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Wo ist nun hin die bunte Lust,
Des Freundes Trost und treue Brust,
Des Weibes süßer Augenschein?
Will keiner mit mir munter seyn?

25
Da’s nun so stille auf der Welt,

Zieh’n Wolken einsam übers Feld,
Und Feld und Baum besprechen sich, –
O Menschenkind! was schauert Dich?

Wie weit die falsche Welt auch sey,

30
Bleibt mir doch Einer nur getreu.

Der mit mir weint, der mit mit wacht,
Wenn ich nur recht an Ihn gedacht.

Frisch auf denn, liebe Nachtigall,
Du Wasserfall mit Hellem Schall!

35
Gott loben wollen wir vereint,

Bis daß der lichte Morgen scheint!


 Die deutsche Jungfrau.

Es stand ein Fräulein auf dem Schloß,
Erschlagen war im Streit ihr Roß,
Schnob wie ein See die finstre Nacht,
Wollt’ überschrei’n die wilde Schlacht.

5
Im Thal die Brüder lagen todt,

Es brannt’ die Burg so blutigroth,
In Lohen stand sie auf der Wand,
Hielt hoch die Fahne in der Hand.

Empfohlene Zitierweise:
Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Vereinsbuchhandlung, Berlin 1826, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_dem_Leben_eines_Taugenichts_und_das_Marmorbild.djvu/259&oldid=- (Version vom 31.7.2018)