Pomologische Monatshefte:1. Band:6. Heft:Ueber den Werth mehrerer Obstfrüchte

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Pomologische Monatshefte
Band 1, Heft 6, Seite 217–223
Georg Liegel
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Beschreibung und Abbildung einiger empfehlenswerther, jedoch noch nicht genau bestimmter Birnen
[217]
Ueber den Werth mehrerer Obstfrüchte.
Vom Hrn. Dr. G. Liegel, Apotheker zu Braunau am Inn.
(Fortsetzung.)

91. Frühe königliche Amarelle. I. Rang. Truchseß’s Kirschensorten, S. 610.

Eine etwas mehr als mittelgroße, rundliche, dunkelrothe Amarelle.

Die Frucht kann nicht genug empfohlen werden, zeitigt um die Mitte Juni, wo an Sauerkirschen noch Mangel ist, hält sich sehr lange am Baume ohne zu zerspringen oder zu faulen, dieser ist überdieß fast jährlich strotzend tragbar. Die seit 1819 erzogenen Bäume im Garten c in ganz freier Lage tragen öfters strotzend voll, ein Baum im Garten b, in einer ziemlich geschützten Lage trägt jährlich meistens überaus reichlich, die dann auch etwas kleiner bleiben. Gut zum frischen Genuß, herrlich zu Kuchen und ganz geeignet zum Dörren.

Oberdieck’s Anleitung. S. 530.

Anm. d. R. Tragbarkeit auch im Hannover’schen groß; Geschmack etwas zu merklich säuerlich; doch wird die Frucht fast allgemein gelobt.
O.
Auch in Hohenheim jährlich fruchtbar und sehr geschätzt.
L.

84. Doppelte Glaskirsche. I. Rang. Truchseß’s Kirschensorten, S. 400.

Eine sehr große, dunkelrothe, etwas plattrunde Glaskirsche.

Diese Sauerkirsche ist sehr schön, fast durchsichtig, durch ihre Größe ist man überrascht, der Geschmack ist angenehm süßsäuerlich, die Tragbarkeit des Baumes aber mittelmäßig. 10 Bäume, die ich davon schon vor 30 Jahren im Garten c in einer freien Lage, auf Weichsel veredelt, pflanzte, trugen nur 3mal reichlich, die meisten Jahre gar nicht und bisweilen nur wenige Früchte. Die Bäume des Gartens a und b in einer mehr geschützten Lage trugen wohl öfters, aber selten strotzend. Reif Anfangs Juli. Ist eine der größten Kirschen. Truchseß bemerkt, daß diese Frucht auf Weichselstämme veredelt größer werde, als auf Süßkirschenwildlinge. Heißt hier Doppelte Amarelle, Pelzamarelle. Oberdieck’s Anleitung, S. 534.

Anm. d. Red. Im Hannover’schen ist, wenigstens auf Sauerkirschenwildling veredelt, sowohl die Doppelte Glaskirsche als die 2 folgenden recht tragbar, und halten Stämme der Doppelten Glaskirsche sich sehr gut und werden alt.
O.

11. Große Glaskirsche. I. Rang.
77. Bettenburger Glaskirsche. I. Rang. Truchseß’s Kirschensorten, S. 473, 455.

Diese beiden sind auserlesene Früchte, [218] mehr rund und fast noch größer, als Nr. 84, zeitigen aber um 10 Tage später; die Tragbarkeit ist nicht zu loben; aber es sind überraschend schöne Früchte.

Alle diese Glaskirschen und überhaupt alle Sauerkirschen, die in meinen Gärten schon länger als 30 Jahre stehen, machen dürre Aeste, und fangen an abzusterben, und sind auch wirklich schon mehrere eingegangen.

1. Süße Frühweichsel. I. Rang. Dittrich’s syst. Handbuch der Obstk. II. Bd., S. 112.

Eine mittelgroße, stark dunkelrothe, fast runde Weichsel.

