstellung der Urkundenschätze des Archivs als äusserst bequem erwiesen; indess scheint die Art der Unterbringung in dem jetzigen Archivgebäude – dem ehemaligen Bürgerspital – bedeutende Kosten verursacht zu haben, wie sie nur wenige Gemeinwesen für ihr Archiv aufwenden dürften.

[204

Das Römisch-Germanische Centralmuseum in Mainz befindet sich in dem restaurirten ehemaligen kurfürstlichen Schlosse, in welchem auch die übrigen Mainzer Sammlungen untergebracht sind. Das Museum, das i. J. 1852 durch den Gesammtverein Dt. G.- u. Alth.-Vereine ins Leben gerufen wurde, hat sich seitdem mächtig entwickelt, seine Sammlungen und Werkstätten haben allmählig sämmtliche Räume des Erdgeschosses, die die Stadtverwaltung mit beträchtlichem Aufwand herrichten liess, in Anspruch genommen. Durch die letzten Erweiterungsbauten war die Neuordnung, [379] die noch unter Lindenschmit vollendet wurde, erst ermöglicht. Da aber immer noch die reichen Sammlungen der Römischen Alterthümer in ihrer völligen Entfaltung gehemmt sind, die vorgeschichtl. Sammlungen zur Zeit nicht hinreichend nach ihrer Herkunft gesondert aufgestellt werden können und vor Allem auf die rasche Vermehrung durch neue Zugänge Bedacht zu nehmen ist, so wurde schon 1893 bei der Sitzung des Gesammtvorstandes eine neue Vergrösserung ins Auge gefasst. Das Erdgeschoss bietet hiezu keinen genügenden Platz mehr. Dagegen würde sich das im Hofe des Schlosses stehende Lagerhaus, das gegenwärtig noch als Niederlage zollpflichtiger Güter dient, für die Zwecke des Museums vorzüglich eignen. Die Entscheidung über diesen Plan steht den städtischen Behörden zu.

[205

In Breslau wird vom Fürstbischof Kopp die Gründung eines Diöcesan-Museums geplant. Dasselbe soll auch die Bibliothek und das Archiv des Domcapitels aufnehmen, eine Anordnung, die hoffentlich zugleich die Benutzung zu erleichtern geeignet ist. Gegen das Museum selbst aber wäre wohl das Bedenken zu erheben, dass es dem in Breslau schon vorhandenen Museum Schlesischer Alterthümer und den kleineren Sammlungen der Provinz eine nicht zweckmässige Concurrenz machen würde. Das Museum Schlesischer Alterthümer ist ein hervorragendes Institut, das in 5 Hauptabtheilungen und einigen Nebenabtheilungen von vorgeschichtlichen, kirchlichen, bürgerlichen, ritterlich-militärischen und architektonischen Alterthümern über 50,000 Gegenstände vereinigt, auch eine sehr bedeutende Münz- und Siegelsammlung besitzt. Erhalten wird dasselbe von dem im J. 1858 gegründeten Verein, der auch die Zeitschrift „Schlesiens Vorzeit“ herausgibt. Der erste Schritt zur Begründung des Diöcesan-Museums ist der gewesen, dass der Bischof die Kirchenvorstände anwies, Sacralalterthümer nicht mehr an das Museum Schlesischer Alterthümer abzuliefern. Das Verbot bezog sich insbesondere auf eine Aufforderung des Museums zur Einsendung alter Leinwandstickereien, und bei dieser Gelegenheit hat der Bischof zu erkennen gegeben, dass er selbst längst die Anlegung eines Museums für die Diöcese plane.

[206

Historisches Museum zu Basel. In den Räumen der Barfüsserkirche ist am 21. April 1894 das neue Museum eröffnet worden, das, wie ’92, 402 berichtet, aus der Vereinigung der beiden bisher bestehenden Sammlungen entstanden ist. Auch bei der Ordnung dieses Baseler Museums ist die rein systematische Aufstellung zu Gunsten der künstlerischen Wirkung nach Möglichkeit vermieden worden. Genaueres enthält der letzte JB des V. für das Hist. Museum (Basel, Birkhäuser. 1894. 4°. 40 p. mit 3 Tafeln).

[207

Zeitschriften und Sammelwerke. Das 1. Heft der früher angekündigten „Beiträge zur Baier. Kirchen-G.“, hrsg. von Th. Kolde, ist im Verlage von Fr. Junge in Erlangen erschienen. Es enthält Beiträge von Kolde, F. Stieve, A. Sperl, sowie den Anfang einer bibliographischen Zusammenstellung aus Zeitschriften Baierischer historischer Vereine von O. Rieder.

[208

[380] Der bekannte Preuss. Staatsarchivar a. D. Chr. Meyer hat schon wieder eine neue histor. Zeitschrift in’s Leben gerufen unter dem Titel Germania, illustrirte Monatsschrift f. Kunde d. Dt. Vorzeit, Z. f. Cultur-G. (Leipzig, Friesenhahn. 4°. Heft 1. 32 p. Halbjährlich 6 M.) Die Zeitschrift soll sich mit „Cultur-G. im engeren Sinne“, Sitten, Gebräuchen etc. beschäftigen, entsprechend etwa Gruppe IV, 5 unserer Bibliographie.

[209

Die Lateinischen Literaturdenkmäler des 15. und 16. Jahrhunderts werden jetzt von Priv.-Doc. Dr. M. Hermann allein herausgegeben. Der frühere Mitherausgeber Szamatolski war schon vor seinem Tode ausgetreten.

[210

Von den Deutschen Literaturdenkmalen des 18. und 19. Jahrhunderts hat mit Nr. 51 eine „Neue Folge“ begonnen, für die laut Ankündigung des Verlegers Göschen in Stuttgart eine wesentliche Preisermässigung eintreten soll (jede Nummer von 3–4 Bogen zu 60 Pfg.). Herausgeber bleibt A. Sauer, der schon vor einigen Jahren an die Stelle des Begründers B. Seuffert getreten ist.

[211

Eine Bibliothek Russischer Denkwürdigkeiten wird seit einiger Zeit von Th. Schiemann herausgegeben. Erschienen sind bisher 4 Bände, deren Inhalt vorzugsweise für die Russische Bildungs-G. der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Interesse ist. Die Kritik hat bei Anerkennung des eigenartigen Interesses doch mehrfach Uebersetzung und Edition als nicht sehr sorgsam getadelt.

[212

Provinzialzeitschriften. Von Mittheilungen aus dem Stadtarchiv der Stadtbibliothek zu Breslau ist das 1. Heft ausgegeben worden; es enthält eine Abhandlung von Markgraf über den Breslauer Ring. – Seit Anfang d. J. erscheint eine Monatsschrift des Bergischen Geschichtsvereins, hrsg. von H. Hengstenberg und O. Schell (1. Jahrg. Elberfeld, Bädeker. 172 p. 2 M., für Mitglieder 1 M. 50 Pfg.) Den Inhalt bilden kleinere Artikel und Berichte über die Sitzungen und Vorträge. – So ziemlich auf die Spitze getrieben ist die im Kgr. Sachsen überhaupt so weitgehende locale Specialisirung des Zeitschriftenwesens in den Schönburgischen Geschichtsblättern, die sich als „Vjschr. z. Erforschung und Pflege d. G. im Gebiete der Schönburgischen Recess- und Lehnsherrschaften“ einführen. (Waldenburg, Kästner. Jg., zu 4 Heften von 3 bis 4 Bogen, 2 M.) – Der neu gegründete Deutsche geschichtsforschende Verein im Canton Freiburg hat sogleich mit Herausgabe einer Zeitschrift, der Freiburger Geschichtsblätter, begonnen. Der 1. Jahrgang enthält eine grössere Studie über die Schlacht bei Murten von Hans Wattelet, kleinere Arbeiten von W. Effmann und A. Büchi und eine Bibliographie von Dr. Holder.

