Auch senkt auf sein einziges Kind er den Blick.
Ein Töchterlein war es, so lieblich und hold,
So fromm wie ein Engel, so sittig und schön,
Es mußte sie lieben, wer je sie gesehn. –
Drum stellten der Ritter gar viele sich ein
Im Schloß, um die Minne des Fräuleins zu frei’n;
Doch konnt’ ihre Neigung sich Keiner gewinnen.
Da sprach nun der Vater; „Dem reich’ sie die Hand,
Der mir von dem Bösen befreiet das Land!“ –
Da wollte die Palme sich Jeder erringen
Doch Keinen bekrönte der Sieg und das Glück,
Nicht Einer kam heil aus dem Streite zurück.
Da jauchzte das Volk dem Verführer aufs Neu:
„Heil unserem Herrscher, wir bleiben ihm treu!“
Ein Engel des Friedens mit goldenem Stab,
Berühret mit diesem in heiliger Hand
Den Teufel, daß brüllend er ferne verschwand!
Da wendet die Menge sich wieder zu Gott
Zum Himmel erhob sich nun freudig empor
Der Engel, da trat aus dem Kreise hervor
Graf Eberstein feierlich, führend zu Hand
Die Tochter im schneeigen Nonnengewand,
Der Himmel ward Sieger, ihm sey sie getraut!“
Beharrend im Glauben und Gottesvertrau’n.
Ließ er nun das Kloster: „die Engelsburg“ bau’n.
Bei der Teufelskanzel, dicht am Wege nach Gernsbach, zieht sich links ein Fußpfad in eine mit Felsblöcken übersäte Schlucht hinab, welcher man obigen Namen gegeben hat. Einst
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_259.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)