Schönheitskonkurrenzen

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Titel: Schönheitskonkurrenzen
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aus: Die Gartenlaube, Heft 43, S. 723
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[723] Schönheitskonkurrenzen. Aus Ungarn sowohl wie aus Belgien wird über Preiskrönungen weiblicher Schönheiten berichtet, die in letzter Zeit stattgefunden. Bei der großen Verschiedenartigkeit des Geschmacks bleibt die Thatsache immerhin merkwürdig, daß sich die Preisrichter über eine solche Entscheidung einigen können. Und doch ist dies in Pest wie in Brüssel betreffs der ersten Preise der Fall gewesen. In Brüssel hatten allerdings die neunzehn Preisrichter über die Schönheit der Schönen sehr abweichende Ansichten und über jeden Preis mußte eine geheime Kugelung stattfinden. Natürlich geht der Hautpreisvertheilung eine Ausmusterung in den verschiedenen Stadtvierteln voraus; da sind mehrere Preisjurys mit der „Aussiebung“ der überhaupt in Betracht kommenden Schönheiten thätig. In Brüssel handelte es sich zuletzt um acht junge Damen, aus denen die Schönste und die Schönsten, da es mehrere Preise gab, endgültig ausgelesen werden sollten. Im Pester Stadtwäldchen dagegen ging man liberaler zu Werke: schon bei der Vorprüfung hatten dreißig Schönheiten ausreichend bestanden, um bei der Hauptentscheidung in Betracht zu kommen. Außerdem wurde von dem Vorsitzenden des aus vier Edelleuten bestehenden Komtités noch mit lauter Stimme bekannt gemacht, daß sich Konkurrentinnen um den Schönheitspreis melden möchten. Und da durchbrachen noch zehn junge Mädchen den Kordon, im vollen Gefühl ihrer Berechtigung, mit dem Preise gekrönt zu werden.

Den ersten Preis im Pester Stadtwäldchen erhielt Gisela Scholz, eine sehr anmuthige Blondine, der ihre Rosatoilette vortrefflich stand; brausende Eljenrufe begrüßten die siegreiche Schönheit.

Den zweiten Preis erhielt Ida Toronyi, eine schöne Brünette, mit feurigen schmarzen Augen, welche bereits vor fünf Jahren einen Schönheitspreis erhalten und sich preiswürdig konservirt hatte. Den dritten Preis erhielt eine junge Wittwe, Marika Kolos, ebenfalls eine Brünette. Die jungen Damen hatten einen schweren Stand gegenüber der begeisterten, sich an sie herandrängenden Menge, welche ihre Kleider, ihre Haare berührte und nicht übel Lust hatte, sie auf den Schultern im Triumph davonzutragen.

Ohne stürmische Eljenrufe, aber nicht ohne pikante Arabesken ging die Preisverteilung in Brüssel vor sich. Eine Näherin, Fräulein Valdeken, erhielt wegen ihrer romantischen Schönheit und besonders ihrer prächtigen Augen wegen den ersten Preis und zugleich einen Kuß auf die Wange, den ihr der Vorsitzeude des Komités zu ertheilen das Recht und die Pflicht hat nach altem Brüsseler Stadtrechte. Eine klassisch schöne Schneiderin gewann den zweiten Preis. Bei den späteren war die Einigung schwieriger und man beschloß zwei fünfte Preise auszutheilen. Den letzten gewann eine Blumenverkäuferin, Fräulein Paque; da sie bei dem Konkurs zu spät erschienen war, so verurtheilte sie die Jury, zur Strafe ein Lied vorzutragen: es war bekannt, daß sie sehr hübsch sang. Nun wollten auch die andern preisgekrönten Schönheiten singen; einer wurde es noch verstattet; dem Andringen der übrigen aber leistete die Jury Widerstand und schloß die Sitzung.

In deutschen Landen besteht unseres Wissens nirgends eine althergebrachte Sitte, der zufolge solche Schönheitskonkurrenzen stattfinden. Doch wo eine „alte Sitte“ fehlt, könnte sie leicht durch eine „neue Mode“ ersetzt werden. Bisher hat bei uns nur jeder Einzelne das Recht, einer Schönheit den Preis zu ertheilen. †