Dieser Baum kann wegen seiner Fruchtbarkeit nicht genug angepflanzt werden, die Frucht ist als Weichsel delikat, schon reif Mitte Juni. Die Bäume werden nicht bedeutend groß, und auch nicht alt. Um Würzburg und Schweinfurt ist diese Frucht gleichsam zu Hause, wo man sie häufig auf dem Markte sieht. Dittrich legte ihr meinen Namen bei. Oberdieck’s Anleitung, S. 524, 601.

Anm. d. Red. Im Hannover’schen eben so schätzbar.
O.

94. Flamentiner. I. Rang. Truchseß’s Kirschensorten, S. 211.

Eine große, gedrückt runde, an der Sonne dunkelrothe, an der Schattenseite etwas gelbliche, bunte Herzkirsche.

Diese Frucht ist wegen Größe, Schönheit, Frühzeitigkeit, Güte, wegen Tragbarkeit und Dauerhaftigkeit des Baumes allgemein zu empfehlen. Ich habe davon 2 30jährige Hochstämme im Garten c, ganz in freier Lage, wo mir schon viele veredelte Kirschenbäume durch starke Winterkälte eingingen, die groß und gesund sind, und fast jährlich und strotzend tragen. Reif zur Hälfte Juni. Oberd. Anl., S. 497.

Anm. d. Red. Auch im Hannover’schen eben so schätzbar.
O.

86. Bettenburger Weichsel von der Natte. Truchseß’s Kirschensorten, S. 507.

Eine sehr große, gedrückt runde, dunkel braunrothe Weichsel.

Sie ist eine der besten und größten Weichseln, zeitigt im halben Juni noch vor der Süßen Frühweichsel Nr. 1. Ich pflanzte davon in den Garten c 2 Hochstämme, einer ging durch starke Winterkälte nach 15 Jahren ein, der zweite starb nach 25 Jahren, ohne daß beide, außer einigen Probefrüchten, getragen haben. Ein 12–15jähriger Hochstamm im Garten b in einer ganz geschützten Lage war nur einmal ziemlich voll, trägt stets nur wenige Früchte. Der Baum leidet an dem Absterben der jungen Triebe im Monat Juni, worüber sich schon Truchseß bei vielen Bäumen beklagt. Dieses mag vermuthlich die Ursache der Unfruchtbarkeit dieses Baumes seyn, da die jungen Fruchtzweige verdorren. Vielleicht könnte diese edle Weichsel in einem andern Boden und in einer andern Lage fruchtbarer seyn. Truchseß nennt sie Bettenburger Kirsche von der Natte. Oberd. Anl. S. 509.

Anm. d. Red. So wie Truchseß die Tragbarkeit der Bettenburger Natte lobt, so waren auch meine auf Sauerkirschen veredelte Stämme fast jährlich tragbar, und gehört die Frucht hier zu den besten. Die Süße Frühweichsel zeitigt hier immer einige Tage vor der Bettenburger Natte.

46. Frühe Maiherzkirsche. I. Rang. Truchseß’s Kirschensorten, S. 140.

Eine große, stark dunkelrothe, herzförmige Kirsche.

Die früheste mir bekannte Kirsche, war im Jahre 1848 Ende Mai vollkommen reif, gewöhnlich aber erst im 1. Drittel des Juni, ist nebstbei eine recht gute Frucht, deren Baum oft strotzend trägt. Schon vor 40 Jahren pflanzte ich mehrere Bäume in meine 3 Gärten, weil ich eine besondere [219] Vorliebe für diese hatte; die im Garten c gingen durch Winterkälte nach und nach längst schon ein, die Bäume der andern 2 Gärten dauerten zwar länger, aber durch Kälte und durch das Absterben der neuen Triebe im Juni gingen sie ebenfalls nach und nach ein. Ich besitze nur noch zwei neu gezogene junge Bäume von 20–25 Jahren, die ebenfalls schon wieder kränkeln.

Anm. d. Red. Die Frühe Maiherzkirsche aus Truchseß’s Sammlung, welche ich von Diel erhielt, und nie groß war, welches Beiwort Truchseß auch als nicht zutreffend gestrichen hat, zeitigte mir stets erst 5–6 Tage nach einer andern, die ich als Guigre nouvelle hative (Neue frühe Maiherzkirsche) und noch unter 4–5 andern Namen erhielt. Auch deren früheste Zeitigung war hier 1848 der 3. Juni, während obige erst 9.–10. Juni zeitigte. Vielleicht hat Hr. Dr. Liegel meine Neue frühe Maiherzkirsche.

