Rosenduft

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Autor: C. Falkenhorst
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Titel: Rosenduft
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aus: Die Gartenlaube, Heft 27, S. 458–460
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Rosenduft.

Wie der Berliner seinen Thiergarten, so lobt der Leipziger sein Rosenthal, das schon in alten Beschreibungen der Lindenstadt als ein „angenehmer Ort zwischen den Flüssen Pleiße und Elster“ erwähnt wird. Nur sind gerade die Rosen in diesen Wald- und Parkanlagen äußerst selten, herrliche Eichen und Buchen bilden des Spaziergängers Freude. Aber man hört und liest jetzt öfters von Leipziger Rosenfeldern, und es verlautet sogar, daß die altberühmte Metropole des deutschen Buchhandels und vielbesuchte Meßstadt sich anschicke, dem oft besungenen Schiras, das sich der schönsten Frauen und der herrlichsten Rosen Persiens rühmt, den Jahrhunderte alten Ruf streitig zu machen. Das ist nicht unwahr, denn schon seit lange besteht in Leipzig ein Haus, das mit den „Wohlgerüchen Arabiens“ nicht nur Handel treibt, sonbern sie auch zu veredeln oder gar durch feinere Düfte zu ersetzen sucht; seine erfinderischen Chemiker haben nun seit zehn Jahren auch die Herstellung eines der kostbarsten Riechstoffe, des Rosenöls, in die Hand genommen und zu diesem Zwecke die Rosenfelder Leipzigs geschaffen.

Zur Zeit der Rosenblüthe sind die mehrere hundert Morgen umfassenden Anlagen eine wirkliche Sehenswürdigkeit, die man am allerwenigsten in der ziemlich eintönigen Ebene des Schlachtfeldes vom 18. Oktober 1813 erwartet; denn die Rosenfelder liegen etwas weit, etwa acht Kilometer von der Stadt ab, in der Nähe der Dörfer Groß- und Klein-Miltitz an der thüringischen Eisenbahn. Wenn ich jetzt auf den Flügeln des Dampfes über diese geschichtlich berühmte Ebene dahinbrause, wo einst des Korsen Uebermuth gebrochen wurde, wo weiter westwärts bei Lützen Gustav Adolf den Heldentod starb, dann kommt mir der Gedanke in den Sinn, daß die Felder um Miltitz auch eine Wahlstatt bilden, auf welcher der deutsche Geist einen Sieg über Perser, Türken und Franzosen davongetragen hat, mit dem Unterschied, daß hier nur mit friedlichen Waffen gekämpft wurde und nur deutsche Rosen auf der Wahlstatt ihren herrlichen Duft aushauchen mußten.

Aus den Sagen aller Kulturvölker leuchtet uns als Lieblingsblume der Götter und der Menschen die Rose entgegen. Kein Wunder, daß man frühzeitig versuchte, den Duft, welcher der Blume entströmte, zu fangen, ihn für Zeiten aufzubewahren, da es keine Rosenpracht in Haag und Garten gab! Das älteste und einfachste Mittel bestand wohl darin , daß man die Blüthen trocknete oder die frisch zerquetschten zu Rosenperlen formte und diese zu Rosenkränzen aufschnürte, wie sie noch heute hier und dort als wohlriechender Schmuck von deutschen Mädchen und Frauen getragen werden. Freilich bieten diese getrockneten Rosen nur eine schwache Erinnerung an den frischen vollen Duft des Sommers.

Bald aber lernte man, den flüchtigen Duft wirklich zu fangen, ihn in Wasser oder in Fetten und Oelen aufzuspeichern. Die Kosmetik stand im kaiserlichen Rom in hoher Blüthe, die Römer waren bereits Meister in Bereitung wohlriechender Salben und Oele, und diese ihre Künste gingen auch auf die Völker des Mittelalters über, ja, noch in unseren Tagen arbeiten die Parfümeure vielfach nach römischen Grundsätzen; denn Fette und Oele sind ausgezeichnete Duftfänger, und es giebt sogar Blumen, wie die Maiblumen, Jasminblüthen und Tuberosen, die ihren Duft nur Fetten und Oelen anvertrauen.

