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hauchte einen abscheulichen Gestank aus und konnte fast kein Glied bewegen. Aus der Nase lief ihm oft ein blasses und wässerichtes Blut, und aus dem Munde trat ihm bestandig ein Geifer. Er hatte den Durchlauf und ließ, ohne daß ers merkte, allen seinen Unflath ins Bette gehn. Seine trüben, triefenden und erstorbenen Augen hatten nicht mehr das Vermögen, sich zu bewegen; der Puls ging äusserst schwach, der Athem sehr schwer; der ganze Körper war erstaunlich mager, ausgenommen die Füße, welche anfingen aufzudunsen. Der Zustand seiner Seele war nicht minder kläglich; ohne Begriffe, ohne Gedächtniß; nicht fähig, zwei Redensarten mit einander zu verbinden; ohne Bekümmerniß um sein Schicksal, ohne eine andere Empfindung, ausser der der Schmerzen, die sich, nebst allen übrigen Anfällen, jedesmal um den dritten Tag wieder einstellten. Seine Gestalt war scheußlich, keinem Menschen mehr ähnlich; man hätte zweifeln können, zu welcher Gattung von Geschöpfen er ehemals gehört habe. Mit Hülfe stärkender Mittel glückte es mir, die gewaltsamen krampfhaften Anfälle zu heben, die ihn, bloß durch den Schmerz, auf eine grausame Art wieder zum Gefühl brachten. Zufrieden, daß ich ihm nur

Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Nöthige Belehrung und Warnung für Jünglinge und solche Knaben, die schon zu einigem Nachdenken gewöhnt sind. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens, Heft 6. Schulbuchhandlung, Wolfenbüttel 1787, Seite 364. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Allgemeine_Revision_des_gesammten_Schul-_und_Erziehungswesens_6.pdf/376&oldid=- (Version vom 31.7.2018)