Ueberhaupt sind hier die veredelten Kirschbäume schwer groß zu erziehen. Wir liegen an der Nordseite der Salzburger Schneegebirge, die nur 15–20 Stunden entfernt sind. Was die Winterkälte nicht verdirbt, wird durch die kalten Nächte im Mai und Juni zu Grunde gerichtet. Pfirsich- und theils Aprikosenbäume sind daher schwer zu erziehen. Im Jahre 1819 und 1820 erhielt ich von Truchseß gegen 80 Sorten Süß- und Sauerkirschen, wovon die meisten in eigenen Stämmen im Garten c gepflanzt wurden, unter denen die Winterkälte eine große Verheerung anrichtete. Es stehen von den hunderten ursprünglich in diesen Garten angepflanzten Bäumen nur mehr einige Stücke von verschiedener Gattung[WS 1] In diesem Garten c habe ich größtentheils meine Baumschule, die im Verlaufe von 30 Jahren oft großen Schaden litt, nicht nur Kirschen, Pflaumen, sondern auch sogar Aepfel, vorzüglich die feinen Birnsorten erfroren zu Tausenden. Wenn ich auch durch die Unbilden der Witterung bisweilen verzagte, so fing ich doch allezeit wieder an. Einige Nachrichten davon gab ich in meiner „Systematischen Anleitung zur Kenntniß der Pflaumen I. Heft, Passau 1838, S. VII“ und in meiner „Beschreibung neuer Obstsorten, Regensburg 1851, II. Heft, Seite VIII.“ Wenn auch in diesem Garten mit sandigen, steinigen Boden, in einer ganz flachen Lage, den Ost-Nordwinden, am Ufer des Innstromes, preisgegeben, viele Obstsorten nicht fortkommen, so gedeihen doch wieder Bäume, die gesunde, große Stämme machen. Der Platz ist eine wahre Prüfungsschule für empfindliche Obstsorten. Dieses kalte Klima wirkt aber auch bedeutend auf die andern 2 Gärten. Klima und Boden ist durchaus hier nicht für die Obstbaumzucht geeignet, und ihre Verehrer haben stets mit vielen Widerwärtigkeiten zu kämpfen. Mitten im Sommer sterben bisweilen in schönster Belaubung hochstämmige Süß- und Sauerkirschen, Aprikosen und Pfirsiche theils halb, theils auch ganz ab.

79. Rothe Muskateller. I. Rang. Truchseß’s Kirschensorten, S. 377.

Eine große, rundliche, dunkelrothe Süßweichsel.

Verdient alle Aufmerksamkeit wegen ihrer Größe, ihres Wohlgeschmackes, wegen der Tragbarkeit des Baumes, an dem sich die Früchte lange gut erhalten. Von den Zweigen, die ich 1820 von Truchseß erhielt, stehen noch 2 Bäume gesund im Garten c, in offener Lage, ein Beweis ihrer Dauerhaftigkeit, sie bleiben aber klein. Die nämliche Frucht erhielt ich von Truchseß als „Rothe Maikirsche“ und „Schwarze spanische Frühkirsche.“ Reift im halben Juni.

Es gibt nur wenige Süßweichseln, es sind aber alle auserlesene Früchte, die verdienen [220] allgemein verbreitet zu werden. Oberd. Anl., S. 523.

Bei uns versteht man gewöhnlich unter Kirsche eine Süßkirsche. Die Kirschen werden eingetheilt in Süß- und Sauerkirschen; letztere theilen sich in Weichsel, Süßweichsel, Amarellen, Glaskirschen.

106. Frühe Maikirsche. I. Rang. Truchseß’s Kirschensorten, S. 591.

Eine mittelgroße, rundliche, dunkelrothe Süßweichsel.

Steht der vorhergehenden Frucht nicht viel nach. Reif Anfangs Juni, der Baum bleibt ebenfalls klein, ist aber noch tragbarer.