[213

Eingegangen sind in diesem Jahre die Beiträge zur Kirchen-G. des Elsass, hrsg. von W. Horning; ebenso die Zeitschrift Bayerns Mundarten, die es nicht über 3 Hefte hinausgebracht hat, da eine Unterstützung vom Ministerium nicht zu erreichen war. Vor längerer Zeit schon hat das Bulletin de la soc. suisse de numismatique mit dem 4. Heft des 11. Bandes zu erscheinen aufgehört.

[214

[381] Generalregister. Der Verein f. G. Schlesiens hat ein „Register“ zu Bd. 16–25 seiner Zeitschrift herausgegeben (165 p.), der Histor. Verein für Steiermark eine Uebersicht der in seinen period. Schriften bis 1892 veröffentlichten Aufsätze, sowie der einschlägigen Artikel der Steiermärk. Zeitschrift (41 p.). Ein von G. Jacob bearbeitetes Dt. Inhaltsverzeichniss zu den ersten 47 Jahrgängen der Wendischen Časopis (1848–94) ist im N. Lausitzischen Magazin gegeben.

[215

Von neuen ausländischen Provinzialzeitschriften sind einige aufzuführen, die für die Französ.-Deutschen Grenzgebiete des alten Lothringens von Interesse sein können. Eine Revue d’Ardenne et d’Argonne, scientif., hist., littér. et artist, publ. par la soc. „La Bruyère“, erscheint in Sedan. (Jg. 6 Hefte. 5 fr. Nr.1: Nov.–Dec. 1893. 40 p.) Fast gleichzeitig hat eine Revue hist. ardennaise das Licht der Welt erblickt, hrsg. von P. Laurent (Paris, Picard. 1. Lfg. Jan.–Febr. 1894. 48 p.). – Eine Revue wallonne, hrsg. von M. Wilmotte in Lüttich, soll der Geschichte und Literatur der Französischen Provinzen Belgiens gewidmet sein, und ihr reiht sich dann noch an die Taxandria, tijdschr. voor Noordbrab. geschiedenis en volkskunde, hrsg. von W. J. F. Juten (Bergen op Zoom. Jg. 6 Hefte. 3 fl. 25).

[216

Französische Zeitschriften. Seit Anfang 1894 erscheint eine Monatsschrift „Correspondance hist. et archl., organe d’informations mutuelles entre archéologues et historiens“, hrsg. von T. Bournon und F. Mazerolle (Paris, 11 Quai Conti). Französ. Zeitschriften nehmen das neue Organ freundlich auf; – wir möchten vermuthen, dass es sich nicht wird halten können oder eine Beute des Dilettantismus werden wird. – Noch mehr vielleicht gilt dies für eine Monatsschrift „Le Manuscrit“, hrsg. von A. Labitte (Paris, 5 Rue de Javel. à Jg. 20 resp. 24 fr.)

[217

Eine glänzend ausgestattete kunsthistor. Zeitschrift „Monuments et mémoires“ wird in zwanglosen Heften unter Redaction von G. Perrot, R. de Lasteyrie und P. Jamot von der Académie des inscriptions aus den Mitteln einer Stiftung Eug. Piot’s († 1890) herausgegeben (Paris, Leroux. gr. 4°. Bd. I Heft 1. xxiij 104 p. u. 14 Tafeln). Das Gebiet des Unternehmens soll sich von den ältesten Zeiten bis zur Renaissance erstrecken.

[218

Eine Revue d’histoire littéraire de la France hat in diesem Jahre als Vierteljahrsschrift bei Colin in Paris zu erscheinen begonnen (Heft 1. 96 p.).

[219

Seit dem März d. J. erscheint bei Picard in Paris eine Revue Hispanique, die sich u. a. auch mit Geschichte der Pyrrhen. Halbinsel beschäftigen will, hrsg. von R. Foulché-Delbosc (Jg. 3 Hefte zu circa 100 p., 15 fr.).

[220

Handbücher. Dahlmann-Waitz, Quellenkunde der Deutschen Geschichte, das nothwendigste Handbuch jedes Fachgenossen, der sich mit Deutscher Geschichte beschäftigt, liegt jetzt endlich in der lange vermissten Neubearbeitung vor. Seit dem Erscheinen der letzten durch Waitz besorgten 5. Auflage sind 11 Jahre vergangen. Die neue, 6. Bearbeitung [382] ist das Werk Ernst Steindorff’s (Göttingen, Dieterich. 1894. 8°. 730 p. 11 M.). Sie ist eine Leistung aufopferungsvollen, sorgsamen Fleisses. Der äussere Umfang und die Masse des Inhalts sind ausserordentlich gewachsen; die Vermehrung der Nummernzahl von 3753 auf 6550 und auch die der Seitenzahl von 341 auf 730 gibt davon noch keinen rechten Begriff: denn die einzelnen Nummern vereinigen manchmal eine ganze kleine Literatur unter sich und die vereinfachte Druckeinrichtung drängt auf dem früheren Raum einen grösseren Stoff zusammen. Die Vermehrungen sind hauptsächlich von dreierlei Art: die ältere Literatur besonders für neuere Geschichte ist gleichmässiger aufgeführt; die seit 1883 neu hinzugekommene Literatur ist sehr ausgiebig verwerthet, und das Register ist aus einem blossen Namensregister zu einem Titelregister geworden.

[221

Dass nun die Literatur für alle Gebiete ganz gleich genügend herangezogen sei, wird Niemand beanspruchen und der Bearbeiter selbst nicht annehmen. Es wird daran immer zu bessern bleiben, und vielleicht wäre bei der nächsten Auflage ein Zusammenwirken verschiedener Kräfte für die Revision der einzelnen Abschnitte gerathen. Einen mir einigermassen naheliegenden Abschnitt, den der Territorialzeitschriften (III, 4 p. 82–87) habe ich flüchtig nachgeprüft; und nur, um an einem Beispiele zu zeigen, wie sich bei solchem Verfahren auch ohne Specialkenntnisse und bibliographische Recherchen noch allerhand zur Verbesserung ergibt, was der Bearbeiter leicht übersieht, lasse ich die dabei gemachten Bemerkungen folgen. Dass von den Territorialzeitschriften nur eine Auswahl geboten werden soll, ist als berechtigter Standpunkt des Bearbeiters zu acceptiren, aber die Auswahl ist keine gleichmässige. Unter den Oesterr. Provinzialzeitschriften ist die Steiermark mit zwei Nummern vertreten, während die Bll. f. Ldkde. v. Niederösterreich und die MGesSalzburgLdkde fehlen; unter den Baierischen wären die ZHVSchwaben-Neuburg, die Verhandlungen HVOberpfalz und die MVGNürnberg wohl mit demselben Recht wie die beiden „Archive“ für Ober- und Unterfranken zu erwähnen; für die Rheinlande vermisst man das AFrankfurtG und die ZAachenGV, vielleicht auch das Düsseldorfer Jb, für Mitteldeutschland die MOberhessGV und die MVAnhaltG. Am auffallendsten vielleicht ist, dass die kleinen „Mittheilungen“ des VHamburgG aufgeführt sind, während die bedeutendere „Zeitschrift“ desselben Vereins fehlt. Lübeck sowohl wie Bremen sind gar nicht vertreten, obschon die Lüb. Zeitschrift und das Bremer Jahrbuch gleichen Ranges mit manchen aufgeführten Organen sind. Aus Ostpreussen ist keine Territorialzeitschrift verzeichnet; man könnte einwenden: es existire eben keine, die die ganze Provinz umfasse, denn die Altpreuss. Monatsschrift sei nicht rein historisch; und die kleineren rein histor. Zeitschriften seien zu unbedeutend; aber die Altpreuss. Mtschr. hat etwa dieselbe Berechtigung wie die Revue d’Alsace, die doch für das Elsass aufgenommen ist, und die ZGErmland hätte, mit dem sonst angewandten Massstab gemessen, wohl auch eine Stelle finden können.

