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lassen, auch erhielt sie, an die Stelle der 1704 erst erbauten, in seinem Todesjahr 1729 noch eine Silbermann’sche Orgel. Sein Sohn und Nachfolger hat auch den obern Theil des hohen Kirchthurms im Jahre 1732 neu erbauen lassen. Ueberhaupt haben sich Die von Bünau nach dem Beispiele ihrer Vorgänger, die gleichfalls das Innere der Kirche durch Anschaffung kostbarer Ornate für Kanzel und Altar und Schenkung silberner Altargefässe etc. geziert haben, und namentlich auch die letzte verwittwete Gräfin von Bünau durch mehre Legate für Kirche, Pfarre und Schule, sowie die Almosenkasse des Orts sich sehr verdient gemacht.

Wiewohl Püchau seit 1509 schriftsässig zum Stiftsamte Wurzen gehörte, so stand doch von 1522 bis 1815 die hiesige Kirche zu St. Peter und Martini unter der Eilenburger Superintendentur, und war die 5. Parochie in dem ehemaligen Eilenburg-Dübener Distrikte des Bisthums Merseburg; doch seit dieser Zeit ward sie zur Diöces Wurzen geschlagen. Das Patronatrecht hatte bis zur Reformation der Bischof von Meissen, allein seit dieser Zeit hatten die Collatur stets die Besitzer des Ritterguts.

Früher gehörten zur Pfarrei Püchau noch die Filale[WS 1] Nepperwitz und Altenbach, und der Pleban oder Pfarrer hielt sich einen besonderen Messner, der jedoch von ihm abhängig war. Als aber noch vor der Reformation das Dorf Grubnitz, wo auch ein besonderer Messner war, mit Nepperwitz verbunden ward, erhielt letzteres einen eigenen Pfarrer; doch behielt der Pfarrer zu Püchau das Patronat. Da aber später (nach der Reformation) auch das Dorf Deuben, das einen eigenen Pfarrer gehabt und unter kurf. Patronate stand, mit den Dörfern Bennewitz und Schmölln zu Nepperwitz geschlagen, das Patronat aber vom Kurfürsten den Besitzern von Püchau ertheilt wurde, so musste der Pfarrer von P. das Patronat über Nepperwitz (seit etwa 1596) mit der Gutsherrschaft theilen, was bis auf den heutigen Tag geblieben ist. Eingepfarrt sind in Püchau die Dörfer Dögnitz, Lübschütz, Popitz, Plagwitz Cossen (jetzt preuss.), nebst der Lehden- und Schubortsmühle. – Die Reformation ward bereits zu Anfange der 30 Jahre des 16. Jahrhunderts hier eingeführt und der Geistliche Wolf Lungwitz bei der zweiten Eilenburger Visitation im Jahre 1534 als erster evangelischer Pfarrer eingesetzt. Die Kirche ist etwa zu Anfange des 14. Jahrhunderts das erste Mal erweitert worden, erfuhr im 16. Jahrhunderte und 1684 eine Veränderung. Von den alten Glocken wurden 1723 die kleinere, 1729 die mittlere und 1745 die grössere, welche die Jahreszahl 1496 trug, von Martin Heinze in Leipzig umgegossen, was im Jahre 1811 abermals mit ihr geschah. – Eine steinerne Kanzel ward 1569 errichtet, die Emporen und der Beichtstuhl wurden 1702 erbaut. Der Thurm erhielt auch 1706 ein neues Uhrwerk, das 1733 sehr verbessert ward. Auch haben die Collatoren eine kleine Kirchenbibliothek angelegt, die auch bis zur neueren Zeit Bereicherungen erhielt.

Der Fluren-Grundbesitz des Dorfs besteht nur in 12 Hufen, der des Ritterguts aber ist einer der grössten der Umgegend, hat namentlich auch viele und schöne Wiesen in der Muldenaue, daher auch eine, bedeutende Schaaf- und Viehzucht. Es besitzt ausserdem bei dem Vorwerke Lübschütz beträchtliche Teiche und in Püchau selbst eine starke Brauerei. Ueberhaupt findet man hier alle Branchen der Oekonomie in einer seltenen Vollkommenheit.

Dr. Wilhelm Schäfer.     




Zedtlitz
bei Borna.


Dieser in den frühesten Zeiten der sächsischen Culturanfänge zum Gaue Plisni gehörige Ort, der aber seit den ersten Markgrafen Meissens aus dem Hause Wettin-Buozizi anfänglich zu dem Pleissnerlande gehörte und dann zu dem Osterlande gezogen ward, ist unbedingt als eine alte slavische Herrschaft anzusehen, nach deren Besitze sich auch scheinbar die alte Familie Derer von Zedlitz oder Czedlitz schrieb, aus welcher die Gebrüder Heinrich und Otto von Cedelitz in einem Schenkungsbriefe des Bischofs Berthold zu Naumburg vom Jahre 1191, sowie ein Otto von Zedeliz in einer Bestätigungsurkunde des Königs Philipp, vom 23. April 1203 zu einer Schenkung des Markgrafen Theoderich von Meissen an das Kloster Alten-Zella und endlich auch ein Sigfried von Zedliz in einer Donations-Urkunde desselben meissner Markgrafen, vom 7. März 1216, für dasselbe Kloster als Zeugen erscheinen. – Es giebt zwar in den sächsichen Gesammtlanden noch mehrere Zedlitz, Zedtlitz oder auch Zettlitz,[1] die ursprünglich wohl gleichlautend waren und auch selbst eine Etymologie haben dürften, von denen aber keins für das Stammhaus derer von Zedtlitz angesehen werden kann, da sie keine alten Rittersitze gehabt haben. Dass ein Steinhaus oder Schloss seit den ältesten Zeiten hier stand und vielleicht dem Orte sogar seine Entstehung gab, indem sich Smurten oder Litonen oder die an die Scholle des Schlosses gebundenen Hörigen dabei ansiedelten, geht schon aus dem Namen hervor, da Zed oder Zedl im Slavischen Mauerwerk oder Steinbau bezeichnet. Die


  1. Zedlitz, im alten Neustädter Kreise bei Weyda und Mildenfurth, Zedlitz bei Budissin, Zettlitz im Amte Rochlitz. Stammverschieden sind aber unbedingt die Sedlitz, die von Sedlo, der Sitz, ihren Namen haben.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Fiale
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/022&oldid=- (Version vom 21.5.2018)