In früheren Jahrhunderten wurde Rosenöl in großen Mengen dargestellt und das „Oleum rosatum“ durfte in keiner Apotheke fehlen. Es galt aber bei den Völkern des Nordens weniger als Pomade oder Haaröl, denn vielmehr als Heilmittel. Man bereitete zahlreiche „Rosenspezialitäten“, wie Rosenbalsam, Zuckerrosat, heilkräftige Rosenwässer u. dgl., unterschied in der Wirkung die „leibfarbene“ Centifolie von der weißen Rose, legte der Moschusrose andere Eigenschaften bei; kein Wnnber, daß in einem Arzneibuche aus dem Anfang des siebzehnten Jahrhunderts dem Apotheker noch 39 Rosenspezialitäten zur Anfertigung empfohlen werden! Die Rose sollte gar vieles, ja beinahe alles heilen, und die aus ihr bereiteten Medikamente wurden ausdrücklich als „Herzstärkung“ gerühmt; der „gemeine Mann“ jener Zeit pflegte während der Rosenblüthe eine Handvoll Blüthenblätter in einem Topf voll Wasser abzukochen und die Brühe zur Herzstärkung und Blutreinigung zu trinken.

[459] Aus anderen Gründen wurde der Rosenduft im Orient hochgeschätzt. Das südliche Klima wirkt erschlaffend auf die Nerven ein, weshalb der Südländer von jeher ein größeres Bedürfniß nach erregenden Mitteln hatte; er fand ein solches auch in den verschiedenen Wohlgerüchen, die ja immerhin rasch und vorübergehend den Körper etwas erfrischen, erregen und beleben können, und unter diesen Wohlgerüchen nahm der Rosenduft stets eine hervorragende Stelle ein. Die Orientalen bedienten sich aber, um ihn zu fangen, weniger der Fette und Oele als vielmehr des Wassers. Rosenwasser ist eine alte orientalische Errungenschaft. Im neunten Jahrhundert war Persien der Hauptlieferant, dort stand die Rosenkultur in hoher Blüthe. War doch die Provinz Farsistan mit der Hauptstadt Schiras unter der Herrschaft des Kalifen Mamun verpflichtet, 30000 Flaschen Rosenwasser als Tribut nach Bagdad abzuliefern! Wohin die Araber auf ihren Siegeszügen kamen, dorthin brachten sie auch ihre Damascenerrosen und das Rosenwasser mit und die Türken thaten es ihnen gleich. Mit Rosenwasser wurden Tempel und Kirchen zu Moscheen „eingeweiht“. So wollte Sultan Saladin 1188 in das von ihm eroberte Jerusalem erst einziehen, nachdem alle Wände des in eine Moschee verwandelten Tempels mit Rosenwasser gereinigt wären, und es wird erzählt, fünfhundert Kamele seien kaum imstande gewesen, die hierzu nöthige Menge herbeizuschleppen. Auch Mahomet II. ließ nach der Eroberung Konstantinopels am 29. Mai 1453 die Kirche der Heiligen Sophia durch Rosenwasser zur Moschee umwandeln. Vasco da Gama fand auf seiner Entdeckungsfahrt nach Indien die Araber an der Ostküste von Afrika mit Rosenwasser versorgt, und noch heute begegnet man diesem Parfüm bei den reichen Sklavenbesitzern an den Ufern des Kongo im „dunkelsten“ Afrika.

Die ursprungliche Herstellungsweise des Rosenwassers bestand darin, daß man Rosenblüthen mit Wasser übergoß, das Gemisch an der Sonne stehen ließ und nach einiger Zeit das mit dem Dufte gesättigte Wasser abgoß, Dieses Verfahren ist unsicher, da dem Duftsammler die eintretende Fäulniß oft einen Strich durch die Rechnung macht. Es war darum ein großer Fortschritt, als man die Destillation zu diesem Zwecke einführte, d. h. Rosenblüthen in einer Destillierblase mit Wasser übergoß und das Wasser abträufeln ließ, Das in der Kühlvorlage gesammelte Wasser erwies sich als besonders wohlriechend, die Dauer der Herstellung wurde abgekürzt; naturgemäß blieb aber das Rosenwasser bis auf die jüngste Zeit ein Erzeugniß von zweifelhafter Haltbarkeit.

