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der Samenkörner) abzuzählen, aus welchen eine so kleine Differenz der Charakteristik mit mathematischer Nothwendigkeit gefolgert werden kann[1].

Wer die Wirklichkeit dieser Zahlengesetze deshalb bezweifeln wollte, weil sie mit der überall vorausgesetzten Einfachheit der Natur nicht ganz im Einklänge zu seyn scheinen, der untersuche die Scheiben mehrer Sonnenblumen, zähle die spiralförmigen Strophen derselben ab; und er wird sich von der bewundernswürdigen Regelmäßigkeit in der Zahl und Anordnung dieser Strophen und von der unläugbaren Thatsache überzeugen, daß die natura geometrizans das Mosaikbild jener Scheiben wirklich nach solchen complicirten Zahlengesetzen zur Ausführung bringt.

Anhangsweise will ich noch eine Erscheinung erwähnen, welche mir, eben so wie die Rippen der Cacteen und Sigillarien, für die Quincuncialmethode zu sprechen scheint. Es ist dieß die nicht selten vorkommende eckige Form der Markröhre, welche dann mit der Zahl der Orthostichen genau übereinstimmt. So haben z. B. unsere Eichen und italienischen Pappeln bekanntlich die Blattstellung ; durchschneidet man einen Zweig, so erscheint die Markröhre im Querschnitte als ein Pentagon, ja, fast als ein 5strahliger Stern; sie ist also ein pentagonales Prisma, dessen Kanten genau den Insertionspunkten der Blattstiele entsprechen, und folglich die Orthostichen repräsentiren[2]. Bei manchen Pflanzen von der Blattstellung ist die Markröhre junger Zweige achteckig. Der Oleander, welcher alternirende dreizählige Blattwirtel

  1. Sollten sich nicht zur Messung sehr kleiner Linear-Ausdehnungen Apparate ausdenken und benutzen lassen, welche auf der Theorie des Quincunx beruhen? Die bloße Abzahlung von 89 und 55 parallelen Linien läßt uns hier den 87841sten Theil einer Einheit erkennen, welche selbst kaum einen Zoll groß ist. Wäre dieß nicht einer Anwendung fähig?
  2. Dieselbe Beobachtung hat kürzlich Hr. Prof. Kunth in hiesiger Academie vorgetragen.
    P.
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Verschiedene: Annalen der Physik und Chemie, Band LX.Leipzig: Verlag von Johann Ambrosius Barth, 1843, Seite 555. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Annalen_der_Physik_1843_569.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)