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2. Der Dschebél Tezah. Hooker und Ball bestiegen diesen Schieferberg südlich von Amsmiz im Quellgebiet des Uëd Nnfis am 21. Mai 1871 und fanden ihn 3380 m hoch. Die Reisenden konnten von seinem Gipfel weite Umschau halten und die Kette des Antiatlas im Süden deutlich erkennen.

3. Der Tisi Tacherat oder Tacherat-Paß. Derselbe wurde von uns, K. von Fritsch und J. Rein, am 11. Juni 1872 bei prächtigem Wetter und 17° Lufttemperatur erstiegen. v. Fritsch berechnete seine Hohe auf 3581 m. Ein Saumpfad führt über denselben aus dem Rerajathal in das obere Sus. Die Paßhöhe wird von den benachbarten Gipfeln des Adrar-n-Denen , so vom Sitifers im Osten, um etwa 2–300 m überschritten. Von der Hookerschen Expedition, welche Mitte Mai 1871 den Tisi-Tacherat bestieg, erreichte wegen eines heftigen Schneegestöbers, das zur Umkehr zwang, nur Maw die Paßhöhe.

4. Der Glaui-Paß vom jungen Vicomte de Foucauld im Jahre 1883 überschritten. Derselbe schreibt „Tisi-n-Guelǎwi“.

5. Endlich hat zuerst René Caillié, dann 1864 Gerh. Rohlfs und endlich 1884 der erwähnte Vicomte de Foucauld den östlichen Atlas im Tisint (Tisi?) el Riut beim schneebedeckten Aiachin, dem Quellgebiet des Siss und der Muluya überschritten. Die Höhe dieses Passes beträgt nach Rohlfs’ Angaben 2586 m.

Es ergiebt sich hieraus, daß weitaus der größte Teil des Atlas und der ganze Antiatlas noch ebensowenig orographisch, wie geologisch und biologisch erforscht ist. Von besonderem Interesse ist auch die Frage, ob in diesem Gebirge Gletscherspuren vorkommen, oder ob es von der Eiszeit unberührt blieb, wie man aus dem Fehlen arktisch-alpiner Pflanzen im Hochgebirge schließen möchte.

Ein weiteres fruchtbares Forschungsgebiet öffnet sich in Marokko dem Pflanzengeographen. Schließt der Atlas oder der Antiatlas die Mittelmeerregion gen Süden ab? Finden sich unsere gewöhnlichen Wiesenblumen und Gräser auch noch einmal auf der Südseite des Gebirgs? Wie weit gehen die Obstbäume und andere Kulturpflanzen südwärts vor? Auch vom Arganbaum (Argania Sideroxylon Roem. u. Sch.), dem bemerkenswertesten Gewächs des südwestlichen Marokko zwischen 28° und 32° N ist die geographische Verbreitung noch genauer zu erforschen und insbesondere die Grenze seines Vorkommens landeinwärts und deren Abhängigkeit vom feuchteren Küstenklima zu ermitteln. Im übrigen haben die Arbeiten des älteren Hooker[1] und unsere eigenen


  1. „On the Argan-tree of Marocco by Sir William Hooker“, in Hooker’s Journal of Botany. Vol. VI. p. 97–107.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Justus Rein: Über Marokko. Dietrich Reimer, Berlin 1887, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:%C3%9Cber_Marokko.pdf/21&oldid=- (Version vom 1.8.2018)