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Da fielen, wie ein brausend Meer,

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Die Römer über Teutschland her,

Eroberten das Land am Rhein,
Germania’s Sohn mußt’ Sclave seyn.
Sie raubten ihm sein Vaterland,
Zerrissen jedes heil’ge Band.

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Dennoch gefiel’s im schönen Baden,

War auch mit Ketten es beladen,
Dem Römerfeldherrn Varus bald,
Er wählte sich’s zum Aufenthalt.
Gekrönt vom Sieg, voll Sinnenlust,

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Schwoll ihm die ehrne Kriegerbrust.

Er badete im warmen Quell,
Der aus dem Felsen sprudelt hell,
Er jug das Wild in Baden’s Wäldern
Und nahm die Frucht von seinen Feldern,

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Und baute seinem Rom zum Ruhme

Viel Tempel hier und Heiligthume.
Da sah er Nachts mit einem Male
Im Geroldsauer Wiesenthale
Der Feyen leichten Jugendreihn

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Sich schwingen in dem Mondenschein.

Ellene war die schönste Fee,
Wie Rosengluth und Lilienschnee;
Er sah, er liebte sie zur Stunde,
Sein Herrscherwort erstarb im Munde,

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Er nahte sich mit scheuem Bangen,

Die Brust voll Sehnsucht und Verlangen,
Und bat in süßer Minnebrunst:
„O schenk mir, Holde, deine Gunst!
Nimm diesen Ring, der Treue Zeichen,

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Und eher soll mein Stern erbleichen,

Als daß ich breche meinen Schwur,
Dir zu gehören einzig nur;
Ich schwör’ es dir beim Gott Merkur!“ –
Sein Liebesschmerz, sein heißes Sehnen

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Weckt bald ein Echo in Ellenen,

Sie reicht gerührt die feine Hand

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_228.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)