Seite:Badisches Sagenbuch II 276.jpg

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durch die Brust des Bildes, sondern auch durch die dünnen Bretter der Thüre, und in diesem Augenblick erscholl ein markerschütternder Geschrei im Nebengemache. Die schöne achtzehnjährige Tochter des Kastellans, die Buhlgenossin des Markgrafen, lag, von der Kugel mitten durch das Herz getroffen, in ihrem Blute zu Boden gestreckt, und seit dieser Zeit trieb allnächtlich ein solcher Geisterspuck auf der Yburg sein Wesen, daß ihre Bewohner sie verlassen mußten. Die Burg selbst versank allmälig in Trümmer. Mehrere Jahre später – berichtet die Sage – beschworen die Kapuziner in Baden alle Kobolde und Hausgespenster aus der Gegend in einen großen Sack und trugen sie darin auf die Yburg, wo sie losgelassen und in den Ruinen festgebannt wurden, weßhalb sich noch jetzt nur selten ein Mensch bei nächtlicher Weile in die unheimlichen Räume der allen Burg hinaufwagt.“

In der Zeitschrift „Curiositäten der Vor- und Mitwelt etc.“ 8. Bd. S. 397 u. ff. lesen wir Nachfolgendes über Fortunat:

„Da der mörderische Anschlag auf das Leben des Markgrafen Ernst Friedrich zu Baden weltbekannt wurde und derselbe sich genöthigt sah, was er gegen das Benehmen, Treiben und Thun des Markgrafen Eduard Fortunatus zu sagen hatte, öffentlich auszusprechen, so erschien nachfolgende merkwürdige Schrift im Drucke:

„Gründlicher, Wahrhafter und Bestendiger Bericht: Was sich zwischen dem Markgrafen Ernst Friedrich zu Baden etc. und zwischen Markgraf Eduardi Fortunati Dienerschaft und von ihm selbst verloffen“ etc. 1595. 4.

In dieser Schrift heißt es:

„Nicht allein weltkundig muß es, sondern bewiesen soll es auch werden, daß Markgraf Eduard Fortunatus zweimal dem Markgrafen Ernst Friedrich nach dem Leben gestanden, zuletzt auch noch den Burgvoigt zu Norbug, Franz Löcher, anreizen wollen, die That zu vollbringen. Es sah sich daher der Markgraf Ernst Friedrich genöthigt, Kaiserl. Majestät Alles zu berichten und zum Beweise fortzufahren, der Untersuchung Platz und Raum zu lassen. Da ergab sich dann, daß, als der Markgraf Ernst Friedrich, nach Recht, den obern Theil des Markgrafenthums in Besitz nahm, sein Vetter, der Markgraf Eduard Fortunatus, sogleich Mordanschläge gegen ihn und seinen Bruder, den Markgraf Georg Friedrich, mit bösem Sinne faßte. Aber der Himmel verhinderte die Ausführung der Mordanschläge und es wurden als Verbrecher eingezogen die Eduard’schen Diener: Paul Pestalotzi aus Chiavenna und Franz Muscatello aus Vicenza, nach Durlach geführt und denselben der Prozeß gemacht.

„Es lebte aber dieser unselige Markgraf Eduard Fortunatus ein solch dissolutes Sattelleben,[1] daß er sich selbst nicht scheuete,


  1. Ein Sattelleben, ein Stegreifleben führen, hieß im Mittelalter bei den Edelleuten: vom Raube leben.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_276.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)