Seite:Badisches Sagenbuch II 089.jpg

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Einst sprach das schöne Weib:
„Bleib’ ich einmal zu Haus,
O Freund, so ruf’ bei Leib’

230
Nicht meinen Namen aus!


Sonst muß ich sterben gleich,
Du siehst mich nimmermehr;
In diesem Wasserreich
Ist das Gesetz gar schwer!“ –

235
Schon mancher Tag verfloß

Dem Hirten an dem See,
Doch aus der Wellen Schoos
Stieg immer keine Fee.

Einst in dem Abendglanz

240
Der arme Knabe saß,

Und des Verbotes ganz
In seinem Schmerz vergaß.

Er ruft voll Liebesgluth
Den theuern Namen aus –

245
Da reget sich die Fluth

Mit zischendem Gebraus,

Und aus der Tiefe gellt
Ein dumpfer Schmerzensschrei,
An das Gestade schwellt

250
Ein Strom von Blut herbei.


Es schwimmt zum Ufer da
Ein weißes Röslein her –
Kein Aug’ auf Erden sah
Den Hirtenknaben mehr.


8.
Die Wasserherberge.
255
Von Straßburg drei muntre Gesellen

Durchstreifen Gebirg und Thal;
Im Schwarzwald wollen sie sehen

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_089.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)