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Vernehnmt von diesem Städtchen
Ein Lied, das Treue preist.

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Es war vor langen Jahren

Ein Herzog hochgeehrt,
Im Buhlen wohlerfahren,
In Durlach eingekehrt.

Und wie er auf der Straßen

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Ein reizend Weib erblickt,

Da fühlt er über Maßen
Sein lockres Herz umstrickt.

„Gott grüß dich, Herzlein, holdes,
Willst du mein Liebchen seyn?

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Sieh diesen Säckel Goldes,

Zum Lohne werd’ er dein!“

– „Herr Fürst von Hohenstaufen!
Ein ehrsam Eheweib
Ist nicht für Gold zu kaufen!

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Sucht andern Zeitvertreib!“ –


„Schön Kind, sey nicht so blöde,
So viel du nur begehrst
Sey dein, du süße Spröde,
So du mir Huld gewährst.“

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„Herr Fürst von Hohenstaufen,

Hebt euch hinweg von mir!
Die Chr’ist nicht zu kaufen
Um aller Kronen Zier.

„Verbannt den Schmachgedanken,

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Ihm folgt nur Schmach und Reu,

Eh soll der Thurmberg wanken,
Als teutschen Weibes Treu!“

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 361. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_361.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)