Seite:Badisches Sagenbuch II 176.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
85
Das Schlechte muß sich selbst zerstören,

Sein Sieg ist auch sein Untergang;
Der muß dem Tode angehören,
Den das Sirenenlied bezwang.

Noch leuchtet ja der Abendschimmer

90
Wie sonst in Badens Thal herein,

Der junge Lenz, er kehrt noch immer
Mit seinen Blumen bei uns ein.
Liegt auch der Quell in Schutt gebunden,
Er sehnt sich dennoch nach dem Licht,

95
Und hat er erst den Weg gefunden,

So hält die Erd’ ihn länger nicht.

Aloys Schreiber.


Die Sage von Baden’s Ursprung.
1.

Es reiten drei Recken durch Waldung und Moor,
Am Borne da hüpfen drei Fräulein hervor:

„Zieht mit uns, ihr Brüder, wir kennen den Pfad!“ –
Die Wandrer mißtrauten dem weiblichen Rath.

5
„Zieht mit uns, ihr Brüder, zu duftigen Höhn!“

Sie blickten so freundlich, sie nickten so schön.

Bald zogen drei Pärlein im eiligen Lauf
Mit Singen und Springen den Hügel hinauf.

Hoch oben empfing sie ein lachender Grund,

10
Durchflochten mit Blumen gar wunderlich bunt.


Es blinkte die Lilie so bräutlich und lind,
Liebflammend die Rose, der Sehnsucht Kind.

„Herbei, ihr Gesellen, wir stehen am Ziel,
Nun ruft uns des Tanzes ergötzliches Spiel!“

15
In Lüften erhob sich ein Harfengekling,

Sie sangen und sprangen, und schlossen den Ring.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_176.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)