Auf diese Weise hatten die Menschen den Rosenduft zu fangen und aufzubewahren gelernt; es gelang ihnen aber nicht, den Riechstoff rein darzustellen; niemand vermochte zu sagen, wie der duftende Stoff aussehe. Das echte Rosenöl, der eigentliche Träger des Rosenduftes, scheint erst in neuerer Zeit bekannt geworden zu sein.

Die älteste uns bekannte Nachricht über das ätherische Oel der Rose stammt aus dem Anfang des siebzehnten Jahrhunderts. Eine romantische Geschichte knüpft sich an seine Entdeckung, Der Großmogul Jehan Ghih liebte ein junges Weib Namens Nurmahal, das schon verheirathet war. Nach orientalischem Gewaltherrscherbrauch ließ Jehan Ghih den Mann der schönen Frau töten, und die junge Witwe wurde seine Gemahlin. Im Jahre 1612 lebte das neue Paar in Szinagar in Kaschmir, wo sich ein Lustgarten befand, in welchem Teiche und Gräben mit Rosenwasser gefüllt waren. Eines schönen Tages erblickte die Fürstin auf dem Spiegel dieses Wassers eine ölige, schaumartige Masse von köstlichstem Rosengeruch, die sie für ihren Gemahl sammelte. Das war das echte Rosenöl. In Europa wurde es zuerst von Kämpfer beschrieben, der im Jahre 1684 Persien bereiste und die Pracht der Rosengärten von Schiras nicht genug rühmen konnte; er nannte es butterartig, äußerst wohlriechend und theurer als Gold.

Wir glauben jedoch mit Bestimmtheit annehmen zu dürfen, daß das echte Rosenöl schon früher bekannt war; denn die Herstellung des Rosenwassers mußte unbedingt zu der Entdeckung führen. Schon mit sehr rohen Mitteln lassen sich kleine Mengen Rosenöls gewinnen. Wenn man mit einem und demselben Wasser frische Rosenblüthen wiederholt übergießt und das Gemisch dem Sonnenlichte aussetzt, so kann unter günstigen Umständen das Rosenöl in Form eines öligen Schaumes sich an der Wasseroberfläche sammeln und von dieser mit Wattebäuschchen abgeschöpft werden. Diese Bereitungsart wird in einer älteren französischen Enzyklopädie empfohlen. Beim Destillieren des Rosenwassers tritt diese Erscheinung um so leichter ein, wenn man bestrebt ist, möglichst starkes Rosenwasser zu bereiten. Nun waren aber Destillierapparate schon im Alterthum bekannt und wurden nachgewiesenermaßen von den Arabern in Spanien zur Bereitung von Parfümen benutzt.

Auch in Deutschland war echtes Rosenöl seit langer Zeit bekannt, und zwar nicht als ein „arabischer Wohlgeruch“, sondern als ein einheimisches Erzeugniß aus deutschen Rosen. In verschiedenen Schriften aus dem Ende des siebzehnten Jahrhunderts finden wir Angaben über die beste Herstellungsart des Rosenöls, und da sind auch genaue Anweisungen gegeben, wie man dieses wohlriechende Oel durch Destillation von Rosenblättern in Wasser erhalten kann. Die Mehrzahl der Apotheker bereitete ihr „Oleum rosatum“ durch Uebergießen der Rosenblüthen mit Baumöl, aber die Verfechter des echten Rosenöles verhöhnten geradezu diese rohe Ware. Ihr Erzeugniß sollte die „Quintessenz“ der Rose darstellen. Es könnte sonderbar erscheinen, daß eine so schöne Entdeckung in Deutschland vergessen werden konnte; aber diese Wendung der Dinge war durchaus natürlich.

