Seite:Badisches Sagenbuch II 306.jpg

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klagend rufen: Hu! hu! – was weithin über Berg und Thal erschallt. Wer ruhig vorübergeht, dem thut sie nichts zu Leide, wer sie aber ausspottet, dem setzt sie sich auf den Rücken und er muß sie den Berg hinauf und hinab bis an den Bach tragen. Dort fällt sie dann wie ein Maltersack in’s Wasser. Sie hat auch schon einmal drei Männer in den Gumpen eingetaucht. Besonders spuckt sie auf der Gätelwiese, die unten am Rockert liegt.

(Siehe Mone’s Anzeiger etc. J. 1834.)


Gaggenau.

Wer sitzt im warmen Stübchen?
Ein Mädchen und ein Bübchen,
Großmutter auch und spinnt,
Läßt sich ein Weilchen quälen,

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Bis daß sie zu erzählen

Mit leisem Ton beginnt:

„War einst ein Hirtenknabe,
Der nannt’ als einz’ge Habe
Ein junges Gänschen sein;

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Doch ach! vor Badens Thoren

Hat sich das Thier verloren
Zu Hansens bittrer Pein!

Er läuft von Ort zu Orte,
Er klopft an jede Pforte,

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Kehrt hoffnungslos zurück,

Verloren bleibt sein Gänschen, –
O Hänschen, armes Hänschen!
Verloren all’ dein Glück!

Und an der Murg Gestaden

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Hin sinkt er mühbeladen,

Und klagt des Herzens Noth
Den Wellen und den Winden:
„Läßt sich die Gans nicht finden,
So wein’ ich mich zu Tod!“

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 306. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_306.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)