Seite:Badisches Sagenbuch II 267.jpg

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den Straßenräubern und ersetzte aus seinem eigenen Beutel jeden Verlust, den Jemand durch sie in seinem Gebiet erlitt; den Lindenschmidt den berüchtigten Raubritter, ließ ohne Zweifel Er einfangen und in der Stadt Baden an einen hohen Galgen hängen, wie das alte Volkslied besagt, das wir Seite 203 mitgetheilt haben. Unglücklich im Kriege war Karl I.: bei Seckenheim machte ihn Friedrich der Siegreiche von der Pfalz zum Gefangenen und entließ ihn erst gegen ein schweres Lösegeld; doch war er ein glücklicher Gemahl und Vater. Seine Gemahlin Catharina, Kaiser Friedrichs III. Schwester, munterte ihren Sohn in einem noch vorhandenen Brief auf: „er solle mit andern jungen Edelleuten sich den Ritterschlag erwerben durch tapferes Verhalten im Turnier; Jedem, der dies thue, wolle sie ein feines Hemd und goldgestickt Wamms zur Ritterweihe verehren und hoffe, als eine treue Mutter mit Spinnen wohl so viel zu gewinnen, daß ihr Sohn möge ritterlich bestehen.“ Und dieser ihr Sohn, Markgraf Christoph, war auch einer solchen Mutter würdig. Als Kurfürst Philipp von der Pfalz vom Kaiser und andern Fürsten hochbedrängt und Markgraf Christoph aufgefordert wurde, sich dessen Unterdrückern anzuschließen, um das von seinem Vater an die Pfalz Eingebüßte wieder zu gewinnen, so wie auch Bayern und Würtemberg damals Stücke von der Pfalz an sich rissen, so sprach er: „Nein, mein Vater hat dem Philipp von der Pfalz Treue versprochen auch in meinem Namen, und nichts wäre eines teutschen Fürsten unwürdiger, als dieses Wort zu brechen, jetzt da Philipp ins Unglück gekommen ist. Ehr’ und Eid gilt bei Uns mehr, denn Land und Leut![1]

Also waren die Fürsten, die hier ihren Sitz hatten, die Stammväter des Hauses, das jetzt Baden beherrscht. Christoph war der Letzte, der das alte Schloß bewohnte. Er baute gegen Ende des 15. Jahrhunderts das neue, dicht über der Stadt Baden gelegene. Nach ihm theilten seine Söhne das Land. Der Aelteste und dessen Nachkommen blieben oder herrschten zu Baden, daher die Linie der Markgrafen von Baden-Baden, die später zu Rastatt ihren Sitz nahmen; der jüngere Sohn Markgraf Christophs und seine Erben wohnten zu Pforzheim und später in Durlach, daher die Linie Baden-Durlach, die nun seit mehr als einem Jahrhundert Karlsruhe zu ihrer Residenz gemacht hat.


Zu „Die graue Frau von Hohenbaden.“ Seite 180.

Außer der grauen Frau in den alten Burgtrümmern von Baden läßt die Sage auch eine weiße Frau im neueren Schlosse spucken.

Wenige unserer Volkssagen waren so allgemein verbreitet, als die von der weißen Frau, und an keine andere hat sich der Glaube so


  1. Siehe auch das Gedicht von Ed. Brauer „Christoph von Baden.“ S. 187.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_267.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)