Wir haben schon mitgetheilt, daß die Rosenspezialitäten nicht um ihres Wohlgeruchs willen, sondern zu Heilzwecken bereitet wurden. Mit den Fortschritten der Medizin im 18. Jahrhundert begann der Glaube an die Heilkraft der Rosen stark zu schwinden und die Herstellnug der Spezialitäten wurde demgemäß eingeschränkt. Das echte Rosenöl war außerdem ungemein theuer und vermochte sich als Heilmittel neben dem billigen Oleum rosatum der Apotheken nicht zu halten. Es konnte zu Ansehen nur bei Völkern gelangen, welche die Wohlgerüche an sich zu schätzen verstanden und entsprechend ihrem Werthe bezahlten. In dieser Lage befanden sich die Deutschen damals nicht, wohl aber die Völker des Morgenlandes, und so kam es, daß bei diesen die ersten und wichtigsten Stätten der Rosenölbereitung entstanden. In dieser Beziehung sind vor allem Persien und Indien hervorzuheben; doch kommt das persische und indische Rosenöl gar nicht nach Europa, da es kaum den Bedarf des Morgenlandes zu decken vermag. Dagegen erwuchsen an den Grenzen der türkischen Macht, an den Abhängen des Balkan vermuthlich zu Anfang des vorigen Jahrhunderts neue Betriebe, welche nunmehr Europa mit dem kostbaren Rosenöl versorgen.

In der Umgebung von Kasanlik liegen die berühmten Rosengärten, in welchen zumeist christliche Bulgaren das sogenannte türkische Rosenöl bereiten. Die frischen Blüthen werden mit Wasser in Destillierblasen gebracht und destilliert; in den Kühlvorlagen sammelt sich das Oel auf dem kondensierten Wasser. Die Ausbeute ist gering und hängt von dem Duftgehalt der Blumen ab, der seinerseits wieder nicht nur durch die Rosenart sondern auch durch die Witterungsverhältnisse bestimmt wird; zur Gewinnung von 1 g Rosenöl sind 2 bis 4,6 kg Rosenblätter erforderlich. Trotzdem ist das Erzeugniß von Kasanlik, an dem sich etwa 120 Dörfer betheiligen, verhältnißmäßig groß und beträgt jährlich je nach dem Ausfall der Ernte 800 bis 3000 kg Rosenöl. Schwankend wie der Ertrag ist auch der Preis, der 600 bis 1000 Mark für das Kilogramm betragen kann. In neuerer Zeit wird auch von den Blumenduftfabrikanten Südfrankreichs in der Nähe von Cannes und Nizza echtes Rosenöl hergestellt; es wird aber zumeist im Lande verbraucht, so das in diesem Artikel die Bulgaren den europäischen Markt beherrschen.

Diese herrschende Stellung des türkischen Rosenöls schien bis vor kurzem unantastbar. Es hatte sich der falsche Glaube eingenistet, das die Rose zur Entwicklung ihres schönsten Duftes der glühenden Wärme südlicher Klimate bedürfe und daß die um Kasanlik gezogene Sorte der Damascenerrose besonders wohlriechend sei. Nun ist aber das Gegentheil wahr; die Rosen besitzen verschiedene Gerüche, die bald an Moschus, bald an Veilchen, bald an Früchte wie Ananas, bald an Hyacinthen erinnern[1], den schönsten echten Rosengeruch entwickelt aber die Centifolie, die mit Recht als die Rose der Deutschen bezeichnet wird. Und was die Hitze anbelangt, die zur Entwicklung eines feinen Duftes unumgänglich sein soll, so ist heute zur Genüge bekannt, das die Balkanprovinzen im Winter fast regelmäßig Temperaturen bis –25° C. aufweisen und daß während der Blüthezeit und Destillation kühle Witterung dem Rosenöl-Verfertiger geradezu erwünscht ist. Außerdem konnte es Fachleuten nicht verborgen bleiben, daß die bulgarischen Destillationseinrichtungen mangelhaft sind und das türkische Rosenöl aus diesem Grunde einen etwas unangenehm brenzligen Beigeruch besitzt.

