Seite:Badisches Sagenbuch II 005.jpg

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gingen aus, ihn aufzusuchen und fanden seinen blutigen Leichnam, den sie unter heißen Thränen und unter Verwünschungen des Mörders begruben. Auf dieser Stelle bauten sich nachher Mönche ein Kloster und der Ort erhielt den Namen Mönchszell.


Das Crucifix von Wittenweier.

Nachdem die Bewohner des Dorfes Wittenweier zum Lutherthum übergetreten waren, schafften sie von ihrem Kirchhofe das steinerne Crucifix weg, fanden es jedoch am nächsten Morgen wieder am selben Platze aufgerichtet. Noch zweimal thaten sie es hinweg, allein es kehrte jedesmal in der Nacht dahin zurück, während die Wachen, die man auf dem Gottesacker aufgestellt hatte, in unbezwingbarem Schlafe lagen. Hierauf warfen die Wittenweierer das Kreuz in dem Rhein, und aus dem kam es nie wieder heraus. Seitdem aber riß der Rhein, der vorher dort ganz friedlich floß, das dießseitige Ufer stückweise weg, so daß Wittenweier schon dreimal mußte zurückgebaut werden.[1]

(S. Mone’s Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit. Jahrg. 1839.)


Lahrs Ursprung.

Ihren Namen soll die Stadt von den Gewerben haben, die auch jetzt noch in ihr blühen: von den Lohgerbern. Man nannte nemlich den Ort Anfangs „In der Loh“ wegen den Lohmühlen und Gerbehäusern an der Schutter, aus welchen wahrscheinlich nach und nach sich eine Dorfgemeinde bildete, woraus zuerst der Flecken Lohr und später das Städtchen Lahr entstand. Die Grafen von Geroldseck erbauten sich hier ein Schloß und eine Linie nannte sich von Geroldseck-Lahr. Ein Unglück war es für die Stadt, daß diese Grafen ausstarben und die Herrschaft unter weit entfernte Gebieter kam: die Grafen von Mörs und später an die von Nassau. Im dreißigjährigen, ferner im französischen Raubmordkriege unter Ludwig XIV.,


  1. Diese und ähnliche Sagen gehen auf die Bilderstürmerei des 16. Jahrhunderts zurück.
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_005.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)