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Werke, in denen er fast vollständig gehoben scheint. Er offenbart sich allgemein in Härten und Schroffheiten, in brennenden, beängstigenden Farbenwirkungen, in grellen koloristischen Kontrasten und im besonderen bei dem Figürlichen in Übertreibungen des Charakteristischen, welche sich in den Frauengestalten nach der Seite des Überzarten und Sentimentalischen, in den Mischwesen und in den Tieren nach jenen des Grotesken geltend machen. Wir mögen die Genialität, die gerade in diesen Erscheinungen erstaunlich sich äußerte, mit hohem Staunen verehren, gerade im Übertreibenden des Ausdrucks, in dem innig Träumerischen, wie in dem bald Humoristischen, bald Dämonisch-Phantastischen der Gestalten die echtesten Wesenseigentümlichkeiten des Germanen mit Freudigkeit begrüßen — unser Eindruck ist kein ganz reiner; mächtig von diesen Werken angezogen und in seelische Erregung versetzt, werden wir doch des Gefühles nicht ledig, einem Fremdartigen gegenüberzustehen, in das wir uns nicht ganz zu verlieren, das wir uns nicht ganz zu eigen zu machen vermögen. Was sich uns so unwiderstehlich sinnlich aufdrängt, scheint doch wieder ins Unerreichbare zu entfliehen, was uns so natürlich dünkt, ist doch zugleich ein Geisterhaftes. Wie könnte es anders sein? Auch der Stab des größten Zauberers kann in unsere Welt nur Schatten aus den elyseischen Gefilden des Griechentums hervorlocken; so stark er ihnen den Schein neuen Lebens verleiht, es bleiben Geister!

Daß Arnold Böcklin aber ein solcher Zauberer war, wer möchte das leugnen — ferne lag es uns, in dem vorhergehenden eine Kritik haben geben zu wollen, nicht Kritik,

Empfohlene Zitierweise:
Henry Thode: Arnold Böcklin (Gedenkworte). Carl Winter’s Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1905, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arnold_B%C3%B6cklin.pdf/23&oldid=- (Version vom 31.7.2018)