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eines 4000 Fuß langen Gletschers an, der an seinem Ursprung 50 Fuß Mächtigkeit besitzt, und fast dieselbe Mächtigkeit noch an seinem Ende zeigt (Comptes rendus, XV, p. 284). Es scheint ihm das unvereinbar mit einem fortdauernden Abschmelzen an der oberen und unteren Fläche, während des langen Zeitraums, den die Eismasse bedarf, um vom oberen Ende des Gletschers bis zum unteren vorzurücken, wenn nicht ein Ersatz durch Anwachsen der Eismasse von innen heraus stattfände. Das bei thalabwärts stattfindender Abnahme der Geschwindigkeit des Vorrückens erfolgende Aufquellen durch den Druck des hinterwärts liegenden Theils des Gletschers, kann aber die durch das Abschmelzen erfolgende Abnahme der Mächtigkeit hinreichend ersetzen. In der Regel scheint jedoch die Mächtigkeit der meisten Gletscher gegen den Punkt hin, wo sie ausmünden, allerdings abzunehmen.

Die genauen, von Agassiz und Forbes im Sommer 1842 ausgeführten Messungen haben gezeigt, daß die Gletscher continuirlich zu allen Stunden des Tages und der Nacht im Vorrücken begriffen sind; und daß die Mitte des Gletschers schneller vorrückt, als seine Ränder. Ob zu keiner Zeit ein ruckweises Vorschreiten eintrete, bleibt noch zu erörtern; denn nach einigen älteren, schwer zu bezweifelnden Angaben ist ein solches bestimmt beobachtet worden. Der Pfarrer von Grindelwald, Friedrich Lehmann, giebt (Wyß, Reise in’s Berner Oberland, S. 659) folgende Beschreibung eines Ereignisses auf dem unteren Grindelwald-Gletscher: »Das Ziel unserer Tagereise, die Hütten am Zesenberge, ruhten schon sichtbar vor unseren Augen, und eine Viertelstunde davon lagerten wir uns, um eine Pfeife anzuzünden, ganz sorgenlos auf dem Eis. Kaum aber saß ich, so hatte das wundersame Ereigniß des Gletscherwachsens statt. Ein unvergleichbar schreckliches Getöse, ein betäubender Donner ließ sich hören. Um uns her

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Verschiedene: Annalen der Physik und Chemie, Band LX.Leipzig: Verlag von Johann Ambrosius Barth, 1843, Seite 556. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Annalen_der_Physik_1843_556.jpg&oldid=- (Version vom 10.8.2018)