[222

In der Verwerthung der neuesten Literatur scheint mir des Guten manchmal zu viel gethan. Um keinen Fachgenossen zu kränken, exemplificire ich auf eine eigene Arbeit. Ueber die Wahl Sigmund’s sind in den letzten zwei Jahrzehnten verschiedene Specialarbeiten erschienen; das Thema [383] wurde in der Hauptsache durch Schroller und Kaufmann erledigt; nach Kaufmann habe ich mich noch einmal damit beschäftigt in einem einleitenden Capitel zu einer grösseren Arbeit über Sigmund’s Regierung. Diese Arbeit ist mit grossem, nachträglich gesammeltem Material ungedruckt liegen geblieben, erschienen ist nur jenes einleitende Capitel über die Wahl, für sich allein eine recht elende Dissertation, in der das Neue zum Theil falsch, das Richtige nicht neu war. Da nun noch dazu seitdem die Wahl in grösserem Zusammenhang behandelt ist, verdiente dieses Opus, das die Forschung kaum in irgend einem Punkte gefördert, in gewissen Fragen aber in Folge eines Zusammentreffens unglücklicher Umstände sogar verwirrt hat, entschieden keine Aufnahme in den Dahlmann-Waitz. Und so wie dieses Dissertatiönchen, so könnte wohl noch manches andere ohne Schaden fehlen.

[223

Was den dritten Zuwachs, die Ausdehnung des Registers anlangt, so ist in einer anderen Kritik (DLZ 15, 1114) getadelt, dass die verschiedenen Partien des Buches von des Bearbeiters jüngeren Gehilfen ungleichmässig dafür excerpirt seien. Der Tadel ist nicht ganz berechtigt; denn die bemerkten Lücken erklären sich zum grössten Theil daraus, dass Schriften, die sich auf eine bestimmte, im Titel der Schrift namhaft gemachte Quelle beziehen und die bei dieser Quelle aufgeführt sind, grundsätzlich nicht im Register stehen. Die Vorschrift ist allerdings, wie Stichproben ergeben, nicht überall richtig und verständig angewendet worden. An sich ist diese aus Raumersparniss vorgenommene Beschneidung des Registers nicht angenehm, aber doch erträglich; denn man kann Schriften dieser Art ja unter dem Titel der besprochenen Quelle finden. Freilich erhält man keinen Ueberblick über die im Buche verzeichneten Arbeiten eines Autors.

[224

Die Disposition des Ganzen ist ziemlich unverändert geblieben, nur dass ein besonderer Abschnitt für die neueste Entwicklung seit 1863 hinzugekommen ist. Vor Jahren, als Monod seine Bibliographie de l’histoire de France veröffentlichte, die sich eng an das Deutsche Vorbild anlehnt, habe ich darauf hingewiesen, dass bei einer neuen Bearbeitung die Disposition des 1. allgemeinen Theils geändert werden sollte, um das, was der Benutzer für einen bestimmten Zweck in der Regel zusammen braucht, auch zusammen zu haben (DZG 1, 200). Der Bearbeiter hat eine solche Aenderung im Vorwort zur neuen Auflage ausdrücklich abgelehnt: obschon die jetzige Art der Gliederung nicht einwandfrei und in mancher Hinsicht unbequem sei, halte er die Schwierigkeiten, zu denen mein Vorschlag führe, für grösser. Diese Besorgniss liesse sich natürlich nur durch die That recht wirksam widerlegen; aber im voraus vermag ich nicht einzusehen, welche Schwierigkeiten es machen soll, z. B. die Publicationen zur Territorialgeschichte, soweit sie nicht in den chronologischen Gruppen stehen, in einem einzigen Abschnitt zu vereinigen, statt sie nach dem literarisch-formalen Gesichtspunkt, ob sie Quellensammlungen, Geschichtsschreiber, Urkundensammlungen, Staatsverträge, Zeitschriften oder Bearbeitungen sind, zu zersplittern. Die Fontes rerum austr. (Nr. 322), Pez, Scriptores (Nr. 390), Birk’s Regesten zu Lichnowsky (Nr. 492), der Recueil des Traités etc. par l’Autriche (Nr. 691), das Archiv f. Kunde Oesterr. G.-Qn. (Nr. 891) und die [384] Darstellungen von Krones, Büdinger, Huber etc. (Nr. 978–984) stehen jetzt in 6 verschiedenen Abtheilungen, und in 5 dieser Gruppen wiederholt sich die ganz Deutschland umfassende territoriale Gruppirung. Zu meiner Genugthuung hat die schon erwähnte Kritik in der DLZ ebenfalls die jetzige Disposition als unhaltbar bezeichnet und eine Gesammtanordnung empfohlen, die, wenn ich recht verstehe, in der Hauptsache auf etwas ganz Aehnliches wie mein früherer Vorschlag hinauskommen würde.

[225

Vermuthlich haben auch Gründe der Pietät für die Beibehaltung der alten Disposition mitgewirkt. Es liegt nahe, unseren Aenderungswünschen mit der Frage zu begegnen, ob denn Dahlmann und Waitz so wenig praktisch gewesen seien, dass wir uns anmassen dürften, ihre gewiss sorgsam erwogene Anordnung umzuwerfen. Aber dieses Bedenken erledigt sich, glaube ich, durch den Hinweis auf das colossale Anwachsen des Umfangs und auf die damit zusammenhängende Verschiebung in der Zweckbestimmung des Buches. Aus 614 Nummern auf 69 Seiten sind viele tausend Nummern auf mehr als zehnmal so viel Seiten geworden. Ursprünglich mochte in dem Buche auch einer gleichsam pädagogischen Aufgabe Rechnung getragen werden: denn die „Quellenkunde“ ist ja als Hilfsbuch für Vorlesungen entstanden, es galt etwa dem studentischen Hörer anschaulich vorzuführen, was in einer bestimmten Literaturgattung auf dem Gebiete der Deutschen Geschichtsforschung Hervorragenderes geleistet sei, wie es z. B. um die Sammlungen von Quellenschriftstellern, wie es um die Literatur der Urkundenbücher bei uns bestellt sei. Heute ist der Dahlmann-Waitz-Steindorff fast gar nicht mehr ein Einführungsbuch für den lernenden, sondern fast ausschliesslich ein Nachschlagebuch für den arbeitenden Historiker. Dem könnte sich in der nächsten 7. Auflage, wie mir scheint, auch die Anordnung anpassen, ohne dass der Tradition etwas vergeben würde, auch auf die Gefahr des Eindrucks hin, dass es dann nicht der „alte Dahlmann-Waitz“ mehr ist. Nicht unmöglich übrigens, dass sich das Bedürfniss geltend macht, diesem alten verjüngten Dahlmann-Waitz, der immer beleibter wird, einen verjüngten alten Dahlmann an die Seite zu setzen, ein schmales Buch, auf das Wichtigste, Wegweisende beschränkt, für die Einführung und den allgemeinen Ueberblick.