0 [460] In Anbetracht dieser Thatsachen stellte die wohlbekannte Fabrik ätherischer Oele von Schimmel und Komp. in Leipzig im Jahre 1884 Versuche an, ob es nicht gelingen würde, in Deutschland aus deutschen Rosen ein gleich gutes Rosenöl wie das bulgarische zu gewinnen. Die mit Sachkenntniß und mit vorzüglichen Apparaten unternommenen Arbeiten wurden von den besten Erfolgen gekrönt; das deutsche Rosenöl übertraf sogar das türkische, es ist ihm nicht nur an Feinheit, sondern auch an Stärke und Nachhaltigkeit des Wohlgeruchs überlegen unb es erzielte auf dem Markte höhere Preise als das türkische. Infolgedessen ward der Beschluß gefaßt, die im Eingang zu diesem Artikel erwähnten Rosenpflanzungen bei Klein-Miltitz anzulegen, und soeben ist inmitten der Rosenfelder eine besondere Fabrik zur Herstellung der Rosenspezialitäten – Rosenöl, Rosenwasser und Rosenpomade – errichtet worden. Wir haben hier eine Musteranstalt in vollem Sinne des Wortes vor uns. Bei der Einrichtung war das Hauptaugenmerk darauf gerichtet, daß jede Aufstapelung von gepflückten Rosen vollständig vermieden werde. Die Rosen wandern sofort, nachdem sie gepflückt sind, in die Apparate und geben infolgedessen ihren Duft in vollster Frische und Feinheit ab. Diesem wichtigen Umstand ist sonst nirgends gebührend Rechnung getragen. In der Türkei z. B. kommen die früh gepflückten Blüthen theilweise erst am Abend zur Destillation, und auch in Südfrankreich lagern die Blüthen, haufenweise aufgeschüttet, oft viele Stunden, bis die Verarbeitung beginnt. Da die neue Miltitzer Fabrik mitten in den Rosenfeldern liegt, so werden hier stets nur so viel Rosen gepflückt, als im Augenblick gebraucht werden, und es vergehen thatsächlich nur wenige Minuten, bis die Rose vom Stock in den Apparat gelangt. Die augenblicklich vorhandene Anlage zur Destillation von Rosenöl ist so umfangreich, daß in ihr täglich bis zu 50000 Kilo Rosen verarbeitet werden können, und doch sind Vorkehrungen getroffen, um dieselbe jeder Zeit mit Leichtigkeit verdoppeln zu können.

Die Menge des erzeugten deutschen Rosenöls war in den ersten Jahren nicht groß; 2 und 4,5 kg waren die ersten Posten. Die Ausbeute wuchs jedoch von Jahr zu Jahr; jetzt sind die Rosenpflanzungen in bester Entwicklung und man rechnet auf größere Erträge. Selbstverständlich hängt alles von der Rosenernte ab, und diese wird durch die Witterungsverhältnisse bedingt; bei nicht zu heißer Witterung während der Blüthezeit wird man hoffentlich von den Leipziger Rosen gegen 40 kg Rosenöl gewinnen können. Das ist noch wenig im Vergleich zu dem, was Kasanlik in die Welt sendet, aber ein Fortschritt ist unverkennbar.

Wir schließen damit unsere Auszüge aus der alten und langen Geschichte des Rosenduftes. Ehe wir von Miltitz scheiden, werfen wir noch einmal einen Blick auf die blühenden Rosenfelder und das emsige Treiben in den weiten Räumen. Wir verstehen jetzt besser, was hier erreicht worden ist, und wir nehmen unsern Vergleich nicht zurück: es ist wahr, die Schlachtfelder Leipzigs sind eine neue Wahlstatt geworden, auf der deutscher Geist und deutsche Arbeit einen glänzenden Sieg errungen haben. C. Falkenhorst. 

  1. Es giebt auch geruchlose, ja sogar geradezu übelriechende Rosen.