Folgende Süßweichselsorten sind noch angepflanzt.

15. Herzogskirschen. Anfangs Juni. Kleiner Baum, empfindlich für Kälte. 139. Frühe von der Natte. Mitte Juni. Kleiner Baum, empfindlich für Kälte. 81. Welserkirsche. Anfangs Juli. Kleiner Baum, dauerhaft. 107. Quindoux de provence. Mitte Juli. Mtttelgroßer Baum, dauerhaft. Die Königskirsche, Prager Muskateller, Wahre Englische, Doktorkirsche gingen nach und nach ein und sind empfindlich für Frost und tragen nicht gerne.

52. Werder’sche frühe schwarze Herzkirsche. I.* Rang. Truchseß’s Kirschensorten, S. 109.

Eine sehr große, glänzend schwarze, stumpfe Herzkirsche.

Diese Frucht überrascht durch Größe, Schwärze und Frühzeitigkeit, und ist nebenbei von ausgezeichneter Güte. Der Baum ist empfindlich, trägt im Garten c nicht bedeutend, und litt schon öfters durch Kälte. Ein Baum im Garten b in einer gedeckten Lage trägt einfach, litt aber auch schon durch starken Gummifluß. Vollkommen schwarz und reif im letzten Drittel des Juni. Truchseß hat die Zeitigung zu frühe angesetzt. Ist allgemein anzupflanzen. Oberd. Anl., S. 507.

41. Büttner’s schwarze Herzkirsche. I. Rang. Truchseß’s Kirschensorten, S. 122.

Eine sehr große, rundliche, schwarze Herzkirsche.

Hat mit der vorhergehenden Frucht gleichen Werth, zeitigt aber um 8–10 Tage später. Oberd. Anl., S. 499.

53. Süße Maiherzkirsche. I. Rang. Truchseß’s Kirschensorten, S. 111.

Eine mittelgroße, dunkelbraune Herzkirsche.

Zeitigt 8 Tage nach der Frühen Maiherzkirsche, und hat mit ihr gleichen Werth.

55. Große süße Maiherzkirsche. I. Rang. Truchseß’s Kirschensorten, S. 127.

Eine große, ziemlich runde, schwarzbraune Herzkirsche.

Ist eine vorzügliche Kirsche von vielem Aroma. Ein Baum im Garten c ist sehr groß und trägt oft strotzend. Ist allgemein in jeder Lage zu empfehlen. Reif im halben Juni. Vor 3 Jahren starben im Juni eine Menge Aeste und Zweige ab, als diese im Herbst ausgeschnitten wurden, erholte sich der Baum bald wieder. Diese Krankheit, vermuthlich der Thran (?), richtet hier unter den Süß- und Sauerkirschen eine große Verheerung an. Manche Bäume gehen ganz ein, manche kränkeln darnach und sterben nach und nach ab.

57. Ochsenherzkirsche. I.* Rang. Truchseß’s Kirschensorten, S. 132.

Eine sehr große, fast ganz schwarze Spitz-Herzkirsche.

Eine ausgezeichnet gute Kirsche. Der Baum groß, für starke Kälte nicht sehr empfindlich, fast jährlich, oft strotzend tragbar. Reif Anfangs Juli. Oberd. Anl., S. 508.

159. Eugen Fürst. I. Rang. Liegel’s [221] Beschreibung neuer Obstsorten, I. Heft, S. 122.

Eine mittelgroße schwarze Herzkirsche.

Eine sehr gute Kirsche, allgemein zu empfehlen. Reif im halben Juli, der Baum dauerhaft und tragbar. Von mir aus Samen erzogen.

160. Koch’s späte, schwarze Knorpelkirsche. I. Rang. Liegel’s Beschreibung neuer Obstsorten, S. 123.

Eine sehr große, stumpfherzförmige, schwarze Knorpelkirsche.

Eine sehr schätzbare Spätkirsche, von einem vortrefflichen Geschmack. Zerspringt im Regen nicht gerne. Reif im letzten[WS 2] Drittel des Augusts. Von mir aus dem Stein erzogen.

