Seite:Badisches Sagenbuch II 216.jpg

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Hülfe leisten wollen, sey aber auch in das Wasser gestürzt und so hätten Beide ihren Tod darin gefunden.

Am Morgen darauf fand man die beiden ältern Brüder zerschmettert in ihren neben einander stehenden Betten liegen. Ein Theil der Zimmerdecke war über ihnen eingestürzt.

Jetzt erst bohrten sich die Stacheln des Gewissens tief in das Herz des schwergeprüften Vaters. Er legte sich die härtesten Bußübungen auf, theilte reichliche Almosen aus und versagte sich die unschuldigsten Freuden des Lebens. Nur Eine Hoffnung war ihm noch geblieben: sein Töchterlein, welches auch wirklich frisch und gesund heranwuchs. Sein und seiner auch bußfertig gewordenen Gattin tägliches Gebet war nun: „Gerechter Gott im Himmel! nur dieses noch einzige Kind lass’ uns!“ – Ihr Gebet schien auch erhört zu werden. Bertha – so hieß das Mädchen – überlebte sie Beide; sie war achtzehn Jahre alt, als ihre Eltern starben, aber das Schicksal ihres Hauses hatte eine solche Schwermuth in ihrem Herzens erzeugt, daß ihre Lebenskraft sich darunter allmählig verzehrte. Sie warf sich in die Arme der Religion und wählte zum Beichtvater einen Mönch aus Baden. Dieser beredete sie, ehelos zu bleiben und die Güter von Altenburg seinem Kloster zu vermachen. So geschah es auch und nach ihrem bald darauf erfolgten Tode traten die Väter der Gesellschaft Jesu in den Besitz der reichen Ländereien.

(Siehe Al. Schreiber’s „Sagen aus den Rheingegenden“ etc.)


Schlage deine Mutter nicht!

Auf dem Kirchhofe zu Sinzheim bei Baden spukte früher der Geist eines Bürgermeisters in einem weißen Mantel. Damals kam an einem Winterabend ein Bauernbursch in die Spinnstube und fragte, wer wohl Muth genug habe, jetzt auf den Kirchhof zu gehen und dem Gespenst den Mantel abzunehmen? Eine herzhafte Magd, in der Meinung, die Bursche hätten dort, um den Leuten Furcht einzujagen, einen Schneemann errichtet und ihm ein Bettuch umgehängt, erklärte sich zu dem Wagestück bereit, ergriff einen Stock und ging allein auf

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_216.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)