Seite:Abhandlung des Daseyns der Gespenster.djvu/185

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

solcher Beschaffenheit, daß man einen jeden Menschen, dem sie unbekannt sind, in die größte Verwunderung setzen kann. Es haben sich auch viele Betrüger derselben bedienet, das leichtglaubige Publicum damit zu überführen, daß sie die größten Zauberer wären. [1]

Es ist auch richtig und gewiß, daß je mehr die Künsten und Wissenschaften aufnehmen, destomehr die Wunderwerke sich vermindern. Die Zauberey der Abgestorbenen (Magia posthuma) von welcher hier die Frage ist, dienet zu einem neuen Beweise. [2] Denn alle diese Begebenheiten befinden sich nur in Gegenden, in welchen die Unwissenheit noch immer herrschet. Es ist auch wahrscheinlich, daß die schismatischen Griechen die Haupturheber derselben sind. [3]

Tournefort ein gelehrter und erleuchter Leibarzt, zugleich aber der geschickteste Botanicus oder Kräuterverständige seines Jahrhunderts, da er von Ludwig dem Vierzehnten, Könige in Frankreich, in Asien geschickt worden, hauptsächlich in Griechenland


  1. b) Verschiedene Zufälle und Arten dergleichen Betrüger liest man im unvergleichlichen Tractat des weltberühmten Hermanns Boerhaave unter dem Titel: Elementa chemiæ. I. B. 2. Th. Venedig 1737.
  2. c) Der gelehrte P. Augustin Calmet, in seiner Historie der Vampyren, welche den zweyten Theil seines Buches von den Erscheinungen der Geister ausmacht, und im Jahre 1751. zu Augsburg in deutscher Sprache ans Licht getretten ist, bekräftiget, daß es beinahe 60. Jahre sind, daß sich der Ruf von den Vampyren in Ungarn, Pohlen, Schlesien und Mähren auszubreiten angefangen hat. Calmet schrieb sein Buch von Gespenstern und Vampyren im Jahre 1745. und in Wahrheit in der Zeitung Mercurius genannt in dem 1693. und 1694. Jahrslaufe liest man dergleichen Geschichten von etlichen Vampyren in Pohlen, und besonders in Pohlnischreusen.
  3. d) Was man in Griechenland, und im Archipelagus von den Brucolachen erzählet, ist das nemliche, was man anderswo von den Vampyren vorgiebt. Der Abt Langlet sagt in der Vorrede seiner historisch-dogmatischen Abhandlung von den Erscheinungen: Vampyr, Brucolach, oder Timpauit sind lauter gleichdeutige Worte. Im zweyten Bandes dieses Buchs S. 173. liest man das [10] Wort Brucolach kömmt von dem neuen griechischen Worte βουρχος, welches Koth heisset, und von einem andern λααχος, welches eine Grube oder Cloack anzeiget; denn man beobachtet gemeiniglich, das die Gruften, wo man dergleichen Körper beisetzet, voll Koth sind.
Empfohlene Zitierweise:
Gerard van Swieten: Vampyrismus von Herrn Baron Gerhard van Swieten verfasset, aus dem Französischen ins Deutsche übersetzet, und als ein Anhang der Abhandlung des Daseyns der Gespenster beigerücket. In: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus (Andreas Ulrich Mayer), Augsburg 1768, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Abhandlung_des_Daseyns_der_Gespenster.djvu/185&oldid=- (Version vom 31.7.2018)