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Und im Gewölb’, in später Nacht,
Wo sonst sie Geld nachfälschen,
Wird jetzt ein Bild auch nachgemacht
Von ihm und seinen Wälschen,

45
Aus Jungfernwachs zumal und Leim

Und Zauberstoffen insgeheim:
Friedrich’s, zur Rach’ erkoren,
Dem er den Tod geschworen.

Behängt mit Fratzen allerlei,

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Verflucht mit frevlen Worten,

Starrt lebensgroß das Konterfei
Auf Tiegel und Retorten.
Im Widerschein der Kohlengluth
Sein Antlitz röthet sich zu Blut;

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Sogar das Glas der Augen

Scheint Leben einzusaugen.

Die schmalen Lippenränder weit
Gesperret, bleckts die Zähne,
– Aus Mörderschädeln eingereiht –

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Mit grinsendem Gegähne.

Soll das der edle Friedrich seyn?
Die Hölle borgt ihm nur den Schein,
Daß sie des Frevlers Sinne
Nur fester noch umspinne.

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„Beim Trismegist!“ rief Fortunat,

„Der Zauber wirkt, Gesellen!
Der Schelm ist lustig, in der That!
Ob ihm die Ohren schellen?
Gewiß, es schläft sein Urbild schlecht!

70
So macht die Ladung ihm zurecht

Mit schwarzem Todessamen!
Wohlan, ins Teufels Namen!“

Aus Todtenköpfen mannigfalt
Buntfarbne Lichter brannten,

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In deren Kreis die Zerrgestalt

Nun ziehn die Nekromanten.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_251.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)