Seite:Badisches Sagenbuch II 373.jpg

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Schrecken heim und erzählte dies, worauf es gleich seinen Vater hinführen mußte; allein die Jungfrau ließ sich nicht mehr blicken.

*) Wenn die weiße Frau in mehreren Sagen mit dem Monat Mai, mit Mai- oder anderen Blumen in Verbindung gebracht wird, so könnte sie wohl eine dunkle Erinnerung an die alte Göttin Wunna seyn, und der Schlüsselbund wäre von der Göttin Ostar entlehnt, da diese dem Monat April entspricht, welcher den Namen von aperiere, scil. terram, (erschließen, nämlich die Erde) haben soll.

(Mone).     

3. Wie schon manche Andere, sahen eines Mittags auch die zwei kleinen Mädchen des Gänsehirten die weiße Jungfrau herunter an den Bach kommen, sich daselbst kämmen und die Zöpfe flechten, Hände und Gesicht waschen und dann wieder auf den Schloßberg gehen. Dasselbe bemerkten sie auch am folgenden Mittag, und obgleich ihnen zu Hause scharf eingeprägt worden war, die Jungfrau beim Wiedersehen anzureden, unterließen sie’s aus Zaghaftigleit dennoch. Am dritten Tag’ erblickten sie die Jungfrau nicht mehr, fanden aber aus einem Steine mitten im Bach eine frischgebratene Leberwurst, die sie sich köstlich schmecken ließen.

4. Zwei Männer aus Grünwettersbach sahen eines Tages die Jungfrau einen Kübel voll Wasser, den sie am Bache gefüllt hatte, den Berg hinauftragen. An dem Kübel waren zwei breite Reife von lauterem Golde.

5. Nach Wolfartsweier kam einmal ein fahrender Schüler und sagte, daß in dem Gewölbe des Schloßberges sieben Kisten voll Gold lägen. Dieselben mit ihm herausgraben, sprach er den Leuten dringend zu, indem er ihnen bemerkte, daß alle Knochen und Scherben, welche zum Vorschein kommen würden, lauter Geld seyen. Weil aber damals nur wenige und reiche Bauern im Orte waren, wollte sich keiner derselben mit dem Schüler einlassen, und der Schatz blieb ungehoben. Lange Zeit nachher wurde in einer Adventsnacht, man weiß nicht von Wem? eine der Kisten gewonnen.[1]


  1. In diesen Sagen, wie in ähnlichen, ist der fahrende Schüler zur Hebung des Schatzes bestimmt, muß aber menschliche Beihülfe haben.
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 373. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_373.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)