[226

Georg von Wyss’ Geschichte der Historiographie in der Schweiz, aus seinem Nachlasse herausgegeben, bietet der Erforschung der Schweizerischen Geschichte ein Hilfsmittel dar, wie es wohl für keine andere Deutsche Landschaft existirt. In 8 Abschnitten reicht das Werk von den ältesten Zeiten bis in das 19. Jahrhundert. Kürzlich ist die 1. Lieferung ausgegeben. (Zürich, Fäsi und Beer. 80 p. 1 fr. 60.) Sie enthält die Einleitung und die beiden ersten Abschnitte, die Römisch-Helvetische Zeit und das frühere Mittelalter bis 1273. Auf pag. 73 beginnt die dritte Periode, Entstehung und Ausbildung der Eidgenossenschaft 1273 bis 1400. Die allgemeine Entwicklung, besonders die historiographische, wird meist kurz charakterisirt; daran schliessen sich dann Angaben über die einzelnen Quellen und Bearbeitungen an, meist knapp und schmucklos, ganz auf das Thatsächliche gerichtet, auf das es dem Historiker für die [385] Benutzung der Literatur ankommt. Kein Lebender wird in dem Masse, wie der verstorbene Wyss, den Gegenstand in seinem ganzen Umfang beherrschen. Man wird der geschichtsforschenden Gesellschaft der Schweiz, die die Ausgabe veranstaltet, und Prof. Meyer v. Knonau, der dieselbe überwacht, für ihr Unternehmen in weiten Kreisen dankbar sein. In 4–5 Lieferungen (zusammen nicht über 20 Bogen) soll das Buch vollständig sein.

[227

Unter dem Titel Fontes juris germanici antiqui hat die Centraldirection der Monumenta begonnen, eine Serie von Handausgaben aus der Abth. Leges erscheinen zu lassen. Dieselbe hat schon zwei Vorläufer: im Jahre 1869 hat F. Bluhme dem Jahres zuvor vollendeten 4. Foliobande der Leges eine verbesserte Separatausgabe des Edictus Rothari etc. folgen lassen, und 1883 ist Sohm’s neue Ausgabe der Lex Ribuaria und der Lex Francorum Chamavorum „ex Legibus recusa“ besser zugänglich gemacht worden. Aber mehrfach hat sich der Wunsch nach einer ausgiebigeren Veranstaltung solcher Handausgaben unserer Rechtsquellen gerührt, und es wird nun von vielen Historikern und Rechtshistorikern freudig begrüsst werden, dass dieser Wunsch anscheinend in der neuen Serie der „Fontes“ Erfüllung finden soll. Sie ist, auch äusserlich, das rechte Gegenstück zu den „Scriptores rerum germanicarum“ der Monumenta. Eröffnet ist das Unternehmen mit einem dünnen Heftchen Hincmar’s Ordo palatii, hrsg. v. V. Krause (s. Bibliogr. ’94, 1585). Daran hat sich sogleich ein stärkerer Band angeschlossen, enthaltend die Leges Visigothorum antiquiores, hrsg. v. K. Zeumer (s. Bibliogr. ’94, 1584). Man hat damit sogleich den Weg betreten, den die Scriptores in neuerer Zeit immer entschiedener eingeschlagen haben: nämlich diese Octavausgaben nicht nur zu einfachen und vereinfachten Wiederabdrücken der grossen Sammlung zu benützen, wie es der ursprüngliche Zweck der Scriptores „in usum scholarum“ war, sondern auch selbständige Leistungen dort zu bieten, entweder vollständig revidirte Neuausgaben oder Vorläufer der endgültigen Monumenta-Edition.

[228

Rich. Schröder’s Lehrbuch der Deutschen Rechtsgeschichte ist in 2. „wesentlich umgearbeiteter“ Auflage erschienen (Leipzig, Veit. 901 p. 20 M.). Dass die grossen überall anerkannten Vorzüge der 1. Auflage dem Werke geblieben sind, braucht nicht erst gesagt zu werden. Der Verfasser hat aber nicht nur die neu hinzugekommene Literatur, soweit Stichproben ein Urtheil gestatten, sehr sorgsam ausgebeutet, sondern er hat auch, davon abgesehen, sein Werk einer eingehenden Revision unterzogen. Er selbst bezeichnet als eine seiner dabei verfolgten Aufgaben, das Buch von unbewiesenen Hypothesen zu reinigen, die in kein Lehrbuch gehörten; gewisse Paragraphen hat er vollständig umgearbeitet. Das Werk als Ganzes ist, darf man wohl sagen, einheitlicher und gleichmässiger geworden: geblieben ist freilich das starke Uebergewicht der älteren Zeiten (Germanische Urzeit pag. 9–87; Fränkische Zeit pag. 88–376; Mittelalter pag. 377–737; Neuzeit pag. 738–863; dann noch Register pag. 864–901). Dieses Verhältniss entspricht ja zum Theil der Natur des Gegenstandes; in Vorlesungen pflegt die Neuzeit sogar noch weit stärker zurückzutreten. Aber ganz gerechtfertigt ist doch dieses Ausmass der Betrachtungsweise nicht, und einer neuen [386] Auflage wäre vielleicht vornehmlich die Aufgabe zu stellen, auch in dieser Beziehung die rechte Ausgleichung zu finden.

[229

Lindner’s Geschichte des Deutschen Volkes soll nach des Verfassers Erklärung kein Lehrbuch sein, sondern ein Buch zur Lectüre, „gewidmet allen, denen die Geschichte des Deutschen Volkes der Theilnahme werth erscheint“, und dazu bestimmt, nicht ausführlich zu erzählen, sondern „die grossen Gesichtspunkte scharf hervorzuheben und das für die Entwicklung Wirksame darzulegen“. Der Verfasser will die Kriege und politischen Verflechtungen nur soweit verfolgen, „als sie die geschichtliche Weiterbildung bestimmen“; dagegen „die allgemeinen Zustände und die bedeutenden Persönlichkeiten“ in den Vordergrund rücken, zugleich auch versuchen, „den Antheil des Volkes und den der führenden Geister an unserem Werdegange gleichmässig zu verfolgen“.

[230

Eine Deutsche Geschichte aus einem einheitlichen Gusse, nicht ein zur Noth zusammenpassendes Product der modernen Arbeitstheilung, von leicht zu übersehendem Umfang, so dass sie hinter einander ohne Verwirrung der Eindrücke gelesen werden könnte, aber doch nicht so knapp gehalten, dass alle anschaulichen Details verloren gingen, etwa in zwei oder drei mässig starken Bänden, auf der Höhe der fachwissenschaftlichen Forschung und doch frei von allem gelehrten Anstrich, wahrhaft vornehm und volksthümlich: eine solche Deutsche Geschichte ist ein altes und wohl das schmerzlichst empfundene Desiderium, das die Deutsche Geschichtswissenschaft dem Deutschen Publicum noch nicht erfüllt hat. Auch in Fachkreisen kann man oft hören, dass ein solches Werk unserer Literatur vor allem fehle und dass es, so überladen auch das Publicum mit schweren Sammelwerken einerseits und mit leichter Waare andererseits sei, doch noch glänzend seinen Weg machen werde, wenn es wirklich das leiste, was so sehr vermisst werde. Die Schwierigkeit der Aufgabe hat bisher die Erfüllung verhindert; denn von K. Lamprecht’s originellem und (auch bei Beachtung aller Ausstellungen) immer höchst bedeutendem Werke dürfen wir hier absehen, da es in einem grösseren Massstabe angelegt und bisher auch noch nicht vollendet ist.

[231

Nun hat Th. Lindner sich daran gewagt. Sein Buch liegt in zwei gleichzeitig ausgegebenen Bänden fertig vor (Stuttgart, Cotta. xij 342 und 288 p. 12 M.). Er behandelt die ersten Zeiten sehr kurz, setzt eigentlich erst ein mit der „Gründung des Deutschen Reiches unter Heinrich I.“, reicht im ersten Bande bis zum Augsburger Religionsfrieden, im zweiten bis zur Gründung des Deutschen Reiches 1871. Das Buch ist freudig zu begrüssen als der seit langer Zeit zum erstenmale von einem unserer hervorragendsten Historiker gemachte Versuch zur Lösung der grossen Aufgabe. Dass es vor allen ähnlichen Werken die grossen Vorzüge voraus hat, die der wissenschaftlichen Stellung seines Verfassers entsprechen, braucht nicht erst versichert zu werden; – aber das lang ersehnte Werk, von dem ich oben gesprochen habe, die Deutsche Geschichte, die der Deutschen Geschichtswissenschaft, vor allem aber dem Deutschen Volke noth thut, die ist uns in dem Buche noch nicht gegeben.

