Seite:Badisches Sagenbuch II 159.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
30
Und wendet mit hohler Stimme sich an den Ritter dann:

„Habt Ihr, o Ritter Eginhard, Euch zum Gespons erseh’n
Den letzten Sproß von Windeck, die Rose zart und schön?“ –
Der Ritter bebte knabenhaft vor solchem Abenteu’r,
Was er dort hat erfahren, das war zu ungeheu’r.

35
Doch kaum hört man den Hahnschrei aus einem Nachbarort,

Da waren die Gespenster alle wie weggezaubert fort.
Die Windsbraut stürmte mächtig im weiten Kirchenraum,
Verwundert war der Ritter des Morgens ob dem Traum.

Ludwig Wihl.


11) Garlinde.

Es irrt bei Dunkelheit und Regen
Ein Ritter durch die Wildniß hin,
Er muß auf unbekannten Wegen
Zu einem frommen Opfer ziehn.

5
Sein Roß will ihn nicht weiter tragen,

Ein Sturm erhebt sich rasch mit Macht;
Da hört er eine Glocke schlagen,
Sie kündet schon die Mitternacht.

Und vor ihm ragen hoch die Zinnen

10
Von einem alten festen Schloß,

Und schnell, das Obdach zu gewinnen,
Spornt er aufs Neu’ das müde Roß.

Doch in der Burg ist tiefes Schweigen,
Wie um ein graues Hünengrab,

15
Hoch über Thor und Brücken neigen

Uralte Rüstern sich herab.

Der Ritter geht, nicht ohne Schauer,
Hin durch des Hofes öden Raum,
An einem Ring an einer Mauer

20
Befestigt er des Pferdes Zaum.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_159.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)