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So waren es «Geistertöne», die seiner feurigen Liebe zur Natur als Brautlied erklangen, und die Gestalten, die er schuf, waren ihre Verkörperung. Von zwei Hauchen ward sein inneres Saitenspiel bewegt: von der lebendigen Natur und vom antiken Dichtergeist, und die Schwingungen flossen ineinander zu einer geheimnisvollen Harmonie. —

War es denn aber wirklich eine Harmonie? Ward der Traum so vieler Edlen hier zur künstlerischen Wirklichkeit? Man möchte eine solche Frage lieber nicht gestellt wissen. Und doch führt nur ihre Beantwortung zur Erkenntnis des Wesens der Böcklinschen Kunst und schließt die Beantwortung unserer Frage: welche Vorstellungen von Natur und Mensch er uns geschenkt, in sich.

Dasselbe Problem, das uns schon bei Betrachtung seiner Naturanschauung entgegentrat, das Aufsuchen von Gegensätzen und das Verbinden begegnet uns wieder. Hier aber stellt sich uns der zu schlichtende Widerspruch dar als einer zwischen moderner und antiker Naturanschauung — in einem ganz weiten Sinne gefaßt, als einer zwischen Landschaft und Mensch, zwischen allgemeiner zerfließender Seelenstimmung und gesammeltem Lebensbewußtsein, zwischen dem Unermessenen und dem Begrenzten. Durch welche Mittel ward die Aussöhnung zu erreichen gesucht? Jedes einzelne Werk belehrt uns darüber, selbst solche, in denen keine antikische, sondern eine religiöse Vorstellung oder eine romantische, mochte sie der mittelalterlichen Dichtung oder der freien Erfindung entstammen, Gestaltung gewann, denn das antike Ideal spielt auch in sie hinein.

Als moderner Maler mußte Böcklin vor allem Landschaftsmaler

Empfohlene Zitierweise:
Henry Thode: Arnold Böcklin (Gedenkworte). Carl Winter’s Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1905, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arnold_B%C3%B6cklin.pdf/15&oldid=- (Version vom 31.7.2018)