[232

[387] Von Differenzen der Auffassung sehe ich ab; zwar finde ich manches, was mich, auch wenn ich einer stark abweichenden Anschauung Rechnung trage, als Ausspruch eines Historikers in einem so ernsten Geschichtswerke stark befremdet; aber ohne eingehendere Begründung darf ich mir nicht herausnehmen, mein Urtheil auf eine solche Differenz zu gründen; und da die communis opinio wahrscheinlich auf Seiten des Verfassers stände, wären diese Punkte wenigstens für den äusseren Erfolg kein Hindernis. Aber es scheint mir (und das wäre, unabhängig von Auffassungsdifferenzen, entscheidend), als sei der rechte Ton der Erzählung in diesem Werke nicht getroffen, als sei die Darstellung nicht recht anschaulich, wirklich lebendig und fesselnd, als sei sie auch nicht voraussetzungslos genug und als seien desshalb Einzelheiten für den Leser, der doch kein Historiker ist, nicht immer klar und ganz verständlich. In dieser Beziehung scheint mir auch die starke Vernachlässigung der ältesten Zeiten ein entschiedener Fehler. Es fehlen dadurch manche Voraussetzungen zum rechten Verständniss der späteren Entwicklung. In der Darstellung, die diese ältesten Zeiten gefunden haben, treten, wie mir scheint, ähnliche Mängel der Form besonders hervor; der Stil ist nach meiner Empfindung nicht leichtflüssig und nicht präcis, andererseits nicht lebendig genug, um das Buch volksthümlich werden zu lassen; die Bilder, die uns in der Erzählung begegnen, scheinen mehr äusserlich aufgesetzter Schmuck als ein naturwüchsiger Bestandtheil zu sein; man hat nicht den Eindruck, dass gleichsam das innere Nacherleben der geschichtlichen Entwicklung sich aus dem Geiste des Verfassers heraus zur Darstellung, und zwar zur Darstellung gerade in diesen Formen drängt. Also das bisher entbehrte wissenschaftliche Volksbuch der Deutschen Geschichte ist das Werk noch nicht; aber trotzdem ist es eine dankenswerthe That, und es ruft zur Nachfolge auf.

[233

Zwei ausländische Lehrbücher verdienen anscheinend als in ihrem Kreise recht bedeutsam erwähnt zu werden, ein Italienisches und ein Russisches. C. Rinaudo’s Corso di storia generale del medio evo e dei tempi moderni wird u. a. im AStorItal 14, 209 von Casanova ausserordentlich gerühmt. P. Vinogradov, einer der bedeutenderen Russischen Geschichtsforscher, dessen Arbeitsgebiet besonders die Englische Geschichte ist, hat sich daran gemacht, ein kurzgefasstes Lehrbuch der Weltgeschichte zu schreiben (Učebnik vseobščej istorii). Das erste Bändchen (Alterthum, etwa 200 p. stark) ist 1893 erschienen und liegt schon in 2. Auflage vor, der 2. Band (Mittelalter) ist ihm nachgefolgt. Vinogradov will den Russischen Gelehrten durch diesen Versuch mit einem guten Beispiel vorangehen.

[234

Personalien. Akademien etc. Von der hist.-philol. Classe der Gesellschaft der Wiss. in Göttingen sind u. a. zu corresp. Mitgliedern gewählt worden: Priv.-Doc. L. Traube in München, Archivar W. von Bippen in Bremen, Prof. D. Schäfer in Tübingen, Prof. Ed. Schröder in Marburg, Prof. W. Wilmanns in Bonn, Prof. A. Hauck in Leipzig, Herm. Möller in Kopenhagen. – Die Wahl des Prof. J. Langen in Bonn zum corresp. Mitglied der histor. Cl. der Münchener Akademie (s. ’93, 562) hat jetzt die im Vorjahr nicht ertheilte Bestätigung erhalten. Neue Vorschläge [388] waren in diesem Jahre von der Classe nicht gemacht worden, und auch die anderen Classen haben correspondirende oder auswärtige Mitglieder nicht gewählt. – Die Krakauer Akademie hat Bibliothekar Dr. M. Perlbach in Halle zum corresp. Mitgliede gewählt.

[235

Die Münchener Historische Commission wählte Prof. A. Huber in Wien, Prof. M. Lenz in Berlin und Prof. G. Meyer v. Knonau in Zürich zu ordentlichen Mitgliedern, Dr. A. Wrede in Göttingen zum ausserordentlichen Mitglied.

[236

Vom kaiserl. archäolog. Institut wurden u. a. die folgenden Mitglieder der Limescommission zu ordentl. Mitgliedern gewählt: v. Herzog, Jacobi, Ohlenschlager, Soldan.

[237

Universitäten etc. Prof. W. Arndt in Leipzig, bisher Extraordinarius, ist zum ord. Prof. f. histor. Hilfswiss. ernannt worden, ebenso Prof. E. Fabricius in Freiburg i. B. zum ord. Prof. f. alte G.; Priv.-Doc. Prof. H. v. Zwiedineck-Südenhorst in Graz hat ein Extraordinariat erhalten. – Den Prof.-Titel haben die Priv.-Docenten R. Höniger in Berlin, L. v. Heinemann in Halle und W. Michael in Freiburg i. B. erhalten. – Prof. L. A. Ferrai in Pavia ist nach Messina versetzt worden.

[238

Es haben sich für Geschichte habilitirt: O. Krauske in Berlin, R. Graf Du Moulin-Eckart in Heidelberg, M. Döberl in München, E. Brandenburg in Leipzig, A. Meister in Bonn.

[239

Rechtshistoriker. Hofr. Prof. F. Maassen in Wien ist in den Ruhestand getreten. – Die ao. Proff. G. Frommhold in Greifswald und L. Wahrmund in Czernowitz sind zu Ordinarien befördert. – Zu ao. Proff. sind ernannt die Wiener Priv.-Docenten E. Frh. v. Schwind u. S. Adler, ersterer in Innsbruck, letzterer in Wien. – Dr. F. Hauptmann (bisher in Bonn) hat sich in Freiburg i. Schw., Dr. H. Geffcken in Leipzig habilitirt.

[240

Kirchenhistoriker. Der ord. Prof. E. Schürer folgt einem Rufe von Kiel nach Göttingen. – Zum ao. Prof. in Kiel ist Priv.-Doc. F. Bosse in Greifswald, zum ao. Prof. in Königsberg Priv.-Doc. Heinr. Voigt in Berlin ernannt worden. – Priv.-Doc. Joh. Werner in Marburg hat den Prof.-Titel erhalten.

[241

Kunsthistoriker. Der ord. Prof. K. Lange in Königsberg hat einen Ruf nach Tübingen angenommen. – Der ao. Prof. A. Furtwängler in Berlin ist zum ord. Prof. der Archäologie in München, der ao. Prof. H. Wölfflin in Basel zum ord. Prof. ernannt. Desgl. zu ao. Proff. Tit.-Prof. J. Neuwirth in Prag und Priv.-Doc. A. Riegl in Wien. – Habilitirt haben sich für Kunst.-G. Dr. Franz Winter in Berlin und Dr. G. v. Térey in Freiburg i. Br.

[242

Literarhistoriker und Philologen. Der ao. Prof. O. Zingerle v. Summersberg in Czernowitz ist zum Ordinarius, der Bibliothekar der Technischen Hochschule in München L. Muggenthaler zum ao. Prof. der neueren Lit.-G. ernannt.