62. Große, schwarze Knorpelkirsche. I.* Rang. Truchseß’s Kirschensorten, S. 180.

Eine sehr große, stark dunkelbraune, herzförmig-runde Knorpelkirsche.

Ist wohl die größte Kirsche, von vorzüglichem Wohlgeschmacke, sehr fett, wird in Oesterreich häufig erzogen, und ist sehr tragbar, heißt da Kremmelkirsche, reif zu Ende Juli. Oberd. Anl., S. 515.

97. Schwarze Spanische. I.* Rang. Truchseß’s Kirschensorten, S. 177.

Eine sehr große, dunkelbraunrothe, fast schwarze, breitgedrückte runde Knorpelkirsche.

Eine ausgezeichnet gute Kirsche, von nicht sehr festem Fleische. Reif im ersten Drittel des Juli. Mir erfroren im Garten c schon 2 Bäume, ein dritter auf Mahaleb hochstämmig aufgewachsen ist seit mehreren Jahren gesund. Darf in keinem Garten fehlen. Oberd. Anl., S. 514.

100. Süße Spanische. I. Rang. Truchseß’s Kirschensorten S. 233.

Eine sehr große, weißgelbliche, etwas geröthete Herzkirsche.

Ebenfalls eine sehr empfehlenswerthe Frucht, der Baum stärker, dauerhafter, und trägt reichlicher als Nr. 97. Reif im halben Juli. Ist kenntlich durch ihre etwas trübe Farbe. Ich habe davon 2 große Hochstämme. Oberd. Anl., S. 518.

72. Weiße Spanische. I. Rang. Truchseß’s Kirschensorten, S. 317.

Diese Frucht ist sehr ähnlich der vorhergehenden, konnte sie aber nicht gehörig vergleichen, da der Baum seit vielen Jahren kränkelt.

4. Holländische große Prinzessin. I. Rang.

69. Lauermannskirsche. I. Rang. Truchseß’s Kirschensorten, S. 292–295.

Eine sehr große, hellrothe, stumpfherzförmige Knorpelkirsche. Oberd. Anl., S. 519, 525, hält beide Sorten für gleich.

Ich habe davon schon 1819 von Truchseß Zweige erhalten; da die jungen Bäume wieder eingingen, so verschaffte ich mir nach und nach neue Zweige von Diel, Schmidberger, aus Gratz etc., konnte aber bis heute davon keinen Baum großziehen, sämmtlich gingen durch Winterkälte wieder ein; nur einige Male erhielt ich davon einige Früchte, die ich wegen ihrer Größe, Schönheit und Güte hochschätzte. Gegenwärtig besitze ich einen 6jährigen Hochstamm von der Prinzessin und 2 einige Jahre ältere Hochstämme der Lauermannskirsche und werde deren Früchte genau mit einander auf ihre Identität prüfen.

Anm. Während das Urtheil über die von Hrn. Dr. Liegel hier kritisch durchgemusterten Kirschen im Hannover’schen fast durchweg ganz eben so ausfällt und auch mit Truchseß’s Urtheil sehr übereinstimmt, muß ich bemerken, daß die Holländische Prinzessinkirsche, gewöhnlich Lauermannskirsche genannt, im Hannover’schen ganz den Werth hat, den ihr auch Truchseß beilegt und zu den verbreitetsten, geschätztesten und tragbarsten Sorten gehört. Ein neues Beispiel, wie einzelne gute Früchte in diesem oder jenem Boden oder Lokalität nicht gedeihen!  O.

[222] 31. Luzienkirsche. I. Rang. Truchseß’s Kirschensorten. S. 228.

Eine ansehnlich große, trüb weißgelbe, etwas geröthete, stumpfe Herzkirsche.

Eine vorzügliche Kirsche, die noch zu den frühen gehört, und schon mit Ende Juni reift. Ist daher allgemein zu empfehlen. In meinem Garten c leiden die Bäume durch starke Winterkälte. Oberd. Anl., S. 519.

