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Und haben ihrer Minnen

Und Fehden sich gerühmt.

Da trat herein ein Pfäfflein,
Das sah gar traurig aus,
War abgezehrt und mager

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Wie eine Kirchenmaus.


Trat hin zu Markgraf Rudolf
Und faßte seinen Arm:
„Mein Fürst ich bin von Gottsau,
Ach, daß sich Gott erbarm’!

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Wir sind im größten Elend:

Leer ist mein armer Magen,
Wir haben nichts zu beißen
Und haben nichts zu nagen.

Wir haben keinen Schinken

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Und keinen Wein im Keller,

Wir haben viele Schulden
Und keinen rothen Heller.

Wir blöcken wie die Schafe
Nach etwas grünem Futter,

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Wir haben keinen Käse mehr

Und haben keine Butter.

Du sitzest da und freust dich
Des allerbesten Schmauses,
Gedenk’ auch deiner Mönche

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Und ihres Gotteshauses!


Bist du nicht reich? Dir zollen
Die Schiffe auf dem Rhein,
Und an des Stromes Ufern
Wächst dir der beste Wein.

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Doch wir sind arm und haben

Nicht Einen guten Bissen,

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 364. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_364.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)