[243

Archive. Card. Galimberti ist zum Archivar des Römischen Stuhles ernannt. – In den Ruhestand getreten ist Kreisarchivar E. Roth in Amberg, sein Nachfolger wurde Kreisarchivsecretär A. Hüttner in Würzburg; Kreisarchivsecretär [389] Dr. H. Knapp wurde von Bamberg nach Würzburg versetzt, und Reichsarchivpraktikant Dr. F. X. Riedler in Nürnberg zum Kreisarchivsecretär in Bamberg ernannt. Dr. A. Diemand, bisher Hilfsarbeiter am fürstl. Archive in Wallerstein, trat als Praktikant beim Reichsarchive in München ein.

[244

Bibliotheken. An Stelle des zum Reichstagsbibliothekar ernannten Dr. Joh. Müller ist zum Bibliothekar an der Kgl. Bibliothek in Berlin der bisherige Hilfsbibl. A. Hortzschansky befördert worden. – Oberbibl. K. A. Barack in Strassburg erhielt den Titel Director. – An der Staatsbibl. in München sind Dr. E. Petzet und Dr. F. Kampers als Assistenten angestellt worden. – Die Assistenten an Archiv u. Bibl. d. Stadt Berlin Dr. G. Jähnke und Dr. A. Buchholtz sind zu Bibliothekaren, der Praktikant an der Wiener Univ.-Bibl. Dr. A. Schnerich ist zum Amanuensis ernannt worden. – Dr. B. Hilliger trat als Hilfsarbeiter an der Universitätsbibliothek in Leipzig ein.

[245

Museen. Der Bibliothekar und Secretär des Baier. Nationalmus. in München Dr. G. Hager wurde zum Conservator befördert, an seine bisherige Stelle kam Dr. W. M. Schmid. – Dr. v. Tschudi, Directorialassistent am Kgl. Museum in Berlin, hat den Titel Professor erhalten. – Der Hilfsarbeiter am kunsthist. Hofmuseum in Wien C. List wurde zum Custosadjuncten ernannt. – Der Director des Provinzialmus. in Hannover Dr. A. Reimers ist zum Provinzialconservator der Prov. Hannover bestellt worden.

[246

Schulen. Director Prof. Dr. S. Wätzold in Berlin ist zum Regierungs- und Schulrath in Magdeburg ernannt worden. – Der Bremische Schulrath Prof. Dr. Const. Bulle ist in den Ruhestand getreten. – Dr. P. Brennecke, Director des Gymnasiums in Friedland, ist in gleicher Eigenschaft nach Marienburg versetzt, Oberl. Dr. K. Rethwisch in Berlin zum Director des Gymn. in Frankfurt a. O. befördert worden. – Prof. Dr. J. O. Opel am städt. Gymn. in Halle tritt in den Ruhestand. – Gymn.-Lehrer S. Röckl in München ist zum Gymn.-Prof. befördert, Gymn.-Prof. J. Fink von Würzburg nach München versetzt, Lehramtscandidat Dr. K. F. Joetze zum Subrector der Lateinschule in Thurnau ernannt worden. – Dr. H. Werner, bisher Praktikant am neuen Gymn. in Darmstadt, wurde Assistent am dortigen Realgymnasium. – Dr. E. Lampe aus Danzig ist als Seminarlehrer am Lehrerinnenseminar und an der höheren Töchterschule in Posen angestellt worden.

[247

Ehrungen. Der Director der Univ.-Bibl. in Göttingen Prof. Dr. K. Dziatzko wurde zum Geh. Reg.-Rath ernannt. – Der Herausgeber der Monum. paedagogica Dr. K. Kehrbach erhielt den Titel Professor. – Von den bei Gelegenheit des Univ.-Jubiläums in Halle vollzogenen Ehrenpromotionen sei hier erwähnt, dass Oberbibl. Dr. Th. Schott in Stuttgart von der theologischen, Senator Prof. P. Villari in Florenz und Bibliothekar P. Viollet in Paris von der juristischen, endlich der Director der Pariser Nat.-Bibl. L. Delisle, der Custos am British Museum F. G. Kenyon und die Gräfin Caetani-Lovatelli in Rom von der philos. Facultät zu Drr. hon. c. ernannt wurden.

[248

[390] Todesfälle. Deutsche Historiker. Am 5. Aug. ist in Freiburg im Br., 50 J. alt, der Benedictiner Suitb. Bäumer gestorben, ein hervorragender Liturgiker, auch theolog. Literarhistoriker. Aus den Arbeiten seiner letzten Jahre heben wir seine Biographie Mabillon’s hervor (s. Bibliogr. ’93, 947); als sein Hauptwerk wird eine im Druck befindliche G. d. Breviers bezeichnet. Nekrologe: Katholik 74, II, 208–10; RBénéd 11, 481–99 (Berlière).

[249

Am 5. Oct. in Rostock, fast 61 J. alt, der Germanist Prof. Reinh. Bechstein, Herausgeber zahlreicher ma. Dichtungen und einer 2bändigen Anthologie „Das höfische Epos“ (1879–81).

[250

Am 23. Juli in der Nähe von Schliersee bei München, 72 J. alt, Geh.-Rath Heinr. v. Brunn, seit 1865 Prof. der Archäologie in München, vorher fast ein Jahrzehnt (1856–65) leitender Secretär des Archäolog. Instituts in Rom, an dem er schon vorher gewirkt hatte und das unter ihm wohl die Zeit seiner grössten Blüthe erlebt hat. Br. war Begründer einer neuen höheren Art von Kritik in der modernen Archäologie, einer zugleich künstlerischen und historischen Betrachtungsweise, einer Vereinigung von Traditions- und Stilkritik, bahnbrechend auf verschiedenen Gebieten, u. a. für die G. der Griechischen Malerei und der Etruskischen Kunst. Sein früh begonnenes Hauptwerk, G. d. Griech. Künstler (1853–58), ist im J. 1889 in 2. Auflage erschienen. Seine zahlreichen und bedeutenden wissenschaftl. Abhandlungen lassen wir hier bei Seite, um nur noch auf zwei Werke aus seiner allerletzten Lebenszeit hinzuweisen, die die Eigenart und die Bedeutung des Mannes auch dem grösseren Publicum noch einmal nahe gebracht haben: „Griechische Götterideale in ihren Formen erläutert“ (1893) und den 1. Halbband seiner lange geplanten „Griechischen Kunstgeschichte“ (1893), die, wie es scheint, aus dem Nachlass noch ihren Abschluss erhalten soll, freilich nun ohne die letzte Feile von des Meisters Hand. Schon zu seinem 70. Geburtstag und dann im vorigen Jahre, als er, von schwerer Erkrankung halb genesen, sein 50jähr. Doctorjubiläum feierte, sind zahlreiche Artikel erschienen, in denen versucht wurde, seinen Lebensgang und seine Bedeutung zu schildern. In den Nekrologen konnte man deshalb vielfach an diese vor kurzem dargebrachte Huldigung erinnern. Vgl. im übrigen Dt. Rs. 80, 412–17 (H. Grimm); Ac. Nr. 1163 (Gardner); Münchn. N. Nachrr. Nr. 550 (Habich).

[251

Am 4. Juni in Berlin, 71 J. alt, der Orientalist Dr. A. Dillmann, Prof. der alttestamentl. Exegese, hier namhaft zu machen wegen seiner Editionen und seiner Schriften zur polit. G. des Jüd. Volkes. Vgl. den Nekrolog in Ac. Nr. 1158.

[252

Am 13. Sept. in Dessau, 32 J. alt, Dr. Albr. Henning, Archivar der Stadt Zerbst; seine Dissertation behandelte die Steuer-G. von Köln bis 1370 (s. Bibl. ’91, 2218).

