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Blick auf Dresden-Altstadt im 19. Jahrhundert mit Frauenkirche, Kreuzkirche und Katholischer Hofkirche.

In der Geschichte des protestantischen Kirchenbaues nahm Dresden im 18. Jahrhundert eine hervorragende, ja die hervorragendste Stelle ein. Der Übertritt des Hofes zum Katholizismus und seine Folgen, die Sorge um ungehinderte Religionsübung, um ungeschmälerten Besitzstand der protestantischen Kirche führten dazu, daß sich die rein evangelische Bevölkerung der Stadt zu gemeinsamer Abwehr enger zusammenschloß und sich der Eigenart ihrer Konfession stärker bewußt wurde.

Äußere Umstände bildeten den Anlaß, daß in einem Jahrhundert alle vier großen Kirchen und eine ganze Reihe kleinere neu zu errichten waren. Das gesteigerte protestantische Bewußtsein der Gemeinde verlangte volle Anpassung der Neubauten an den protestantischen Gottesdienst, Verzicht auf alle Erinnerungen an katholischen Meßdienst und an die bis dahin benutzten Bauten. Auch das Äußere der Kirchen sollte bedeutsam sein, sollte zeigen, daß sie auf Jahrhunderte berechnet waren.

In Bähr, dann in dessen Pflegesohn und Erben Schmidt gewann sich der Rat als Patron und Bauherr mit klugem Blick die geeigneten Baumeister der Zeit, zugleich gottesfürchtige und bekenntnistreue Glieder der Gemeinde. Große Bildkraft befähigte sie, zweckvolle Räume zu planen, sie künstlerisch zu gestalten und so der protestantischen Baugesinnung ihrer Mitbürger wertvollen Ausdruck zu verleihen.

Frauen- und Kreuzkirche vor allen, die beiden großen Stadtkirchen, sollten zugleich steinerne Denkmäler des Festhaltens am evangelischen Glauben der Väter werden. Sie zeigen denn auch die Künstlerkraft der Entwerfenden auf ihrer höchsten Höhe, ja sie stellen die bedeutendsten Planungen des protestantischen Kirchenbaues überhaupt dar. Heftige Kämpfe haben den Bau beider begleitet, doch haben diese mit dem protestantischen Zweck zunächst nichts zu tun.

Bei der Frauenkirche wirkte die persönliche Feindschaft des ehrgeizigen und mißgünstigen Knöffel zeitweise lähmend auf das Fortschreiten des Baues, aber die endliche Verwirklichung der Bauabsichten vermochte sie nicht zu verhindern.

Die Pläne der Kreuzkirche sind nur verstümmelt zur Ausführung gekommen. Auch hier standen persönliche Gegensätze gleicher Art hindernd im Wege. Daß die volle Durchführung der Pläne scheiterte,

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Alfred Barth: Zur Baugeschichte der Dresdner Kreuzkirche. C. C. Meinhold & Söhne, Dresden 1907, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Alfred_Barth_Zur_Baugeschichte_der_Dresdner_Kreuzkirche.pdf/9&oldid=- (Version vom 29.3.2024)