110. Büttner’s gelbe Knorpelkirsche. I. II. Rang. Truchseß’s Kirschensorten S. 511.

Eine große, breitherzförmige, gelbe Knorpelkirsche.

Ich erhielt davon Zweige von Truchseß 1819. Ein Baum davon ist klein, aber noch gesund, und hielt alle Unbilden der Witterung aus. Die Früchte sind zwar gut, zerspringen aber im Regen sehr gerne. Mehr der Seltenheit, als des Nutzens wegen zu erziehen. Oberd. Anl., S. 512.

110. Dönissen’s gelbe Knorpelkirsche. I. Rang. Liegel’s Beschreibung neuer Obstsorten, S. 122.

Eine große, auch sehr große, stumpfherzförmige, hellgelbe, bisweilen an der Sonne etwas rosenroth angelaufene Knorpelkirsche.

Von Truchseß 1821 erhalten. Der Baum bleibt klein, ist aber tragbar. Die Frucht ist besser als Nr. 75 und zerspringt im Regen weniger. Oberd. Anl., S. 572.

26. Fürst’s schwarze Septemberkirsche. II. Rang.

Eine sehr kleine, schwarze, stumpfe Herzkirsche.

In hiesiger Gegend aufgefunden. Dem Herrn J. E. Fürst von Frauendorf, dem Vater des Hrn. Eugen Fürst gewidmet. Zeitigt oft erst im Oktober. Ist der Seltenheit wegen zu pflanzen. Der 40jährige Baum im Garten c ist groß und gesund.

12. Gemeine Weichsel. I. II. Rang.

Eine mittelgroße, plattgedrückt runde, stark dunkelbraune Weichsel.

In Bayern und Oesterreich ist der Baum allgemein verbreitet, Truchseß macht davon keine Erwähnung, und ich habe sie noch von keinem pomologischen Autor aufgeführt gefunden. Der Baum pflanzt sich gleich der Ostheimer Weichsel durch Ausläufer, die er gerne macht, echt fort. Ich sammelte diese für meine Baumschule, worauf Sauerkirschen veredelt werden, der Baum wird mittelgroß[WS 3], 40–50 Jahre alt und trägt oft mehrere Jahre nicht, doch bisweilen auch strotzend, und hat charakteristisch dünne, stark hängende, lange Zweige. Die Frucht hat die Größe der Ostheimer Weichsel, ist mittelgroß, plattrund, dunkel weichselbraun, stark sauer, reif im halben August. Die Frucht wird überall häufig zu Markte gebracht, wird frisch genossen, häufig gedörrt, in Dunst und Zucker eingesotten.

50. Ostheimer Weichsel. I. Rang. Truchseß’s Kirschensorten. S. 512.

Eine mittelgroße, plattrunde, schwarzrothe Weichsel.

Sie ist eine ausgezeichnet gute Frucht, ist viel süßer und reift um 4 Wochen früher und trägt auch besser als die gemeine Weichsel. Ein 36jähriger Stamm im Garten c in ganz freier Lage, ist nicht über 5 Fuß hoch und fängt nun an dürre Aeste zu machen und treibt keine Ausläufer mehr. Da während dieser Zeit in diesem Garten viele veredelte Kirschenstämme durch die rauhe Witterung zu Grunde gingen, dieser Strauch aber und mehrere davon seit dem angepflanzte Stücke sich gesund erhielten, so darf ich mit Sicherheit annehmen, daß er für unser Klima tauglich sey. Diese Sorte war früher in hiesiger Gegend gänzlich unbekannt, und habe sie seitdem vielfach verbreitet. Ich erzog sie auch in früherer Zeit [223] hochstämmig, in die Krone von Süßkirschenwildlingen veredelt, die große und tragbare Hochstämme geben. Die Ausläufer taugen auch zu Zwergunterlagen, es sind aber dazu besser jene der gemeinen Weichsel, die stärkere Stämme machen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Es stehen jetzt von diesen ursprünglich gepflanzten Bäumen nur mehr einige hundert Stücke. (vgl. Anzeige von Druckfehlern)
  2. Vorlage: letzen
  3. Vorlage: sie wird mittelgroß (vgl. Anzeige von Druckfehlern)