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Mein reiches Wittthum Baden:

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     Dort kocht dir der Wein

     Am strahlenden Rhein,
Hier die Quelle mit heilendem Schwaden.

Und Alles ist dir unterthan,
So weit du blickst von dannen;

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Dein Wink gebeut; im Staube nah’n

Vasallen dir und Mannen,
     Die niedere Brut
     Mit eiserner Ruth’
In scheue Verehrung zu bannen.

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Regiere stark, dem starren Trutz

Des Volkes zum Entsetzen!
Nie soll sein schnöder Eigennutz
Am Kronengut sich letzen!
     Dein göttliches Recht

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     Durch Geburt und Geschlecht,

Das reiße dir Keiner in Fetzen!

Siehst du den Falken siegeskühn?“
– Sie hob empor den Knaben –
„Aus ihren Purpurrändern glühn

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Die Augen stolz; erhaben

     Beherrscht er das Blau!
     Wie ducken zur Au
Die Schufte, die Häher und Raben!

Die Macht verleiht wohl Kraft und Muth

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Dem scharfen Krallenschläger,

Wie fühlt er sein altadlig Blut,
Der hohe Schwingenträger!
     Ho hussa zur Hetz’!
     Ihm gilt nur Gesetz

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Sein eigener Wille, dem Jäger.


So herrsch’ auch Du!“ … da fasset jach
Ein Schwindel ihre Sinnen,
Aus ihrem Arm entstürzet, ach!

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_182.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)