[253

Am 14. Juli in Kiel, im 71. Lebensjahre, der Gymnasial-Prof. F. K. D. Jansen; er hat eine ausgedehnte literarische Thätigkeit entfaltet; unter seinen Arbeiten ragen die zur Schleswig-Holsteinischen G., besonders die Biographie Lornsen’s (1872), und seine kritische Studie üb. die Erinnerungen Herzog Ernst’s (1888) hervor.

[254

[391] Am 5. Febr. in Reval, im 69. Lebensjahre, Hofr. P. E. Jordan, Conservator des Esthländischen Provinzialmuseums; er hat u. a. eine Schrift über „Reval zur Zeit der Herrschaft der Dänischen Könige“ (1863) u. die G. der Esthländ. literar. Ges. (1892) verfasst. Genaueres über ihn bringt der Nekrolog von E. v. Nottbeck in BaltMtSchr 41, 176–80.

[255

Am 24. Juni in Steglitz, im 35. Lebensjahre, der Oberlehrer an der Cadettenanstalt zu Lichterfelde Dr. H. Landwehr. Seiner Erstlingsarbeit „Forschungen zur älteren Attischen G." (1884 bezw. 1889) liess er mehrere populärwiss. Schriften aus der G. der Neuzeit folgen; auf archivalischen Quellen beruht dagegen sein Buch über die Kirchenpolitik des Grossen Kurfürsten (1894). Das in dieser Zeitschrift (Bd. 6, 191 ff.) besprochene Lehr- u. Lesebuch der G. von der Gegenwart bis auf Karl den Grossen ist unter seiner Mitwirkung (er hatte den 3. Theil übernommen) herausgegeben worden.

[256

Am 17. Juni in Karlsruhe, 70 J. alt, Dr. Karl Heinr. Freiherr Roth von Schreckenstein, vor Jahren 2. Director des Germanischen Museums, dann Vorstand des Fürstenb. Archivs in Donaueschingen, endlich 1868–85 Director des Bad. Generallandesarchivs, wo er nach dem Tode Mone’s für Wiederherstellung der zerstörten Ordnung zu sorgen hatte. R. war ein ausserordentlich fruchtbarer Schriftsteller. Ganz abgesehen von seinen Aufsätzen, u. a. in den SBWAk, im AÖG, in der ZGOberrh, ist eine grosse Anzahl selbständiger Schriften von ihm zu verzeichnen; aber bei allen Kenntnissen im einzelnen hat er in seiner Methode doch den Dilettantismus nie ganz überwunden. Am bekanntesten ist seine G. der ehem. freien Reichsritterschaft (Bd. I, 1859. Bd. II, 2, 1871). Auch die übrigen Arbeiten beschäftigen sich vorzugsweise mit der G. d. Dt. Adels; genannt seien: das Patriziat in den Dt. Städten (1856), Walther v. Geroldseck (1857), Deutschordenscommende Mainau (1873), Hieron. Roth v. Schreckenstein (1878), Ritterwürde u. Ritterstand (1886), der Freiherrntitel sonst u. jetzt (1888), Denkwürdigkeiten des Gfn. Normann Ehrenfels (1891), endlich noch die öfter citirte Schrift „Wie soll man Urkunden ediren?“ (1864) und sein Offener Brief über das Karlsruher Archiv (1871).

[257

Am 15. Aug. in Berlin, erst 28 J. alt, der begabte und ausserordentlich rührige Literarhistoriker Dr. Siegfr. Szamatólski. Seine gesammte Thätigkeit fällt in die Berichterstattungszeit unserer Zeitschrift. Nach seiner Dissertation über Ulrich v. Hutten’s Dt. Schriften (s. ’90, 334 u. ’93, 1902) waren, von Kleinigkeiten abgesehen, zwei Ausgaben von ihm zu verzeichnen, die des Faustbuches v. 1725 (s. ’92, 883 u. ’93, 975) und die des Eckius desolatus (s. ’91, 657 u. 2381); die letztere erschien in den von ihm und Max Herrmann herausgegebenen Literaturdenkmälern des 15. u. 16. Jh. Zusammen mit demselben M. Herrmann u. J. Elias hat Sz. auch im J. 1891 die JB f. neuere Dt. Lit.-G. begründet.

[258

Am 23. Juni zu Jalapa (Xalapa) in Mexiko, 34 J. alt, Dr. Hugo Topf, Prof. an der dortigen Lehrerbildungsanstalt. Eine aus Weizsäcker’s Anregungen hervorgegangene Dissertation „Zur Kritik Königshofens“ ist von ihm 1882 (in der ZGOberrh Bd. 36) veröffentlicht worden; aber von der geregelten Arbeitsamkeit eines Deutschen Seminarzöglings war dieser talentvolle [392] junge Doctor damals ziemlich weit entfernt: er fiel durchs Staatsexamen, und erst unter Verhältnissen, die ihm mehr zusagten als unsere heimischen, hat er eine ihn befriedigende Thätigkeit gefunden. Eine kleine Schrift über Deutsche Statthalter und Conquistadoren in Venezuela zeugte vor einigen Jahren von fortdauerndem histor. Interesse.

[259

Auswärtige Historiker. Am 16. Mai in Genua, im 60. Lebensjahre, Ad. Bartoli, Prof. der Ital. Literatur in Florenz; von ihm sind viele Editionen und kleinere Schriften erschienen; seine zusammenfassenden Hauptwerke sind: „I primi 2 secoli della letteratura ital.“ (1871–80) und „Storia della lett. ital.“ (1878–89); auch leitete er die Herausgabe der Hss.-Kataloge der Florentiner Bibliothek. – Nekrologe: RStorItal 11, 399; AZtg ’94 Nr. 166 (V. Rossi).

[260

Am 19. Sept. in Castel Gandolfo, 72 J. alt, der berühmte Archäolog G. B. De Rossi. Die heutige wissenschaftliche Behandlung der christlich-Römischen Alterthümer ist im wesentlichen von ihm geschaffen worden; er war vor Jahrzehnten der Wegweiser zur wissenschaftlich-kritischen Erforschung der Katakomben und blieb die erste Autorität auf diesem Gebiete. Seine Hauptwerke sind die „Inscriptiones christianae urbis Romae 7. saeculo antiquiores“ (1857–61), die „Roma cristiana sotterranea“ (1864–77), die „Musaici cristiani“ (1872–87). Zahlreiche Aufsätze von ihm stehen in der von ihm 1863 begründeten und seitdem geleiteten Zeitschrift Bolletino di archeologia cristiana. Ausserdem war er Mitherausgeber des Corpus Inscriptionum Latinarum. – Nekrologe: NAntologia 53, 521–30 (Marucchi); RömQSchr 8, 861–4 (de Waal); R. de Paris 5, 719–30 (Duchesne); Corresp. 177, 42–52 (P. Allard).

[261

Am 7. Juli in Paris, 65 J. alt, V. Fournel, sehr fruchtbarer Feuilletonist und Literarhistoriker; seine Arbeiten galten vorzugsweise der Literatur- u. Theatergeschichte des 17. Jahrhunderts.

[262

Am 5. Juli in London, 74 J. alt, der Diplomat Sir Henry Layard, dem durch seine in den 40–50er Jahren veranstalteten Ausgrabungen der Ruhm gebührt, einer der Wiedererwecker des Assyrischen und Babylonischen Alterthums zu sein; in den letzten Jahren seines Lebens hat er ein Buch über die Bartholomäusnacht veröffentlicht (s. Bibliogr. ’92, 683). – Nekrolog: Nation 11, 612–4.

[263

Mitte Juni in London, 63 J. alt, der vormalige Prof. am King’s College Dr. Ch. H. Pearson, thätig als Historiker und Politiker; Hauptwerke von ihm sind „The early and middle ages of England“ (1861), „Hist. of England during the early and middle ages“ (2 Bde, 1867); von seinem historischen Atlas des ma. England erschien 1870 eine 2. Auflage.

