Seite:Badisches Sagenbuch II 050.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Acherthal und Seitenthäler.


Türenne’s Fall.[1]

Anstatt der Thürme, die gefallen,
Der muntern Städte, die verbrannt,
Siehst du die weißen Fahnen wallen
Von rauher Lager Zeltenwand.

5
Die blanken Glieder der Musketen

Erstehen statt der Silbersaat;
Statt goldner Aerntewagen treten
Der Reiter Reih’n der Gaue Pfad.

Statt Glockentons zu frommem Flehen,

10
Erschallt die Trommel zu dem Streit.

Der schwarze Wald von seinen Höhen,
Er trauert um des Landes Leid;
Es steht der Held am Eichenbaume
Vor reichgeschmücktem Führerschwarm,

15
Und streckt nach seinem Siegesraume

Den Feldherrnstab mit stolzem Arm.

So weit des Helden Augen reichen,
Kein Feindeshaupt bis an den Rhein;
Sie stäubten hin vor seinen Streichen

20
Und Teutschlands Paradies ist sein.

Er hebt in seines Ruhms Gedanken
Die Stirne freudig himmelan;


  1. [51] Das Denkmal des Marschalls Türenne, – ein großartiger Obelisk von Granit, – steht bei dem eine halbe Stunde von Achern entlegenen Dorfe Sasbach. Im Jahr 1675 stunden sich hier die Heere der Oesterreicher unter Montecuculi, und der Franzosen unter Türenne lange unschlüssig gegenüber und es wollte zu keiner rechten Schlacht kommen. In dem kaiserlichen Heere befand sich auch der Markgraf Hermann von Baden. Eine bisher noch nicht widerlegte Erzählung sagt: Türenne, welcher einen Schimmel ritt, habe einen Platz recognoscirt, wohin er sein Geschütz aufführen zu lassen beabsichtigte. Der Markgraf, der eine Batterie befehligte, und ihn bemerkte, habe nun einen seiner Kanoniere gefragt, ob er sich getraue, Jenem dort auf dem Schimmel eine Kugel zu senden? Gleich habe der Kanonier sein Geschütz gerichtet und die gefeuerte Kugel traf in eine Eiche dicht über Türennes Haupt, und der stürzende Ast zerschmetterte den Helden.
    Anm. des Herausg.     
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band . Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_050.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)