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es dann unter Zutritt der Luft erkalten, so kann man die Reduction unter den Augen von Statten gehen sehen. Man sieht dann aus der festen erhitzten Masse mit bewaffnetem Auge die Silberfäden herausschießen. Also auch dann, wenn der Silberglanz im mäßig erhitzten Zustande in die Gangspalten getreten ist, und dort unter Zutritt der Luft erkaltete, wird sich gediegenes Silber gebildet haben; denn wenn auch bei meinen Versuchen die Zersetzung des künstlichen Schwefelsilbers, in welchem das Metall mit Schwefel gesättigt war, nur unvollkommen von Statten ging, so läßt sich doch denken, daß das so wichtige und so mächtige geologische Hülfsmittel, die Zeit, auch hier, wo nicht der ungeduldige Chemiker auf den Erfolg wartete, das ihrige gethan haben werde.

Unter den Gangmassen ist nicht leicht eine, welche so sehr die Aufmerksamkeit des Chemikers in Anspruch nimmt, welche, man kann sagen, ihn fast zur Verzweiflung bringt, wenn er sich von ihrem Eindringen in die Gangspalten Rechenschaft zu geben sucht, als der Barytspath. Er ist einer der strengflüssigsten und unauflöslichsten Körper, die wir kennen. In einer Hitze, in welcher ich alle krystallinischen Gebirgsarten, vom Basalt bis zum Porphyr und Granit, mit Leichtigkeit zum Schmelzen brachte, sinterte der Barytspath nur in Berührung mit dem Tiegel etwas zusammen. Um das Eindringen dieser Gangmasse in die Gangspallen zu erklären, scheint uns daher der plutonische wie der neptunische Weg zu verlassen. Geht man indeß in die Sache etwas genauer ein, so gelangt man doch bald zu Processen, von denen es nicht bloß als möglich, sondern sogar als sehr wahrscheinlich anzunehmen ist, daß die Natur sich ihrer bedient habe, um diesen so strengflüssigen und so unauflöslichen Körper in die Höhe zu bringen.

Finden wir mächtige Gänge mit Barytspath erfüllt, so mag die Erklärung zulässig seyn, daß er im geschmolzenen

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Verschiedene: Annalen der Physik und Chemie, Band LX.Leipzig: Verlag von Johann Ambrosius Barth, 1843, Seite 305. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Annalen_der_Physik_1843_305.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)