Seite:Badisches Sagenbuch II 238.jpg

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ihre Glocke desto sicherer zu behalten, dämpften sie durch einen hineingeschlagenen Nagel deren Klang. So blieb ihnen dieselbe noch lange, bis solche zuletzt im Kriege durch die Franzosen zerstört wurde.[1]

(S. Mone’s „Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit.“ Jahrg. 1835.)


Riesen im Wasser.

Unter einem Brücklein, zwischen Baden und Scheuern, hatten die Darübergehenden zu Zeiten niesen gehört, und als einmal ein betrunkener Bauer von Scheuern es auch hörte, rief er: „helf Gott!“ Sogleich stand eine schöne, glänzend weiße Frau vor ihm und dankte ihm, daß er sie durch sein „Helf Gott“, worauf sie schon viele Jahre geharrt, erlöst habe. Hierauf bat sie ihn, seine Hand, mit dem Schnupftuche darin, herzureichen, was er auch that. Die Frau legte ihre Hand auf das Tuch und verschwand. Wo ihre Hand gelegen, war deren Abbild schwarz in das Tuch gebrannt.

(Siehe Mone’s „Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit.“ Jahrg. 1835.)


Die Geister führen irre.

Vor etwa fünfzig Jahren war ein Schulmeister zu Ebersteinburg, ein Greis von 75 Jahren, redlich und fromm, der auf Allerseelentag (2. Nov.) nach Rothenfels herab ging mit seinem Pfarrherrn, um seine Andacht bei der Bruderschaft zu verrichten. Da der Pfarrer nicht mit nach Hause gehen wollte, so kehrte der Schulmeister allein zurück, denn der Weg war ihm von Kindheit an wohl bekannt. Aber es war schon Nacht und die Geister führten ihn auf Irrgängen herum. Er lief die ganze lange Nacht und konnte den Heimweg nicht finden. Am andern Morgen lag er ganz nahe bei dem Dorfe auf dem Feld in den letzten Zügen; die Leute, die ihn sahen, brachten ihn sogleich


  1. Diese Sage kommt einigemal vor, denn ich erinnere mich, sie auch von einer Glocke des Domes zu Speier gehört zu haben, die von Schweinen aus der Erde gewühlt wurde. Vielleicht hat der Name Haueneberstein dazu beigetragen, sie auch an diesen Ort zu knüpfen.
    Mone.     
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_238.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)