Seite:Badisches Sagenbuch II 233.jpg

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ihr Schloß in ihrer Abwesenheit besteigen und einnehmen zu lassen. Sie sollten also eilen, noch diese Nacht abzureisen. Die drei Herren Brüder gingen mit einander zu Rath und entschlossen sich, eilends nacher Haus zu gehen, kehrten aber doch wieder um zum Tanz und sprachen: Sie wollten den Tag darauf einen Kampff mit denen Rittern und Edelleuten halten und hundert Gold-Gulden setzen und dasselbige Geld wollten sie denen Edeldamen zur Verehrung zurücklassen. Die Anwesenden nahmen die Bedingung an; sie aber waren dessen ohngeacht bedacht, wie sie diese Nacht noch über den Rhein kommen möchten; welches auch geschehen. Den andern Tag Morgens kamen sie in ihr Schloß zurück, der Kaiser aber und die Ritterschaft warteten lange Zeit, daß das Turnierspiel angehen sollte. Nachdem er aber Wind bekommen, daß sie von jemand gewarnet worden und darauf abgereist wären, gab Otho capablen Männern Ordre, zu versuchen, ob sie nicht das Schloß erobern könnten, ehe die Herren zurück kämen. Allein sie waren schon wieder in ihrem Schloß und empfingen die Kaiserlichen Stürmer mit Steinwürffen und andern Kriegs-Instrumenten sehr übel, trieben sie auch endlich wieder ab. Auf dieses gedachte der Kaiser mit denen Grafen zu accordiren und schickte in solcher Absicht drei Ritter an sie ab. Solche ließen die Grafen in den Weinkeller und in das Kornhaus führen, ließen ihnen weißen und rothen Wein zapfen, zeigten ihnen große Hauffen Früchte und den reichen Vorrath an Mehl. Hierüber verwunderten sich die Gesandten dergestalt, daß sie glaubten, es seye nicht möglich, über sie Meister zu werden. Allein die Fässer waren in zwei Fächer abgetheilt und die unteren mit Wasser angefüllt. Unter der Frucht aber lagen alt Tuch, Spreu und Hülsen. Und war es also nur ein eitles Prahlen, daß sie noch einen so großen Ueberfluß hätten. Als nun die Gesandten zum Kaiser zurück kehrten und gefragt worden: wie es in der Vestung stehe? gaben sie zur Antwort, man bemühe sich vergebens, daß man sie länger belagere, sie haben noch auf dritthalb Jahr Früchte und Wein genug. Darauf gab man dem Kaiser den Rath, er sollte eine von seinen jüngern Schwestern an den jüngsten Herrn von Eberstein, Namens Eberhard, vermählen, weil es tapfere und kluge Herren wären, welche Seiner Majestät

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_233.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)