[264

Am 20. Juni in Rom, 76 J. alt, Prof. C. L. Visconti, Director der päpstlichen Museen und berühmter Archäolog.

[265

Nekrologe (soweit nicht sogleich bei der Todesnachricht erwähnt). H. Baudrillart: separate Schrift von A. Guillot (Paris, Didot. 52 p.). – L. A. Champollion-Figeac: E. Ferrero in AttiAccScTorino 29, 559 f. – A. Chassaing: F. Mège in BECh 55, 229–32. – A. Cieszkowski: KwartHist 8, 589–91. – A. Daguet: A. B[üchi] in FreiburgGBll 1, 106. – A. O. Essenwein: W. Wattenbach, Festrede auf E. (AnzGermNatMus 5, [393] ’94, 32–6). – K. Hartfelder: J. Neff in ZGesFreiburg 11, 47–74. – J. Havet: M. Verne in NR 89, 673–94. – A. Kluckhohn: F. Frensdorff in NachrrGesWissGöttingen ’94, Geschäftl. Theil p. 58–67. – K. E. H. Krause: K. Koppmann in JbVNiederdtSprachforschg. 18, 1–14. – J. E. Kuntze: H. Degenkolb im SächsABürgerlRecht (Sep. Lpz., Rossberg. 11 p. 60 Pf.). – P. de Lagarde: J. Wellhausen in NachrrGesWissGöttingen ’94, Geschäftl. Theil p. 49–57. – F. v. Löher: Neuburger Coll.-Bl. 56, 22–41. – X. Mossmann: R. Reuss (Mulhouse, Bader. 1893. 75 p.). – H. F. Peetz: M. Fürst in OberbaierA 48, xliij–xlviij. – H. Frh. v. Reitzenstein: G. A. Renz in Vhdlgn. HVOberpfalz 46, 344–8. – E. Renan: G. Grupp in HPolBll 113, 804–17. – R. Röpell: E. Reimann in ZVGSchlesien 28, 461–71; A. Warschauer in ZHGesPosen 9, 159–74. – A. v. Rössler: v. Leszczynski im Beiheft z. Mil. Wochenbl. ’94, 375–8. – W. Roscher: O. Lorenz in Mag. f. Lit. 63, 769–75; J. Wolf in AZtg ’94, 180; M. Block in JlEconomistes 19, 68–70. – H. Sauppe: U. v. Wilamowitz-Möllendorff in NachrrGesWissGöttingen ’94, Geschäftl. Mittheilgn. p. 36–48; Lotholz in NJbbPhilolPädag 150, 299–304. – A. Fr. Graf v. Schack: BaltMtSchr 41, 432–5; R. v. Gottschall in Nord u. Süd 70, 90–107. – K. v. Schlözer: B. Gebhardt in Nord u. Süd 70, 383–98. – G. A. Soetbeer: Schmidt in Handw. Staatsw 5, 692–95. – H. Taine: G. Monod im BullAssocAncElèvesEcNorm ’94 (Sep. Versailles; imp. Cerf. 28 p.). – Bischof G. D. Teutsch: Schwicker in Dt. Wochenbl. 6, 403–6; 416–18. – G. v. Wyss: Meyer v. Knonau in AnzSchweizG 25, 1–3; P. Schweizer u. H. Escher (Zürich, Fäsi & Beer. 74 p. 1 Fr. 60; Grabreden gedruckt bei Zürcher & Furrer in Zürich. 28 p.).

[266




Antiquarische Kataloge.
Nach Mittheilungen von W. Koch in Königsberg.

Th. Ackermann, München. Kat. 377: Onomatologie. 653 Nrr.

J. Baer, Frankfurt a. M. Kat. 329: G. u. Lit. d. National-Oekon. 4250 Nrr. – 330: Slavische Völker. – 331: Werthvolle Werke. 1780 Nrr. Darunter 318 Nrr. Gesch. – 333: Schul-, Unterr.- u. Gelehrten-G. – 336: Christl. Kunst. 1073 Nrr. – Antiq. Anz. 438: Hans Sachs. 214 Nr.

R. Bertling, Dresden. Kat. 26: Autographen, hist. Docc., Perg.-Urkk. 684 Nrr

Th. Bertling, Danzig. Kat. 90: Städteansichten, Pläne, histor. Flugblätter. 982 Nrr. – 93: Cultur- und Sittengeschichte etc. 1387 Nrr.

Fr. Borgmeyer, Hildesheim. Verz. 10: Lit. über Hildesheim, Hannover, Braunschweig. 1161 Nrr.

C. Bose, Leipzig. Verz. 26: Gesch. u. Geogr. 856 Nrr.

E. Carlebach, Heidelberg. Kat. 203: Dt. Lit. d. 18. u. 19. Jahrh. 1224 Nrr.

A. Cohn, Berlin. Kat. 205: Bücher a. 14. u. 15. Jh.

Fiedler, Zittau. Kat. 21: Gesch. u. Lit.

E. Freiesleben (G. Rettig) Strassburg i. E. Verz. 22: Alsatica. 717 Nrr.

A. Geering, Basel. Kat. 241: Histor. Theologie.

C. Greif, Berlin. Kat. N. F. 26: Gesch., Geogr., Reisen. 1135 Nrr.

O. Harrassowitz, Leipzig. Kat. 201: Bibliothekswesen, Bibliographie, Buchdruck u. Buchhandel. 1483 Nrr. – 202: Slavica. 2348 Nrr.

Hess u. Co., München. Kat. 9: Christliche Kunst.

K. W. Hiersemann, Leipzig. Kat. 121: Christl. Kunst. 646 Nrr. – 142: Numismatik. 634 Nrr.

[394] Th. Kampffmeyer, Berlin. Kat. 348; 351: Orientalia, Althwiss. – 349: Lit.-G. – 352: Gesch.

H. Kerler, Ulm. Kat. 207: Dt. Gesch. – 208: Neue Dt. Gesch.

Kirchhoff u. Wigand, Leipzig. Kat. 925–928: Gesch. u. ihre Hilfswiss. I: Allgem., Vermischtes, Hilfswiss. 1212 Nrr. – II: Dtld. u. die Dtn. Die früheren Reichslande. 3131 Nrr. – III: G. d. Europ. Staaten. 2505 Nrr. – IV: Die aussereurop. Staaten (mit Byzanz). 822 Nrr. – Kat. 942–944: Gesch., Sprache u. Lit. Englands 873 Nrr.; Frankreichs 1427 Nrr.; Italiens u. Spaniens 1026 Nrr. – Kat. 946: Gesch. Dtld.’s, d. Dt. Staaten, Dt. Oesterreichs u. d. Schweiz. 1036 Nrr. – 947: Dt. Lit.

K. F. Köhler, Leipzig. Kat. 524: Orientalia, Americana.

H. Lesser, Breslau. Bibl. Silesiaca Kat. 253; 255; 257: Preuss. u. Oesterr. Schlesien; Glatz; Oberlausitz, Kat. 255: 1204 Nrr. – 256: Occultismus, Cultur- u. Sitten-G.

G. Lissa, Berlin. Kat. 15 u. 16: Seltene u. interess. Bücher. 634 Nrr.; 950 Nrr.

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Berichtigung zum Aufsatze P. Scheffer-Boichorst’s. Seite 234 Zeile 25 sollte es von Donizo im Verhältniss zu Urban II. nicht heissen: „unter dessen Regierung er schrieb“, sondern: „unter dessen Regierung er, schon ein Erwachsener, in das Kloster Canossa eingetreten war“. Zeile 29 ist dann statt „damals“ zu corrigiren: „wenigstens in den drei ersten Lustren seines Aufenthaltes“.



Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 5)
  2. Vorlage: Sächsichem