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Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns Allen! Amen.
Ev. Lucä 16, 1–9.

 Unser Evangelium, im Herrn Geliebte, ist zunächst ein Spiegel der Untreue. Ein Mensch wird uns vor Augen gestellt, der als Haushalter eines reichen Herrn schwere Veruntreuung sich erlaubt hat und, darüber betroffen, Sünde auf Sünde häuft, neue Untreue zum Schaden seines Herrn und zum eigenen Vortheil begeht. Unser Evangelium ist ein Gleichniß; ein Gleichniß enthält Lehre und Mahnung für das Himmelreich. Was ist nun hier die Mahnung? In der Ungerechtigkeit kann sie nicht liegen; das ist klar und einleuchtend; das sagt uns auch ausdrücklich der 8. Vers, wo es heißt: der Herr, nämlich der reiche Mann, von dem im Gleichnisse selbst die Rede ist, lobte den ungerechten Haushalter, daß er klüglich gethan hätte. Wir haben also nicht von seiner Ungerechtigkeit, sondern von seiner Klugheit zu lernen, von seiner Klugheit trotz seiner Ungerechtigkeit. Aber wir fragen weiter: warum ist denn von der Ungerechtigkeit so viel, von der Klugheit aber so wenig die Rede? Auch darauf können wir antworten; gibt vielmehr unser Evangelium selbst die rechte Antwort. Wir dürfen nur nochmals auf den 8. Vers blicken, wo unser Herr Christus sagt: denn die Kinder dieser Welt sind klüger, denn die Kinder des Lichtes in ihrem Geschlecht. Jedes Gleichniß, Geliebte, enthält neben der Aehnlichkeit im Bilde und der abgebildeten Sache auch einen Unterschied; der Unterschied ist aber in unserem Gleichniß zum Gegensatz gesteigert, und gerade dieß zündet uns das Licht vollen Verständnisses an. Der Herr, vor dem die Welt, auch die Welt der Ungerechtigkeit offen da liegt und der Alles zu nützen weiß zur Lehre und zur Mahnung